1 | Ich, Paulus, ein Apostel – nicht von Menschen her (entsandt), auch nicht durch Vermittlung (= Berufung) eines Menschen (dazu gemacht), sondern durch Jesus Christus und Gott den Vater, der ihn von den Toten auferweckt hat –: |
2 | ich und sämtliche Brüder, die hier bei mir sind, senden den Gemeinden in Galatien unsern Gruß: |
3 | Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus, |
4 | der sich für unsere Sünden hingegeben hat, um uns aus der gegenwärtigen bösen Welt zu erretten, nach dem Willen unsers Gottes und Vaters. |
5 | Diesem sei (oder: gebührt) die Ehre in alle Ewigkeit. Amen. |
6 | Ich muß mich darüber wundern, daß ihr so schnell wieder abfallt (= euch abbringen laßt) von dem, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und euch einer anderen Heilsbotschaft zuwendet, |
7 | während es doch keine andere (Heilsbotschaft) gibt; nur daß gewisse Leute da sind, die euch verwirren und die Heilsbotschaft Christi (oder: von Christus) verkehren (= verfälschen) möchten. |
8 | Aber auch wenn wir selbst oder ein Engel aus dem Himmel euch eine andere Heilsbotschaft verkündigten als die, welche wir euch verkündigt haben: Fluch über ihn! |
9 | Wie wir es schon früher ausgesprochen haben, so wiederhole ich es jetzt noch einmal: »Wenn jemand euch eine andere Heilsbotschaft verkündigt als die, welche ihr (von mir) empfangen habt: Fluch über ihn!« |
10 | Suche ich jetzt nun (mit solcher Sprache) den Beifall von Menschen zu gewinnen oder (nicht vielmehr) die Zustimmung Gottes? Oder gehe ich etwa darauf aus, Menschen zu gefallen? Nein, wenn ich mich noch um das Wohlgefallen von Menschen bemühte, so wäre ich kein Knecht (= Diener) Christi. |
| I. Beweis, daß Paulus seine Heilsbotschaft nicht von Menschen empfangen hat (1,11-2,21) |
11 | Ich weise euch nämlich darauf hin, liebe Brüder, daß die von mir zuverlässig verkündigte Heilsbotschaft nicht nach Menschenart (d.h. ein Menschenwerk) ist. |
12 | Ich habe sie ja auch nicht von einem Menschen empfangen, noch sie durch Unterricht erlernt, sondern (sie) durch eine Offenbarung Jesu Christi (erhalten). |
13 | Ihr habt ja von meinem einstmaligen Verhalten im Judentum gehört: daß ich nämlich die Gemeinde Gottes maßlos (= wütend) verfolgt habe und sie zu vernichten suchte |
14 | und daß ich es an Leidenschaft für das jüdische Wesen vielen meiner Altersgenossen in meinem Volk zuvorgetan habe, indem ich ein ganz besonderer Eiferer für die von meinen Vätern überkommenen Überlieferungen war. |
15 | Als es aber dem (d.h. Gott), der mich vom Mutterleibe an ausgesondert und durch seine Gnade berufen hat, wohlgefällig war, |
16 | seinen Sohn in mir zu offenbaren, damit ich die Heilsbotschaft von ihm unter den Heiden verkündigte, da habe ich mich sofort nicht an Menschen von Fleisch und Blut (um Rat) gewandt, |
17 | bin auch nicht nach Jerusalem zu meinen Vorgängern im Apostelamt hinaufgegangen, nein, ich begab mich nach Arabien und kehrte dann wieder nach Damaskus zurück. |
18 | Darauf, drei Jahre später, ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kephas (= Petrus) kennenzulernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm. |
19 | Von den übrigen Aposteln habe ich damals keinen gesehen außer Jakobus, den Bruder des Herrn. |
20 | Was ich euch hier schreibe – vor Gottes Angesicht (versichere ich), daß ich die reine Wahrheit sage! |
21 | Hierauf begab ich mich in die Landschaften (oder: Gegenden) von Syrien und Cilicien. |
22 | Den Christengemeinden in Judäa (= Palästina) aber blieb ich persönlich unbekannt; |
