| I. Kindheitsgeschichte Jesu (Kap. 1-2) |
1 | Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes (= Nachkommen) Davids, des Sohnes (= Nachkommen) Abrahams: |
2 | Abraham war der Vater Isaaks; Isaak der Vater Jakobs; Jakob der Vater Judas und seiner Brüder; |
3 | Juda war der Vater des Phares und des Zara, deren Mutter Thamar war; Phares war der Vater Esroms; Esrom der Vater Arams; |
4 | Aram der Vater Aminadabs; Aminadab der Vater Naassons; Naasson der Vater Salmons; |
5 | Salmon der Vater des Boas, dessen Mutter Rahab war; Boas der Vater Obeds, dessen Mutter Ruth war; Obed war der Vater Isais (oder: Jesses); |
6 | Isai war der Vater des Königs David. David war der Vater Salomos, dessen Mutter (Bathseba) die Frau Urias gewesen war; |
7 | Salomo war der Vater Rehabeams; Rehabeam der Vater Abias; Abia der Vater Asas; |
8 | Asa der Vater Josaphats; Josaphat der Vater Jorams; Joram der Vater Ussias; |
9 | Ussia der Vater Jothams; Jotham der Vater des Ahas; Ahas der Vater Hiskias; |
10 | Hiskia der Vater Manasses; Manasse der Vater des Amon; Amon der Vater Josias; |
11 | Josia der Vater Jechonjas und seiner Brüder zur Zeit der Wegführung nach Babylon (oder: der babylonischen Gefangenschaft). |
12 | Nach der babylonischen Gefangenschaft war Jechonja der Vater Salathiels; Salathiel der Vater Serubabels; |
13 | Serubabel der Vater Abihuds; Abihud der Vater Eljakims; Eljakim der Vater Azors; |
14 | Azor der Vater Sadoks; Sadok der Vater Achims; Achim der Vater Elihuds; |
15 | Elihud der Vater Eleasars; Eleasar der Vater Matthans; Matthan der Vater Jakobs; |
16 | Jakob der Vater Josephs, des Ehemannes der Maria, von welcher Jesus geboren wurde, der da Christus (oder: der Messias, d.h. der Gesalbte) genannt wird. |
17 | Man sieht: von Abraham bis David sind es im ganzen vierzehn Geschlechter, von David bis zur babylonischen Gefangenschaft ebenfalls vierzehn Geschlechter, endlich von der babylonischen Gefangenschaft bis auf Christus nochmals vierzehn Geschlechter. |
18 | Mit der Geburt Jesu Christi aber verhielt es sich so: Als seine Mutter Maria mit Joseph verlobt war, stellte es sich heraus, noch ehe sie zusammengekommen (= zusammengezogen) waren, daß sie vom heiligen Geist guter Hoffnung war. |
19 | Da faßte Joseph, ihr Verlobter, der ein rechtschaffener Mann war und sie nicht in üblen Ruf bringen wollte, den Entschluß, sich ohne Aufsehen zu erregen von ihr loszusagen. |
20 | Doch als er sich mit solchen Gedanken trug, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte zu ihm: »Joseph, Sohn (= Nachkomme) Davids, trage keinerlei Bedenken, Maria, deine Verlobte, als Ehefrau zu dir zu nehmen! Denn das von ihr zu erwartende Kind stammt vom heiligen Geist. |
21 | Sie wird Mutter eines Sohnes werden, dem du den Namen Jesus geben sollst; denn er ist es, der sein Volk von ihren Sünden erretten wird.« (Ps 130,8) |
22 | Dies alles ist aber geschehen, damit das Wort erfüllt würde, das der Herr durch den Propheten gesprochen hat, der da sagt (Jes 7,14): |
23 | »Siehe, die Jungfrau wird guter Hoffnung und Mutter eines Sohnes werden, dem man den Namen Immanuel geben wird«, das heißt übersetzt: ›Mit uns ist Gott.‹ – |
24 | Als Joseph dann aus dem Schlaf erwacht war, tat er, wie der Engel des Herrn ihm geboten hatte: er nahm seine Verlobte (als Gattin) zu sich, |
25 | verkehrte aber nicht ehelich mit ihr, bis sie einen Sohn geboren hatte; dem gab er den Namen Jesus. |
1 | Als nun Jesus zu Bethlehem in Judäa in den Tagen (= unter der Regierung) des Königs Herodes geboren war, da kamen Weise aus dem Osten (oder: Morgenlande) nach Jerusalem |
2 | und fragten: »Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben nämlich seinen Stern im Aufgehen (oder: im Osten) gesehen und sind hergekommen, um ihm unsere Huldigung darzubringen.« |
3 | Als der König Herodes das vernahm, erschrak er sehr und ganz Jerusalem mit ihm; |
4 | und er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volks zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo Christus (= der Messias; vgl. 1,16) geboren werden sollte. |
5 | Sie antworteten ihm: »Zu Bethlehem in Judäa; denn so steht bei dem Propheten geschrieben (Mi 5,1): |
6 | ›Du, Bethlehem im Lande Judas, du bist durchaus nicht die unbedeutendste unter den Fürstenstädten Judas; denn aus dir wird ein Führer (oder: Fürst) hervorgehen, der mein Volk Israel weiden (= als Hirte leiten) wird.‹« |
7 | Daraufhin berief Herodes die Weisen heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau die Zeit angeben, wann der Stern erschienen wäre; |
8 | dann wies er sie nach Bethlehem und sagte: »Zieht hin und stellt genaue Nachforschungen nach dem Kindlein an; und wenn ihr es gefunden habt, so teilt es mir mit, damit auch ich hingehe und ihm meine Huldigung darbringe.« |
9 | Als sie das vom Könige gehört hatten, machten sie sich auf den Weg; und siehe da, der Stern, den sie im Osten (oder: bei seinem Aufgang) gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er endlich über dem Ort stehen blieb, wo das Kindlein sich befand. |
10 | Als sie den Stern erblickten, wurden sie hoch erfreut. |
11 | Sie traten in das Haus ein und sahen das Kindlein bei seiner Mutter Maria, warfen sich vor ihm nieder und huldigten ihm; alsdann taten sie ihre Schatzbeutel auf und brachten ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe. |
12 | Weil sie hierauf im Traume die göttliche Weisung erhielten, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Wege in ihr Heimatland zurück. |
13 | Als sie nun weggezogen waren, da erschien ein Engel des Herrn dem Joseph im Traume und gebot ihm: »Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und fliehe nach Ägypten und bleibe so lange dort, bis ich’s dir sage! Denn Herodes geht damit um, nach dem Kindlein suchen zu lassen, um es umzubringen.« |
14 | Da stand Joseph auf, nahm in der Nacht das Kindlein und seine Mutter mit sich und entwich nach Ägypten; |
15 | dort blieb er bis zum Tode des Herodes. So sollte sich das Wort erfüllen, das der Herr durch den Propheten gesprochen hat, der da sagt (Hos 11,1): »Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.« |
16 | Als Herodes sich nun von den Weisen hintergangen sah, geriet er in heftigen Zorn; er sandte (Diener) hin und ließ in Bethlehem und dem ganzen Umkreis des Ortes sämtliche Knaben im Alter von zwei und weniger Jahren töten, entsprechend der Zeit, die er sich von den Weisen genau hatte angeben lassen. |
17 | Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia (Jer 31,15) gesagt ist, der spricht: |
18 | »Ein Geschrei hat man in Rama vernommen, lautes Weinen und viel Wehklagen: Rahel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, daß sie nicht mehr da sind.« |
19 | Als Herodes aber gestorben war, da erschien ein Engel des Herrn dem Joseph in Ägypten im Traum |
20 | und gebot ihm: »Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und ziehe heim ins Land Israel; denn die sind gestorben, die dem Kindlein nach dem Leben getrachtet haben.« (2.Mose 4,19) |
21 | Da stand Joseph auf, nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich und kehrte in das Land Israel zurück. |
22 | Als er aber vernahm, daß Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes König über Judäa sei, trug er Bedenken, dorthin zu gehen. Vielmehr begab er sich infolge einer göttlichen Weisung, die er im Traum erhalten hatte, in die Landschaft Galiläa |
23 | und ließ sich dort in einer Stadt namens Nazareth nieder. So ging das Prophetenwort in Erfüllung, daß er den Namen ›Nazarener‹ führen werde. |
| II. Johannes, der Vorläufer Jesu. Die Weihe des Messias (3,1-4,11) |
1 | In jenen Tagen trat aber Johannes der Täufer öffentlich auf und predigte in der Wüste von Judäa: |
2 | »Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!« |
3 | Dieser (Johannes) ist nämlich der Mann, auf den sich das Wort des Propheten Jesaja bezieht, der da sagt (Jes 40,4): »Eine Stimme ruft laut in der Wüste: ›Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade (oder: ebnet ihm) seine Pfade!‹« |
4 | Johannes selbst aber trug ein Gewand von Kamelhaaren und einen Ledergurt um seine Hüften; seine Nahrung bestand in Heuschrecken und wildem Honig. |
5 | Da zog denn Jerusalem und ganz Judäa und die ganze Gegend am Jordan zu ihm hinaus |
6 | und ließen sich im Jordanfluß von ihm taufen, indem sie ihre Sünden offen bekannten. |
7 | Als er aber einmal viele Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah, sagte er zu ihnen: »Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch auf den Gedanken gebracht, dem drohenden Zorngericht zu entfliehen? |
8 | So schafft denn Früchte, die der Buße würdig sind (oder: entsprechen), |
9 | und laßt euch nicht in den Sinn kommen, bei euch zu sagen (oder: zu denken): ›Wir haben ja Abraham zum Vater.‹ Denn ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus den Steinen hier Kinder zu erwecken. |
10 | Schon ist aber den Bäumen die Axt an die Wurzel gelegt, und jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. |
11 | Ich taufe euch nur mit Wasser zur Buße (vgl. V.8); der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht gut genug, ihm seine Schuhe abzunehmen (oder: nachzutragen): der wird euch mit heiligem Geist und mit Feuer taufen. |
12 | Er hat die Worfschaufel in seiner Hand und wird seine Tenne gründlich reinigen; seinen Weizen wird er in die Scheune sammeln, die Spreu aber mit unlöschbarem Feuer verbrennen.« |
13 | Damals kam Jesus von Galiläa her an den Jordan zu Johannes, um sich (auch) von ihm taufen zu lassen. |
14 | Der wollte ihm aber nicht zu Willen sein und sagte: »Ich müßte von dir getauft werden, und du kommst zu mir?« |
15 | Doch Jesus gab ihm zur Antwort: »Laß es für diesmal geschehen (oder: so sein), denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.« Da gab Johannes ihm nach. |
16 | Als Jesus aber getauft und soeben aus dem Wasser gestiegen war, siehe, da taten sich ihm die Himmel auf, und er (Johannes oder Jesus) sah den Geist Gottes wie eine Taube herabschweben und auf ihn (oder: sich) kommen. |
17 | Und siehe, eine Stimme erscholl aus den Himmeln: »Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe!« |
1 | Hierauf wurde Jesus vom Geist (3,16) in die Wüste hinaufgeführt, um vom Teufel versucht zu werden; |
2 | und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn zuletzt. |
3 | Da trat der Versucher an ihn heran und sagte zu ihm: »Bist du Gottes Sohn, so gebiete, daß diese Steine zu Broten werden.« |
4 | Er aber gab ihm zur Antwort: »Es steht geschrieben (5.Mose 8,3): ›Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ergeht.‹« |
5 | Hierauf nahm ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt, stellte ihn dort auf die Zinne des Tempels |
6 | und sagte zu ihm: »Bist du Gottes Sohn, so stürze dich hier hinab! Denn es steht geschrieben (Ps 91,11-12): ›Er wird seine Engel für dich entbieten, und sie werden dich auf den Armen tragen, damit du mit deinem Fuß an keinen Stein stoßest.‹« |
7 | Jesus antwortete ihm: »Es steht aber auch geschrieben (5.Mose 6,16): ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!‹« |
8 | Nochmals nahm ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Königreiche der Welt samt ihrer Herrlichkeit |
9 | und sagte zu ihm: »Dies alles will ich dir geben, wenn du dich niederwirfst und mich anbetest.« |
10 | Da antwortete ihm Jesus: »Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben (5.Mose 6,13): ›Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen!‹« |
11 | Nun ließ der Teufel von ihm ab, und siehe, Engel traten zu ihm und leisteten ihm Dienste. |
| III. Das Wirken Jesu in Galiläa (4,12-11,1) |
12 | Als Jesus aber von der Gefangennahme des Johannes Kunde erhielt, zog er sich nach Galiläa zurück; |
13 | er verließ jedoch Nazareth und verlegte seinen Wohnsitz nach Kapernaum, das am See (Genezaret) liegt im Gebiet (d.h. Grenzgebiet) von Sebulon und Naphthali, |
14 | damit das Wort des Propheten Jesaja erfüllt werde (Jes 8,23; 9,1-2), das da lautet: |
15 | »Das Land Sebulon und das Land Naphthali, das nach dem See zu liegt, das Land jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden, |
16 | das Volk, das im Finstern saß, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die im Lande und Schatten des Todes saßen, ist ein Licht aufgegangen.« |
17 | Von dieser Zeit an begann Jesus die Heilsbotschaft mit den Worten zu verkündigen: »Tut Buße (vgl. 3,2), denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!« |
18 | Als er nun (eines Tages) am Ufer des Galiläischen Sees hinging, sah er zwei Brüder, Simon, der auch den Namen Petrus (d.h. Fels, Felsenmann) führt, und seinen Bruder Andreas, die ein Netz in den See auswarfen; sie waren nämlich Fischer. |
19 | Er sagte zu ihnen: »Kommt, folgt mir nach, so will ich euch zu Menschenfischern machen!« |
20 | Da ließen sie sogleich ihre Netze liegen und folgten ihm nach. |
21 | Als er dann von dort weiterging, sah er ein anderes Brüderpaar, nämlich Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes, die im Boot mit ihrem Vater Zebedäus ihre Netze instand setzten; und er berief auch sie. |
22 | Da verließen sie sogleich das Boot und ihren Vater und folgten ihm nach. |
23 | Jesus zog dann in ganz Galiläa umher, indem er in ihren (= den dortigen) Synagogen lehrte, die Heilsbotschaft vom Reiche (Gottes) verkündigte und alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk heilte; |
24 | und der Ruf von ihm verbreitete sich durch ganz Syrien, und man brachte alle, die an den verschiedenartigsten Krankheiten litten und mit schmerzhaften Übeln behaftet waren, Besessene, Fallsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie. |
25 | So begleiteten ihn denn große Volksscharen aus Galiläa und aus dem Gebiet der Zehn-Städte sowie aus Jerusalem und Judäa und aus dem Ostjordanland. |
1 | Als Jesus nun die Volksscharen sah, ging er ins Gebirge (oder: auf den Berg) hinauf, und nachdem er sich dort gesetzt hatte, traten seine Jünger (d.h. Schüler, Zuhörer) zu ihm. |
2 | Da tat er seinen Mund auf und lehrte sie mit den Worten: |
3 | »Selig sind die geistlich Armen, denn ihnen wird das Himmelreich zuteil! |
4 | Selig sind die Bekümmerten, denn sie werden getröstet werden! – |
5 | Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land ererben (oder: die Erde besitzen)! |
6 | Selig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden! – |
7 | Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen! |
8 | Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen! |
9 | Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Söhne Gottes (vgl. 5,45) heißen! – |
10 | Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung erleiden, denn ihnen wird das Himmelreich zuteil! |
11 | Selig seid ihr, wenn man euch um meinetwillen schmäht und verfolgt und euch lügnerisch alles Böse nachredet! |
12 | Freuet euch darüber und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel! Ebenso hat man ja auch die Propheten vor euch verfolgt.« |
13 | »Ihr seid das Salz der Erde (= für die Erde)! Wenn aber das Salz fade (= salzlos) geworden ist, womit soll es wieder gesalzen werden (d.h. seine Salzkraft zurückerhalten)? Es taugt zu nichts mehr, als aus dem Hause geworfen und von den Leuten zertreten zu werden (Mk 9,50; Lk 14,34-35). – |
14 | Ihr seid das Licht der Welt! Eine Stadt, die oben auf einem Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben. |
15 | Man zündet auch nicht ein Licht an und stellt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter (d.h. Lichtständer): dann leuchtet es allen, die im Hause sind (Mk 4,21; Lk 8,16; 11,33). |
16 | Ebenso soll auch euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der im Himmel ist, preisen.« |
| Um Erfüllung der Gebote handelt es sich |
17 | »Denkt nicht, daß ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen (= aufzuheben)! Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen (d.h. zur Erfüllung zu bringen). |
18 | Denn wahrlich ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird vom Gesetz nicht ein einziges Jota (d.h. der kleinste Buchstabe) und kein Strichlein vergehen (= aufgehoben werden), bis alles in Erfüllung gegangen ist. |
19 | Wer also ein einziges von diesen Geboten – und wäre es das geringste – auflöst (= aufhebt) und die Menschen demgemäß lehrt, der wird der Geringste (oder: Kleinste) im Himmelreich heißen; wer sie aber tut und (die Menschen) so lehrt, der wird groß im Himmelreich heißen. |
20 | Denn ich sage euch: Wenn es mit eurer Gerechtigkeit nicht weit besser bestellt ist als bei den Schriftgelehrten und Pharisäern, so werdet ihr nimmermehr ins Himmelreich eingehen!« |
| Das wird an einigen mosaischen Geboten gezeigt |
21 | »Ihr habt gehört, daß den Alten (= Vorfahren) geboten worden ist (2.Mose 20,13; 21,12): ›Du sollst nicht töten‹, wer aber tötet, soll dem Gericht verfallen sein. |
22 | Ich dagegen sage euch: Wer seinem Bruder auch nur zürnt, der soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder ›Dummkopf‹ sagt, soll dem Hohen Rat verfallen sein; und wer ›du Narr‹ (= Gottloser) zu ihm sagt, soll der Feuerhölle (= Gehenna) verfallen sein. |
23 | Wenn du also deine Opfergabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, |
24 | so laß deine Gabe dort vor dem Altar und gehe zunächst hin und versöhne dich mit deinem Bruder; alsdann geh hin und opfere deine Gabe! |
25 | Sei zum Vergleich mit deinem Widersacher (= Prozeßgegner) ohne Säumen bereit, solange du mit ihm noch auf dem Wege (zum Richter) bist, damit dein Widersacher dich nicht dem Richter übergibt und der Richter dich dem Gerichtsdiener (überantwortet) und du ins Gefängnis gesetzt wirst. |
26 | Wahrlich ich sage dir: Du wirst von dort sicherlich nicht herauskommen, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast (vgl. Lk 12,58-59). |
27 | Ihr habt gehört, daß (den Alten) geboten worden ist (2.Mose 20,14): ›Du sollst nicht ehebrechen!‹ |
28 | Ich dagegen sage euch: Wer eine Ehefrau auch nur mit Begehrlichkeit anblickt, hat damit schon in seinem Herzen Ehebruch an ihr begangen. |
29 | Wenn dich also dein rechtes Auge ärgert (oder: zum Bösen verführen will), so reiß es aus und wirf es weg von dir; denn es ist besser für dich, daß eines deiner Glieder (dir) verloren geht, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. |
30 | Und wenn deine rechte Hand dich ärgert (oder: zum Bösen verführen will), so haue sie ab und wirf sie weg von dir; denn es ist besser für dich, daß eines deiner Glieder (dir) verloren geht, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. – |
31 | Ferner ist (zu den Alten) gesagt worden (5.Mose 24,1): ›Wer seine Ehefrau entläßt (oder: sich von seiner Frau scheiden will), der soll ihr einen Scheidebrief geben!‹ |
32 | Ich dagegen sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet – außer auf Grund von Unzucht –, der verschuldet es, daß dann Ehebruch mit ihr verübt wird; und wer eine entlassene (oder: geschiedene) Frau heiratet, der begeht Ehebruch. |
33 | Ihr habt weiter gehört, daß den Alten geboten worden ist (3.Mose 19,12; 4.Mose 30,3-4): ›Du sollst nicht falsch schwören‹, ›sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen!‹ |
34 | Ich dagegen sage euch: Ihr sollt überhaupt nicht schwören, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, |
35 | noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs (d.h. Gottes). |
36 | Auch bei deinem Haupte sollst du nicht schwören, denn du vermagst kein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. |
37 | Eure Rede sei vielmehr ›ja ja – nein nein‹; jeder weitere Zusatz ist vom Übel (oder: stammt vom Bösen). |
