Kommentar zum Matthäus-Evangelium | Roland Hofmann |
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"... denn das ist das ganze Gesetz und die Propheten."
Ähnliche Stellen:
Gebote in Liebesgebot zusammengefaßt; wer andere liebt, erfüllt Gesetz | |
Das ganze Gesetz findet Erfüllung in dem einen: "Liebe d. Nächsten..." |
Kann das denn sein, daß das ganze Gesetz und die Propheten jetzt überflüssig sind, weil sie so einfach zusammengefaßt werden können? Hier geht es doch nur um die Beziehung zwischen Menschen. Im Gesetz und den Propheten geht es auch um die Beziehung zwischen Menschen und Gott. Es gibt eine Menge Gebote, die sich auf die Beziehung zu Gott beziehen, beispielsweise die ersten drei der Zehn Gebote. Sollten diese nicht mehr gelten? Das wäre sicher ein falsches Verständnis dieser Stelle, wie auch folgende Stellen zeigen, die zeigen, daß die Gebote, die sich nur auf die Beziehung zu Gott beziehen, nach wie vor gelten:
Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten, Ihm allein dienen | |
Keine Gemeinsch. m. Götzen=Dämonen! Wollen wir d. Herrn z. Eifers. reizen? |
Deshalb ist das einzig sinnvolle Verständnis dieser Worte Jesu, daß sie sich nur auf die Teile des Gesetzes und der Propheten beziehen, die mit der Beziehung zu anderen Menschen zu tun haben.
Allerdings hängen die Beziehungen zu Gott und zu Menschen eng zusammen. Das zeigen folgende Stellen:
An den BEIDEN Liebesgeboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten | |
Was ihr einem der Geringsten getan habt, das habt ihr Mir getan | |
Hananias und Saphira, ihr habt nicht Menschen, sondern Gott belogen | |
Wenn ihr euch an den Brüdern versündigt, versündigt ihr euch an Chr. | |
Wer Meine Gebote empfangen hat und hält, der liebt Mich |
Es bleibt aber die Frage: Brauchen wir damit Gesetz und Propheten als Anweisung für den richtigen Umgang mit anderen Menschen nicht mehr? Ist damit ein großer Teil der Bibel entbehrlich geworden? Offensichtlich nicht, wie folgende Stellen zeigen:
Worte zu Herzen nehmen, Kindern einschärfen, dauernd davon reden | |
Betrachte es Tag & Nacht und tu es in allen Dingen => Erfolg | |
Laßt das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt & ermahnt | |
Nach Gottes Wort verlangen, wie Säuglinge nach Milch=>Wachstum, Rettung |
Der Mensch ist so egoistisch, daß es ihm schwer fällt, sich immer in den anderen zu versetzen und an ihn zu denken. Deshalb brauchen wir ständige Erinnerungen und konkrete Handlungsanweisungen, um nach dieser Gesetzeszusammenfassung Jesu leben zu können.
Dieser Vers ist aber eine gute Hilfe zur Entscheidung und Überprüfung meines Verhaltens. Und auch in Verhaltensfragen, die in der Bibel sonst nicht direkt beantwortet werden, gibt er ein Kriterium zur Entscheidung an.
"Geht hinein ..." - Was ist dieses HINEIN? Was ist das Ziel? Jesus spricht von zwei Zielen, dem Leben (14) und der Verdammnis (13).
Wenn hier vom Weg zum Leben die Rede ist, geht es um ein Ziel, das die Zuhörer noch nicht erreicht haben. Es geht also nicht um körperliches Leben, sondern um geistliches, das sie noch nicht hatten. Dieses wahre Leben kommt auch in anderen Stellen vor:
Besser verkrüppelt ins Leben gehen, als ins ewige Feuer | |
Was muß ich tun, um ewiges Leben zu erben? Gebote halten ... | |
Die einen gehen in ewige Strafe, d. anderen ins ewige Leben | |
Gott gab S. Sohn, damit jeder, der glaubt, ewiges Leben hat | |
Wer zuhört und glaubt, hat ew. Leben, ist v. Tod z. Leben durchgedrungen | |
Wer glaubt, hat ewiges Leben | |
Wer glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,... | |
Lohn der Sünde ist Tod, Gnadengabe Gottes ist ew. Leben in Chr. | |
Wenn Chr. in euch, dann Leib zwar tot wegen Sünde, Geist aber lebt | |
Ermahne Reiche reich an gut. Tat. z. sein, um wirkl. Leben zu ergreifen | |
Wir wissen, daß wir v. Tod z. Leben hinübergeg., weil wir Brüder lieben | |
Wer d. Sohn hat, hat d. Leben; wer d. Sohn nicht hat, hat d. Leben nicht |
Andere Stellen bringen das ewige Leben mit dem Himmelreich oder dem Reich Gottes in Verbindung:
Was tun, um ew. Leb. z. erlangen?...Reicher kommt schwer in Himmelreich... | |
...Leichter geht Kamel durch Nadelöhr, als Reicher ins Reich Gottes | |
Ebenso, aber nur "Reich Gottes" |
Das Leben ist also eine Beziehung und Zugehörigkeit zu Gott, die nach dem Tod zu einem ewigen Leben in der Gegenwart Gottes führt.
