Kommentar zum Matthäus-Evangelium | Roland Hofmann |
30.9.96
Die Bergpredigt und insbesondere die Seligpreisungen sind eine Lehre an die Jünger, die Jesus nachfolgen wollen. Aber auch andere, nur Neugierige, waren anwesend und hörten mit. Sie erfahren hier die Prinzipien Gottes und erleben, wie drastisch sie sich von den menschlichen und jüdischen der damaligen Zeit unterscheiden.
Die Verheißungen ("..., denn sie ...") gelten nur für Leute, die an Jesus
glauben. (Sonst würden sich Widersprüche zu anderen Stellen der Bibel
ergeben, z. B.
"Selig sind, ..." bedeutet "Glücklich sind, ...", "Zu beneiden sind, ..."
Die Seligpreisungen geben eine Beschreibung des Charakters und Verhaltens
eines Christen, wie Gott es von uns erwartet. Diese Eigenschaften
widersprechen meist drastisch dem, was in der gottlosen Welt als gut
und erstrebenswert gilt. Dies ergibt sich daraus, dass der Mensch
aufgrund seines sündigen Wesens anders denkt als Gott (
"arm im Geist" sind die, die sich nicht für große Theologen und Gerechte
halten, sondern wissen und bekennen, dass sie vor Gott nichts vorzuweisen
haben, sondern ganz auf Gottes Gnade angewiesen sind.
Dies ist ein Wort gegen das falsche Denken der Pharisäer und
Schriftgelehrten. Gerade die, die sich für gerecht halten und meinen
wegen ihrer eigenen Gerechtigkeit zu Gott zu kommen, werden nicht
ins Himmelreich kommen (vergl.
"trauern" bezieht sich nach Meinung mehrerer Kommentatoren auf das Trauern über die eigene Sünde und die Sünde in der Welt.
"die Sanftmütigen" werden letztendlich Erfolg haben und mit Christus herrschen, nicht die, die Herrschaft und Erfolg mit Gewalt an sich reißen wollen.
"hungern nach der Gerechtigkeit" bezieht sich nicht auf die Gerechtigkeit von Mächtigen gegenüber Untergebenen, sondern, wie fast immer in der Bibel, auf die Tadellosigkeit vor Gott. Die, die unter ihrer eigenen Sünde leiden und sich danach sehnen, davon befreit zu werden, denen wird Gott die Gerechtigkeit durch den Opfertod Jesu verschaffen.
"die Barmherzigen": Martyn Lloyd-Jones (Studies in the Sermon on the Mount) vergleicht Barmherzigkeit mit Gnade und sieht den Unterschied darin, dass sich die Gnade auf die Sünde selbst bezieht, während die Barmherzigkeit sich auf die bedauerlichen Folgen der Sünde bezieht. Barmherzigkeit ist Mitleid verbunden mit dem aktiven Handeln zur Linderung des Leids. (Vergl. die Geschichte vom barmherzigen Samariter (Luk 10,30-37)). Dieses ist die erste Seligpreisung, die im Wesentlichen ein Tun bedeutet, während die anderen das Sein und die innere Einstellung behandeln. Man kann daraus schließen, dass die innere Haltung und Einstellung vor Gott eine Voraussetzung ist, die erfüllt sein muss, bevor das richtige Handeln kommen kann.
Jemand, der nicht barmherzig ist, zeigt damit, dass er die eigene Sünde
und die Gnade und Barmherzigkeit Gottes nicht erkannt hat. Ein solcher
hat keine echte Umkehr vollzogen. Wer jedoch Buße getan hat, von Jesus
Vergebung emfpangen hat und aus dieser Motivation heraus barmherzig ist,
der kann sich freuen über die Barmherzigkeit, die er von Gott emfangen
wird. (Vergl. 5. Bitte im "Vater unser":
"reines Herz" heißt ohne Heuchelei, ohne Falschheit, aufrichtig,
mit ehrlicher Motivation. (Vergl. das wichtigste Gebot:
Im Gegensatz zu der Meinung der Pharisäer, für die das äußere Verhalten
das einzig Wichtige ist, betont Jesus hier, was für Gott das Wichtigste
ist, nämlich die innere Einstellung des Menschen.
(Vergl.
Was mit "Gott sehen" gemeint ist, ist nicht sicher zu sagen. Es kann
ein physikalisches Sehen oder ein Sehen im übertragenen Sinn (
"Frieden stiften" bedeutet aktiv daran zu arbeiten, dass Frieden
geschaffen wird. Dies darf sich nicht nur auf den Frieden zwischen
Menschen beziehen, sondern besonders auf den Frieden zwischen Gott und
Menschen. Frieden wird allein durch die Sünde des Menschen verhindert.
Nur Jesus kann sie wirklich beseitigen. Damit ist er der wichtigste
Friedensstifter überhaupt (
Ein erfolgreicher Friedensstifer benötigt darüberhinaus bestimmte Eigenschaften, die ihn zur Vermittlung zwischen Feinden befähigen. Dazu gehören insbesondere die beiden von Jesus vorher genannten: Ehrlichkeit (reines Herz) ist notwendig, um das Vertrauen der anderen zu gewinnen und Barmherzigkeit, d. h. der richtige Umgang mit der Sünde und den menschlichen Fehlern, die dem Frieden entgegenwirken.
Wer Frieden stiftet ist Gottes Kind und Gottes Mitarbeiter, denn Gott
ist ein Gott des Friedens (
"wegen Gerechtigkeit verfolgt, geschmäht, verleumdet":
Diese Seligpreisung bezieht sich nicht allgemein auf Verfolgte, sondern
auf die, die "um der Gerechtigkeit willen" verfolgt werden. Mit
Gerechtigkeit ist auch hier das persönliche Sein und Handeln als
Jünger Jesu gemeint (Vergl.
Kommentar zum Matthäus-Evangelium | Roland Hofmann |
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