Nachdem Jesus einige Zeit im Ausland verbracht hat, kommt er nun wieder an den See Gennesaret.
Die Situation ist sehr ähnlich wie in Mat 14,13-23: Erst viele Heilungen am See, dann
die Speisung der Menschenmenge.
Im Gegensatz zu Mat 14,13-14 finden die Heilungen aber nicht umittelbar am See statt,
sondern auf einem Berg in der Nähe, den Jesus besteigt. In Mat 14,23 steigt er erst
nach der Speisung auf den Berg.
Die gesamte Gegend um den See herum ist gebirgig. Die höhren Berge sind am Ostufer.
Welcher Berg es gewesen ist, wird uns nicht gesagt. In Mat 15,39 wird erwähnt, dass
Jesus mit dem Boot nach Magdala fuhr, was am äußersten Westufer des Sees lag. Dort
fanden die Heilungen also nicht statt.
Die Tatsache, dass von der Volksmenge viele Kranke mitgebracht wurden und auch
Kinder (Mat 15,38), lässt darauf schließen, dass es kein besonders hoher Berg
war, der nur mit Mühe hätte bestiegen werden können.
Die Zusammensetzung der Volksmenge, die zu Jesus kam, war offenbar im Hinblick
auf ihre Erwartungen und ihren Glauben an Jesus sehr gemischt. Einige erwarteten
vom ihm die Heilung von Kranken (Mat 15,30), während andere sich darüber wunderten, dass
dann Heilungen geschahen (Mat 15,31).
Heilungen schlimmer und unheilbarer Krankheiten
wie Lähmungen, Blindheit, Taubstummheit und schwere Köperbehinderungen ("Krüppel")
geschehen normalerweise nicht. Sie sind eindeutig die Erfüllung von messianischen
Prophezeiungen wie Jes 35,4-6 und Jes 42,1-7.
Die Volksmenge preist daraufhin zwar den Gott Israels. Aber dass Jesus der Messias
ist, erkennt die Mehrheit offenbar nicht, im Gegensatz zu der Heidin im vorhergehenden
Abschnitt, Mat 15,21-28, die Jesus mit dem Messias-Titel "Sohn Davids" anspricht.
Die Frage, wer Jesus ist, ist entscheidend. Sie wird im Matthäus-Evangelium
immer wieder thematisiert. In Mat 16,13-20 kommt es dann zum Höhepunkt,
wenn Jesus seinen Jüngern diese Frage direkt stellt und Petrus sich zu Jesus
als dem Messias/Christus bekennt.
Jesus sorgt sich um die leiblichen Bedürfnisse seiner Zuhörer.
Sie sind gegenüber den geistlichen Bedürfnissen nicht unwichtig.
Im Gegensatz zur Speisung der 5000 (Mat 14,13-21) fordert Jesus
seine Jünger hier nicht direkt dazu auf, etwas Unmögliches zu tun.
Wir können wohl annehmen, dass Jesus seine Jünger hier prüft,
ob sie sich an die Speisung der 5000 noch erinnern und daraus etwas
gelernt haben. Man würde doch erwarten, dass sie auf die Frage Jesu
antworten sollten, dass es gemacht werden könnte, wie damals.
Jesus könnte ein solches Wunder sicher nochmals tun.
Aber so antworten sie nicht. Stattdessen betonen sie nur die Unlösbarkeit
des Problems. Den Test bestehen sie also leider nicht. Jesus tadelt sie
für ihren Kleinglauben aber erst nach dem nächsten Glaubensversagen
in Mat 16,8. Immerhin beweisen sie hier etwas Glauben dadurch, dass sie
ihre Brote und Fische zur Verfügung stellen.
Auch jetzt erwartet Jesus wieder von den Jüngern, dass sie das
Wenige, was sie haben, auch einsetzen, in dem Wissen, dass es
nicht reicht, wenn Gott nicht ein Wunder tut. Wenn sie das nicht getan hätten,
wäre das Wunder wohl nicht geschehen. Jesus dankt für das viel zu Wenige
und Gott füllt den Mangel aus.
Auch hier gibt Gott wieder im Überfluss: Es bleibt mehr übrig,
als am Anfang vorhanden war.
Daraus dürfen wir allerdings nicht schließen, dass das immer geschehen muss.
Paulus z. B. hat auch Mangel erlebt (Php 4,12). Auch die Gemeinde in Jerusalem
hatte Mangel, so dass sie durch Spendensammlungen
unterstützt werden musste (2Ko 8,14).
Parallelen
Das Prinzip, dass Wunder mit einer Glaubenprüfung verbunden sind, kommt
in der Bibel oft vor, nicht nur bei Jesus, sondern auch im Alten Testament:
Beim Auszug aus Ägypten:
Erstgeborene werden nur verschont, wenn Blut am Türpfosten ist