38 | Ihr habt gehört, daß (den Alten) geboten worden ist (2.Mose 21,24; 3.Mose 24,19-20): ›Auge um (= gegen) Auge und Zahn um (= gegen) Zahn!‹ |
39 | Ich dagegen sage euch: Ihr sollt dem Bösen (= der Bosheit) keinen Widerstand leisten; sondern wer dich auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin, |
40 | und wer mit dir einen Rechtsstreit anfangen und dir den Rock nehmen (= pfänden) will, dem überlaß auch noch den Mantel, |
41 | und wer dich zu einer Meile Weges nötigt (= preßt), mit dem gehe zwei. |
42 | Wer dich (um etwas) bittet, dem gib, und wer (Geld) von dir borgen will, den weise nicht ab! |
43 | Ihr habt gehört, daß (den Alten) geboten worden ist (3.Mose 19,18); ›Du sollst deinen Nächsten lieben, und deinen Feind hassen!‹ |
44 | Ich dagegen sage euch: Liebet eure Feinde und betet für eure Verfolger, |
45 | damit ihr euch als Söhne (bzw. Kinder) eures himmlischen Vaters erweist. Denn er läßt seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und läßt regnen auf Gerechte und Ungerechte. |
46 | Denn wenn ihr (nur) die liebt, die euch lieben, welches Verdienst habt ihr da (oder: welchen Lohn habt ihr dafür zu erwarten)? Tun das nicht auch die Zöllner? |
47 | Und wenn ihr nur eure Freunde grüßt, was tut ihr da Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? |
48 | Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.« |
| Gebt acht beim Almosengeben |
1 | »Gebt acht darauf, daß ihr eure Gerechtigkeit (= Wohltätigkeit, das Spenden von Almosen) nicht vor den Leuten ausübt, um von ihnen gesehen zu werden: sonst habt ihr keinen Lohn (zu erwarten) bei eurem Vater im Himmel! |
2 | Wenn du also Almosen spenden willst, so laß nicht vor dir her posaunen, wie es die Heuchler (oder: Scheinheiligen) in den Synagogen und auf den Straßen tun, um von den Leuten gerühmt zu werden. Wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin (= damit schon empfangen). |
3 | Nein, wenn du Almosen gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, |
4 | damit deine Wohltätigkeit im Verborgenen geschehe (oder: bleibe); dein Vater aber, der auch ins Verborgene hineinsieht, wird es dir alsdann vergelten.« |
| Gebt acht beim Beten (das Vaterunser mit angeschlossener Mahnung) |
5 | »Auch wenn ihr betet, sollt ihr es nicht wie die Heuchler machen; denn sie stellen sich gern in den Synagogen und an den Straßenecken auf und beten dort, um den Leuten in die Augen zu fallen; wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. |
6 | Du aber, wenn du beten willst, so geh in deine Kammer, schließe deine Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; dein Vater aber, der auch ins Verborgene hineinsieht, wird es dir alsdann vergelten. |
7 | Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden; denn sie meinen, Erhörung zu finden, wenn sie viele Worte machen. |
8 | Darum macht es nicht wie sie; euer Vater weiß ja, was ihr bedürft, ehe ihr ihn bittet. |
9 | Darum sollt ihr so beten:›Unser Vater, der du bist im Himmel: Geheiligt werde dein Name! |
10 | Dein Reich komme! Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf der Erde! |
11 | Unser auskömmliches Brot gib uns heute! |
12 | Und vergib uns unsere Schulden (= Verschuldungen), wie auch wir sie unsern Schuldnern vergeben haben! |
13 | Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen!‹ |
14 | Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater sie auch euch vergeben; |
15 | wenn ihr sie aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater euch eure Verfehlungen auch nicht vergeben.« |
| Gebt acht beim Fasten |
16 | »Weiter: Wenn ihr fastet, sollt ihr kein finsteres Gesicht machen wie die Heuchler; denn sie geben sich ein trübseliges Aussehen, um sich den Leuten mit ihrem Fasten zur Schau zu stellen. Wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. |
17 | Du aber, wenn du fastest, salbe dir das Haupt und wasche dir das Gesicht, |
18 | um dich nicht mit deinem Fasten den Leuten zu zeigen, sondern deinem Vater, der im Verborgenen ist; dein Vater aber, der auch ins Verborgene hineinsieht, wird es dir alsdann vergelten.« |
| Diese Gerechtigkeit bildet den unvergänglichen Reichtum der Jünger |
19 | »Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motten und Rost (oder: Wurmfraß) sie vernichten und wo Diebe einbrechen und stehlen! |
20 | Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost (oder: Wurmfraß) sie vernichten und wo keine Diebe einbrechen und stehlen! |
21 | Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein. – |
22 | Die Leuchte des Leibes ist das Auge. Wenn nun dein Auge richtig (oder: gesund) ist, so wird dein ganzer Leib voll Licht sein (oder: helles Licht haben); |
23 | wenn aber dein Auge nichts taugt, so wird dein ganzer Leib finster (oder: in Dunkelheit) sein. Wenn also das in dir befindliche Licht Dunkelheit ist, wie groß muß dann die Dunkelheit sein! – |
24 | Niemand kann (gleichzeitig) zwei (sich widerstreitenden) Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen ergeben sein und den andern mißachten: ihr könnt nicht (gleichzeitig) Gott und dem Mammon dienen.« |
| Das Trachten nach dieser Gerechtigkeit überhebt die Jünger Jesu der irdischen Sorgen |
25 | »Deswegen sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen sollt. Ist nicht das Leben wertvoller als die Nahrung und der Leib wertvoller als die Kleidung? |
26 | Seht die Vögel des Himmels an: sie säen nicht und ernten nicht und sammeln nichts in Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr wert als sie? |
27 | Wer von euch vermöchte aber mit all seinem Sorgen der Länge seiner Lebenszeit auch nur eine einzige Spanne zuzusetzen? |
28 | Und was macht ihr euch Sorge um die Kleidung? Betrachtet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht und spinnen nicht; |
29 | und doch sage ich euch: Auch Salomo in aller seiner Pracht ist nicht so herrlich gekleidet gewesen wie eine von ihnen. |
30 | Wenn nun Gott schon das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet: wird er das nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubigen? |
31 | Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: ›Was sollen wir essen, was trinken, womit sollen wir uns kleiden?‹ |
32 | Denn auf alles derartige sind die Heiden bedacht. Euer himmlischer Vater weiß ja, daß ihr dies alles bedürft. |
33 | Nein, trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch all das andere obendrein gegeben werden. |
34 | Macht euch also keine Sorgen um den morgenden Tag! Denn der morgende Tag wird seine eigenen Sorgen haben; jeder Tag hat an seiner eigenen Mühsal genug.« |
| Es macht sie zurückhaltend den Fehlern der Brüder gegenüber und vorsichtig in ihren Darbietungen an die Feinde ihres kostbaren Schatzes |
1 | »Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! |
2 | Denn mit demselben Gericht (oder: Urteil), mit dem ihr richtet, werdet ihr wieder gerichtet werden, und mit demselben Maße, mit dem ihr meßt, wird euch wieder gemessen werden (Mk 4,24). |
3 | Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht wahrnimmst? |
4 | Oder wie darfst du zu deinem Bruder sagen: ›Laß mich den Splitter aus deinem Auge ziehen‹? Und dabei steckt der Balken in deinem Auge! |
5 | Du Heuchler, ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, dann magst du zusehen, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst. – |
6 | Gebt das Heilige nicht den Hunden preis und werft eure Perlen (vgl. 13,45-46) nicht den Schweinen vor, damit diese sie nicht mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen.« |
| Es macht sie fleißig im Gebet zu Gott |
7 | »Bittet, so wird euch gegeben werden; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan werden! |
8 | Denn wer da bittet, der empfängt, und wer da sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan werden. |
9 | Oder wo wäre jemand unter euch, der seinem Sohne, wenn er ihn um Brot bittet, einen Stein reichte? |
10 | Oder der, wenn er ihn um einen Fisch bittet, ihm eine Schlange gäbe? |
11 | Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben versteht; wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten!« |
| Die »goldene Regel« für die Übung der Nächstenliebe. Der schmale und der breite Weg |
12 | »Alles nun, was ihr von den Menschen (= von anderen) erwartet, das erweist auch ihr ihnen ebenso; denn darin besteht (die Erfüllung) des Gesetzes und der Propheten. – |
13 | Gehet (in das Reich Gottes) durch die enge Pforte ein; denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der ins Verderben führt, und es sind ihrer viele, die auf ihm hineingehen. |
14 | Eng ist dagegen die Pforte und schmal der Weg, der ins Leben führt, und nur wenige sind es, die ihn finden.« (Lk 13,24) |
| Warnung vor den Scheinpropheten (d.h. falschen Lehrern), die an den Früchten ihres Lebens erkannt werden |
15 | »Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, im Inneren aber räuberische Wölfe sind. |
16 | An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Kann man etwa Trauben lesen von Dornbüschen oder Feigen von Disteln? |
17 | So bringt jeder gute (= gesunde) Baum gute Früchte, ein fauler (= kernfauler, mit verdorbenen Säften) Baum aber bringt schlechte Früchte; |
18 | ein guter Baum kann keine schlechten Früchte bringen, und ein fauler Baum kann keine guten Früchte bringen. |
19 | Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. |
20 | Also: an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.« |
| Nicht die nur mit dem Mund sich zum Heiland Bekennenden bestehen im Endgericht – die Täter des Wortes haben auf Felsgrund gebaut |
21 | »Nicht alle, die ›Herr, Herr‹ zu mir sagen, werden (darum schon) ins Himmelreich eingehen, sondern nur, wer den Willen meines himmlischen Vaters tut. |
22 | Viele werden an jenem Tage (d.h. am Tage des Gerichts) zu mir sagen: ›Herr, Herr, haben wir nicht kraft deines Namens prophetisch geredet und kraft deines Namens böse Geister ausgetrieben und kraft deines Namens viele Wundertaten vollführt?‹ |
23 | Aber dann werde ich ihnen erklären: ›Niemals habe ich euch gekannt; hinweg von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit!‹ (Ps 6,9) |
24 | Darum wird jeder, der diese meine Worte hört und nach ihnen tut, einem klugen Mann gleichen, der sein Haus auf Felsengrund gebaut hat. |
25 | Da strömte der Platzregen herab, es kamen die Wasserströme, es wehten die Winde und stießen an (= gegen) jenes Haus; doch es stürzte nicht ein, denn es war auf den Felsen gegründet. |
26 | Wer jedoch diese meine Worte hört und nicht nach ihnen tut, der gleicht einem törichten Manne, der sein Haus auf den Sand gebaut hat. |
27 | Da strömte der Platzregen herab, es kamen die Wasserströme, es wehten die Winde und stürmten gegen jenes Haus: da stürzte es ein, und sein Zusammensturz (= Trümmerhaufen) war gewaltig.« |
28 | Als Jesus diese Rede beendet hatte, waren die Volksscharen über seine Lehre ganz betroffen; |
29 | denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche) Vollmacht hat, ganz anders als ihre Schriftgelehrten. |
1 | Als er dann vom Berge herabgestiegen war, folgten ihm große Volksscharen nach. |
2 | Da trat ein Aussätziger herzu, warf sich vor ihm nieder und sagte: »Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.« |
3 | Jesus streckte seine Hand aus, faßte ihn an und sagte: »Ich will’s, werde rein!« Da wurde er sogleich von seinem Aussatz rein. |
4 | Darauf sagte Jesus zu ihm: »Hüte dich, jemandem etwas davon zu sagen! Gehe vielmehr hin, zeige dich dem Priester und bringe die Opfergabe dar, die Mose (3.Mose 13,49; 14,2-32) geboten hat, zum Zeugnis (= Erweis) für sie!« |
5 | Als er hierauf nach Kapernaum hineinkam, trat ein Hauptmann zu ihm und bat ihn |
6 | mit den Worten: »Herr, mein Diener (= Bursche) liegt gelähmt bei mir zu Hause darnieder und leidet schreckliche Schmerzen.« |
7 | Jesus antwortete ihm: »Ich will kommen und ihn heilen.« |
8 | Der Hauptmann aber entgegnete: »Herr, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach trittst; nein, gebiete nur mit einem Wort, dann wird mein Diener gesund werden. |
9 | Ich bin ja auch ein Mann, der unter höherem Befehl steht, und habe Mannschaften unter mir, und wenn ich zu dem einen sage: ›Gehe!‹, so geht er, und zu dem andern: ›Komm!‹, so kommt er, und zu meinem Diener: ›Tu das!‹, so tut er’s.« |
10 | Als Jesus das hörte, verwunderte er sich und sagte zu seinen Begleitern: »Wahrlich ich sage euch: In Israel habe ich bei niemand solchen Glauben gefunden. |
11 | Ich sage euch aber: Viele werden von Osten und Westen kommen und sich mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zum Mahl niederlassen (Lk 13,28-29); |
12 | aber die Söhne des Reiches werden in die Finsternis draußen hinausgestoßen werden; dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.« |
13 | Zu dem Hauptmann aber sagte Jesus: »Geh hin (= heim)! Wie du geglaubt hast, so geschehe dir!« Und sein Diener wurde zur selben Stunde gesund. |
14 | Als Jesus dann in das Haus des Petrus gekommen war, sah er dessen Schwiegermutter fieberkrank zu Bett liegen. |
15 | Er faßte sie bei der Hand, da wich das Fieber von ihr: sie stand auf und bediente ihn (bei der Mahlzeit). |
16 | Als es dann Abend geworden war, brachte man viele Besessene zu ihm, und er trieb die bösen Geister durchs Wort aus und heilte alle, die ein Leiden hatten. |
17 | So sollte sich das Wort des Propheten Jesaja erfüllen, der da sagt (Jes 53,4): »Er hat unsere Gebrechen hinweggenommen und unsere Krankheiten getragen (oder: sich aufgeladen).« |
18 | Als Jesus sich dann wieder von großen Volksscharen umgeben sah, befahl er, an das jenseitige Ufer des Sees hinüberzufahren. |
19 | Da trat ein Schriftgelehrter an ihn heran mit den Worten: »Meister, ich will dir folgen, wohin du auch gehst!« |
20 | Jesus antwortete ihm: »Die Füchse haben Gruben und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat keine Stätte, wo er sein Haupt hinlegen kann.« – |
21 | Ein anderer von seinen Jüngern (= Schülern, Anhängern) sagte zu ihm: »Herr, erlaube mir, zuerst noch hinzugehen und meinen Vater zu begraben!« |
22 | Jesus aber antwortete ihm: »Folge du mir nach, und überlaß es den Toten (d.h. den geistlich Toten), ihre Toten zu begraben!« |
23 | Jesus stieg dann ins Boot, und seine Jünger folgten ihm. |
24 | Da erhob sich (plötzlich) ein heftiger Sturm auf dem See, so daß das Boot von den Wellen bedeckt (= überflutet) wurde; er selbst aber schlief. |
25 | Da traten sie an ihn heran und weckten ihn mit den Worten: »Herr, hilf uns: wir gehen unter!« |
26 | Er aber antwortete ihnen: »Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen!« Dann stand er auf und bedrohte die Winde und den See; da trat völlige Windstille ein. |
27 | Die Leute aber verwunderten sich und sagten: »Was ist das für ein Mann, daß sogar die Winde und der See ihm gehorsam sind!« |
28 | Als er hierauf an das jenseitige Ufer in das Gebiet der Gadarener gekommen war, traten ihm zwei von bösen Geistern besessene Männer entgegen, die aus den Gräbern (vgl. Lk 8,27) hervorkamen und so gemeingefährliche Menschen waren, daß niemand auf der Straße dort an ihnen vorbeigehen konnte. |
29 | Kaum hatten sie ihn erblickt, da schrien sie laut: »Was hast du mit uns vor, du Sohn Gottes? Bist du hergekommen, um uns vor der Zeit zu quälen?« |
30 | Es befand sich aber in weiter Entfernung von ihnen eine große Herde Schweine auf der Weide. |
31 | Da baten ihn die bösen Geister: »Wenn du uns austreiben willst, so laß uns doch in die Schweineherde fahren!« |
32 | Er antwortete ihnen: »Hinweg mit euch!« Da fuhren sie aus und fuhren in die Schweine hinein, und die ganze Herde stürmte infolgedessen den Abhang hinab in den See und ertrank in den Fluten. |
33 | Die Hirten aber ergriffen die Flucht und berichteten nach ihrer Ankunft in der Stadt den ganzen Vorfall, auch das, was mit den beiden Besessenen vorgegangen war. |
34 | Da zog die Einwohnerschaft der ganzen Stadt hinaus, Jesus entgegen, und als sie bei ihm eingetroffen waren, baten sie ihn, er möchte ihr Gebiet verlassen. |
1 | Er stieg nun in ein Boot, fuhr über den See zurück und kam wieder in seine Stadt (Kapernaum). |
2 | Dort brachte man ihm einen Gelähmten, der auf einem Tragbett lag. Weil nun Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: »Sei getrost, mein Sohn: deine Sünden sind (dir) vergeben!« |
3 | Da dachten einige von den Schriftgelehrten bei sich: »Dieser lästert Gott!« |
4 | Weil nun Jesus ihre Gedanken durchschaute, sagte er: »Warum denkt ihr Böses in euren Herzen? |
5 | Was ist denn leichter, zu sagen: ›Deine Sünden sind (dir) vergeben‹ oder zu sagen: ›Stehe auf und gehe umher!‹? |
6 | Damit ihr aber wißt, daß der Menschensohn die Vollmacht besitzt, Sünden auf der Erde zu vergeben« – hierauf sagte er zu dem Gelähmten: »Stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim in dein Haus!« |
7 | Da stand er auf und ging heim in sein Haus. |
8 | Als die Volksmenge das sah, gerieten sie in Furcht und priesen Gott, daß er den Menschen solche Macht gegeben habe. |
9 | Als Jesus dann von dort weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus (= Levi) an der Zollstätte sitzen und sagte zu ihm: »Folge mir nach!« Da stand er auf und folgte ihm. |
10 | Als Jesus dann im Hause (des Matthäus) zu Tische saß, kamen viele Zöllner und Sünder und nahmen mit Jesus und seinen Jüngern am Mahle teil. |
11 | Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: »Warum ißt euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?« |
12 | Als Jesus es hörte, sagte er: »Die Gesunden haben keinen Arzt nötig, wohl aber die Kranken. |
13 | Geht aber hin und lernt das Wort verstehen (Hos 6,6): ›An Barmherzigkeit habe ich Wohlgefallen, nicht an Schlachtopfern‹ (vgl. 12,7); denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu berufen, sondern Sünder.« |
14 | Damals traten die Jünger des Johannes an ihn heran mit der Frage: »Warum fasten wir und die Pharisäer (zum Zeichen der Frömmigkeit), während deine Jünger es nicht tun?« |
15 | Jesus antwortete ihnen: »Können etwa die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam noch in ihrer Mitte weilt? Es werden aber Tage kommen, wo der Bräutigam ihnen genommen ist: dann werden sie fasten. |
16 | Niemand setzt aber ein Stück ungewalkten Tuches (= neuen Stoff) auf ein altes Kleid; denn der eingesetzte Fleck (= das Flickstück) reißt doch von dem Kleide wieder ab, und es entsteht ein noch schlimmerer Riß. |
17 | Auch füllt man neuen (= jungen) Wein nicht in alte Schläuche; sonst werden die Schläuche gesprengt, und der Wein läuft aus, und auch die Schläuche gehen verloren; nein, man füllt neuen Wein in neue Schläuche: dann bleiben beide erhalten.« |
18 | Während Jesus noch so zu ihnen redete, trat ein Vorsteher (der Synagoge) herzu, warf sich vor ihm nieder und sagte: »Meine Tochter ist soeben gestorben; aber komm und lege ihr deine Hand auf, dann wird sie wieder zum Leben erwachen.« |
19 | Da stand Jesus auf und folgte ihm samt seinen Jüngern. |
20 | Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren am Blutfluß litt, trat von hinten an ihn heran und faßte die Quaste (vgl. 4.Mose 15,38-41) seines Rockes (oder: Mantels) an; |
21 | sie dachte nämlich bei sich: »Wenn ich nur seinen Rock (oder: Mantel) anfasse, so wird mir geholfen sein.« |
22 | Jesus aber wandte sich um, und als er sie sah, sagte er: »Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen!« Und die Frau war von dieser Stunde an gesund. |
23 | Als Jesus dann in das Haus des Vorstehers kam und die Flötenbläser und das Getümmel der Volksmenge sah, |