Zwei Dinge nennt Jesus gleich im Anschluß:
1. | Verführung und Fehlleitung durch falsche Führer |
2. | Den Willen Gottes nicht tun, d. h. Ungehorsam Gott gegenüber |
Aber er und die Apostel nennen an anderen Stellen weitere:
3. | Mangelndes Verständis, mangelnde Bereitschaft zum Zuhören |
4. | Besitz und Reichtum, Sorgen um irdische Dinge |
5. | Versuche, den Weg zu Gott ohne Jesus zu finden |
6. | Schwierigkeiten, Verfolgung |
Jesus nennt weder für die guten noch für die schlechen Früchte hier Beispiele. Etliche schlechte Früchte werden jedoch in folgenden Stellen genannt:
Irrlehrer meiden. Sie dienen nicht Christus, sondern ihrem Bauch | |
Irrlehrer: Eigenwillig, Engelverehrung, Visionen, aufgeblasen, fleischl. | |
Irrlehrer hält nicht am Haupt fest, von dem aus der Leib wächst | |
Verführer, d. aus Gewinnsucht falsch lehren: leben anders als sie reden | |
Falsche Lehrer führen Spaltungen herbei, verleugnen Chr.=>Verderben | |
Viele folgen Ausschweifungen der Irrleher=>Weg der Wahrheit verlästert | |
Aus Habsucht werden sie euch mit betrügerischen Worten kaufen | |
Wer Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott = Geist des Antichrists | |
Sie sind von Welt, darum reden sie v. d. Welt, Welt hört sie; wir sind aus... | |
...Gott; wer Gott kennt, hört auf uns; wer nicht, d.nicht=>Geist d.Irrtums | |
Gottlose, mißbrauchen Gnade für Ausschweifung, verleugnen Chr. | |
Irrlehrer beflecken Leib, verachten Herrschaft, lästern himml. Mächte | |
Hadern m. Geschick, leben nach Begierden, große Worte, opportun. Schmeicheln | |
Spötter kommen, d. nach Begierden leben, rufen Spaltung hervor, ird. gesinnt |
Vergleiche auch dazu die Predigt Johannes' des Täufers |
Es gibt noch viele ähnliche Stellen.
Zunächst bedeutet Abhauen und ins Feuer werfen das Vernichten
nutzlosen, hinderlichen oder ressoucenverbrauchenden (
Eine andere Möglichkeit ist auch die zusätzliche Bestrafung durch
die ewige Verdammnis, den feurigen Pfuhl. Dieses Verständnis
wird dadurch nahegelegt, daß der endzeitliche herausragende
falsche Prophet so bestraft werden wird
(
Der Kommentar "The New John Gill's Exposition of the Entire Bible" meint, daß "abhauen" aus den Gemeinden entfernen oder töten bedeutet, und "ins Feuer werfen" bedeute das Feuer der Hölle, den Feuersee, wo das Tier und der falsche Prophet sein werden.
Welche Werke Gottes tun? An den glauben, den Er gesandt hat | |
Denn dies ist Gottes Wille: Heiligung: keine Unzucht, Begierde, Betrug | |
Jagt Frieden nach und Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird | |
Sagt in allem Dank, denn dies ist Gottes Wille in Chr. Jesus für euch | |
Gottes Wille: Durch Gutes tun Unverständige zum Schweigen bringen |
Dies sind nur einige wichtige Beispiele. Natürlich sind auch alle anderen Gebote, die uns gegeben sind, ebenfalls Gottes Wille.
Das griechische Wort bedeutet tun, handeln, verfahren, arbeiten, sich betätigen, etwas (be)wirken, etw. machen, (er)schaffen, produzieren, herstellen, konstruieren, formen, (ver)fertigen, ausführen, etw. verursachen, veranlassen.
