Thematischer Pfadfinder zur Bibel | Roland Hofmann |
E Ethik des praktischen Alltagslebens Verhalten in konkreten Lebensbereichen E 22 Ethische Fragen in der Medizin
Ist es von der Bibel her moralisch vertretbar ein Organ zu spenden oder sich ein Spenderorgan implantieren zu lassen?
Folgende moralische Aspekte spielen für die Beantwortung eine Rolle:
1. | Das Organ könnte auf unmoralische Weise gewonnen worden sein, d. h. ein noch
nicht toter Mensch könnte bewusst getötet worden sein, um das Organ zu erhalten,
eventuell, um es zu verkaufen. Es könnte auch sein, dass ein Mensch in
finanzieller Not sich ein Organ entfernen ließ, um es zu verkaufen und so aus
seiner Not herauszukommen.
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2. | Es kann auch nach heutigem Stand der Medizin noch nicht absolut sicher gesagt
werden, ob ein Mensch endgültig tot ist, bzw. sein Tod nicht mehr verhindert
werden kann. Es kann daher sein, dass man sich um die Rettung eines schwer
erkrankten oder verletzten Menschen nicht mehr ernsthaft bemüht, weil die
Wahrscheinlichkeit, dass er gerettet werden kann, sehr gering ist, und man seine
Organe verwenden will. Die Entnahme eines Organs könnte möglicherweise den Tod
eines Menschen erst bewirken, auch wenn dies nicht absichtlich böswillig
geschieht. Die Organentnahme kann damit ungewollt einer Tötung entsprechen.
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3. | Die Demontage eines menschlichen Körpers, der von Gott geschaffen ist, und der
bei Christen der Tempel des Heiligen Geistes ist, könnte ein unerlaubter
Eingriff in Gottes Schöpfung sein.
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4. | Die Lebensverlängerung durch medizinische Mittel könnte ein unerlaubter
Eingriff in Gottes Souveränität über Leben und Tod sein.
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Nur wenn alle diese Punkte aus biblischer Sicht keine moralischen Hindernisse darstellen, kann die Hauptfrage mit ja beantwortet werden. Daher werden diese Punkte jetzt im einzelnen im Licht der Bibel untersucht.
Auch wenn die rein theologischen Aspekte, die hier im Folgenden betrachtet werden, einer Organtransplantation nicht grundsätzlich entgegenstehen, so gibt es doch viele andere Aspekte, die diese Methode der Medizin problematisch machen.
Ausführliche Informationen unter:
Töten von Menschen ist verboten |
Ausnahmen waren im AT nur:
Todesstrafe | |
Töten in einem von Gott befohlenen Krieg |
Siehe dazu auch: | H 4.2.4 Landgabe, Vertreibung und Vernichtung heidnischer Völker |
Töten aus Habgier ist daher Mord und damit ein Verbrechen. Wenn also bekannt ist, dass ein Organ auf diese Weise gewonnen wird, dann ist eine Organtransplantation eindeutig Sünde.
Zum Aspekt der Ausnutzung einer Notlage eines Menschen, um an ein Organ zu kommen:
Wer einen Sklaven körperlich schädigt, muss ihn frei lassen | |
Aus Not verkauftes Land muss im Erlassjahr zurückgegeben werden | |
Einen Verarmten als Sklaven zu kaufen, ist erlaubt,... | |
...aber er muss später freigelassen werden | |
Ausbeutung ist verboten |
Die Transplantation eines Organs, das ein Verarmter sich aus finanzieller Not hat entnehmen lassen, ist zumindest ethisch äußerst bedenklich, wenn man obige Bibelstellen in Betracht zieht.
Was aber, wenn die Staatsgesetze die oben behandelten unmoralischen Fälle von Organentnahmen verbieten und eine Organentnahme nur dann erlauben, wenn nach dem aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft der Spender tot ist. Angenommen, die Gesetze werden in der Regel befolgt und überwacht, und könnten nur in Ausnahmefällen mal übertreten werden. Dieser Fall ist vergleichbar mit der Frage der Korinther nach der Quelle von Fleisch auf dem Markt, das möglicherweise Götzen geweiht sein konnte. Die Antwort von Paulus zu dieser Frage:
Nicht prüfen; nur wenn gesagt wird, dass es Götzenfleisch, dann nicht essen |
Gott akzeptiert die mögliche Fehlerhaftigkeit menschlichen Urteilsvermögens sogar bei der Todesstrafe, die im AT vielfach vorgeschrieben ist:
Die Gefahr falscher Zeugen nimmt Gott in Kauf | |
Leben oder Tod hängt von zwei menschlichen Zeugen ab |
Die Entscheidung über die Todesstrafe ist wesentlich unsicherer als die Feststellung des Todes mit heutigen medizinischen Mitteln.
Menschliche Methode zur Feststellung des Todes als Beweis für Tod Jesu |
Der Körper zerfällt bei der Verwesung ohnehin und löst sich auf. Christen bekommen bei der Auferstehung, bzw. Entrückung einen neuen Auferstehungsleib:
Der Auferstehungsleib ist ganz anders als der natürliche Leib |
Etwas von sich selbst für andere zu opfern ist ein positives biblisches Prinzip:
Jesus selbst hat nicht nur ein Organ (z. B. sein Blut),... | |
...sondern seinen ganzen Leib für alle Menschen geopfert | |
Auch wir sollen unser Leben für Brüder lassen, wenn erforderlich |
Siehe auch: | I 1.10 Das Blut Jesu |
A 34.6 Jesus starb stellvertretend für uns |
Die Tätigkeit des Arztes, die ja das Leben durch Heilung von Krankheiten nicht nur angenehmer macht, sondern oft auch verlängert, wird in der Bibel an keiner Stelle verboten oder als unmoralisch dargestellt, im Gegenteil.
Lukas, der Mitarbeiter des Paulus, war Arzt | |
Paulus weist Timotheus an, eine medizinische Maßnahme anzuwenden |
Nicht nur Jesus selbst, sondern auch die Apostel heilen mit Gottes Hilfe und wecken sogar Tote auf:
Petrus heilt einen gelähmten Bettler | |
Massenhafte Heilungen durch die Apostel | |
Petrus heilt einen bettlägerigen Kranken | |
Petrus erweckt eine Tote | |
Paulus erweckt einen durch Unfall Verstorbenen |
Gott duldet es, dass seine Gebote um der Erhaltung eines menschlichen Lebens willen, übertreten werden. Er ist also an der Erhaltung des Lebens interessiert und wertet es höher als die Einhaltung von Regeln.
Siehe dazu: | E 22.2 Ist Blutspende und Bluttransfusion erlaubt? |
Thematischer Pfadfinder zur Bibel | Roland Hofmann |
© 2020 Roland Hofmann, Fürth
Generiert am 06.01.2020 16:47:20