23 | nur vom Hörensagen wußten sie: »Unser ehemaliger Verfolger verkündigt jetzt als Heilsbotschaft den Glauben, den er einst ausrotten wollte«; |
24 | und sie priesen Gott im Hinblick auf mich. |
1 | Darauf, vierzehn Jahre später, zog ich wieder nach Jerusalem hinauf, (diesmal) mit Barnabas, und nahm auch Titus mit. |
2 | Ich unternahm aber diese Reise aufgrund einer (göttlichen) Offenbarung und legte ihnen, insbesondere (= in einer Privatbesprechung) den Angesehenen, die Heilsbotschaft dar, die ich unter den Heiden verkündige, (um feststellen zu lassen) ob meine Arbeit vergeblich wäre oder gewesen wäre. |
3 | Doch nicht einmal mein Begleiter Titus, der doch (ein Heidenchrist) aus den Griechen war, wurde zur Beschneidung genötigt. |
4 | Was aber die eingedrungenen (= unrechtmäßig hereingekommenen) falschen Brüder anlangt, die sich eingeschlichen hatten, um unsere Freiheit, die wir in Christus Jesus haben, zu belauern (= feindselig auszukundschaften) und uns ganz in die Knechtschaft (des Gesetzes) zu bringen: |
5 | vor ihnen sind wir auch nicht für eine Stunde (= einen Augenblick) in Unterwürfigkeit zurückgewichen, damit die Heilsbotschaft in ihrer Wahrheit bei euch (oder: für euch) bestehen bliebe. |
6 | Von seiten der Angesehenen aber, die als Häupter galten – übrigens ist es mir gleichgültig, von welcher Art ihr Ansehen damals war: Gott nimmt ja auf das äußere Ansehen eines Menschen keine Rücksicht –: mir also haben diese Angesehenen keine weitere Verpflichtung auferlegt; |
7 | nein, im Gegenteil, weil sie einsahen, daß ich mit der Heilsbotschaft für die Unbeschnittenen (= Heiden) betraut bin, ebenso wie Petrus (mit der Heilsbotschaft) für die Beschnittenen (= Juden) – |
8 | denn (Gott), der sich in Petrus für den Aposteldienst an den Juden mit seiner Kraft wirksam erwiesen hat, ist mit seiner Kraft auch in mir für die Heiden wirksam gewesen –, |
9 | und weil sie die Gnade (Gottes) erkannten, die mir zuteil geworden ist, haben Jakobus, Kephas und Johannes, die als Säulen (der Gemeinde) galten, mir und Barnabas den Handschlag zum Gemeinschaftsbunde gegeben (mit der Bestimmung): wir sollten für die Heiden, sie aber für die Juden wirken; |
10 | nur der Armen (in Jerusalem) sollten wir gedenken, was ich mir eben deshalb auch ernstlich habe angelegen sein lassen. |
11 | Als (später) aber Kephas (= Petrus) nach Antiochien gekommen war, trat ich ihm Auge in Auge entgegen, denn er war ganz offenbar im Unrecht. |
12 | Bevor nämlich einige (Abgesandte) des Jakobus kamen, hatte er mit den Heidenchristen Tischgemeinschaft gehalten; aber nach der Ankunft jener hatte er sich zurückgezogen und sich (von ihnen) abgesondert aus Furcht vor den Judenchristen. |
13 | An dieser Heuchelei hatten sich auch die übrigen Judenchristen mit ihm beteiligt, so daß sich sogar Barnabas durch ihre Heuchelei hatte mit fortreißen lassen. |
14 | Als ich jedoch sah, daß sie nicht den rechten Weg in Übereinstimmung mit der Wahrheit der Heilsbotschaft wandelten, sagte ich zu Kephas offen im Beisein aller (= in der Gemeindeversammlung): »Wenn du, der du doch ein Jude bist, nach heidnischer und nicht nach jüdischer Weise lebst, wie kannst du da die Heiden zwingen wollen, die jüdischen Bräuche (= Lebensform) zu beobachten? |
15 | Wohl sind wir von Natur (= Geburt) Juden und nicht Sünder heidnischer Herkunft; |
