Mat 16,21 Ankündigung von Jesu Tod und Auferstehung
Die Erkenntnis der Jünger, dass Jesus der Christus ist (Mat 16,15-17), nimmt
Jesus zum Annlass, damit anzufangen sie darauf vorzubereiten, was das
bedeutet und ihre Vorstellung vom Christus zu korrigieren.
Der Tod Jesu ist kein Unfall und kein Scheitern seiner Mission, sondern
gehört dazu und ist von Gott geplant. Die von Jesus angekündigte Auferstehung ist
in der Weltgeschichte einmalig.
Die Gedanken des Menschen können sowohl von Gott gelenkt sein (Mat 16,15-17),
als auch vom Teufel, wie wir hier erfahren.
Menschliches Denken ist dem göttlichen häufig total entgegengesetzt, wie dieses
Beispiel zeigt und wie Jesus auch in Mat 16,25 deutlich macht.
Wir müssen die Quelle unserer Gedanken prüfen und falsche Gedanken entschlossen
abweisen, wie Jesus es hier tut.
Mat 16,24-27 Nachfolge heißt sein Kreuz auf sich zu nehmen
Verleugnen heißt laut Duden "sich nicht zu jemandem/etwas bekennen, sondern sich
energisch davon distanzieren. ... Sich selbst verleugnen (aus Rücksicht o. Ä. anders
handeln, als es dem eigenen Wesen entspricht)"
Anlass für diese Aufforderung Jesu ist die falsche Reaktion des Petrus und sein
Widerspruch gegen den Willen Gottes. Daher müssen wir die Bedeutung in diesem
Zusammenhang suchen. Kern des Problems ist also die menschliche Natur, die oft
Gott entgegengesetzt ist (V. 23b). Die Reaktion des Petrus war geprägt von der
Angst Jesus zu verlieren und dem Unglauben, dass der von ihm angekündigte
Weg der richtige, von Gott gewollte ist. Von diesem falschen, selbstbezogenen,
menschlichen Denken müssen wir uns entschieden distanzieren. Das erklärt Jesus
mit den Begriffen des Kreuzes und des Lebens noch genauer.
Was bedeutet es sein Kreuz auf sich zu nehmen?
Die zur römischen Kreuzigung Verurteilten mussten ihr Kreuz selbst zur Hinrichtungsstätte
tragen (Joh 19,17). Sein Kreuz auf sich nehmen heißt also, an seiner eigenen
Hinrichtung mitzuwirken. Wir sollen unser Leben verlieren um Jesu willen (V. 25).
Was meint Jesus in V. 25-26 mit "Leben" (manchmal übersetzt als "Seele", griech. psyche)?
Offenbar geht es um zwei Arten von Leben, die im Gegensatz zueinander stehen:
Einerseits nennt Jesus ein Leben, das aufgegeben werden soll. Dieses ist in v. 24 gekennzeichnet
durch "sich selbst", d. h. Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung und
Egoismus. Weiter ist es entsprechend V. 26 gekennzeichnet durch "die Welt
gewinnen". Dies erinnert an Mat 4,8, d. h. die Reiche der Welt und ihre
Herrlichkeit, die der Satan Jesus geben wollte. Hiermit wird daher wahrscheinlich
das Streben nach Macht, Geld und Erfolg gemeint sein. Es geht um das von der
Sünde geprägte Ich, das die eigenen Ziele in den Mittelpunkt stellt, nicht
Gottes Ziele. Dazu gehört z. B. ein Freund der von der Sünde geprägten Welt
zu sein (Jak 4,4 / 1Jh 2,15-17).
Das körperliche Leben kann dagegen nicht gemeint sein, denn dieses buchstäbliche
"Kreuz" könnte man nur einmal auf sich nehmen, nicht täglich, wie Jesus
es in der ausführlicheren Version in Luk 9,23 fordert.
Auch macht die Apostelgeschichte klar, dass der körperliche Tod um Jesu
willen die Ausnahme, nicht die Regel für jeden Christen ist. Jesus fordert
weder Selbstmord noch sich gezielt der Gefahr des Märtyrertods auszusetzen.
Er gestattet vor solcher Gefahr zu fliehen (Mat 10,23 / Mat 24,9-16).
Allerdings verlangt er auch in dieser Gefahr ihn nicht zu verleugnen (Mat 10,21-22+32-33).
Zwar steht diese Aussage im direkten Zusammenhang mit dem körperlichen Tod Jesu.
Die soeben angeführten Gründe machen aber deutlich, dass der körperliche
Tod Jesu nur Anlass und Symbol für den geforderten Tod des Selbst ist.
Andererseits nennt Jesus ein Leben, das es zu finden und nicht zu verlieren
gilt (V. 25-26). Dieses Leben geht verloren, wenn das Selbst-Leben
erhalten wird (V. 25) und umgekehrt. Zur Erhaltung dieses Lebens kann der
Mensch kein Lösegeld zahlen. (Die Fragen in V. 26 sind offensichtlich rhetorisch
und müssen mit "nichts" beantwortet werden.) Nur Jesus kann dieses Lösegeld
zahlen (Mat 20,28).