Die Verbform ist im Griechischen ein Partizip Präsens. Wörtlich heißt es also "Nicht alle zu mir "Herr, Herr" Sagenden werden ins Himmelreich kommen, sondern nur die den Willen des Vaters ... Tuenden. Diese Verbform drückt eine andauernde oder sich ständig wiederholende Tätigkeit aus.
Kommen also nur die perfekten Menschen ins Himmelreich?
Da jeder Mensch, auch der beste Christ, irgendwann sündigt und den Willen
Gottes nicht tut, würde das bedeuten, daß niemand gerettet werden kann.
Müssen wir hier nicht, wie die Jünger bei einer anderen Gelegenheit
entsetzt fragen: "Wer kann dann gerettet werden?" (
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man diese Aussage verstehen kann:
1. | Jesus will uns damit deutlich machen, daß kein Mensch aus eigener
Kraft so leben kann, wie es Gott gefällt und wie es nötig ist, um
ins Himmelreich zu kommen. Er will uns damit unsere Erlösungsbedüftigkeit
deutlich machen. Jeder Mensch ist ein verdammungswürdiger Übeltäter.
|
2. | Mit "Gottes Willen tun" ist kein perfektes Leben gemeint, sondern
die Grundeinstellung des Menschen soll beschrieben werden. Ist es
der Normalfall, daß ich Gottes Willen tue, oder eine Ausnahme?
Daran zeigt sich, ob ich zu Jesus gehöre oder nicht. Man gehört aber
nicht dadurch zu Jesus, daß man normalerweise Gottes Willen tut.
Sonst würde Jesus hier eine Werkgerechtigkeit einführen, die sonst
überall im Neuen Testament abgelehnt wird. Sondern daran, ob jemand
normalerweise Gottes Willen tut, zeigt sich, ob er zu Jesus gehört.
|
Es ist bemerkenswert, dass Gott in denen, die zu Jesus gehören, beim Tun
seines Willens mitwirkt:
Gott...vollende euch, damit ihr S.Willen tut, indem Er in uns schafft
Wunder tun oder Jesus Herr nennen sind keine sicheren Zeichen, daß der betreffende Mensch wirklich zu Jesus gehört (d. h. Christ ist) und damit ins Himmelreich kommt
Zum Vergleich kann man weitere ähnliche Stellen heranziehen. Dazu ist
insbesondere Jesu Endzeitrede (
Fauler, egoistischer Knecht kommt zu Heuchlern: Weinen, Zähneknirschen | |
5 Brautjungfern kommen nicht zur Hochzeit, weil sie kein Öl haben | |
Knecht, der das, was der Herr ihm gab nicht vermehrt, kommt in Finsternis | |
Gericht: Die Hilfsbereiten erben das Reich; andere verflucht, ew. Feuer |
Weitere Hinweise geben folgende Parallelstellen in Lukas:
Was nennt ihr mich aber: Herr, Herr! und tut nicht, was ich sage? | |
Wir haben mit Dir gegessen; Du lehrtest - Ich weiß nicht woher ihr seid |
Einige vergleichbare Stellen aus den Briefen:
Nicht die Hörer sind gerecht, sondern die Täter werden gerechtfertigt | |
Gesinnung & Gewissen der Ungläub. sind befleckt; sie geben vor... | |
...Gott zu kennen, aber mit ihren Taten verleugnen sie ihn | |
Glaube ohne Taten ist nutzlos, tot; bei Abraham führte Glaube zu Taten |
Um ins Himmelreich zu kommen, muß ein Mensch durch den Heiligen Geist
wiedergeboren sein (
Zum rechten Tun des Willens Gottes gehören also auch die richtigen Motive, damit es keine Heuchelei ist:
Gehorcht...nicht als Menschengefällige; tut Gottes Willen von Herzen | |
Größtes Gebot: Herrn lieben mit ganzem Herzen,... |
Anscheinend verleiht Gott dem Namen Jesu manchmal auch dann übernatürliche
Kräfte, wenn er von Leuten ausgesprochen wird, die nicht zu ihm gehören,
wahrscheinlich deshalb um seinen Namen zu verherrlichen (
Die Macht Wunder zu tun kann auch vom Teufel kommen (
Wunder und das Nennen des Namens Jesu ist also kein sicheres Zeichen dafür,
daß jemand wirklich Christ ist. Nur die Taten können einen richtigen
Hinweis geben (
Kommentar zum Matthäus-Evangelium | Roland Hofmann |
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