16 | weil wir aber wissen, daß der Mensch nicht aufgrund von Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben an Christus Jesus, haben auch wir den Glauben an Christus Jesus angenommen, um aufgrund des Glaubens an Christus und nicht aufgrund von Gesetzeswerken gerechtfertigt zu werden; denn aufgrund von Gesetzeswerken wird kein Fleisch (= Mensch) gerechtfertigt werden. |
17 | Wenn wir nun aber bei unserem Streben, in Christus gerechtfertigt zu werden, gerade als Sünder erfunden worden wären, da stünde ja Christus im Dienst der Sünde! Das kann nicht sein! |
18 | Allerdings, wenn ich das, was ich niedergerissen habe, (später) wieder aufbaue, so stelle ich mich damit selbst als Übertreter hin. |
19 | Ich meinerseits dagegen bin durch das Gesetz für das Gesetz gestorben, um (fortan) für Gott zu leben: ich bin mit Christus gekreuzigt. |
20 | So lebe also nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir; was (= soweit) ich jetzt aber noch im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich dahingegeben hat. |
21 | Ich verwerfe (oder: vereitle) die Gnade Gottes nicht; denn wenn Gerechtigkeit durch das Gesetz kommt (oder: käme), dann freilich ist (oder: wäre) Christus umsonst (= unnötigerweise) gestorben.« |
| II. Die Rechtfertigung durch den Glauben und die Freiheit des Christen vom mosaischen Gesetz (3,1-5,12) |
1 | O ihr unverständigen Galater! Wer hat euch nur bezaubert, da euch doch Jesus Christus vor die Augen gemalt worden ist als Gekreuzigter? |
2 | Nur das eine möchte ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist aufgrund von Gesetzeswerken empfangen oder infolge der Predigt vom Glauben? |
3 | Seid ihr wirklich so unverständig? Im Geist habt ihr den Anfang gemacht und wollt jetzt im Fleisch den Abschluß machen? |
4 | So Großes solltet ihr vergeblich erlitten haben?! Ja, wenn wirklich bloß vergeblich! |
5 | Der euch also den Geist mitteilt und Wunderkräfte in euch (oder: unter euch, in eurer Mitte) wirkt, (tut er das) aufgrund von Gesetzeswerken oder infolge der Predigt vom Glauben? |
6 | (Ja, es ist so) wie bei Abraham: »er glaubte Gott, und das wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet« (1.Mose 15,6). |
7 | Ihr erkennt also: die Gläubigen, die sind Abrahams Söhne. |
8 | Weil aber die Schrift voraussah, daß Gott die Völker (= Heiden) um des Glaubens willen rechtfertigt, hat sie dem Abraham die Heilsverheißung im voraus verkündigt (1.Mose 12,3 und 18,18|Gen 12,3;18,18): »In dir sollen alle Völker (= Heiden) gesegnet werden.« |
9 | Somit empfangen die, welche aus dem Glauben sind (= die Gläubigen) den Segen zugleich mit dem gläubigen Abraham. |
10 | Denn (= dagegen) alle, die aus Werken des Gesetzes sind (= auf Gesetzeswerke bauen), stehen unter einem (oder: dem) Fluch; denn es steht geschrieben (5.Mose 27,26): »Verflucht ist jeder, der nicht in allen (Geboten), die im Buch des Gesetzes geschrieben stehen, beharrt, um sie (tatsächlich) zu erfüllen.« |
11 | Daß aber aufgrund des Gesetzes niemand bei Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar; denn »der Gerechte wird aus Glauben (oder: aufgrund des Glaubens) leben« (Hab 2,4). |
12 | Das Gesetz aber hat mit dem Glauben nichts zu tun, sondern (da gilt; 3.Mose 18,5): »Wer sie (d.h. die Vorschriften des Gesetzes) erfüllt hat, der wird durch sie leben.« |
13 | Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes dadurch losgekauft, daß er für uns zum Fluch (= an unserer Statt oder uns zuliebe ein Verfluchter) geworden ist; denn es steht geschrieben (5.Mose 21,23): »Verflucht ist jeder, der am Holze (= Holzpfahl) hängt.« |