24 | sagte er: »Entfernt euch! Das Mädchen ist nicht tot, sondern schläft nur.« Da verlachten sie ihn. |
25 | Als man aber die Volksmenge aus dem Hause entfernt hatte, ging er (zu der Toten) hinein und faßte sie bei der Hand: da erwachte das Mädchen (oder: es stand auf). |
26 | Die Kunde hiervon verbreitete sich in der ganzen dortigen Gegend. |
27 | Als Jesus hierauf von dort weiterging, folgten ihm zwei Blinde, die laut riefen: »Sohn Davids, erbarme dich unser!« |
28 | Als er dann in das Haus (= nach Hause) gekommen war, traten die Blinden zu ihm heran, und Jesus fragte sie: »Glaubt ihr, daß ich (euch) dies zu tun vermag?« Sie antworteten ihm: »Ja, Herr!« |
29 | Da rührte er ihre Augen an und sagte: »Nach eurem Glauben geschehe euch!« |
30 | Da taten sich ihre Augen auf; Jesus aber gab ihnen die strenge Weisung: »Hütet euch! Niemand darf etwas davon erfahren!« |
31 | Sobald sie aber hinausgegangen waren, verbreiteten sie die Kunde von ihm in jener ganzen Gegend. |
32 | Während diese hinausgingen, brachte man schon wieder einen stummen Besessenen zu ihm; |
33 | und als der böse Geist ausgetrieben war, konnte der Stumme reden. Da geriet die Volksmenge in Staunen und sagte: »Noch niemals hat man etwas Derartiges in Israel gesehen!« |
34 | Die Pharisäer aber erklärten: »Im Bunde mit dem Obersten (oder: in der Kraft des Beherrschers) der bösen Geister treibt er die Geister aus.« |
35 | So durchwanderte Jesus alle Städte und Dörfer, indem er in ihren (= den dortigen) Synagogen lehrte, die Heilsbotschaft vom Reiche (Gottes) verkündigte und alle Krankheiten und alle Gebrechen heilte (4,23). |
36 | Beim Anblick der Volksscharen aber erfaßte ihn tiefes Mitleid mit ihnen, denn sie waren abgehetzt und verwahrlost wie Schafe, die keinen Hirten haben (4.Mose 27,17; Hes 34,1-6). |
37 | Da sagte er zu seinen Jüngern: »Die Ernte ist groß, aber die Zahl der Arbeiter ist klein; |
38 | bittet daher den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter auf sein Erntefeld sende!« |
1 | Er rief dann seine zwölf Jünger herbei und verlieh ihnen Macht über die unreinen Geister, so daß sie diese auszutreiben und alle Krankheiten und jedes Gebrechen zu heilen vermochten. |
2 | Die Namen der zwölf Apostel (= Sendboten) aber sind folgende: Zuerst Simon, der auch Petrus (= Fels) heißt, und sein Bruder Andreas; sodann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes; |
3 | Philippus und Bartholomäus; Thomas und der Zöllner Matthäus; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Lebbäus (mit dem Beinamen Thaddäus); |
4 | Simon, der Kananäer (= der Eiferer; Lk 6,15) und Judas, der Iskariote (d.h. Mann aus Kariot), derselbe, der ihn verraten hat. |
| Die Weisungen |
5 | Diese Zwölf sandte Jesus aus, nachdem er ihnen folgende Weisungen gegeben hatte: »Den Weg zu den Heidenvölkern schlagt nicht ein und tretet auch in keine Samariterstadt ein, |
6 | geht vielmehr (nur) zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. |
7 | Auf eurer Wanderung predigt: ›Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!‹ |
8 | Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus: umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst sollt ihr’s auch weitergeben! |
9 | Sucht euch kein Gold, kein Silber, kein Kupfergeld in eure Gürtel zu verschaffen, |
10 | nehmt keinen Ranzen (oder: keine Reisetasche) mit auf den Weg, auch nicht zwei Röcke (oder: Unterkleider), keine Schuhe und keinen Stock, denn der Arbeiter ist seines Unterhalts (= der Ernährung) wert. |
11 | Wo ihr in eine Stadt oder ein Dorf eintretet, da erkundigt euch, wer dort würdig sei (euch zu beherbergen), und bei dem bleibt, bis ihr weiterzieht. |
12 | Beim Eintritt in das Haus entbietet ihm den Friedensgruß, |
13 | und wenn das Haus es verdient, soll der Friede, den ihr ihm gewünscht habt, ihm auch zuteil werden; ist es dessen aber nicht würdig, so soll euer ihm gewünschter Friede zu euch zurückkehren. |
14 | Wo man euch nicht aufnimmt und euren Worten kein Gehör schenkt, da geht aus dem betreffenden Hause oder Orte hinaus und schüttelt den Staub von euren Füßen ab! |
15 | Wahrlich ich sage euch: Dem Lande Sodom und Gomorrha wird es am Tage des Gerichts erträglicher ergehen als einer solchen Stadt! |
16 | Bedenket wohl: ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben!« |
| Ankündigung der den Jüngern bevorstehenden Leiden |
17 | »Nehmt euch aber vor den Menschen in acht! Denn sie werden euch vor die Gerichtshöfe stellen und in ihren Synagogen euch geißeln; |
18 | auch vor Statthalter und Könige werdet ihr um meinetwillen geführt werden, um Zeugnis vor ihnen und den Heidenvölkern abzulegen. |
19 | Wenn man euch nun (den Gerichten) überliefert, so macht euch keine Sorge darüber, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben werden, was ihr reden sollt; |
20 | nicht ihr seid es ja, die dann reden, sondern der Geist eures Vaters ist es, der in euch redet. |
21 | Es wird aber ein Bruder den Bruder zum Tode überliefern und ein Vater den Sohn, und Kinder werden gegen ihre Eltern auftreten und sie zum Tode bringen (Mi 7,6), |
22 | und ihr werdet allen um meines Namens willen verhaßt sein; wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden. |
23 | Wenn man euch aber in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere; denn wahrlich ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels noch nicht zu Ende sein, bis der Menschensohn (Dan 7,13-14) kommt. – |
24 | Ein Jünger (= Schüler) steht nicht über seinem Meister (= Lehrer) und ein Knecht nicht über seinem Herrn; |
25 | ein Jünger muß zufrieden sein, wenn es ihm ergeht wie seinem Meister, und ein Knecht, (wenn es ihm ergeht) wie seinem Herrn. Haben sie den Hausherrn Beelzebul (= Satan; vgl. 2.Kön 1,2) genannt, wieviel mehr werden sie das bei seinen Hausgenossen tun!« |
| Ermunterung zu treuem Ausharren und Trost für die Zeiten der Trübsal |
26 | »Fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, das nicht enthüllt werden wird, und nichts verborgen, das nicht bekannt werden wird. |
27 | Was ich euch im Dunkel (= Geheimen) sage, das sprecht im Licht (= öffentlich) aus, und was ihr (von mir) ins Ohr geflüstert hört, das ruft auf den Dächern aus! |
28 | Fürchtet euch dabei nicht vor denen, die wohl den Leib töten, aber die Seele nicht zu töten vermögen; fürchtet euch vielmehr vor dem, der die Macht hat, sowohl die Seele als den Leib in der Hölle zu verderben! – |
29 | Kosten nicht zwei Sperlinge beim Einkauf nur ein paar Pfennige? Und doch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne den Willen eures Vaters. |
30 | Bei euch aber sind auch die Haare auf dem Haupte alle gezählt. |
31 | Darum fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Sperlinge. – |
32 | Jeder nun, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem himmlischen Vater bekennen; |
33 | wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem himmlischen Vater verleugnen.« |
34 | »Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Nein, ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert (= Krieg). |
35 | Denn ich bin gekommen, ›um den Sohn mit seinem Vater, die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter zu entzweien, |
36 | und die eigenen Hausgenossen werden einander feindselig gegenüberstehen‹ (Mi 7,6). |
37 | Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert; |
38 | und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. – |
39 | Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es finden.« |
| Schluß der Rede (besonders Verheißungen) |
40 | »Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. |
41 | Wer einen Propheten aufnimmt, eben weil er ein Prophet heißt, der wird dafür den Lohn eines Propheten empfangen; und wer einen Gerechten aufnimmt, eben weil er ein Gerechter heißt, der wird dafür den Lohn eines Gerechten empfangen; |
42 | und wer einem von diesen geringen Leuten seines Namens wegen, weil er ein Jünger heißt, auch nur einen Becher frischen Wassers zu trinken gibt – wahrlich ich sage euch: Es soll ihm nicht unbelohnt bleiben!« |
1 | Als Jesus nun mit der Unterweisung seiner zwölf Jünger zu Ende gekommen war, zog er von dort weiter, um in ihren (= den dortigen) Städten zu lehren und zu predigen. |
| IV. Unglaube und Feindschaft der Juden gegen Jesus (11,2-13,58) |
2 | Als aber Johannes im Gefängnis von dem Wirken Christi hörte, sandte er durch seine Jünger Botschaft an ihn |
3 | und ließ ihn fragen: »Bist du es, der da kommen soll (d.h. der verheißene Messias), oder sollen wir auf einen andern warten?« |
4 | Jesus gab ihnen zur Antwort: »Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr hört und seht: |
5 | Blinde werden sehend und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote werden auferweckt, und Armen wird die Heilsbotschaft verkündigt (Jes 35,5-6; 61,1), |
6 | und selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt (oder: nicht irre wird)!« |
7 | Als diese nun den Rückweg antraten, begann Jesus zu den Volksscharen über Johannes zu reden: »Wozu seid ihr damals (oder: jüngst) in die Wüste hinausgezogen? Wolltet ihr euch ein Schilfrohr ansehen, das vom Winde hin und her bewegt wird? |
8 | Nein; aber wozu seid ihr hinausgezogen? Wolltet ihr einen Mann in weichen Gewändern sehen? Nein; die Leute, welche weiche Gewänder tragen, sind in den Königsschlössern zu finden. |
9 | Aber wozu seid ihr denn hinausgezogen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch: einen Mann, der noch mehr ist als ein Prophet! |
10 | Denn dieser ist es, auf den sich das Schriftwort bezieht (Mal 3,1): ›Siehe, ich sende meinen Boten (= Engel) vor dir her, der dir den Weg vor dir her bereiten soll.‹ |
11 | Wahrlich ich sage euch: Unter den von Frauen Geborenen ist keiner aufgetreten, der größer wäre als Johannes der Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. |
12 | Aber seit den Tagen (= dem Auftreten) Johannes des Täufers bis jetzt bricht das Himmelreich sich mit Gewalt Bahn, und die, welche Gewalt anwenden, reißen es an sich. |
13 | Denn alle Propheten und das Gesetz haben bis auf Johannes geweissagt, |
14 | und wenn ihr es annehmen wollt: Er ist Elia, der da kommen soll (vgl. 17,12; Mal 3,23; Lk 16,16). |
15 | Wer Ohren hat, der höre! |
16 | Mit wem soll ich aber das gegenwärtige Geschlecht vergleichen? Kindern gleicht es, die auf den öffentlichen Plätzen sitzen und ihren Gespielen zurufen: |
17 | ›Wir haben euch gepfiffen, doch ihr habt nicht getanzt; wir haben ein Klagelied angestimmt, doch ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen (= nicht getrauert)!‹ |
18 | Denn Johannes ist gekommen, der nicht aß und nicht trank; da sagen sie: ›Er hat einen bösen Geist (oder: er ist von Sinnen).‹ |
19 | Nun ist der Menschensohn gekommen, welcher ißt und trinkt; da sagen sie: ›Seht, der Schlemmer und Weintrinker, der Freund der Zöllner und Sünder!‹ Und doch ist die Weisheit (Gottes) gerechtfertigt worden durch ihre Werke.« |
20 | Damals (oder: darauf) begann er gegen die Städte, in denen seine meisten Wunder geschehen waren, Drohworte zu richten, weil sie nicht Buße (vgl. 3,2) getan hatten: |
21 | »Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die in euch geschehen sind, so hätten sie längst in Sack und Asche Buße getan. |
22 | Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Sidon am Tage des Gerichts erträglicher ergehen als euch! |
23 | Und du, Kapernaum, wirst doch nicht etwa bis zum Himmel erhöht werden? Nein, bis zur Totenwelt wirst du hinabgestoßen werden (Jes 14,13.15). Denn wenn in Sodom die Wunder geschehen wären, die in dir geschehen sind, so stände es noch heutigen Tages. |
24 | Doch ich sage euch: Dem Lande Sodom wird es am Tage des Gerichts erträglicher ergehen als dir!« |
25 | Zu jener Zeit hob Jesus an und sagte: »Ich preise dich (oder: danke dir), Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor Weisen (oder: Gelehrten) und Klugen verborgen und es Unmündigen geoffenbart hast; |
26 | ja, Vater, denn so ist es dir wohlgefällig gewesen! – |
27 | Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater, und niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und der, welchem der Sohn ihn (oder: es) offenbaren will.« |
28 | »Kommt her zu mir alle, die ihr niedergedrückt und belastet seid: ich will euch Ruhe schaffen! |
29 | Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig (oder: liebreich) und von Herzen demütig: so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen (Jer 6,16); |
30 | denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.« |
1 | Zu jener Zeit wanderte Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder; seine Jünger aber hatten Hunger und begannen daher, Ähren abzupflücken und (die Körner) zu essen. |
2 | Als die Pharisäer das wahrnahmen, sagten sie zu ihm: »Sieh doch! Deine Jünger tun da etwas, was man am Sabbat nicht tun darf!« |
3 | Da antwortete er ihnen: »Habt ihr nicht gelesen (1.Sam 21,2-7), was David getan hat, als ihn samt seinen Begleitern (oder: Leuten) hungerte? |
4 | Wie er da ins Gotteshaus hineinging und sie die Schaubrote aßen, die doch er und seine Begleiter nicht essen durften, sondern nur die Priester? |
5 | Oder habt ihr im Gesetz nicht gelesen (4.Mose 28,9), daß am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entheiligen und sich dadurch doch nicht versündigen? |
6 | Ich sage euch aber: Hier steht Größeres (d.h. einer, der mehr ist) als der Tempel! |
7 | Wenn ihr aber erkannt hättet, was das Wort besagt (Hos 6,6): ›An Barmherzigkeit habe ich Wohlgefallen und nicht an Schlachtopfern‹, so hättet ihr die Unschuldigen nicht verurteilt; |
8 | denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.« |
9 | Er ging dann von dort weiter und kam in ihre (d.h. die dortige) Synagoge. |
10 | Da war ein Mann, der einen gelähmten Arm hatte; und sie richteten die Frage an ihn: »Darf man am Sabbat heilen?« – sie wollten nämlich einen Grund zu einer Anklage gegen ihn haben. |
11 | Er aber antwortete ihnen: »Wo wäre jemand unter euch, der ein einziges Schaf besitzt und, wenn dieses ihm am Sabbat in eine Grube fällt, es nicht ergriffe und herauszöge? |
12 | Wieviel wertvoller ist nun aber ein Mensch als ein Schaf! Also darf man am Sabbat Gutes tun.« |
13 | Hierauf sagte er zu dem Manne: »Strecke deinen Arm aus!« Er streckte ihn aus, und er wurde wiederhergestellt, gesund wie der andere. |
14 | Da gingen die Pharisäer hinaus und faßten einen Beschluß gegen ihn, um ihn umzubringen (oder: unschädlich zu machen). |
15 | Als Jesus das erfuhr, zog er sich von dort zurück; und es zogen ihm viele nach, die er alle heilte, |
16 | denen er aber die strenge Weisung gab, sie sollten Stillschweigen über ihn bewahren. |
17 | So sollte das Wort des Propheten Jesaja seine Erfüllung finden, der da sagt (Jes 42,1-4): |
18 | »Siehe, mein Knecht, den ich erwählt habe, mein Geliebter, an dem mein Herz Wohlgefallen gefunden hat! Ich will meinen Geist auf ihn legen, und er soll den Heidenvölkern das Gericht ankündigen (oder: das Recht verkündigen). |
19 | Er wird nicht zanken noch schreien, und niemand wird seine Stimme auf den Straßen hören; |
20 | ein geknicktes Rohr wird er nicht zerbrechen und einen glimmenden Docht nicht auslöschen, bis er das Gericht (oder: das Recht) siegreich durchgeführt hat; |
21 | und auf seinen Namen werden die Heidenvölker ihre Hoffnung setzen.« |
22 | Damals brachte man einen Besessenen zu ihm, der blind und stumm war, und er heilte ihn, so daß der Stumme redete und sehen konnte. |
23 | Da geriet die ganze Volksmenge vor Staunen außer sich und sagte: »Sollte dieser nicht doch der Sohn Davids sein?« |
24 | Als die Pharisäer das hörten, erklärten sie: »Dieser treibt die bösen Geister nur im Bunde mit Beelzebul (10,25), dem Obersten (= Beherrscher) der bösen Geister, aus.« |
25 | Weil Jesus nun ihre Gedanken kannte, sagte er zu ihnen: »Jedes Reich, das in sich selbst uneinig ist, wird verwüstet, und keine Stadt, kein Haus (oder: keine Familie), die in sich selbst uneinig sind, können Bestand haben. |
26 | Wenn nun der Satan den Satan austreibt, so ist er mit sich selbst in Zwiespalt geraten: wie kann da seine Herrschaft Bestand haben? |
27 | Und wenn ich die bösen Geister im Bunde mit Beelzebul austreibe, mit wessen Hilfe treiben dann eure Söhne (= eigenen Leute) sie aus? Darum werden diese eure Richter sein! |
28 | Wenn ich aber die bösen Geister durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen (= schon unter euch). |
29 | Oder wie könnte jemand in das Haus des Starken eindringen und ihm sein Rüstzeug (oder: seinen Hausrat) rauben, ohne zunächst den Starken gefesselt zu haben? Erst dann kann er ihm das Haus ausplündern. – |
30 | Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.« (Mk 9,40; Lk 9,50) |
31 | »Deshalb sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung des Geistes (= gegen den Geist) wird nicht vergeben werden. |
32 | Auch wenn jemand ein Wort (= eine Schmähung) gegen den Menschensohn ausspricht, wird es ihm vergeben werden; wer aber gegen den heiligen Geist spricht, dem wird es weder in dieser Weltzeit noch in der künftigen vergeben werden. |
33 | Entweder macht den Baum gut (oder: zu einem guten), dann ist auch seine Frucht gut; oder macht den Baum faul (vgl. 7,17), dann ist auch seine Frucht faul; denn an der Frucht erkennt man den Baum. |
34 | Ihr Schlangenbrut! Wie solltet ihr imstande sein, Gutes zu reden, da ihr doch böse seid? Denn wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund. |
35 | Ein guter Mensch bringt aus der guten Schatzkammer (seines Herzens) Gutes hervor, während ein böser Mensch aus seiner bösen Schatzkammer Böses hervorbringt. |
36 | Ich sage euch aber: Von jedem unnützen (oder: nichtsnutzigen) Wort, das die Menschen reden, davon werden sie Rechenschaft am Tage des Gerichts zu geben haben; |
37 | denn nach deinen Worten (= auf Grund deiner Worte) wirst du gerechtgesprochen werden, und nach deinen Worten wirst du verurteilt werden.« |
38 | Daraufhin entgegneten ihm einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern: »Meister, wir möchten ein Wunderzeichen von dir sehen!« |
39 | Er aber gab ihnen zur Antwort: »Ein böses und ehebrecherisches (= von Gott abtrünniges) Geschlecht verlangt ein Zeichen; doch es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona. |
40 | Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Leibe des Riesenfisches gewesen ist (Jona 2,1-2), so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Inneren (oder: Schoß) der Erde sein. |
41 | Die Männer von Ninive werden beim Gericht mit (oder: neben) diesem Geschlecht (als Zeugen) auftreten und seine Verurteilung herbeiführen; denn sie haben auf Jonas Predigt hin Buße getan (Jona 3,5), und hier steht doch Größeres (d.h. einer, der mehr ist) als Jona! |
42 | Die Königin aus dem Südland (1.Kön 10,1-10) wird beim Gericht mit (oder: neben) diesem Geschlecht (als Zeugin) auftreten und seine Verurteilung herbeiführen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören, und hier steht doch Größeres (d.h. einer, der mehr ist) als Salomo! |
43 | Wenn aber der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren ist, so durchirrt er wüste Gegenden und sucht dort eine Ruhestätte, findet aber keine. |
44 | Da sagt (oder: denkt) er dann: ›Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe!‹ Wenn er dann hinkommt, findet er es leer stehen, sauber gefegt und schön aufgeräumt. |
45 | Hierauf geht er hin und nimmt noch sieben andere Geister mit sich, die noch schlimmer sind als er selbst, und sie ziehen ein und nehmen dort Wohnung, und das Ende wird bei einem solchen Menschen schlimmer, als sein Anfang war. Ebenso wird es auch diesem bösen Geschlecht ergehen.« |