Der Schlüssel zum Verständnis um welches Leben es sich dabei handelt, steht
in Vers 27. Diesen fügt Jesus mit der Einleitung "Denn ..." als Begründung
an: Im künftigen Gericht Gottes wird er alles Tun der Menschen
richten. Das von der Sünde geprägte Selbst-Leben führt zur
Verurteilung. Das ewige Leben geht dadurch verloren (vgl. Röm 3,23).
Dass hier das ewige Leben gemeint ist, steht auch direkt in der Parallelstelle
in Joh 12,24-25.
Gericht und ewiges Leben werden auch an folgenden Stellen einander
gegenübergestellt: Mat 18,8-9 / Mrk 9,43-45 / Mat 25,46 / Joh 3,36 / Joh 5,24+29.
Der Gegensatz von Verlieren und ewigem Leben kommt auch in Joh 3,16 vor.
Das Sterben des von der Sünde geprägten Lebens und die Auferstehung des
ewigen Lebens ist ein Prinzip des christlichen Glaubens und kommt in der
Taufe zu Ausdruck (Röm 6,1-9).
Mat 16,28 Verheißung, dass einige Jünger Jesus in seinem Reich kommen sehen werden
Was heißt "den Tod nicht schmecken"? Welcher Tod ist hier gemeint?
Die Begriffe "Tod sehen" oder "Tod schmecken" sind ein allgemein üblicher Ausdruck
für "sterben" und können sowohl den körperlichen Tod (Psm 89,49 / Luk 2,26 / Heb 2,9 / Heb 11,5),
als auch den geistlichen Tod (Joh 8,51-52) bezeichnen. Normalerweise beziehen sie
sich aber auf den körperlichen Tod.
Was heißt "den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich"?
Dieser Teil wird in den Parallelstellen jeweils etwas anders wiedergegeben:
... bis sie den Menschensohn haben kommen sehen in seinem Reich
Die Verklärung Jesu, die im nächsten Abschnitt berichtet wird.
Sie haben einige der Jünger miterlebt. Sie zeigt den verherrlichten
Christus als König und soll den Jüngern als Ermutigung dienen angesichts
der düsteren Ankündigung, die ihnen Jesus hier hinsichtlich seiner Zukunft macht.
Diese Auffassung wird schon von einigen Kirchenvätern vertreten.
Dafür spricht, dass in Mat 17,1 mit der Einleitung "Und nach sechs Tagen ..."
direkt an diese Verheißung Jesu angeschossen wird.
Dagegen spricht, dass "den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich"
nicht wirklich zur Verklärung passt. Zwar wird Jesus in der Verklärung verherrlicht,
aber er kommt nicht und auch von seinem Reich ist nicht viel zu sehen.
Außerdem deutet die Formulierung "einige von denen, die hier stehen, werden
den Tod nicht schmecken bis ..." an, dass schon jemand von ihnen gestorben
sein wird, wenn das geschieht. Das ist bei der Verklärung noch nicht der Fall.
Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu und das Kommen des Heiligen Geistes zu Pfingsten.
Dafür spricht, dass es die Apostel erlebt haben (bis auf Judas) und dass darin ein Teil
der Kraft des Reiches Gottes sichtbar wurde. In Form des Heiligen Geistes ist
Jesus quasi gekommen um sein vorläufiges irdisches Reich, die Gemeinde, zu errichten.
Dagegen spricht aber auch hier, dass
die Wortwahl aus Mat 16,28, "den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich"
nicht richtig dazu passt. Die etwas schwächeren Ausdrücke in Mrk 9,1 und Luk 9,27
könnte man so verstehen.
Die Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. Sie war ein Vorgeschmack des Gerichts,
das Jesus in Mat 16,27 ankündigt. Dafür spricht der enge Bezug zu V. 27.
Dagegen spricht, dass der Begriff "Reich Gottes" normalerweise für
Herrlichkeit und Gottes Gegenwart steht, nicht für Gericht, Zerstörung
und Abwendung Gottes. Für das Gericht werden sonst andere Begriffe verwendet,
z. B. der "Tag des Herrn".
Die Wiederkunft Jesu, zu der die Ausdrucksweise am besten passt. Dafür spricht auch,
dass schon im vorhergehenden Vers 27 davon die Rede ist. Dagegen spricht
aber, dass sie bis jetzt nicht geschehen ist und alle damals anwesenden
Apostel gestorben sind. Dieses Problem wird von Vertretern dieser
Deutung so gelöst, dass sie davon ausgehen, dass die Wiederkunft Jesu
zu Lebzeiten der Apostel von Gott geplant war, aber verschoben wurde,
damit noch mehr Menschen die Gelegenheit zur Rettung bekommen (2Pt 3,7-9).
Diese Deutung muss aber davon ausgehen, dass Jesus das zu dem Zeitpunkt
noch nicht wusste und er sich somit geirrt hat. Das passt nicht zu ihm
als dem Sohn des allwissenden, allmächtigen und souveränen Gottes.
Wenn man einen Irrtum Jesu in Erwägung ziehen wollte, müsste man einen
solchen in allen seinen Aussagen befürchten.
Eine andere Möglichkeit den Tod der Apostel vor der Wiederkunft Jesu
zu erklären ist den Tod hier nicht körperlich zu verstehen, sondern
geistlich. Die Apostel (bis auf Judas) haben das ewige Leben und
werden daher geistlich nicht sterben bis Jesus wiederkommt (vgl. Joh 8,51-52).