14 | Es sollte eben der dem Abraham verheißene Segen den Heiden in Christus Jesus zuteil werden, damit wir das Verheißungsgut des Geistes (= den verheißenen Geist) durch den Glauben empfangen könnten. |
15 | Liebe Brüder, ich will an menschliche Verhältnisse erinnern: Auch die letztwillige Verfügung eines Menschen, die rechtskräftig geworden ist, kann doch niemand umstoßen oder nachträglich mit Zusätzen versehen. |
16 | Nun sind aber die (göttlichen) Verheißungen dem Abraham »und seinem Samen (= Nachkommen)« zugesprochen worden. Es heißt nicht: »und den Samen (= den Nachkommen)« in der Mehrzahl (= als wären es mehrere), sondern mit Bezug auf einen einzigen (= in der Einzahl): »und deinem Samen (= deinem Nachkommen)«, und das ist Christus. |
17 | Ich meine das aber so: Eine von Gott bereits früher vollgültig (oder: rechtskräftig) gemachte Verfügung kann durch das Gesetz, das erst vierhundertunddreißig Jahre später gekommen ist, nicht außer Kraft gesetzt (= für ungültig erklärt) werden, so daß es die Verheißung aufhöbe. |
18 | Wenn nämlich das (verheißene) Erbe vom Gesetz abhängt, so hängt es nicht mehr von der Verheißung ab; dem Abraham aber hat Gott es durch eine Verheißung als Gnadengabe verliehen. |
19 | Was soll (oder: wozu dient) nun aber das Gesetz? Der Übertretungen wegen ist es (der Verheißung) hinzugefügt worden (für die Zwischenzeit), bis der Same (= der Nachkomme) käme, dem die Verheißung gilt; und zwar ist es durch Engel verordnet (= erlassen) worden unter Mitwirkung eines Mittlers. |
20 | Ein Mittler aber vertritt nicht einen einzigen; Gott aber ist ein einziger. |
21 | Steht demnach das Gesetz mit den Verheißungen Gottes in Widerspruch? Nimmermehr! Ja, wenn ein Gesetz gegeben worden wäre, das die Kraft besäße, Leben zu verleihen, dann käme die Gerechtigkeit tatsächlich aus dem Gesetz. |
22 | Nun aber hat die Schrift alles (oder: die Gesamtheit = die ganze Menschheit) unter die (Herrschaft der) Sünde zusammengeschlossen, damit das Verheißungsgut den Gläubigen aufgrund des Glaubens an Jesus Christus zuteil würde. |
23 | Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz in Verwahrung (oder: Gewahrsam) gehalten und waren unter Verschluß gelegt (oder: in Schutzhaft genommen) für den Glauben, der erst später geoffenbart werden sollte. |
24 | Somit ist das Gesetz unser Erzieher (oder: Zuchtmeister) für Christus geworden, damit wir aufgrund des Glaubens gerechtfertigt würden. |
25 | Seitdem nun aber der Glaube gekommen ist, stehen wir nicht mehr unter einem Erzieher; |
26 | denn ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an (oder: in) Christus Jesus. |
27 | Denn ihr alle, die ihr in (oder: für, oder: auf) Christus getauft worden seid, habt (damit) Christus angezogen. |
28 | Da gibt es nun nicht mehr Juden und Griechen (= griechisch redende Heiden), nicht mehr Knechte (= Sklaven) und Freie, nicht mehr Mann und Frau: nein, ihr seid allesamt Einer (oder: eine Einheit) in Christus Jesus. |
29 | Wenn ihr aber Christus angehört, so seid ihr damit ja Abrahams Nachkommenschaft (oder: Kinder), Erben gemäß der Verheißung. |
1 | Ich sage (oder: meine) aber: Solange der Erbe noch unmündig ist, besteht zwischen ihm und einem Knecht (oder: Sklaven) kein Unterschied, wenn er auch der Herr von allem (oder: Besitzer aller Güter) ist; |
2 | er steht vielmehr unter Vormündern und Vermögensverwaltern bis zu dem vom Vater festgesetzten Zeitpunkt. |
3 | So standen auch wir, solange wir (geistlich) unmündig waren, als Sklaven unter der Herrschaft der Elemente (vgl. Kol 2,8) der Welt. |