46 | Während er noch zu den Volksscharen redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und wünschten ihn zu sprechen. |
47 | Da sagte jemand zu ihm: »Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wünschen dich zu sprechen.« |
48 | Er aber gab dem, der es ihm meldete, zur Antwort: »Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?« |
49 | Dann streckte er seine Hand aus zu seinen Jüngern hin und sagte: »Seht, diese hier sind meine Mutter und meine Brüder; |
50 | denn wer den Willen meines himmlischen Vaters tut, der ist mein Bruder und Schwester und Mutter!« |
1 | An jenem Tage ging Jesus von Hause weg und setzte sich am See nieder; |
2 | und es versammelte sich eine große Volksmenge bei ihm, so daß er in ein Boot stieg und sich darin niedersetzte, während die ganze Volksmenge längs dem Ufer stand. |
3 | Da redete er mancherlei zu ihnen in Gleichnissen mit den Worten: »Seht, der Sämann ging aus, um zu säen; |
4 | und beim Säen fiel einiges (von dem Saatkorn) auf den Weg längshin (oder: daneben); da kamen die Vögel und fraßen es auf. |
5 | Anderes fiel auf die felsigen Stellen, wo es nicht viel Erdreich hatte und bald aufschoß, weil es nicht tief in den Boden dringen konnte; |
6 | als dann aber die Sonne aufgegangen war, wurde es versengt, und weil es nicht Wurzel (geschlagen) hatte, verdorrte es. |
7 | Wieder anderes fiel unter die Dornen, und die Dornen wuchsen empor und erstickten es. |
8 | Anderes aber fiel auf den guten Boden und brachte Frucht, das eine hundertfältig, das andere sechzigfältig, das andere dreißigfältig. |
9 | Wer Ohren hat, der höre!« |
10 | Da traten die Jünger an Jesus heran und fragten ihn: »Warum redest du in Gleichnissen (= Bilderreden) zu ihnen?« |
11 | Er antwortete: »Euch ist es gegeben (oder: verliehen), die Geheimnisse des Himmelreichs zu erkennen, jenen aber ist es nicht gegeben. |
12 | Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, so daß er Überfluß (oder: reichlich) hat; wer aber nicht (= so gut wie nichts) hat, dem wird auch das genommen werden, was er hat. |
13 | Deshalb rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie mit sehenden Augen doch nicht sehen und mit hörenden Ohren doch nicht hören und nicht verstehen. |
14 | So geht an ihnen die Weissagung Jesajas in Erfüllung (Jes 6,9-10), die da lautet: ›Ihr werdet immerfort hören und doch nicht verstehen, und ihr werdet immerfort sehen und doch nicht wahrnehmen (oder: erkennen)! |
15 | Denn das Herz dieses Volkes ist stumpf (= unempfänglich) geworden: ihre Ohren sind schwerhörig geworden, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie mit den Augen nicht sehen und mit den Ohren nicht hören und mit dem Herzen nicht zum Verständnis gelangen, und sie sich (nicht) bekehren, daß ich sie heilen könnte.‹ |
16 | Aber eure Augen sind selig (zu preisen), weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören! |
17 | Denn wahrlich ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sehnlichst gewünscht, das zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und hätten gerne das gehört, was ihr hört, und haben es nicht zu hören bekommen.« |
18 | »Ihr sollt also die Deutung des Gleichnisses vom Sämann zu hören bekommen. |
19 | Bei jedem, der das Wort vom Reich (Gottes) hört und es nicht versteht, da kommt der Böse und reißt das aus, was in sein Herz gesät ist; bei diesem ist der Same auf den Weg längshin (oder: daneben) gefallen. |
20 | Wo aber auf die felsigen Stellen gesät worden ist, das bedeutet einen solchen, der das Wort hört und es für den Augenblick mit Freuden annimmt; |
21 | er hat aber keine feste Wurzel in sich, sondern ist ein Kind des Augenblicks; wenn dann Bedrängnis oder Verfolgung um des Wortes willen eintritt, wird er sogleich irre. |
22 | Wo sodann unter die Dornen gesät worden ist, das bedeutet einen Menschen, der das Wort wohl hört, bei dem aber die weltlichen Sorgen und der Betrug des Reichtums das Wort ersticken, so daß es ohne Frucht bleibt. |
23 | Wo aber auf den guten Boden gesät worden ist, das bedeutet einen solchen, der das Wort hört und auch versteht; dieser bringt dann auch Frucht, und der eine trägt hundertfältig, der andere sechzigfältig, der andere dreißigfältig.« |
24 | Ein anderes Gleichnis legte er ihnen so vor: »Mit dem Himmelreich verhält es sich wie mit einem Manne, der guten Samen auf seinem Acker ausgesät hatte. |
25 | Während aber die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut zwischen den Weizen und entfernte sich dann wieder. |
26 | Als nun die Saat aufwuchs und Frucht ansetzte, da kam auch das Unkraut zum Vorschein. |
27 | Da traten die Knechte zu dem Hausherrn und sagten: ›Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn nun das Unkraut?‹ |
28 | Er antwortete ihnen: ›Das hat ein Feind getan.‹ Die Knechte fragten ihn weiter: ›Willst du nun, daß wir hingehen und es zusammenlesen?‹ |
29 | Doch er antwortete: ›Nein, ihr würdet sonst beim Sammeln des Unkrauts zugleich auch den Weizen ausreißen. |
30 | Laßt beides zusammen bis zur Ernte wachsen; dann will ich zur Erntezeit den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; den Weizen aber sammelt in meine Scheune!‹« |
31 | Ein anderes Gleichnis legte er ihnen so vor: »Das Himmelreich ist einem Senfkorn vergleichbar, das ein Mann nahm und auf seinen Acker säte. |
32 | Dies ist das kleinste unter allen Samenarten; wenn es aber herangewachsen ist, dann ist es größer als die anderen Gartengewächse und wird zu einem Baum, so daß die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.« (vgl. Hes 17,23; 31,6) |
33 | Noch ein anderes Gleichnis teilte er ihnen so mit: »Das Himmelreich gleicht dem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis der ganze Teig durchsäuert war.« |
34 | Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zu den Volksscharen, und ohne Gleichnisse redete er nichts zu ihnen. |
35 | So sollte sich das Wort des Propheten erfüllen, der da sagt (Ps 78,2): »Ich will meinen Mund zu Gleichnissen auftun, ich will aussprechen, was seit Grundlegung der Welt verborgen gewesen ist.« |
36 | Hierauf entließ er die Volksmenge und begab sich in seine Wohnung. Da traten seine Jünger zu ihm und baten ihn: »Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker!« |
37 | Er antwortete: »Der Mann, der den guten Samen sät, ist der Menschensohn; |
38 | der Acker ist die Welt; die gute Saat, das sind die Söhne (= Angehörigen) des Reiches; das Unkraut dagegen sind die Söhne (= Angehörigen) des Bösen; |
39 | der Feind ferner, der das Unkraut gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende dieser Weltzeit, und die Schnitter sind Engel. |
40 | Wie nun das Unkraut gesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch am Ende der Weltzeit der Fall sein: |
41 | Der Menschensohn wird seine Engel aussenden; die werden aus seinem Reich alle Ärgernisse (d.h. Verführer) und alle die sammeln, welche die Gesetzlosigkeit üben, |
42 | und werden sie in den Feuerofen werfen: dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein. |
43 | Alsdann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten (vgl. Dan 12,3). Wer Ohren hat, der höre!« |
44 | »Das Himmelreich ist einem im Acker vergrabenen Schatz gleich; den fand ein Mann und vergrub ihn (wieder); alsdann ging er in seiner Freude hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte jenen Acker. |
45 | Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der wertvolle Perlen suchte; |
46 | und als er eine besonders kostbare Perle gefunden hatte, ging er heim, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie. |
47 | Weiter ist das Himmelreich einem Schleppnetz gleich, das ins Meer ausgeworfen wurde und in welchem sich Fische jeder Art in Menge fingen. |
48 | Als es ganz gefüllt war, zog man es an den Strand, setzte sich nieder und sammelte das Gute (= die guten Fische) in Gefäße, das Faule (= die unbrauchbaren) aber warf man weg. |
49 | So wird es auch am Ende der Weltzeit zugehen: Die Engel werden ausgehen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten absondern |
50 | und sie in den Feuerofen werfen: dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.« |
51 | »Habt ihr dies alles verstanden?« Sie antworteten ihm: »Ja.« |
52 | Da sagte er zu ihnen: »Deshalb ist jeder Schriftgelehrte (oder: Lehrer), der in der Schule des Himmelreichs ausgebildet ist, einem Hausherrn gleich, der aus seinem Schatze (oder: reichen Vorrat) Neues und Altes hervorholt (oder: austeilt).« |
53 | Als Jesus nun diese Gleichnisse beendigt hatte, brach er von dort auf; |
54 | und als er in seine Vaterstadt (Nazareth) gekommen war, machte er in ihrer Synagoge durch seine Lehre solchen Eindruck auf sie, daß sie in Erstaunen gerieten und fragten: »Woher hat dieser solche Weisheit und die Machttaten (oder: Wunderkräfte)? |
55 | Ist dieser nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt seine Mutter nicht Maria, und sind nicht Jakobus und Joseph, Simon und Judas seine Brüder? |
56 | Wohnen nicht auch seine Schwestern alle hier bei uns? Woher hat dieser also dies alles?« |
57 | So nahmen sie Anstoß (oder: wurden sie irre) an ihm. Jesus aber sagte zu ihnen: »Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seiner Vaterstadt und in seiner Familie.« |
58 | So tat er denn dort infolge ihres Unglaubens nicht viele Wunder. |
| V. Weitere Geschichten aus Jesu Wanderleben innerhalb und außerhalb Galiläas (14,1-16,12) |
1 | Zu jener Zeit erhielt der Vierfürst Herodes Kunde von Jesus |
2 | und sagte zu seinen Dienern (= Hofleuten): »Das ist Johannes der Täufer; der ist von den Toten auferweckt worden; darum sind die Wunderkräfte in ihm wirksam.« |
3 | Herodes hatte nämlich den Johannes festnehmen und in Fesseln und ins Gefängnis werfen lassen mit Rücksicht auf Herodias, die Gattin seines Bruders Philippus; |
4 | denn Johannes hatte ihm vorgehalten: »Du darfst sie nicht (zur Frau) haben.« (3.Mose 18,16) |
5 | Er hätte ihn nun am liebsten ums Leben bringen lassen, fürchtete sich aber vor dem Volk, weil dieses ihn für einen Propheten hielt. |
6 | Als aber der Geburtstag des Herodes gefeiert wurde, tanzte die Tochter der Herodias vor der Festgesellschaft und gefiel dem Herodes so sehr, |
7 | daß er ihr mit einem Eide zusagte, er wolle ihr jede Bitte gewähren. |
8 | Da sagte sie, schon vorher von ihrer Mutter dazu angestiftet: »Gib mir hier auf einer Schüssel den Kopf Johannes des Täufers!« |
9 | Obgleich nun der König mißmutig darüber war, gab er doch wegen seiner Eide und mit Rücksicht auf seine Tischgäste den Befehl, man solle ihn (d.h. den Kopf) ihr geben; |
10 | er schickte also (Diener) hin und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten. |
11 | Sein Kopf wurde dann auf einer Schüssel gebracht und dem Mädchen gegeben; die brachte ihn ihrer Mutter. |
12 | Die Jünger des Johannes kamen hierauf, holten den Leichnam und bestatteten ihn; dann gingen sie hin und berichteten es Jesus. |
13 | Als Jesus dies hörte, entwich er von dort in einem Boote an einen einsamen Ort, um für sich allein zu sein; doch als die Volksmenge das erfuhr, folgte sie ihm zu Fuß aus den Städten nach. |
14 | Als er dann (aus der Einsamkeit) wieder hervorkam und eine große Volksmenge sah, ergriff ihn Mitleid mit ihnen, und er heilte ihre Kranken. |
15 | Als es aber Abend geworden war, traten seine Jünger zu ihm und sagten: »Die Gegend hier ist öde und die Zeit schon vorgerückt; laß daher das Volk ziehen, damit sie in die Ortschaften gehen und sich Lebensmittel kaufen!« |
16 | Jesus aber erwiderte ihnen: »Sie brauchen nicht wegzugehen: gebt ihr ihnen zu essen!« |
17 | Da antworteten sie ihm: »Wir haben hier nichts weiter als fünf Brote und zwei Fische.« |
18 | Er aber sagte: »Bringt sie mir hierher!« |
19 | Er ließ dann die Volksscharen sich auf dem Rasen lagern, nahm die fünf Brote und die beiden Fische, blickte zum Himmel empor, sprach den Lobpreis (Gottes) und brach die Brote; hierauf gab er sie (d.h. die Brotstücke) den Jüngern, die Jünger aber teilten sie dem Volk zu. |
20 | Und sie aßen alle und wurden satt; dann sammelte man die Brocken, die übriggeblieben waren: zwölf Körbe voll. |
21 | Die Zahl derer aber, die gegessen hatten, betrug etwa fünftausend Männer, ungerechnet die Frauen und die Kinder. |
22 | Und sogleich nötigte Jesus seine Jünger, ins Boot zu steigen und vor ihm nach dem jenseitigen Ufer hinüberzufahren, damit er inzwischen die Volksscharen entließe. |
23 | Als er das getan hatte, stieg er für sich allein den Berg hinan, um zu beten; und als es Abend geworden war, befand er sich dort allein; |
24 | das Boot aber war schon mitten auf dem See und wurde von den Wellen hart bedrängt, denn der Wind stand ihnen entgegen. |
25 | In der vierten Nachtwache aber kam Jesus auf sie zu, indem er über den See dahinging. |
26 | Als nun die Jünger ihn so auf dem See wandeln sahen, gerieten sie in Bestürzung, weil sie dachten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst laut auf. |
27 | Doch Jesus redete sie sogleich mit den Worten an: »Seid getrost: ich bin es; fürchtet euch nicht!« |
28 | Da antwortete ihm Petrus: »Herr, wenn du es bist, so laß mich über das Wasser zu dir kommen!« |
29 | Er erwiderte: »So komm!« Da stieg Petrus aus dem Boot, ging über das Wasser hin und kam auf Jesus zu; |
30 | doch als er den Sturmwind wahrnahm, wurde ihm angst, und als er unterzusinken begann, rief er laut: »Herr, hilf mir!« |
31 | Sogleich streckte Jesus die Hand aus, faßte ihn und sagte zu ihm: »Du Kleingläubiger! Warum hast du gezweifelt?« |
32 | Als sie dann in das Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. |
33 | Die Männer im Boot aber warfen sich vor ihm nieder und sagten: »Du bist wahrhaftig Gottes Sohn!« |
34 | Nachdem sie dann (über den See) hinübergefahren waren, kamen sie ans Land nach Gennesaret. |
35 | Sobald die Bewohner dieses Ortes ihn erkannt hatten, schickten sie Boten in die ganze dortige Umgegend, und man brachte alle Kranken zu ihm, |
36 | und (diese) baten ihn, nur die Quaste seines Rockes (oder: Mantels; vgl. 4.Mose 15,38-39) anfassen zu dürfen, und alle, die sie anfaßten, wurden völlig geheilt. |
1 | Damals kamen Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus und fragten ihn: |
2 | »Warum übertreten deine Jünger die Satzungen, welche uns die Alten (= unsere Vorfahren) überliefert haben? Sie waschen sich ja die Hände nicht, wenn sie Brot essen (oder: eine Mahlzeit einnehmen) wollen.« |
3 | Da antwortete er ihnen mit den Worten: »Warum übertretet auch ihr (oder: ihr selber) das Gebot Gottes euren überlieferten Satzungen zuliebe? |
4 | Gott hat doch geboten (2.Mose 20,12): ›Ehre deinen Vater und deine Mutter‹ und (2.Mose 21,17): ›Wer Vater oder Mutter flucht (oder: schmäht), soll des Todes sterben!‹ |
5 | Ihr aber sagt: ›Wer zum Vater oder zur Mutter sagt: Ich will Gott als Opfergabe (für den Tempelschatz) das weihen, was du sonst als Unterstützung von mir empfangen hättest, – |
6 | der braucht seinen Vater oder seine Mutter nicht weiter zu ehren.‹ Damit habt ihr das Wort Gottes euren überlieferten Satzungen zulieb außer Kraft gesetzt! |
7 | Ihr Heuchler (= Scheinheiligen)! Treffend hat Jesaja von euch geweissagt mit den Worten (Jes 29,13): |
8 | ›Dieses Volk ehrt mich nur mit den Lippen, ihr Herz aber ist weit entfernt von mir; |
9 | doch vergeblich verehren sie mich, weil sie Menschensatzungen als Lehren vortragen.‹« |
10 | Nachdem er dann die Volksmenge herbeigerufen hatte, sagte er zu ihnen: »Hört zu und sucht es zu verstehen! |
11 | Nicht das, was in den Mund hineingeht, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.« |
12 | Hierauf traten die Jünger an ihn heran und sagten zu ihm: »Weißt du, daß die Pharisäer an dem Wort, das sie von dir haben hören müssen, Anstoß genommen haben?« |
13 | Er aber antwortete: »Jede Pflanze, die nicht mein himmlischer Vater gepflanzt hat, wird mit der Wurzel ausgerissen werden. |
14 | Laßt sie nur: sie sind blinde Blindenführer! Wenn aber ein Blinder einem anderen Blinden Wegführer ist, werden beide in die Grube fallen.« |
15 | Da nahm Petrus das Wort und sagte zu ihm: »Erkläre uns das Gleichnis (von vorhin)!« |
16 | Da antwortete er: »Seid auch ihr immer noch ohne Verständnis? |
17 | Begreift ihr nicht, daß alles, was in den Mund hineingeht, in den Leib (= Magen) gelangt und auf dem natürlichen Wege wieder ausgeschieden wird? |
18 | Was dagegen aus dem Mund herauskommt, geht aus dem Herzen hervor, und das ist es, was den Menschen verunreinigt. |
19 | Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken hervor: Mordtaten, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, Verleumdungen und Lästerungen. |
20 | Das sind die Dinge, die den Menschen verunreinigen; dagegen das Essen mit ungewaschenen Händen macht den Menschen nicht unrein.« |
21 | Jesus ging dann von dort weg und zog sich in die Gegend von Tyrus und Sidon zurück. |
22 | Da kam eine kanaanäische Frau aus jenem Gebiet her und rief ihn laut an: »Erbarme dich meiner, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem bösen Geist schlimm geplagt!« |
23 | Er antwortete ihr aber kein Wort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten ihn: »Fertige sie doch ab! Sie schreit ja hinter uns her!« |
24 | Er aber antwortete: »Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel (Mt 10,6) gesandt.« |
25 | Sie aber kam, warf sich vor ihm nieder und bat: »Herr, hilf mir!« |
26 | Doch er erwiderte: »Es ist nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hündlein hinzuwerfen.« |
27 | Darauf sagte sie: »O doch, Herr! Die Hündlein bekommen ja auch von den Brocken zu essen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.« |
28 | Da antwortete ihr Jesus: »O Frau, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du es wünschest!« Und ihre Tochter wurde von dieser Stunde an gesund. |
29 | Jesus ging dann von dort wieder weg und kam an den Galiläischen See, und als er den Berg hinangestiegen war, setzte er sich dort nieder. |
30 | Da kamen große Scharen Volks zu ihm; sie brachten Lahme, Blinde, Krüppel, Stumme und viele andere Kranke mit sich, die sie ihm vor die Füße legten; und er heilte sie, |
31 | so daß die Volksmenge sich verwunderte, als sie sah, daß Stumme redeten, Krüppel gesund wurden, Lahme einhergehen konnten und Blinde sehend wurden; und sie priesen den Gott Israels. |
32 | Jesus aber rief seine Jünger zu sich und sagte: »Mich jammert des Volks, denn sie halten nun schon drei Tage bei mir aus, ohne daß sie etwas zu essen haben, und ich mag sie nicht von mir lassen, ehe sie gegessen haben: sie würden sonst unterwegs verschmachten.« |
33 | Da erwiderten ihm die Jünger: »Woher sollen wir hier in der Einöde so viele Brote nehmen, daß wir eine solche Volksmenge sättigen könnten?« |
34 | Doch Jesus fragte sie: »Wie viele Brote habt ihr?« Sie antworteten: »Sieben und ein paar kleine Fische.« |
35 | Da gebot er dem Volke, sich auf dem Erdboden zu lagern, |
36 | nahm dann die sieben Brote und die Fische, sprach den Lobpreis (Gottes), brach die Brote und gab sie (d.h. die Brotstücke) seinen Jüngern, die Jünger aber teilten sie an die Volksmenge aus. |
37 | Und sie aßen alle und wurden satt; dann hob man die übriggebliebenen Brote (vom Boden) auf: sieben Körbe voll; |
38 | die Zahl derer aber, die gegessen hatten, betrug etwa viertausend Männer, ungerechnet die Frauen und Kinder. |
39 | Er ließ dann die Volksmenge gehen, stieg ins Boot und kam in die Gegend von Magadan. |