4 | Als aber die Erfüllung der Zeit (d.h. der festgesetzte Zeitpunkt) gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, der von einer Frau geboren und dem Gesetz unterworfen wurde; |
5 | er sollte die unter dem Gesetz Stehenden loskaufen, damit wir die Einsetzung in die Sohnschaft (= die Kindschaftsstellung) erlangten. |
6 | Weil ihr jetzt aber Söhne (oder: Kinder) seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, der da ruft: »Abba, (lieber) Vater!« (vgl. Röm 8,15) |
7 | Mithin bist du kein Knecht mehr, sondern ein Sohn; bist du aber ein Sohn, so bist du auch ein Erbe durch Gott. |
8 | Damals freilich, als ihr Gott noch nicht kanntet, habt ihr solchen Göttern gedient, die ihrem Wesen nach gar keine Götter sind. |
9 | Da ihr jetzt aber Gott erkannt habt oder vielmehr (= richtiger gesagt) von Gott erkannt worden seid: wie könnt ihr euch da nur wieder den erbärmlichen und armseligen Elementen (V.3) zuwenden und Lust haben, ihnen noch einmal von neuem als Knechte zu dienen?! |
10 | Ihr beobachtet ja Tage und Monate (oder: Neumonde), Festzeiten und Jahre! |
11 | Ich bin um euch besorgt, daß ich vergeblich an euch gearbeitet haben möchte. |
12 | Werdet doch so, wie ich (bin)! Denn auch ich (bin so gesetzesfrei geworden), wie ihr (ursprünglich wart; vgl. 1.Kor 9,21), liebe Brüder, ich bitte euch! Ihr habt mir (ja früher) nichts zuleide getan; |
13 | ihr wißt vielmehr, daß ich euch das erste Mal (= bei meinem ersten Besuche), veranlaßt durch leibliche Schwäche (oder: Krankheit), die Heilsbotschaft verkündigt habe. |
14 | Damals habt ihr mich trotz des Anstoßes, den mein leiblicher Zustand bei euch erregen mußte, nicht mit Verachtung behandelt und nicht mit Abscheu zurückgewiesen, sondern mich wie einen Engel Gottes, ja wie Christus Jesus (selber) aufgenommen. |
15 | Wo ist nun eure (damalige) glückselige Freude geblieben? Ich muß euch ja das Zeugnis ausstellen, daß ihr euch damals, wenn es möglich gewesen wäre, die Augen ausgerissen und sie mir geschenkt hättet. |
16 | Sonach bin ich jetzt wohl dadurch euer Feind geworden, daß ich euch die Wahrheit vorhalte (oder: verkünde)? |
17 | O sie bewerben sich nicht in guter Absicht eifrig um eure Gunst, nein, sie möchten euch gern (von mir) ausschließen, damit ihr euch dann eifrig um ihre Gunst bemüht. |
18 | Schön ist es ja, in guter Sache Gegenstand eifriger Umwerbung zu sein, und zwar allezeit und nicht nur während meiner Anwesenheit bei euch. |
19 | Meine lieben Kinder, um die ich jetzt wiederum Geburtsschmerzen leide, bis Christus (endlich) in euch Gestalt gewinnt: |
20 | ich wollte, ich wäre gerade jetzt bei euch und könnte in anderem Ton zu euch reden; denn ich weiß mir euretwegen keinen Rat! |
21 | Sagt mir doch, die ihr gern unter dem Gesetz stehen möchtet: hört (oder: versteht) ihr denn das Gesetz nicht? |
22 | Es steht ja doch geschrieben (1.Mose 21,2.9), daß Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd (= Sklavin) und einen von der Freien. |
23 | Jedoch jener von der Magd war nur sein fleischmäßig (= infolge leiblicher Zeugung) erzeugter Sohn, dieser von der Freien aber war ihm aufgrund der (göttlichen) Verheißung geboren. |
24 | Das ist bildlich gesprochen (oder: zu verstehen); denn diese (beiden Frauen) stellen zwei Bündnisse dar, das eine vom Berge Sinai, das zur Knechtschaft gebiert (d.h. die ihm Angehörigen in Knechtschaft versetzt): das ist die Hagar; |
25 | das Wort Hagar (= Felsklippe) bedeutet nämlich den Berg Sinai in Arabien, und sie (d.h. die Hagar) entspricht dem heutigen Jerusalem; denn dieses befindet sich (auch) in Knechtschaft samt seinen Kindern. |