1 | Da traten die Pharisäer und Sadduzäer zu ihm heran, um ihn auf die Probe zu stellen, und sprachen den Wunsch gegen ihn aus, er möchte sie ein Wunderzeichen vom Himmel her sehen lassen. |
2 | Er aber antwortete ihnen: »Am Abend sagt ihr: ›Es gibt schönes Wetter, denn der Himmel ist rot‹; |
3 | und frühmorgens: ›Heute gibt es Regenwetter, denn der Himmel ist rot und trübe.‹ Das Aussehen des Himmels versteht ihr zu beurteilen, die Wahrzeichen der Zeit aber nicht. |
4 | Ein böses und ehebrecherisches (= von Gott abtrünniges) Geschlecht verlangt ein Zeichen; doch es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als nur das Zeichen des (Propheten) Jona.« Mit diesen Worten ließ er sie stehen und ging weg. |
5 | Als die Jünger dann an das jenseitige Ufer des Sees kamen, hatten sie vergessen, Brote mitzunehmen. |
6 | Da sagte Jesus zu ihnen: »Gebt acht und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!« |
7 | Sie erwogen nun im Gespräch untereinander: »(Das sagt er deshalb,) weil wir keine Brote mitgenommen haben.« |
8 | Als Jesus das merkte, sagte er: »Ihr Kleingläubigen! Was macht ihr euch Gedanken darüber, daß ihr keine Brote (mitgenommen) habt? |
9 | Besitzt ihr immer noch kein Verständnis, und denkt ihr nicht an die fünf Brote für die Fünftausend und wie viele Körbe voll ihr noch gesammelt habt? |
10 | Auch nicht an die sieben Brote für die Viertausend und wie viele Körbchen voll ihr noch aufgelesen habt? |
11 | Wie könnt ihr nur nicht begreifen, daß ich nicht von Broten zu euch geredet habe! Hütet euch aber vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!« |
12 | Nun verstanden sie, daß er nicht hatte sagen wollen, sie sollten sich vor dem bei Broten verwendeten Sauerteig hüten, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer. |
| VI. Vorbereitung der Jünger auf Jesu Leiden; Aufbruch nach Jerusalem (16,13-20,28) |
13 | Als Jesus dann in die Gegend von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger: »Für wen halten die Leute den Menschensohn?« |
14 | Sie antworteten: »Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elia, noch andere für Jeremia oder sonst einen von den Propheten.« |
15 | Da fragte er sie weiter: »Ihr aber – für wen haltet ihr mich?« |
16 | Simon Petrus gab ihm zur Antwort: »Du bist Christus (= der Messias; vgl. 1,16), der Sohn des lebendigen Gottes!« |
17 | Da gab Jesus ihm zur Antwort: »Selig bist du (zu preisen), Simon, Sohn des Jona, denn nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart, sondern mein Vater droben im Himmel. |
18 | Und nun sage auch ich dir: Du bist Petrus (Fels, d.h. Felsenmann), und auf diesem Felsen will ich meine Gemeinde (18,17) erbauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen. |
19 | Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben, und was du auf der Erde bindest, das soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf der Erde lösest, das soll auch im Himmel gelöst sein!« |
20 | Hierauf gab er den Jüngern die strenge Weisung, sie sollten es niemand sagen, daß er Christus (= der Messias) sei. |
21 | Von da an begann Jesus seine Jünger darauf hinzuweisen, daß er nach Jerusalem gehen und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles leiden müsse, und daß er getötet und am dritten Tage auferweckt werden müsse. |
22 | Da nahm Petrus ihn beiseite und begann auf ihn einzureden mit den Worten: »Herr, das verhüte Gott! Nimmermehr darf dir das widerfahren!« |
23 | Er aber wandte sich um und sagte zu Petrus: »Mir aus den Augen, Satan! (Tritt) hinter mich! Ein Fallstrick (oder: Anstoß, Ärgernis) bist du für mich, denn deine Gedanken sind nicht auf Gott, sondern auf die Menschen gerichtet.« |
24 | Damals sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Will jemand mein Nachfolger sein, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich: dann kann er mein Nachfolger sein. |
25 | Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es finden (oder: gewinnen). |
26 | Denn was könnte es einem Menschen helfen, wenn er die ganze Welt gewönne, aber sein Leben (oder: seine Seele) einbüßte? Oder was könnte ein Mensch als Gegenwert (= Kaufpreis oder Lösegeld) für sein Leben (oder: seine Seele) geben? |
27 | Denn der Menschensohn wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln kommen und dann einem jeden nach seinem Tun vergelten. |
28 | Wahrlich ich sage euch: Einige von denen, die hier stehen, werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn in seiner Königsherrschaft haben kommen sehen.« |
1 | Sechs Tage später nahm Jesus den Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes mit sich und führte sie abseits (oder: in die Einsamkeit) auf einen hohen Berg. |
2 | Da wurde er vor ihren Augen verwandelt: sein Antlitz leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden hellglänzend wie das Licht. |
3 | Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elia und besprachen sich mit ihm. |
4 | Da nahm Petrus das Wort und sagte zu Jesus: »Herr, hier sind wir gut aufgehoben! Willst du, so werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elia.« |
5 | Während er noch redete, überschattete sie plötzlich eine lichte Wolke, und eine Stimme erscholl aus der Wolke, die sprach: »Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe (vgl. 3,17): höret auf ihn!« |
6 | Als die Jünger das vernahmen, warfen sie sich auf ihr Angesicht nieder und gerieten in große Furcht; |
7 | doch Jesus trat herzu, faßte sie an und sagte: »Steht auf und fürchtet euch nicht!« |
8 | Als sie aber ihre Augen aufschlugen, sahen sie niemand mehr als Jesus allein. |
9 | Als sie dann von dem Berge hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: »Erzählt niemand etwas von der Erscheinung, die ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt worden ist.« |
10 | Da fragten ihn die Jünger: »Wie können denn die Schriftgelehrten behaupten, Elia müsse zuerst kommen?« |
11 | Er gab ihnen zur Antwort: »Elia kommt allerdings und wird alles wieder in den rechten Stand bringen (Mal 3,23). |
12 | Ich sage euch aber: Elia ist bereits gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern sind mit ihm verfahren, wie es ihnen beliebte. Ebenso wird auch der Menschensohn durch sie zu leiden haben.« |
13 | Da verstanden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen gesprochen hatte. |
14 | Als sie dann zu der Volksmenge zurückgekommen waren, trat ein Mann an ihn heran, warf sich vor ihm auf die Knie nieder |
15 | und sagte: »Herr, erbarme dich meines Sohnes! Er ist fallsüchtig und hat schwer zu leiden; denn oft fällt er ins Feuer und oft auch ins Wasser. |
16 | Ich habe ihn schon zu deinen Jüngern gebracht, doch sie haben ihn nicht heilen können.« |
17 | Da antwortete Jesus: »O ihr ungläubige und verkehrte Art von Menschen! Wie lange soll ich noch bei euch sein, wie lange es noch mit euch aushalten? Bringt ihn mir hierher!« |
18 | Jesus bedrohte alsdann den bösen Geist: da fuhr er von dem Knaben aus, so daß dieser von Stund an gesund war. |
19 | Hierauf traten die Jünger zu Jesus, als sie mit ihm allein waren, und fragten: »Warum haben wir den Geist nicht austreiben können?« |
20 | Er antwortete ihnen: »Wegen eures Kleinglaubens! Denn wahrlich ich sage euch: Wenn ihr Glauben wie ein Senfkorn habt und diesem Berge gebietet: ›Rücke von hier weg dorthin!‹, so wird er hinwegrücken, und nichts wird euch unmöglich sein. |
21 | [Diese Art (von bösen Geistern) aber läßt sich nur durch Gebet und Fasten austreiben.]« |
22 | Während sie dann in Galiläa umherwanderten, sagte Jesus zu ihnen: »Der Menschensohn wird in die Hände der Menschen überliefert werden; |
23 | sie werden ihn töten, und am dritten Tage wird er auferweckt werden.« Da wurden sie tief betrübt. |
24 | Als sie dann nach Kapernaum zurückgekehrt waren, traten die Einsammler der Tempelsteuer an Petrus heran und fragten ihn: »Entrichtet euer Meister die Doppeldrachme (= Tempelsteuer) nicht?« |
25 | Er antwortete: »Doch!« Als er dann ins Haus trat, kam ihm Jesus mit der Frage zuvor: »Was meinst du, Simon? Von wem lassen sich die Könige der Erde Zölle oder Steuern zahlen: von ihren Söhnen (= Angehörigen) oder von Fremden?« |
26 | Als jener nun antwortete: »Von den Fremden«, sagte Jesus zu ihm: »So sind die Söhne steuerfrei. |
27 | Damit wir aber keinen Anstoß bei ihnen erregen, so geh an den See, wirf die Angel aus, und den ersten Fisch, den du heraufziehst, den nimm und öffne ihm das Maul; dann wirst du ein Silberstück finden; das nimm und gib es ihnen (als Abgabe) für mich und dich.« |
1 | In jener Stunde traten die Jünger zu Jesus mit der Frage: »Wer ist denn der Größte im Himmelreich?« |
2 | Da rief er ein Kind herbei, stellte es mitten unter sie |
3 | und sagte: »Wahrlich ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, so werdet ihr nimmermehr ins Himmelreich eingehen. |
4 | Wer sich demnach so erniedrigt (= demütig unter andere stellt) wie dieses Kind hier, der ist der Größte im Himmelreich; |
5 | und wer ein einziges solches Kind auf meinen Namen hin (oder: um meines Namens willen) aufnimmt, der nimmt mich auf.« |
6 | »Wer aber einen von diesen Kleinen (oder: geringen Leuten), die an mich glauben, ärgert (oder: zum Bösen verführt), für den wäre es das beste, daß ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er ins Meer versenkt würde, wo es am tiefsten ist. |
7 | Wehe der Welt um der Ärgernisse (oder: Verführungen) willen! Wohl müssen die Verführungen kommen; doch wehe dem Menschen, durch den das Ärgernis (oder: die Verführung) kommt! |
8 | Wenn nun deine Hand oder dein Fuß dich ärgert (oder: zum Bösen verführen will), so haue sie ab und wirf sie von dir! Es ist besser für dich, verstümmelt oder lahm ins Leben einzugehen, als daß du beide Hände oder beide Füße hast und in das ewige Feuer geworfen wirst. |
9 | Und wenn dein Auge dich ärgert (oder: zum Bösen verführen will), so reiße es aus und wirf es von dir! Es ist besser für dich, einäugig ins Leben einzugehen, als daß du beide Augen hast und ins Feuer der Hölle geworfen wirst. |
10 | Sehet zu, daß ihr keinen von diesen Kleinen geringschätzt! Denn ich sage euch: Ihre Engel (= Schutzengel) im Himmel schauen allezeit das Angesicht meines himmlischen Vaters. |
11 | [Denn der Menschensohn ist gekommen, das Verlorene zu retten.]« |
12 | »Was meint ihr wohl? Wenn jemand hundert Schafe besitzt und eins von ihnen sich verirrt: wird er da nicht die neunundneunzig auf den Bergen zurücklassen und hingehen, um das verirrte zu suchen? |
13 | Und wenn es ihm gelingt, es zu finden, wahrlich ich sage euch: Er freut sich über dieses (eine) mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt hatten. |
14 | Ebenso ist es auch der Wille eures himmlischen Vaters, daß keiner von diesen Kleinen verlorengehen soll.« |
15 | »Wenn dein Bruder sich verfehlt, so gehe hin und halte es ihm unter vier Augen vor. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen; |
16 | hört er aber nicht, so nimm noch einen oder zwei (Brüder) mit dir, damit jede Sache (oder: der ganze Sachverhalt) auf Grund der Aussagen von zwei oder drei Zeugen festgestellt wird (5.Mose 19,15). |
17 | Will er auf diese (Brüder) nicht hören, so teile es der Gemeinde (16,18) mit; will er auch auf die Gemeinde nicht hören, so gelte er dir wie ein Heide und ein Zöllner. – |
18 | Wahrlich ich sage euch: Alles, was ihr auf der Erde bindet (vgl. 16,19), wird auch im Himmel gebunden sein; und was ihr auf der Erde löst, wird auch im Himmel gelöst sein. – |
19 | Weiter sage ich euch: Wenn zwei von euch auf Erden eins werden, um irgend etwas zu bitten, so wird es ihnen von meinem himmlischen Vater zuteil werden; |
20 | denn wo zwei oder drei auf meinen Namen hin (oder: in meinem Namen) versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.« |
21 | Hierauf trat Petrus an ihn heran und fragte ihn: »Herr, wie oft muß ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich vergeht? Bis zu siebenmal?« |
22 | Da antwortete ihm Jesus: »Ich sage dir: Nicht bis zu siebenmal, sondern bis siebenzigmal siebenmal (d.h. siebenundsiebzigmal; vgl. 1.Mose 4,24). |
23 | Darum ist das Himmelreich einem Könige vergleichbar, der mit seinen Knechten (= Dienern oder Beamten) abrechnen wollte. |
24 | Als er nun mit der Abrechnung begann, wurde ihm einer vorgeführt, der ihm zehntausend Talente schuldig war. |
25 | Weil er nun diese Schuld nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, man solle ihn samt Frau und Kindern und seinem gesamten Besitz verkaufen und so Ersatz (oder: Bezahlung) schaffen. |
26 | Da warf sich der Knecht vor ihm zur Erde nieder und bat ihn mit den Worten: ›Habe Geduld mit mir: ich will dir alles bezahlen.‹ |
27 | Da hatte der Herr Erbarmen mit diesem Knecht; er gab ihn frei, und die Schuld erließ er ihm auch. |
28 | Als aber dieser Knecht (aus dem Hause des Herrn) hinausgegangen war, traf er einen seiner Mitknechte, der ihm hundert Denare schuldig war; den ergriff er, packte ihn an der Kehle und sagte zu ihm: ›Bezahle, wenn du etwas schuldig bist!‹ |
29 | Da warf sich sein Mitknecht vor ihm nieder und bat ihn mit den Worten: ›Habe Geduld mit mir: ich will dir’s bezahlen!‹ |
30 | Er wollte aber nicht, sondern ging hin und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt hätte. |
31 | Als nun seine Mitknechte sahen, was da vorgegangen war, wurden sie sehr ungehalten; sie gingen hin und berichteten ihrem Herrn den ganzen Vorfall. |
32 | Da ließ sein Herr ihn vor sich rufen und sagte zu ihm: ›Du böser (= nichtswürdiger) Knecht! Jene ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich darum batest; |
33 | hättest du da nicht auch Erbarmen mit deinem Mitknecht haben müssen, wie ich Erbarmen mit dir gehabt habe?‹ |
34 | Und voller Zorn übergab sein Herr ihn den Folterknechten, bis er ihm seine ganze Schuld bezahlt hätte. |
35 | Ebenso wird auch mein himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn ihr nicht ein jeder seinem Bruder von Herzen vergebt.« |
1 | Als Jesus nun diese Reden beendet hatte, brach er aus Galiläa auf und kam in das Gebiet von Judäa auf der anderen Seite des Jordans; |
2 | eine große Volksmenge begleitete ihn, und er heilte sie dort. |
3 | Da traten Pharisäer an ihn heran, die ihn auf die Probe stellen wollten, und legten ihm die Frage vor: »Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grunde entlassen (oder: sich von seiner Frau scheiden)?« |
4 | Er gab ihnen zur Antwort: »Habt ihr nicht gelesen (1.Mose 1,27), daß der Schöpfer die Menschen von Anfang an als Mann und Frau geschaffen |
5 | und gesagt hat (1.Mose 2,24): ›Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seiner Frau hangen, und die beiden werden ein Fleisch sein‹? |
6 | Also sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was somit Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.« |
7 | Sie entgegneten ihm: »Warum hat denn Mose geboten (5.Mose 24,1), der Frau einen Scheidebrief auszustellen und sie dann zu entlassen?« |
8 | Er antwortete ihnen: »Mose hat euch (nur) mit Rücksicht auf eure Herzenshärte gestattet, eure Frauen zu entlassen (oder: euch von euren Frauen zu scheiden); aber von Anfang an ist es nicht so gewesen. |
9 | Ich sage euch aber: Wer sich von seiner Frau scheidet – außer wegen Unzucht – und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch [und wer eine Entlassene (oder: Geschiedene) heiratet, begeht auch Ehebruch].« |
10 | Da sagten die Jünger zu ihm: »Wenn es mit dem Rechtsverhältnis des Mannes gegenüber seiner Frau so steht, dann ist es nicht geraten, sich zu verheiraten.« |
11 | Er aber antwortete ihnen: »Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur die, denen es (= das Verständnis dafür) gegeben ist. |
12 | Es gibt nämlich zur Ehe Untüchtige, die vom Mutterleibe her so geboren worden sind; und es gibt zur Ehe Untüchtige, die von Menschenhand zur Ehe untüchtig gemacht worden sind; und es gibt zur Ehe Untüchtige, die sich selbst um des Himmelreichs willen untüchtig gemacht haben. Wer es zu fassen vermag, der fasse es!« |
13 | Hierauf brachte man kleine Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegen und (für sie) beten möchte; die Jünger aber verwiesen es in barscher Weise (denen, die sie brachten). |
14 | Doch Jesus sagte: »Laßt die Kinder (in Frieden) und hindert sie nicht, zu mir zu kommen! Denn für ihresgleichen ist das Himmelreich bestimmt.« (vgl. Mk 10,14) |
15 | Dann legte er ihnen die Hände auf und wanderte von dort weiter. |
16 | Da trat einer an ihn heran und fragte ihn: »Meister, was muß ich Gutes tun, um ewiges Leben zu erlangen?« |
17 | Er antwortete ihm: »Was fragst du mich über das Gute? (Nur) einer ist der Gute. Willst du aber ins Leben eingehen, so halte die Gebote.« |
18 | »Welche?« entgegnete er. Jesus antwortete: »Diese: ›Du sollst nicht töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht falsches Zeugnis ablegen, |
19 | ehre deinen Vater und deine Mutter‹ und ›du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‹« |
20 | Der Jüngling erwiderte ihm: »Dies alles habe ich beobachtet: was fehlt mir noch?« |
21 | Jesus antwortete ihm: »Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe dein Hab und Gut und gib (den Erlös) den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!« |
22 | Als der Jüngling das Wort gehört hatte, ging er betrübt weg; denn er besaß ein großes Vermögen. |
23 | Jesus aber sagte zu seinen Jüngern: »Wahrlich ich sage euch: Für einen Reichen wird es schwer sein, ins Himmelreich einzugehen. |
24 | Nochmals sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr hindurchgeht, als daß ein Reicher in das Reich Gottes eingeht.« |
25 | Als die Jünger das hörten, wurden sie ganz bestürzt und sagten: »Ja, wer kann dann gerettet werden?« |
26 | Jesus aber blickte sie an und sagte zu ihnen: »Bei den Menschen ist dies unmöglich, aber bei Gott ist alles möglich.« (1.Mose 18,14) |
27 | Hierauf nahm Petrus das Wort und sagte zu ihm: »Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt: welcher Lohn wird uns also dafür zuteil werden?« |
28 | Jesus antwortete ihnen: »Wahrlich ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt (= bei der Neugestaltung aller Dinge), wenn der Menschensohn auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt, gleichfalls auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten (= regieren). |
29 | Und jeder, der um meines Namens willen Brüder oder Schwestern, Vater oder Mutter, Frau oder Kinder, Äcker oder Häuser verlassen hat, wird vielmal Wertvolleres empfangen und ewiges Leben erben. |
30 | Viele Erste aber werden Letzte sein und viele Letzte die Ersten.« (Lk 13,30) |
1 | »Denn das Himmelreich ist einem menschlichen Hausherrn gleich, der frühmorgens ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. |
2 | Nachdem er nun mit den Arbeitern einen Tagelohn von einem Denar vereinbart hatte, schickte er sie in seinen Weinberg. |
3 | Als er dann um die dritte Tagesstunde wieder ausging, sah er andere auf dem Marktplatz unbeschäftigt stehen |
4 | und sagte zu ihnen: ›Geht auch ihr in meinen Weinberg, ich will euch geben, was recht ist‹; |
5 | und sie gingen hin. Wiederum ging er um die sechste und um die neunte Stunde aus und machte es ebenso; |
6 | und als er um die elfte Stunde wieder ausging, fand er noch andere dastehen und sagte zu ihnen: ›Was steht ihr hier den ganzen Tag müßig?‹ |
7 | Sie antworteten ihm: ›Niemand hat uns in Arbeit genommen.‹ Da sagte er zu ihnen: ›Geht auch ihr noch in den Weinberg!‹ |
8 | Als es dann Abend geworden war, sagte der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: ›Rufe die Arbeiter und zahle ihnen den Lohn aus! Fange bei den letzten an (und weiter so) bis zu den ersten!‹ |
9 | Als nun die um die elfte Stunde Eingestellten kamen, erhielten sie jeder einen Denar. |
10 | Als dann die Ersten (an die Reihe) kamen, dachten sie, sie würden mehr erhalten; doch sie erhielten gleichfalls jeder nur einen Denar. |
11 | Als sie ihn empfangen hatten, murrten sie gegen den Hausherrn |
12 | und sagten: ›Diese Letzten haben nur eine einzige Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt, die wir des (ganzen) Tages Last und Hitze getragen haben!‹ |
13 | Er aber entgegnete einem von ihnen: ›Freund, ich tue dir nicht unrecht; bist du nicht um einen Denar mit mir eins geworden? |
14 | Nimm dein Geld und gehe! Es gefällt mir nun einmal, diesem Letzten ebensoviel zu geben wie dir. |
15 | Habe ich etwa nicht das Recht, mit dem, was mein ist, zu machen, was ich will? Oder siehst du neidisch dazu, daß ich wohlwollend bin?‹ |
16 | Ebenso werden die Letzten Erste und die Ersten Letzte sein. [Denn viele sind berufen, aber wenige auserwählt.]« |
17 | Als nun Jesus vorhatte, nach Jerusalem hinaufzuziehen, nahm er die zwölf Jünger (vom Volk) gesondert zu sich und sagte unterwegs zu ihnen: |
18 | »Seht, wir ziehen jetzt nach Jerusalem hinauf: dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überantwortet werden; die werden ihn zum Tode verurteilen |
19 | und ihn den Heiden zur Verspottung, zur Geißelung und zur Kreuzigung überliefern; und am dritten Tage wird er auferweckt werden.« |
20 | Damals trat die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren (beiden) Söhnen zu ihm, fiel vor ihm nieder und wollte ihn um etwas bitten. |
21 | Er fragte sie: »Was wünschest du?« Sie antwortete ihm: »Bestimme, daß diese meine beiden Söhne dereinst in deinem Königreich einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitzen sollen.« |
22 | Da antwortete Jesus: »Ihr wißt nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?« Sie antworteten ihm: »Ja, wir können es.« |
23 | Er erwiderte ihnen: »Meinen Kelch werdet ihr zwar trinken (müssen), aber die Plätze zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu verleihen, sondern sie werden denen zuteil, für die sie von meinem Vater bestimmt sind.« |
24 | Als die (übrigen) zehn Jünger das hörten, wurden sie über die beiden Brüder unwillig; |
25 | Jesus aber rief sie zu sich und sagte: »Ihr wißt, daß die weltlichen Herrscher sich als Herren gegen ihre Völker benehmen und daß ihre Großen sie vergewaltigen. |
26 | Bei euch aber darf es nicht so sein; wer unter euch als Großer dastehen möchte, der muß euer Diener sein, |
27 | und wer bei euch der Erste sein möchte, der muß euer Knecht sein, |
28 | wie ja auch der Menschensohn nicht gekommen ist, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen und sein Leben als Lösegeld hinzugeben für viele.« |
| VII. Jesu Einzug in Jerusalem und letztes Wirken (20,29-25,46) |
29 | Als sie dann aus Jericho hinauszogen, folgte ihm eine große Volksmenge nach. |
30 | Da saßen dort zwei Blinde am Wege; als diese hörten, daß Jesus vorüberziehe, riefen sie laut: »Herr, erbarme dich unser, Sohn Davids!« |
31 | Die Volksmenge rief ihnen drohend zu, sie sollten still sein; sie aber schrien nur noch lauter: »Herr, erbarme dich unser, Sohn Davids!« |
32 | Da blieb Jesus stehen, rief sie herbei und fragte sie: »Was wünscht ihr von mir?« |
33 | Sie antworteten ihm: »Herr, daß unsere Augen aufgetan werden!« |
34 | Da fühlte Jesus Mitleid mit ihnen; er berührte ihre Augen, und sogleich konnten sie sehen und schlossen sich ihm an. |
1 | Als sie sich dann Jerusalem näherten und nach Bethphage an den Ölberg gekommen waren, da sandte Jesus zwei von seinen Jüngern ab |
2 | mit der Weisung: »Geht in das Dorf, das vor euch liegt! Ihr werdet dort sogleich (am Eingang) eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und bringt sie mir her! |
3 | Und wenn euch jemand etwas sagen sollte, so antwortet ihm: ›Der Herr hat sie nötig, wird sie aber sofort zurückschicken.‹« |
4 | Dies ist aber geschehen, damit das Wort des Propheten erfüllt werde, das da lautet (Jes 62,11; Sach 9,9): |
5 | »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Füllen, dem Jungen des Lasttiers.« |
6 | Als nun die Jünger hingegangen waren und den Auftrag Jesu ausgerichtet hatten, |
7 | führten sie die Eselin mit dem Füllen herbei, legten ihre Mäntel auf sie, und er setzte sich darauf. |
8 | Die überaus zahlreiche Volksmenge aber breitete ihre Mäntel auf den Weg aus, andere hieben Zweige von den Bäumen ab und streuten sie auf den Weg; |
9 | und die Scharen, die im Zuge vor ihm her gingen und die, welche ihm nachfolgten, riefen laut: »Hosianna dem Sohne Davids! Gepriesen (oder: gesegnet) sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in den Himmelshöhen!« |
10 | Als er dann in Jerusalem eingezogen war, geriet die ganze Stadt in Bewegung, und zwar fragte man: »Wer ist dieser?« |
11 | Da sagte die Volksmenge: »Dies ist der Prophet Jesus aus Nazareth in Galiläa!« |
12 | Jesus ging dann in den Tempel Gottes, trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften, warf die Tische der Geldwechsler und die Sitze der Taubenverkäufer um |
13 | und sagte zu ihnen: »Es steht geschrieben (Jes 56,7): ›Mein Haus soll ein Bethaus heißen!‹ Ihr aber macht es zu einer ›Räuberhöhle‹!« (Jer 7,11) |
14 | Es kamen auch Blinde und Lahme im Tempel zu ihm, und er heilte sie. |
15 | Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und (hörten) wie die Kinder im Tempel laut riefen: »Hosianna dem Sohne Davids!«, wurden sie unwillig |
16 | und sagten zu ihm: »Hörst du nicht, was diese hier rufen?« Da antwortete Jesus ihnen: »Jawohl! Habt ihr noch niemals (das Schriftwort) gelesen (Ps 8,3): ›Aus dem Mund von Unmündigen und Säuglingen hast du (dir) Lobpreis bereitet‹?« |
17 | Mit diesen Worten ließ er sie stehen, ging aus der Stadt hinaus nach Bethanien und blieb über Nacht dort. |
18 | Als er dann frühmorgens in die Stadt zurückkehrte, hungerte ihn, |
19 | und als er einen einzelnen Feigenbaum am Wege stehen sah, ging er zu ihm hin, fand aber nichts anderes an ihm als Blätter. Da sagte er zu ihm: »Nie mehr soll noch Frucht von dir kommen in Ewigkeit!«, und der Feigenbaum verdorrte sofort. |
20 | Als die Jünger das sahen, verwunderten sie sich und sagten: »Wie kommt es, daß der Feigenbaum sofort verdorrt ist?« |
21 | Da antwortete ihnen Jesus: »Wahrlich ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und keinen Zweifel hegt, so werdet ihr nicht nur das, was hier mit dem Feigenbaum geschehen ist, tun können, sondern auch, wenn ihr zu dem Berge hier sagtet: ›Hebe dich empor und stürze dich ins Meer!‹, so würde es geschehen; |
22 | und alles, um was ihr im Gebet bittet, werdet ihr empfangen, wenn ihr Glauben habt.« |
23 | Als er dann in den Tempel gekommen war, traten die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes zu ihm, während er lehrte, und fragten ihn: »Auf Grund welcher Vollmacht trittst du in dieser Weise hier auf, und wer hat dir die Vollmacht dazu gegeben?« |
24 | Jesus gab ihnen zur Antwort: »Auch ich will euch eine einzige Frage vorlegen; wenn ihr sie mir beantwortet, so will auch ich euch sagen, auf Grund welcher Vollmacht ich hier so auftrete: |
25 | Woher stammte die Taufe des Johannes? Vom Himmel oder von den Menschen?« Da überlegten sie bei sich folgendermaßen: |
26 | »Sagen wir: ›Vom Himmel‹, so wird er uns vorhalten: ›Warum habt ihr ihm dann keinen Glauben geschenkt?‹ Sagen wir aber: ›Von den Menschen‹, so haben wir das Volk zu fürchten; denn alle halten Johannes für einen Propheten.« |
27 | So gaben sie denn Jesus zur Antwort: »Wir wissen es nicht.« Da antwortete auch er ihnen: »Dann sage auch ich euch nicht, auf Grund welcher Vollmacht ich hier so auftrete.« |
28 | »Was meint ihr aber (über folgendes)? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging nun zu dem ersten und sagte: ›Mein Sohn, gehe hin und arbeite heute im Weinberge.‹ |
29 | Der antwortete: ›Ja, Herr‹, ging aber nicht hin. |
30 | Dann ging er zu dem zweiten und sagte zu ihm das gleiche. Der gab zur Antwort: ›Ich will nicht!‹ Später aber besann er sich eines Besseren und ging hin. |
31 | Wer von den beiden hat nun den Willen des Vaters getan?« Sie antworteten: »Der zweite.« Da sagte Jesus zu ihnen: »Wahrlich ich sage euch: Die Zöllner und die Dirnen kommen vor euch (= eher als ihr) in das Reich Gottes. |
32 | Denn Johannes ist mit der Lehre von der Gerechtigkeit zu euch gekommen, und ihr habt ihm nicht geglaubt, während die Zöllner und die Dirnen ihm Glauben geschenkt haben. Ihr dagegen seid, obgleich ihr das sahet, auch hinterher nicht in euch gegangen, daß ihr ihm geglaubt hättet.« |
33 | »Vernehmt noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Hausherr, der legte einen Weinberg an, umgab ihn mit einem Zaun, grub in ihm eine Kelter, baute einen Wachtturm, verpachtete ihn an Weingärtner und ging dann außer Landes (Jes 5,1-2). |
34 | Als dann die Zeit der Früchte (oder: der Obsternte) kam, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, damit sie die ihm zukommenden Früchte in Empfang nähmen. |
35 | Da ergriffen die Weingärtner seine Knechte: den einen mißhandelten sie, den andern erschlugen sie, den dritten steinigten sie. |
36 | Wiederum sandte er andere Knechte in noch größerer Zahl als die ersten, doch sie machten es mit ihnen ebenso. |
37 | Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen, weil er dachte: ›Sie werden sich doch vor meinem Sohne scheuen!‹ |
38 | Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sagten sie unter sich: ›Dieser ist der Erbe: kommt, wir wollen ihn töten, dann können wir sein Erbgut in Besitz nehmen!‹ |
39 | So ergriffen sie ihn denn, stießen ihn zum Weinberg hinaus und schlugen ihn tot. |
40 | Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt, was wird er mit diesen Weingärtnern machen?« |
41 | Sie antworteten ihm: »Er wird die Elenden elendiglich umbringen und den Weinberg an andere Weingärtner verpachten, die ihm die Früchte zu rechter Zeit abliefern werden.« |
42 | Jesus fuhr fort: »Habt ihr noch niemals in den (heiligen) Schriften das Wort gelesen (Ps 118,22-23): ›Der Stein, den die Bauleute verworfen (= für unbrauchbar erklärt) hatten, der ist zum Eckstein geworden; durch den Herrn ist er das geworden, und ein Wunder ist er in unsern Augen‹? |
43 | Deshalb sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch genommen und einem Volk gegeben werden, das dessen Früchte bringt. |
44 | [Und wer auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert werden; auf wen aber (der Stein) fällt, den wird er zermalmen.]« |
45 | Als die Hohenpriester und Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, daß er von ihnen redete; |
46 | darum hätten sie ihn am liebsten festgenommen, fürchteten sich aber vor der Volksmenge, weil die ihn für einen Propheten hielt. |
1 | Und Jesus hob an und redete noch einmal in Gleichnissen zu ihnen folgendermaßen: |
2 | »Das Himmelreich ist einem König vergleichbar, der seinem Sohne die Hochzeit ausrichten wollte. |
3 | Er sandte also seine Knechte aus, um die geladenen Gäste zum Hochzeitsmahl zu bitten; doch sie wollten nicht kommen. |
4 | Nochmals sandte er andere Knechte aus, denen er die Weisung gab: ›Sagt den Geladenen: Seht, mein Festmahl habe ich zugerichtet; meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist bereit: kommt zum Hochzeitsmahl!‹ |
5 | Die aber beachteten es nicht und gingen hin, der eine auf seinen Acker, der andere an sein Handelsgeschäft; |
6 | die übrigen ergriffen seine Knechte, mißhandelten und töteten sie. |
7 | Da wurde der König zornig; er entsandte seine Heere, ließ jene Mörder umbringen und ihre Stadt verbrennen. |
8 | Hierauf sagte er zu seinen Knechten: ›Das Hochzeitsmahl ist zwar bereitet, aber die Geladenen waren unwürdig (daran teilzunehmen). |
9 | Geht darum an die Straßenecken hinaus und ladet alle zum Hochzeitsmahl ein, soviele ihr antrefft!‹ |
10 | So gingen denn jene Knechte auf die Straßen hinaus und brachten alle, die sie trafen, zusammen, Böse wie Gute, und der Hochzeitssaal füllte sich mit Gästen. |
11 | Als aber der König hineinging, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er dort einen Mann, der kein Hochzeitsgewand angelegt hatte. |
12 | Da sagte er zu ihm: ›Freund, wie hast du hierher kommen können, ohne ein Hochzeitsgewand anzuhaben?‹ Jener verstummte. |
13 | Hierauf befahl der König seinen Dienern: ›Faßt ihn an Händen und Füßen und werft ihn hinaus in die Finsternis draußen! Dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.‹ |
14 | Denn viele sind berufen, aber wenige auserwählt.« |
15 | Hierauf gingen die Pharisäer hin und stellten eine Beratung an, wie sie ihn durch einen Ausspruch (wie in einer Schlinge) fangen könnten. |
16 | Sie sandten also ihre Jünger (oder: Schüler) nebst den Anhängern des Herodes zu ihm, die mußten sagen: »Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig (oder: aufrichtig) bist und den Weg Gottes mit Wahrhaftigkeit lehrst; auch nimmst du auf niemand Rücksicht, denn du siehst die Person (= äußere Stellung) der Menschen nicht an. |
17 | So sage uns denn deine Meinung: ›Ist es recht, daß man dem Kaiser Steuer entrichtet, oder nicht?‹« |
18 | Da Jesus nun ihre böse Absicht durchschaute, antwortete er: »Was versucht ihr mich, ihr Heuchler? |
19 | Zeigt mir die Steuermünze!« Als sie ihm nun einen Denar gereicht hatten, |
20 | fragte er sie: »Wessen Bild und Aufschrift ist das hier?« |
21 | Sie antworteten: »Des Kaisers.« Da sagte er zu ihnen: »So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser zusteht, und Gott, was Gott zusteht!« |
22 | Als sie das hörten, verwunderten sie sich, ließen von ihm ab und entfernten sich. |
23 | An demselben Tage traten Sadduzäer an ihn heran, die da behaupten, es gebe keine Auferstehung, und fragten ihn: |
24 | »Meister, Mose hat geboten (5.Mose 25,5): ›Wenn jemand kinderlos stirbt, so soll sein Bruder (als Schwager) dessen Frau (= Witwe) heiraten und für seinen Bruder das Geschlecht fortpflanzen.‹ |
25 | Nun lebten sieben Brüder bei uns; der erste (= älteste), der sich verheiratet hatte, starb und hinterließ, weil er keine Kinder hatte, seine Frau seinem Bruder; |
26 | ebenso auch der zweite und der dritte, schließlich alle sieben; |
27 | zuletzt nach allen starb auch die Frau. |
28 | Wem von den Sieben wird sie nun in (oder: bei) der Auferstehung als Frau angehören? Alle haben sie ja zur Frau gehabt.« |
29 | Jesus antwortete ihnen: »Ihr seid im Irrtum, weil ihr weder die (heiligen) Schriften noch die Kraft Gottes kennt. |
30 | Denn in der Auferstehung heiraten sie weder, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel im Himmel. |
31 | Was aber die Auferstehung der Toten betrifft: habt ihr nicht gelesen, was euch darüber von Gott gesagt worden ist, wenn er spricht (2.Mose 3,6): |
32 | ›Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs‹? Gott ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden.« |
33 | Als die Volksmenge das hörte, staunte sie über seine Lehre. |
34 | Als aber die Pharisäer vernahmen, daß er die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, versammelten sie sich (um ihn); |
35 | und einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, versuchte ihn mit der Frage: |
36 | »Meister, was ist ein Hauptgebot im Gesetz?« |
37 | Er antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken. (5.Mose 6,5) |
38 | Dies ist das Hauptgebot, das obenan steht. |
39 | Ein zweites aber steht ihm gleich: ›Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!‹ (3.Mose 19,18) |
40 | In (oder: an) diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.« |
41 | Da aber die Pharisäer beisammen waren, legte Jesus ihnen die Frage vor: |
42 | »Wie denkt ihr über Christus (= den Messias)? Wessen Sohn (= Nachkomme) ist er?« Sie antworteten ihm: »Er ist Davids Sohn.« |
43 | Da erwiderte Jesus ihnen: »Wie kann ihn dann aber David im Geist (oder: durch den Geist) ›Herr‹ nennen, indem er sagt (Ps 110,1): |
44 | ›Der Herr hat zu meinem Herrn gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege zum Schemel deiner Füße‹? |
45 | Wenn David ihn (d.h. den Messias) also ›Herr‹ nennt, wie kann er da sein Sohn sein?« |
46 | Und niemand konnte ihm hierauf eine Antwort geben; auch wagte von diesem Tage an niemand mehr, ihm eine Frage vorzulegen. |
1 | Damals richtete Jesus an das Volk und an seine Jünger folgende Worte: |
2 | »Auf den Lehrstuhl Moses haben sich die Schriftgelehrten und die Pharisäer gesetzt. |
3 | Alles nun, was sie euch sagen (= zu tun gebieten), das tut und befolgt, aber nach ihren Werken (= ihrem Tun) richtet euch nicht; denn sie sagen es nur, tun es aber nicht. |
4 | Sie binden schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, sie selbst aber wollen sie mit keinem Finger anrühren. |
5 | Alle ihre Werke tun sie in der Absicht, von den Leuten gesehen zu werden; denn sie machen ihre Gebetsriemen breit und ihre Mantelquasten (4.Mose 15,38-39) lang; |
6 | sie lieben den ersten Platz bei den Gastmählern und die Ehrensitze in den Synagogen; |
7 | sie wollen auf den Märkten (oder: öffentlichen Plätzen) gegrüßt sein und lassen sich von den Leuten gern ›Rabbi‹ (d.h. Meister, Lehrer) nennen. |
8 | Ihr aber sollt euch nicht ›Meister‹ nennen lassen; denn einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. |
9 | Und niemand auf Erden sollt ihr euren ›Vater‹ nennen; denn einer ist euer Vater, der im Himmel. |
10 | Auch ›Lehrer (oder: Führer)‹ sollt ihr euch nicht nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer (oder: Führer), nämlich Christus. |
11 | Der Größte unter euch soll euer Diener sein. |
12 | Wer sich aber selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.« (Lk 14,11; 18,14) |
13 | »Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler (= Scheinheiligen)! Denn ihr verschließt das Himmelreich vor den Menschen. Ihr selbst geht ja nicht hinein, laßt aber auch die nicht hinein, welche hineingehen wollen. |
14 | [Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr bringt die Häuser der Witwen gierig an euch und verrichtet zum Schein lange Gebete. Darum werdet ihr ein um so strengeres Gericht erfahren.] |
15 | Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr durchreist Land und Meer, um einen einzigen Glaubensgenossen zu gewinnen; und wenn er es geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, das doppelt so schlimm ist als ihr selbst. |
16 | Wehe euch, ihr blinden Führer, die ihr sagt (= lehrt): ›Wenn einer beim Tempel schwört, so hat das nichts zu bedeuten; wer aber beim Gold des Tempels (oder: am Tempel) schwört, der ist gebunden.‹ |
17 | Ihr Toren und Blinde! Was steht denn höher: das Gold (= der Goldschmuck) oder der Tempel, der das Gold erst heilig gemacht hat? |
18 | Ferner (sagt ihr): ›Wenn einer beim Altar schwört, so hat das nichts zu bedeuten; wer aber bei der Opfergabe schwört, die auf dem Altar liegt, der ist gebunden.‹ |
19 | Ihr Blinden! Was steht denn höher, die Opfergabe oder der Altar, der die Gabe erst heilig macht? |
20 | Wer also beim Altar schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was auf ihm liegt; |
21 | und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der in ihm wohnt; |
22 | und wer beim Himmel schwört, der schwört bei Gottes Thron und bei dem, der auf ihm sitzt. |
23 | Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr entrichtet den Zehnten von Minze, von Anis und Kümmel, laßt aber das Schwierigere (oder: Wichtigere) im Gesetz außer acht, nämlich das Gericht (oder: die Rechtspflege), die Barmherzigkeit und die Treue (oder: den Glauben). Diese sollte man üben und jenes nicht außer acht lassen. |