26 | Das Jerusalem droben dagegen ist eine Freie, und dies (Jerusalem) ist unsere Mutter; |
27 | denn es steht geschrieben (Jes 54,1): »Freue dich, du Kinderlose, die du nicht Mutter wirst! Brich in Jubel aus und frohlocke, die du keine Geburtsschmerzen zu leiden hast! Denn die Alleinstehende hat zahlreiche Kinder, mehr als die Verehelichte.« |
28 | Ihr aber, liebe Brüder, seid nach Isaaks Art Kinder der Verheißung. |
29 | Wie jedoch damals der nach dem Fleisch erzeugte Sohn den nach dem Geist (= nach göttlicher Verheißung) erzeugten verfolgt hat, so ist es auch jetzt der Fall. |
30 | Aber was sagt die Schrift dazu? »Verstoße die Magd und ihren Sohn! Denn der Sohn der Magd soll nicht das gleiche Erbrecht mit dem Sohn der Freien haben.« (1.Mose 21,10) |
31 | Darum, liebe Brüder: Wir sind nicht Kinder einer Magd (= Sklavin), sondern der Freien! |
1 | Zur (oder: für die) Freiheit hat Christus uns frei gemacht. Stehet also fest und laßt euch nicht wieder in das Joch der Knechtschaft spannen! |
2 | Seht, ich, Paulus, erkläre euch: Wenn ihr euch beschneiden laßt, so wird Christus euch nichts mehr nützen. |
3 | Nochmals bezeuge ich es einem jeden, der sich beschneiden läßt: er ist damit zur Beobachtung des ganzen Gesetzes verpflichtet. |
4 | Aus der Verbindung mit Christus seid ihr ausgeschieden, wenn ihr durch das Gesetz gerechtfertigt werden wollt: ihr seid dann aus der Gnade herausgefallen; |
5 | denn wir erwarten durch den Geist das Hoffnungsgut der Gerechtigkeit aufgrund des Glaubens. |
6 | Denn in Christus Jesus hat weder die Beschneidung noch das Unbeschnittensein irgendwelche Bedeutung, sondern nur der Glaube, der sich durch Liebe betätigt. |
7 | Ihr hattet einen so schönen Anlauf genommen: wer hat euch aufgehalten, daß ihr der Wahrheit nicht mehr gehorchen (oder: Folge leisten) wollt? |
8 | Der Antrieb dazu kommt nicht von dem her, der euch beruft. |
9 | Schon ein wenig Sauerteig macht den ganzen Teig sauer. |
10 | Ich für meine Person habe das Vertrauen zu euch im Herrn, daß ihr eure Gesinnung nicht ändern werdet; wer euch aber irre macht: er wird sein Strafurteil zu tragen haben, er sei, wer er wolle. |
11 | Was mich aber betrifft, liebe Brüder: wenn ich wirklich noch die Beschneidung predige, warum verfolgt man mich da noch? Dann ist ja das Ärgernis des Kreuzes aus der Welt geschafft! |
12 | Möchten doch die Leute, die euch aufwiegeln, sich sogar verschneiden (oder: entmannen) lassen! (vgl. 5.Mose 23,2) |
| III. Die Gesetzesfreiheit in Christus als Grundlage eines neuen geistlichen und sittlichen Lebens (5,13-6,10) |
13 | Ihr seid ja doch zur Freiheit berufen, liebe Brüder; nur mißbraucht die Freiheit nicht als einen willkommenen Anlaß (oder: Freibrief) für das Fleisch (= fleischliche Gelüste), sondern dienet einander durch die Liebe! |
14 | Denn das ganze Gesetz findet seine Erfüllung in dem einen Gebot (3.Mose 19,18): »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« |
15 | Wenn ihr euch aber untereinander beißt und freßt, so sehet zu, daß ihr nicht voneinander verschlungen werdet! |
16 | Ich meine aber so: Wandelt im Geist, dann werdet ihr sicherlich das Gelüst des Fleisches nicht vollführen. |
17 | Denn das Fleisch widerstrebt mit seinem Begehren dem Geist und ebenso der Geist dem Fleisch; denn diese beiden liegen im Streit miteinander (und dulden nicht), daß ihr das tut, was ihr tun möchtet. |
18 | Laßt ihr euch aber vom Geist leiten, so steht ihr nicht (mehr) unter dem Gesetz. |