24 | Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke seihet (d.h. durch Seihen der Getränke entfernt), aber das Kamel hinuntertrinkt! |
25 | Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr haltet die Außenseite des Bechers und der Schüssel rein, inwendig aber sind sie gefüllt mit Raub und Unmäßigkeit (d.h. mit dem, was ihr durch Raub an euch gebracht habt und mit Unmäßigkeit genießt). |
26 | Du blinder Pharisäer! Mache zuerst das rein, was den Inhalt des Bechers bildet, dann wird auch seine Außenseite rein werden (können). |
27 | Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr gleicht frischgetünchten Gräbern, die von außen schön aussehen, im Innern aber voll von Totengebeinen und lauter Verwesung sind. |
28 | Ebenso zeigt auch ihr euch den Menschen von außen gerecht, inwendig aber seid ihr voll von Heuchelei und Gesetzlosigkeit (oder: Gesetzesbruch). |
29 | Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr baut die Grabstätten der Propheten aus und schmückt die Grabdenkmäler der Gerechten |
30 | und sagt: ›Hätten wir zur Zeit unserer Väter gelebt, wir hätten uns nicht mit ihnen am Blut der Propheten schuldig gemacht!‹ |
31 | Damit stellt ihr euch selbst das Zeugnis aus, daß ihr die Söhne (= Nachkommen) der Prophetenmörder seid. |
32 | So macht denn ihr das Maß (der Schuld) eurer Väter voll! |
33 | Ihr Schlangen, ihr Otternbrut! Wie wollt ihr dem Strafgericht der Hölle entrinnen?!« |
| Drohung gegen das seinem Heil widerstrebende, blutbefleckte Volk |
34 | »Deshalb seht: ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte (oder: Lehrer); von diesen werdet ihr die einen töten und kreuzigen, die anderen in euren Synagogen geißeln und von Stadt zu Stadt verfolgen, |
35 | damit über euch alles gerechte (= unschuldige) Blut komme, das auf der Erde vergossen worden ist, vom Blut des gerechten Abel an (1.Mose 4,8) bis zum Blut Sacharjas (= Zacharias), des Sohnes Berechjas, den ihr zwischen dem Tempelhause und dem Brandopferaltar ermordet habt (vgl. 2.Chr 24,19-22). |
36 | Wahrlich ich sage euch: (Die Strafe für) dies alles wird über dieses Geschlecht kommen!« |
| Jesu Abkehr von der Stadt Jerusalem und Ankündigung seiner Wiederkehr |
37 | »Jerusalem, Jerusalem, das du die Propheten tötest und die zu dir Gesandten steinigst! Wie oft habe ich deine Kinder um mich sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt; doch ihr habt nicht gewollt. |
38 | Nunmehr wird euer Haus euch verödet überlassen (Jer 22,5); |
39 | denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht (mehr) sehen, bis ihr (einst bei meiner Wiederkunft) ausruft: ›Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!‹« (Ps 118,26) |
1 | Jesus verließ dann den Tempel und wollte weitergehen; da traten seine Jünger zu ihm heran, um ihn auf den Prachtbau des Tempels aufmerksam zu machen. |
2 | Er aber antwortete ihnen mit den Worten: »Ja, jetzt seht ihr dies alles noch. Wahrlich ich sage euch: Es wird hier kein Stein auf dem andern bleiben, der nicht niedergerissen wird!« |
3 | Als er sich dann auf dem Ölberg niedergesetzt hatte, traten die Jünger, als sie für sich allein waren, an ihn mit der Bitte heran: »Sage uns doch: wann wird dies geschehen? Und welches ist das Zeichen deiner Ankunft (bzw. Wiederkunft) und der Vollendung (= des Endes) der Weltzeit?« |
| Die ersten Vorzeichen |
4 | Jesus antwortete ihnen: »Sehet euch vor, daß niemand euch irreführe! |
5 | Denn viele werden unter meinem Namen kommen und behaupten: ›Ich bin der (wiederkehrende) Christus‹, und werden viele irreführen. |
6 | Ihr werdet ferner von Kriegen und Kriegsgerüchten hören: gebt acht, laßt euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muß so kommen, ist aber noch nicht das Ende. |
7 | Denn ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere (Jes 19,2); auch Hungersnöte werden eintreten und Erdbeben hier und da stattfinden; |
8 | dies alles ist aber erst der Anfang der Wehen (d.h. der Nöte oder: der Leiden).« |
| Die Jüngerverfolgungen |
9 | »Hierauf wird man schwere Drangsale über euch bringen und euch töten, und ihr werdet allen Völkern um meines Namens willen verhaßt sein. |
10 | Alsdann werden viele Anstoß nehmen (d.h. am wahren Glauben irre werden) und sich einander ausliefern (= verraten) und einander hassen. |
11 | Auch falsche Propheten werden in großer Zahl auftreten und viele irreführen; |
12 | und weil die Gesetzlosigkeit überhand nimmt, wird die Liebe in den meisten erkalten; |
13 | wer jedoch bis ans Ende ausharrt, der wird gerettet werden. |
14 | Und diese Heilsbotschaft vom Reich wird auf dem ganzen Erdkreis allen Völkern zum Zeugnis gepredigt werden, und dann wird das Ende kommen.« |
| Der Höhepunkt der Drangsal in Judäa |
15 | »Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung (= Entweihung), der vom Propheten Daniel angesagt worden ist (Dan 9,27; 11,31; 12,11), an heiliger Stätte stehen seht – der Leser merke auf! –, |
16 | dann sollen die (Gläubigen), die in Judäa sind, ins Gebirge fliehen! |
17 | Wer sich alsdann auf dem Dache befindet, steige nicht erst noch hinab (ins Haus), um seine Habseligkeiten aus dem Hause zu holen; |
18 | und wer auf dem Felde weilt, kehre nicht zurück, um sich noch seinen Mantel zu holen. |
19 | Wehe aber den Frauen, die guter Hoffnung sind, und denen, die ein Kind in jenen Tagen zu nähren haben! |
20 | Betet nur, daß eure Flucht nicht in den Winter (vgl. Joh 10,22) oder auf den Sabbat falle! |
21 | Denn es wird alsdann eine schlimme Drangsalszeit eintreten, wie noch keine seit Anfang der Welt bis jetzt dagewesen ist und wie auch keine wieder kommen wird (Dan 12,1); |
22 | und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch (= Mensch) gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden.« |
| Weissagung der falschen Propheten |
23 | »Wenn dann jemand zu euch sagt: ›Seht, hier ist Christus (= der Messias; vgl. 1,16)!‹ oder: ›Dort (ist er)!‹, so glaubt es nicht! |
24 | Denn es werden falsche Christusse (oder: Messiasse) und falsche Propheten auftreten und werden große Zeichen und Wunder verrichten, um womöglich auch die Auserwählten irrezuführen. |
25 | Seht, ich habe es euch vorhergesagt. Wenn man also zu euch sagt: |
26 | ›Seht, er (d.h. Christus) ist in der Wüste!‹, so geht nicht hinaus; und (sagt man:) ›Seht, er ist in den Gemächern (dieses oder jenes Hauses)!‹, so glaubt es nicht! |
27 | Denn wie der Blitz vom Osten ausgeht und bis zum Westen leuchtet, so wird es auch mit der Ankunft (= Wiederkunft) des Menschensohnes sein; |
28 | denn wo das Aas (= ein verendetes Tier) liegt, da sammeln sich die Geier.« (Lk 17,37; Hiob 39,30) |
29 | »Sogleich aber nach jener Drangsalszeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren (Jes 13,10); die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels in Erschütterung geraten (Jes 34,4). |
30 | Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen, und dann werden alle Geschlechter (oder: Völker) der Erde wehklagen und werden den Menschensohn auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit kommen sehen (Sach 12,10-12; Dan 7,13-14). |
31 | Und er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden, und sie werden seine Auserwählten von den vier Windrichtungen her versammeln, von dem einen Himmelsende bis zum andern (Sach 2,6). |
32 | Vom Feigenbaum aber mögt ihr das Gleichnis lernen (= entnehmen): Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter hervorwachsen, so erkennt ihr daran, daß der Sommer nahe ist. |
33 | So auch ihr: wenn ihr dies alles seht, so erkennet daran, daß es (oder: er, d.h. der Menschensohn) nahe vor der Tür steht. |
34 | Wahrlich ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht. |
35 | Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nimmermehr vergehen. |
36 | Von jenem Tage aber und von jener Stunde hat niemand Kenntnis, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern ganz allein der Vater. |
37 | Denn wie es einst mit den Tagen Noahs gewesen ist, so wird es auch mit der Wiederkunft des Menschensohnes sein. |
38 | Denn wie sie es in den Tagen vor der Sintflut gehalten haben: sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten (ihre Töchter) bis zu dem Tage, als Noah in die Arche ging, |
39 | und wie sie nichts merkten, bis die Sintflut kam und alle hinwegraffte, ebenso wird es auch mit der Zeit der Ankunft (= Wiederkunft) des Menschensohnes der Fall sein. |
40 | Da werden zwei (Männer zusammen) auf dem Felde sein: der eine wird angenommen (oder: mitgenommen), der andere zurückgelassen; |
41 | zwei (Frauen) werden (zusammen) an der Handmühle mahlen: die eine wird angenommen (oder: mitgenommen), die andere zurückgelassen.« |
| Mahnung zur Wachsamkeit im allgemeinen |
42 | »Seid also wachsam, denn ihr wißt nicht, an welchem Tage der Herr kommt. |
43 | Das aber seht ihr ein: Wenn der Hausherr wüßte, in welcher Stunde der Nacht (14,25) der Dieb kommt, so würde er wach bleiben und keinen Einbruch in sein Haus zulassen. |
44 | Deshalb haltet auch ihr euch bereit; denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, wo ihr es nicht vermutet.« |
| Gleichnis vom treuen und vom untreuen Knecht |
45 | »Wer ist demnach der treue und kluge Knecht, den sein Herr über seine Dienerschaft gesetzt hat, damit er ihnen die Speise (= Kost) zu rechter Zeit gebe? |
46 | Selig ist ein solcher Knecht (zu preisen), den sein Herr bei seiner Rückkehr in solcher Tätigkeit antrifft. |
47 | Wahrlich ich sage euch: Er wird ihn über seine sämtlichen Güter setzen. |
48 | Wenn aber ein solcher Knecht schlecht ist und in seinem Herzen denkt: ›Mein Herr kommt noch lange nicht!‹, |
49 | und wenn er seine Mitknechte zu schlagen beginnt und mit den Trunkenen ißt und trinkt, |
50 | so wird der Herr eines solchen Knechts an einem Tage kommen, an dem er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt, |
51 | und er wird ihn zerhauen lassen und ihm seinen Platz (oder: sein gebührendes Teil) bei den Heuchlern anweisen: dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.« |
| Das Gleichnis von den zehn (klugen und törichten) Jungfrauen |
1 | »Alsdann wird das Himmelreich zehn Jungfrauen gleichen, die sich mit ihren Lampen in der Hand zur Einholung des Bräutigams aufmachten. |
2 | Fünf von ihnen waren töricht und fünf klug; |
3 | denn die törichten nahmen wohl ihre Lampen, nahmen aber kein Öl mit; |
4 | die klugen dagegen nahmen außer ihren Lampen auch noch Öl in den Gefäßen mit sich. |
5 | Als nun der Bräutigam auf sich warten ließ, wurden sie alle müde und schliefen ein. |
6 | Um Mitternacht aber erscholl ein Geschrei: ›Der Bräutigam ist da! Macht euch auf, ihn zu empfangen!‹ |
7 | Da erhoben sich jene Jungfrauen alle vom Schlaf und brachten ihre Lampen in Ordnung; |
8 | die törichten aber sagten zu den klugen: ›Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen wollen ausgehen!‹ |
9 | Da antworteten die klugen: ›Nein, es würde für uns und euch nicht reichen; geht lieber zu den Krämern und kauft euch welches!‹ |
10 | Während sie nun hingingen, um Öl einzukaufen, kam der Bräutigam, und die Jungfrauen, welche in Bereitschaft waren, gingen mit ihm zum Hochzeitsmahl hinein, und die Tür wurde verschlossen. |
11 | Später kamen dann auch noch die übrigen Jungfrauen und riefen: ›Herr, Herr, öffne uns doch!‹ |
12 | Er aber gab ihnen zur Antwort: ›Wahrlich ich sage euch: Ich kenne euch nicht!‹ |
13 | Darum seid wachsam, denn Tag und Stunde sind euch unbekannt.« |
| Gleichnis von den anvertrauten Geldern (Talenten) |
14 | »Es wird so sein wie bei einem Manne, der vor Antritt einer Reise ins Ausland seine Knechte rief und ihnen sein Vermögen (zur Verwaltung) übergab; |
15 | dem einen gab er fünf Talente, dem andern zwei, dem dritten eins, einem jeden nach seiner Tüchtigkeit; dann reiste er ab. |
16 | Da ging der, welcher die fünf Talente empfangen hatte, sogleich ans Werk, machte Geschäfte mit dem Geld und gewann andere fünf Talente; |
17 | ebenso gewann der, welcher die zwei Talente (empfangen hatte), zwei andere dazu. |
18 | Der (Knecht) aber, welcher das eine Talent erhalten hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg darin das Geld seines Herrn. |
19 | Nach längerer Zeit kam der Herr dieser Knechte zurück und rechnete mit ihnen ab. |
20 | Da trat der herzu, welcher die fünf Talente empfangen hatte, brachte noch fünf andere Talente mit und sagte: ›Herr, fünf Talente hast du mir übergeben; hier sind noch andere fünf Talente, die ich dazugewonnen habe.‹ |
21 | Da sagte sein Herr zu ihm: ›Schön, du guter und treuer Knecht! Du bist über Wenigem treu gewesen, ich will dich über Vieles setzen: gehe ein zum Freudenmahl deines Herrn!‹ |
22 | Dann kam auch der (Knecht) herbei, der die zwei Talente (empfangen hatte), und sagte: ›Herr, zwei Talente hast du mir übergeben; hier sind noch zwei andere Talente, die ich dazugewonnen habe.‹ |
23 | Da sagte sein Herr zu ihm: ›Schön, du guter und treuer Knecht! Du bist über Wenigem treu gewesen, ich will dich über Vieles setzen: gehe ein zum Freudenmahl deines Herrn!‹ |
24 | Da trat auch der herzu, welcher das eine Talent empfangen hatte, und sagte: ›Herr, ich wußte von dir, daß du ein harter Mann bist: du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut (oder: geworfelt) hast. |
25 | Da bin ich aus Furcht hingegangen und habe dein Talent in der Erde verborgen: hier hast du dein Geld wieder!‹ |
26 | Da antwortete ihm sein Herr: ›Du böser (= nichtswürdiger) und träger Knecht! Du wußtest, daß ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut (oder: geworfelt) habe? |
27 | Nun, so hättest du mein Geld bei den Bankhaltern anlegen sollen; dann hätte ich bei meiner Rückkehr mein Geld mit Zinsen zurückerhalten. |
28 | So nehmt ihm nun das Talent ab und gebt es dem, der die zehn Talente hat. |
29 | Denn jedem, der da hat, wird noch hinzugegeben werden, so daß er Überfluß hat; wer aber nicht (d.h. so gut wie nichts) hat, dem wird auch noch das genommen werden, was er hat. |
30 | Den unnützen Knecht jedoch werft hinaus in die Finsternis draußen! Dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.« |
31 | »Wenn aber der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen; |
32 | alle Völker werden alsdann vor ihm versammelt werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet; |
33 | und er wird die Schafe zu seiner Rechten, die Böcke aber zu seiner Linken stellen. |
34 | Dann wird der König zu denen auf seiner rechten Seite sagen: ›Kommt her, ihr von meinem Vater Gesegneten! Empfangt als euer Erbe das Königtum, das für euch seit Grundlegung der Welt bereitgehalten ist. |
35 | Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gereicht; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt; |
36 | ich bin ohne Kleidung gewesen, und ihr habt mich gekleidet; ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht; ich habe im Gefängnis gelegen, und ihr seid zu mir gekommen.‹ |
37 | Dann werden ihm die Gerechten antworten: ›Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist? Oder durstig und haben dir zu trinken gereicht? |
38 | Wann haben wir dich als Fremdling gesehen und haben dich beherbergt? Oder ohne Kleidung und haben dich bekleidet? |
39 | Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?‹ |
40 | Dann wird der König ihnen antworten: ›Wahrlich ich sage euch: Alles, was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan.‹ |
41 | Alsdann wird er auch zu denen auf seiner linken Seite sagen: ›Hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bereitet ist! |
42 | Denn ich bin hungrig gewesen, aber ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich bin durstig gewesen, aber ihr habt mir nichts zu trinken gereicht; |
43 | ich bin ein Fremdling gewesen, aber ihr habt mich nicht beherbergt; ohne Kleidung, aber ihr habt mich nicht bekleidet; krank und im Gefängnis (habe ich gelegen), aber ihr habt mich nicht besucht.‹ |
44 | Dann werden auch diese antworten: ›Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig, als einen Fremdling oder ohne Kleidung, wann krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht gedient?‹ |
45 | Dann wird er ihnen zur Antwort geben: ›Wahrlich ich sage euch: Alles, was ihr einem von diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.‹ |
46 | Und diese werden in die ewige Strafe gehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.« (Dan 12,2) |
| VIII. Die Leidensgeschichte und der Tod Jesu (Kap. 26-27) |
1 | Als nun Jesus alle diese Reden beendet hatte, sagte er zu seinen Jüngern: |
2 | »Ihr wißt, daß übermorgen das Passah stattfindet; da wird der Menschensohn zur Kreuzigung überliefert.« |
3 | Damals kamen die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes im Palaste des Hohenpriesters namens Kaiphas zusammen |
4 | und berieten sich in der Absicht, Jesus mit List festzunehmen und zu töten. |
5 | Dabei sagten sie aber: »Nur nicht während des Festes, damit keine Unruhen unter dem Volk entstehen!« |
6 | Als Jesus sich aber in Bethanien im Hause Simons des (einstmals) Aussätzigen befand, |
7 | trat eine Frau mit einem Alabastergefäß voll kostbaren Salböls an ihn heran und goß es ihm über das Haupt, während er bei Tische saß (bzw. lag). |
8 | Als die Jünger das sahen, wurden sie unwillig und sagten: »Wozu diese Verschwendung? |
9 | Dieses (Salböl) hätte man doch teuer verkaufen und den Erlös den Armen geben können.« |
10 | Als Jesus es merkte, sagte er zu ihnen: »Warum macht ihr der Frau Vorwürfe? Sie hat ja doch ein gutes (oder: schönes) Werk an mir getan! |
11 | Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. |
12 | Daß sie dieses Öl auf meinen Leib gegossen hat, das hat sie für mein Begräbnis getan. |
13 | Wahrlich ich sage euch: Wo immer diese Heilsbotschaft in der ganzen Welt verkündet wird, da wird man auch von dem, was diese Frau getan hat, zum ehrenden Gedächtnis für sie erzählen.« |
14 | Hierauf ging einer von den Zwölfen namens Judas Iskariot zu den Hohenpriestern |
15 | und sagte: »Was wollt ihr mir geben, daß ich ihn euch in die Hände liefere?« Da zahlten sie ihm dreißig Silberstücke aus (Sach 11,12). |
16 | Von da an suchte er nach einer guten Gelegenheit, um ihn zu überliefern (= zu verraten). |
17 | Am ersten Tage der ungesäuerten Brote aber traten die Jünger zu Jesus und fragten ihn: »Wo sollen wir dir alles vorbereiten, damit du das Passahmahl halten kannst?« |
18 | Er antwortete: »Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt zu ihm: ›Der Meister läßt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; bei dir will ich das Passahmahl mit meinen Jüngern halten.‹« |
19 | Die Jünger taten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte, und richteten das Passahmahl zu. |
20 | Als es dann Abend geworden war, setzte er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch; |
21 | und während des Essens sagte er: »Wahrlich ich sage euch: Einer von euch wird mich ausliefern (= verraten)!« |
22 | Da wurden sie tief betrübt und fragten ihn, einer nach dem andern: »Ich bin es doch nicht etwa, Herr?« |
23 | Er antwortete: »Der die Hand zusammen mit mir in die Schüssel getaucht hat, der wird mich ausliefern (= verraten). |
24 | Der Menschensohn geht zwar dahin, wie über ihn in der Schrift steht; doch wehe dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Für diesen Menschen wäre es besser (oder: das Beste), er wäre nicht geboren!« |