19 | Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, nämlich Unzucht, Unsittlichkeit, Ausschweifung, |
20 | Götzendienst, Zauberei, Feindseligkeiten, Zank, Eifersucht, Zerwürfnisse, gemeine Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen, |
21 | Neid, Trunksucht, Schwelgerei und so weiter. Von diesen (Sünden) habe ich euch schon früher gesagt und wiederhole es jetzt, daß, wer derartiges verübt, das Reich Gottes nicht erben wird. |
22 | Die Frucht des Geistes dagegen besteht in Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, |
23 | Sanftmut, Beständigkeit (oder: Festigkeit); gegen derartige (Geistesfrüchte) kann das Gesetz keine Anklage erheben. |
24 | Die aber Christus Jesus angehören, haben ihr Fleisch samt seinen Leidenschaften und Begierden gekreuzigt. |
25 | Wenn wir nun im Geist leben, so laßt uns im Geist auch wandeln! |
26 | Laßt uns nicht nach eitler Ehre begierig sein, einander nicht (zum Streit) herausfordern, einander nicht beneiden! – |
1 | Liebe Brüder, wenn auch jemand sich von einem Fehltritt hat übereilen lassen, so bringt ihr Geistesmenschen den Betreffenden mit dem Geist der Sanftmut wieder zurecht, und gib dabei auf dich selbst acht, damit du nicht auch in Versuchung gerätst! |
2 | Traget einer des andern Lasten, so werdet ihr dadurch das Gesetz Christi erfüllen. |
3 | Denn wenn jemand sich dünken läßt, er sei etwas, obwohl er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst in seinem Sinn. |
4 | Jeder prüfe aber sein eigenes Werk, und dann mag er für sich allein zu rühmen haben, aber nicht dem andern gegenüber; |
5 | denn ein jeder wird an seiner eigenen Last zu tragen haben. |
6 | Wer aber Unterricht im Wort (Gottes) erhält, lasse seinen Lehrer an allen Gütern teilnehmen! – |
7 | Irret euch nicht: Gott läßt sich nicht spotten; denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten. |
8 | Denn wer auf sein Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten. |
9 | Laßt uns aber nicht müde werden, das Rechte (oder: Gute) zu tun; denn zu seiner (d.h. zur bestimmten) Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten. |
10 | Darum wollen wir so, wie wir Gelegenheit haben, allen Menschen Gutes erweisen, besonders aber den Glaubensgenossen! |
| IV. Der eigenhändige Schluß des Briefes (6,11-18) |
11 | Sehet, mit wie großen Buchstaben ich euch (nun noch) eigenhändig schreibe! |
12 | (Nur) solche (Leute), die im Fleisch (d.h. in fleischlichen Dingen und im äußeren Leben) etwas Besonderes vorstellen wollen, suchen euch die Beschneidung aufzunötigen, lediglich um nicht wegen (der Verkündigung) des Kreuzes Christi Verfolgungen zu erleiden. |
13 | Denn trotz ihrer Beschneidung beobachten sie selbst das Gesetz nicht, sondern dringen auf eure Beschneidung nur deshalb, um sich eures leiblichen Menschen rühmen zu können. |
14 | Mir aber soll es nicht beikommen, mich irgendeiner anderen Sache zu rühmen als nur des Kreuzes unsers Herrn Jesus Christus, durch das für mich die Welt gekreuzigt ist und ich für die Welt. |
15 | Denn weder auf die Beschneidung noch auf das Unbeschnittensein kommt es an, sondern nur auf eine »neue Schöpfung« (2.Kor 5,17); |
16 | und alle, die nach dieser Richtschnur wandeln werden: über die komme Friede und (göttliches) Erbarmen, nämlich (oder: das heißt) über das Israel Gottes! |
17 | In Zukunft möge mir niemand zu schaffen machen, denn ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leibe! – |
18 | Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist, liebe Brüder! Amen. |