25 | Da nahm Judas, der ihn verraten wollte, das Wort und fragte: »Ich bin es doch nicht etwa, Rabbi (= Meister)?« Er erwiderte ihm: »Doch, du bist es.« |
26 | Während des Essens aber nahm Jesus das (oder: ein) Brot, sprach den Lobpreis (Gottes), brach das Brot und gab es den Jüngern mit den Worten: »Nehmt, esset! Dies ist mein Leib.« |
27 | Dann nahm er einen (oder: den) Becher, sprach das Dankgebet und gab ihnen den mit den Worten: »Trinkt alle daraus! |
28 | Denn dies ist mein Blut, das Blut des (neuen) Bundes (2.Mose 24,8; Sach 9,11), das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. |
29 | Ich sage euch aber: Ich werde von nun an von diesem Erzeugnis des Weinstocks nicht mehr trinken bis zu jenem Tage, an dem ich es mit euch neu trinken werde im Reiche meines Vaters.« |
30 | Nachdem sie dann den Lobpreis (Ps 115-118) gesungen hatten, gingen sie (aus der Stadt) hinaus an den Ölberg. |
31 | Dabei (= unterwegs) sagte Jesus zu ihnen: »Ihr werdet alle in dieser Nacht an mir Anstoß nehmen (oder: irre werden); denn es steht geschrieben (Sach 13,7): ›Ich werde den Hirten niederschlagen, dann werden die Schafe der Herde sich zerstreuen.‹ |
32 | Nach meiner Auferweckung aber werde ich euch voraus nach Galiläa gehen.« |
33 | Da antwortete ihm Petrus: »Mögen auch alle an dir Anstoß nehmen (oder: irre werden): ich werde niemals an dir Anstoß nehmen (oder: irre werden)!« |
34 | Jesus erwiderte ihm: »Wahrlich ich sage dir: Noch in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.« |
35 | Petrus antwortete ihm: »Wenn ich auch mit dir sterben müßte, werde ich dich doch niemals verleugnen!« Das gleiche versicherten auch die anderen Jünger alle. |
36 | Hierauf kam Jesus mit ihnen an einen Ort namens Gethsemane (d.h. Ölkelter) und sagte zu den Jüngern: »Setzt euch hier nieder, während ich dorthin gehe und bete!« |
37 | Dann nahm er Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus mit sich und fing an zu trauern und zu zagen (vgl. Mk 14,33). |
38 | Da sagte er zu ihnen: »Tiefbetrübt ist meine Seele bis zum Tode; bleibt hier und haltet euch wach mit mir!« |
39 | Nachdem er dann ein wenig weitergegangen war, warf er sich auf sein Angesicht nieder und betete mit den Worten: »Mein Vater, wenn es möglich ist, so laß diesen Kelch an mir vorübergehen! Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!« |
40 | Hierauf ging er zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend und sagte zu Petrus: »So wenig seid ihr imstande gewesen, eine einzige Stunde mit mir zu wachen? |
41 | Wachet, und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, das Fleisch aber ist schwach.« |
42 | Wiederum ging er zum zweitenmal weg und betete mit den Worten: »Mein Vater, wenn dieser Kelch nicht (an mir) vorübergehen kann, ohne daß ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!« |
43 | Als er dann zurückkam, fand er sie (wieder) schlafend, denn die Augen fielen ihnen vor Müdigkeit zu. |
44 | Da verließ er sie, ging wieder weg und betete zum drittenmal, wieder mit denselben Worten. |
45 | Hierauf kehrte er zu den Jüngern zurück und sagte zu ihnen: »Schlaft ein andermal und ruht euch aus! Doch jetzt ist die Stunde gekommen, daß der Menschensohn Sündern in die Hände geliefert wird! |
46 | Steht auf, wir wollen gehen! Seht, mein Verräter ist nahe gekommen!« |
47 | Während er noch redete, da kam plötzlich Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und Knütteln, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes her (= gesandt). |
48 | Sein Verräter hatte aber ein Zeichen mit ihnen verabredet, nämlich: »Der, den ich küssen werde, der ist’s; den nehmt fest!« |
49 | Er trat also sogleich auf Jesus zu mit den Worten: »Sei gegrüßt, Rabbi (= Meister)!« und küßte ihn. |
50 | Jesus aber sagte zu ihm: »Freund, (tu das) wozu du hergekommen bist!« Hierauf traten sie herzu, legten Hand an Jesus und nahmen ihn fest. |
51 | Einer jedoch von den Begleitern Jesu streckte die Hand aus, zog sein Schwert, schlug damit nach dem Knechte des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab. |
52 | Da sagte Jesus zu ihm: »Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort (= in die Scheide)! Denn wer zum Schwerte greift, wird durchs Schwert umkommen! |
53 | Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir nicht sogleich mehr als zwölf Legionen (= Heerscharen; vgl. Mk 5,9) Engel zu Hilfe senden? |
54 | Wie sollten dann aber die Aussprüche der Schrift erfüllt werden, daß es so geschehen muß?« |
55 | In jener Stunde sagte Jesus zu den Haufen: »Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knütteln ausgezogen, um mich gefangen zu nehmen. Täglich habe ich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht festgenommen. |
56 | Dies alles ist aber geschehen, damit die Schriften der Propheten erfüllt werden!« Hierauf verließen ihn die Jünger alle und ergriffen die Flucht. |
57 | Die Männer aber, die Jesus festgenommen hatten, führten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas ab, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten sich versammelten. |
58 | Petrus aber folgte ihm von fern bis zum Palast des Hohenpriesters, ging hinein und setzte sich dort unter den Dienern hin, um den Ausgang der Sache abzuwarten. |
59 | Die Hohenpriester aber und der gesamte Hohe Rat suchten nach einer falschen Zeugenaussage gegen Jesus, um ihn zum Tode verurteilen zu können; |
60 | doch sie fanden keine, obgleich viele falsche Zeugen herzutraten. Zuletzt aber traten zwei auf |
61 | und sagten aus: »Dieser Mensch hat behauptet: ›Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und ihn in drei Tagen wieder aufbauen.‹« |
62 | Da stand der Hohepriester auf und fragte ihn: »Entgegnest du nichts auf das, was diese Zeugen gegen dich aussagen?« Jesus aber schwieg. |
63 | Da sagte der Hohepriester zu ihm: »Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott: Sage uns, bist du Christus (= der Messias), der Sohn Gottes?« |
64 | Da gab Jesus ihm zur Antwort: »Ja, ich bin es! Doch ich tue euch kund: Von jetzt an werdet ihr den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Macht (= des Allmächtigen) und kommen auf den Wolken des Himmels.« (Dan 7,13; Ps 110,1) |
65 | Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sagte: »Er hat Gott gelästert! Wozu brauchen wir noch Zeugen? Jetzt habt ihr selbst die Gotteslästerung gehört! Was urteilt ihr?« |
66 | Sie gaben die Erklärung ab: »Er ist des Todes schuldig!« |
67 | Hierauf spien sie ihm ins Gesicht und schlugen ihn mit den Fäusten; andere gaben ihm Backenstreiche |
68 | und sagten: »Weissage uns, Christus (= Messias)! Wer ist es, der dich geschlagen hat?« |
69 | Petrus aber saß (unterdessen) draußen im Hof. Da trat eine Magd auf ihn zu und sagte: »Du bist auch bei Jesus, dem Galiläer, gewesen!« |
70 | Er aber leugnete vor allen und sagte: »Ich verstehe nicht, was du da sagst!« |
71 | Als er dann in die Torhalle hinausgegangen war, bemerkte ihn eine andere Magd und sagte zu den Leuten dort: »Dieser ist auch mit Jesus, dem Nazoräer (vgl. 2,23), zusammen gewesen!« |
72 | Da leugnete er wieder, (diesmal) mit einem Eid: »ich kenne den Menschen nicht!« |
73 | Nach einer kleinen Weile aber traten die Leute, die dort standen, hinzu und sagten zu Petrus: »Wahrhaftig, du gehörst auch zu ihnen: schon deine Sprache (= Mundart) verrät dich!« |
74 | Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: »Ich kenne den Menschen nicht!«, und sogleich darauf krähte der Hahn. |
75 | Da dachte Petrus an das Wort Jesu, der ihm gesagt hatte (vgl. V.34): »Noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.« Und er ging hinaus und weinte bitterlich. |
1 | Als es hierauf Tag geworden war, faßten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes einen Beschluß gegen Jesus, um seine Hinrichtung zu erreichen. |
2 | Sie ließen ihn dann fesseln und abführen und übergaben ihn dem Statthalter Pontius Pilatus. |
3 | Als jetzt Judas, sein Verräter, erkannte, daß er (Jesus) verurteilt worden war, bereute er seine Tat. Und er brachte die dreißig Silberstücke den Hohenpriestern und Ältesten zurück |
4 | mit den Worten: »Ich habe unrecht getan, daß ich unschuldiges Blut überantwortet (= verraten) habe!« Sie aber erwiderten: »Was geht das uns an? Da sich du selber zu!« |
5 | Da warf er das Geld in das Tempelhaus und machte sich davon, ging hin und erhängte sich. |
6 | Die Hohenpriester aber nahmen das Geld und sagten: »Es geht nicht an, daß wir es in den Tempelschatz tun, denn es ist Blutgeld.« (vgl. 5.Mose 23,18-19) |
7 | Nachdem sie dann einen Beschluß gefaßt hatten, kauften sie für das Geld den ›Töpferacker‹ zum Begräbnisplatz für die Fremden; |
8 | daher führt jener Acker den Namen ›Blutacker‹ (hebräisch Hakeldama) bis auf den heutigen Tag. |
9 | Damals erfüllte sich das Wort des Propheten Jeremia (Sach 11,12-13; Jer 32,6): »Sie nahmen die dreißig Silberstücke, den Geldbetrag für den so Gewerteten, auf den man von seiten der Israeliten einen solchen Preis ausgesetzt hatte, |
10 | und gaben sie für den Töpferacker, wie der Herr es mir geboten hatte.« |
11 | Jesus aber wurde dem Statthalter vorgeführt, und dieser befragte ihn mit den Worten: »Bist du der König der Juden?« Jesus antwortete: »Ja, ich bin es.« (vgl. Mk 15,2) |
12 | Während er dann von den Hohenpriestern und Ältesten angeklagt wurde, gab er keine Antwort. |
13 | Da fragte ihn Pilatus: »Hörst du nicht, was sie alles gegen dich aussagen?« |
14 | Doch er antwortete ihm auf keine einzige Frage, so daß der Statthalter sich sehr verwunderte. |
15 | An jedem (Passah-) Fest aber pflegte der Statthalter dem Volk einen Gefangenen nach ihrer Wahl freizugeben. |
16 | Man hatte aber damals einen berüchtigten Gefangenen namens Barabbas (in Haft). |
17 | Als die Menge nun versammelt war, fragte Pilatus sie: »Wen soll ich euch freigeben, Barabbas oder Jesus, den man Christus (= den Messias) nennt?« |
18 | Er wußte nämlich wohl, daß sie ihn aus Neid überantwortet hatten. |
19 | Während er aber auf dem Richterstuhl saß, schickte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: »Habe du mit diesem Gerechten nichts zu schaffen! Denn ich habe heute nacht im Traum viel um seinetwillen ausgestanden.« |
20 | Die Hohenpriester und Ältesten aber redeten auf das Volk ein, sie möchten sich den Barabbas erbitten, Jesus dagegen hinrichten lassen. |
21 | Da richtete der Statthalter (nochmals) die Frage an sie: »Wen von den beiden soll ich euch freigeben?« Sie riefen: »Barabbas!« |
22 | Pilatus fragte sie weiter: »Was soll ich denn mit Jesus machen, den man Christus (= Messias) nennt?« Sie riefen alle: »Ans Kreuz mit ihm!« |
23 | Der Statthalter entgegnete ihnen: »Was hat er denn Böses getan?« Sie schrien nur noch lauter: »Ans Kreuz mit ihm!« |
24 | Als nun Pilatus einsah, daß er nichts erreichte, der Lärm vielmehr immer größer wurde, ließ er sich Wasser reichen, wusch sich vor dem Volk die Hände und sagte: »Ich bin am Blut dieses Gerechten unschuldig; seht ihr zu!« |
25 | Da antwortete das gesamte Volk mit dem Ruf: »Sein Blut (komme) über uns und über unsere Kinder!« |
26 | Daraufhin gab er ihnen den Barabbas frei, Jesus aber ließ er geißeln und überwies ihn dann (den Soldaten) zur Kreuzigung. |
27 | Hierauf nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus mit sich in die Statthalterei (vgl. Mk 15,16) und riefen dort die ganze Kohorte (= Abteilung) gegen ihn zusammen. |
28 | Dann entkleideten sie ihn und legten ihm einen scharlachroten Mantel um, |
29 | flochten aus Dornen eine Krone, die (oder: einen Kranz, den) sie ihm aufs Haupt setzten, und (gaben) ihm ein Rohr in die rechte Hand; darauf warfen sie sich vor ihm auf die Knie nieder und verhöhnten ihn mit den Worten: »Sei gegrüßt, Judenkönig!« |
30 | Auch spien sie ihn an, nahmen das Rohr und schlugen ihn damit aufs Haupt. |
31 | Nachdem sie ihn so verspottet hatten, nahmen sie ihm den Mantel wieder ab und legten ihm seine eigenen Kleider an; dann führten sie ihn zur Kreuzigung ab. |
32 | Während sie aber (zur Stadt) hinauszogen, trafen sie einen Mann aus Cyrene namens Simon an; diesen zwangen sie, ihm das Kreuz zu tragen. |
33 | Als sie dann auf einem Platz namens Golgatha, das bedeutet Schädelstätte, angekommen waren, |
34 | gaben sie ihm Wein zu trinken, der mit Galle vermischt war (Ps 69,22); doch als er ihn gekostet hatte, wollte er ihn nicht trinken. |
35 | Nachdem sie ihn dann gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleidungsstücke unter sich, indem sie das Los um sie warfen (Ps 22,19), |
36 | setzten sich hierauf nieder und bewachten ihn dort. |
37 | Über seinem Haupt hatten sie eine Inschrift angebracht, die seine Schuld angeben sollte; sie lautete: »Dieser ist Jesus, der König der Juden.« |
38 | Sodann wurden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, der eine zu seiner Rechten, der andere zu seiner Linken. |
39 | Die Vorübergehenden aber schmähten ihn, wobei sie den Kopf schüttelten (Ps 22,8; 109,25) |
40 | und ausriefen: »Du wolltest ja den Tempel abbrechen und ihn in drei Tagen wieder aufbauen! Hilf dir nun selbst, wenn du Gottes Sohn bist, und steige vom Kreuz herab!« |
41 | Ebenso verhöhnten ihn auch die Hohenpriester samt den Schriftgelehrten und Ältesten mit den Worten: |
42 | »Anderen hat er geholfen, sich selber kann er nicht helfen! Er ist der König von Israel: so steige er jetzt vom Kreuz herab, dann wollen wir an ihn glauben! |
43 | Er hat auf Gott vertraut: der rette ihn jetzt, wenn er ihm wohlwill (oder: Wohlgefallen an ihm hat)! Er hat ja doch behauptet: ›Ich bin Gottes Sohn.‹« |
44 | In der gleichen Weise schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren. |
45 | Aber von der sechsten Stunde an trat eine Finsternis über das ganze Land ein bis zur neunten Stunde. |
46 | Um die neunte Stunde aber rief Jesus mit lauter Stimme aus: »Eli, Eli, lema sabachthani?«, das heißt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (Ps 22,2). |
47 | Als einige von den dort Stehenden dies hörten, sagten sie: »Der ruft den Elia!« |
48 | Und sogleich lief einer von ihnen hin, nahm einen Schwamm, tränkte ihn mit Essig, steckte ihn an ein Rohr und wollte Jesus trinken lassen. |
49 | Die anderen aber sagten: »Laß das! Wir wollen doch sehen, ob Elia wirklich kommt, um ihm zu helfen.« |
50 | Jesus aber stieß noch einmal einen lauten Schrei aus und gab dann seinen Geist auf. |
51 | Da zerriß der Vorhang im Tempel von oben bis unten in zwei Stücke, die Erde erbebte und die Felsen zersprangen, |
52 | die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt, |
53 | kamen nach seiner Auferstehung aus ihren Gräbern hervor, gingen in die heilige Stadt hinein und erschienen vielen. |
54 | Als aber der Hauptmann und seine Leute, die Jesus zu bewachen hatten, das Erdbeben und was (sonst noch) geschah, sahen, gerieten sie in große Furcht und sagten: »Dieser ist wirklich Gottes Sohn gewesen!« |
55 | Es waren dort aber auch viele Frauen zugegen, die von weitem zuschauten; sie waren Jesus aus Galiläa nachgefolgt und hatten ihm Dienste geleistet. |
56 | Unter ihnen befanden sich Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus und des Joseph, und die Mutter der Söhne des Zebedäus. |
57 | Als es dann Spätnachmittag geworden war, kam ein reicher Mann von Arimathäa namens Joseph, der gleichfalls ein Jünger Jesu geworden war; |
58 | dieser begab sich zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam Jesu. Da gab Pilatus den Befehl, man solle ihm den Leichnam übergeben. |
59 | Joseph nahm nun den Leichnam, wickelte ihn in reine Leinwand |
60 | und legte ihn in das neue Grab, das er für sich selbst im Felsen hatte aushauen lassen; dann wälzte er einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und entfernte sich. |
61 | Es waren aber dort Maria von Magdala und die andere Maria zugegen; die saßen dem Grabe gegenüber. – |
62 | Am nächsten Tage aber, der auf den Rüsttag (d.h. den Freitag) folgte, versammelten sich die Hohenpriester und Pharisäer bei Pilatus |
63 | und sagten: »Herr, es ist uns eingefallen, daß jener Betrüger bei seinen Lebzeiten angekündigt hat: ›Nach drei Tagen werde ich auferweckt.‹ |
64 | Gib also Befehl, daß das Grab bis zum dritten Tag sicher bewacht wird; sonst könnten seine Jünger kommen, könnten ihn stehlen und dann zum Volk sagen: ›Er ist von den Toten auferweckt worden‹; dann würde der letzte Betrug noch schlimmer sein als der erste.« |
65 | Pilatus antwortete ihnen: »Ihr sollt eine Wachmannschaft haben; geht hin und verwahrt (das Grab) sicher, so gut ihr könnt!« |
66 | Da gingen sie hin und sicherten das Grab unter Hinzuziehung der Wachmannschaft, nachdem sie den Stein versiegelt hatten. |
| IX. Der Auferstehungsbericht (Kap. 28) |
1 | Nach Ablauf des Sabbats aber, als der erste Tag nach dem Sabbat (= der erste Wochentag) anbrechen wollte, gingen Maria von Magdala und die andere Maria hin, um nach dem Grabe zu sehen. |
2 | Da entstand plötzlich ein starkes Erdbeben; denn ein Engel des Herrn, der vom Himmel herabgekommen und herangetreten war, wälzte den Stein weg und setzte sich oben darauf. |
3 | Sein Aussehen war (leuchtend) wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. |
4 | Aus Furcht vor ihm zitterten die Wächter und wurden wie tot. |
5 | Der Engel aber wandte sich an die Frauen mit den Worten: »Fürchtet ihr euch nicht! Denn ich weiß, daß ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. |
6 | Er ist nicht (mehr) hier, denn er ist auferweckt worden, wie er es vorausgesagt hat. Kommt her, seht euch die Stelle an, wo er gelegen hat. |
7 | Geht nun eilends hin und sagt seinen Jüngern: »Er ist von den Toten auferweckt worden und geht euch voran nach Galiläa; dort werdet ihr ihn wiedersehen; beachtet wohl, was ich euch gesagt habe!« |
8 | Da gingen sie eilends vom Grabe weg voller Furcht und (zugleich) voll großer Freude und eilten davon, um seinen Jüngern die Botschaft zu bringen. |
9 | Und siehe! Jesus kam ihnen entgegen mit den Worten: »Seid gegrüßt!« Da gingen sie auf ihn zu, umfaßten seine Füße und warfen sich anbetend vor ihm nieder. |
10 | Hierauf sagte Jesus zu ihnen: »Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt meinen Brüdern, daß sie nach Galiläa gehen sollen: dort werden sie mich wiedersehen.« |
11 | Während sie nun hingingen, begaben sich einige von der Wachmannschaft (des Grabes) in die Stadt und meldeten den Hohenpriestern alles, was sich zugetragen hatte. |
12 | Nachdem diese sich mit den Ältesten versammelt und sich beraten (oder: einen Beschluß gefaßt) hatten, gaben sie den Soldaten reichlich Geld |
13 | und sagten: »Macht folgende Aussagen: ›Seine Jünger sind bei Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen.‹ |
14 | Und wenn dies dem Statthalter zu Ohren kommen sollte, wollen wir ihn schon beschwichtigen und dafür sorgen, daß ihr keine Angst zu haben braucht.« |
15 | Da nahmen sie (die Soldaten) das Geld und verfuhren nach der empfangenen Weisung; und so ist dieses Gerede bei den Juden in Umlauf gekommen bis zum heutigen Tag. |
16 | Die elf Jünger aber begaben sich nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte; |
17 | und als sie ihn erblickten, warfen sie sich vor ihm nieder; einige aber hegten Zweifel. |
18 | Da trat Jesus herzu und redete sie mit den Worten an: »Mir ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden verliehen. |
19 | Darum gehet hin und macht alle Völker zu (meinen) Jüngern (oder: zu Schülern): tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes |
20 | und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten (= aufgetragen) habe. Und wisset wohl: Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Weltzeit!« |