Kommentar zum Matthäus-Evangelium | Roland Hofmann |
Matthäus
Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger
Zum Thema Umgang mit Sünde, das Jesus in diesem Abschnitt behandelt, gehört auch die Vergebung. Deshalb stellt Petrus hier seine Frage.
Die Frage bezieht sich wiederum auf Brüder, d. h. Glaubensgeschwister (
Siehe dazu: | Wer ist "dein Bruder"? |
Petrus wusste bereits aus der Bergpredigt, dass Jesus Vergebungsbereitschaft
von seinen Jüngern erwartet (
Die Rabbiner lehrten, dass mehr als zwei- oder dreimal nicht nötig ist.
Jesus jedoch verlangt "siebzig mal sieben (mal)" oder "siebenundsiebzig mal". Der
Text ist hier einheitlich überliefert. Die beiden Varianten sind verschiedene
Übersetzungsmöglichkeiten.
In der Septuaginta ist dies die gleiche Zahl, mit der in
Die Begründung für die Aufforderung zur unbegrenzten Vergebung liegt in der unvergleichlichen Vergebung, die Gott den Jüngern Jesu zuteil werden lässt und die Jesus mit dem Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht veranschaulicht:
10000 | Talente = 60 000 000 Denare = 192 300 Jahreseinkommen eines Arbeiters ( |
König Herodes Antipas hatte ein Einkommen von 200 Talenten im Jahr. Selbst er hätte also mindestens 50 Jahre gebraucht, um diese Schuld abzuzahlen. Es handelt sich also um einen Betrag, den kein Mensch je bezahlen kann.
So groß ist die moralische Schuld durch unsere Sünden, die wir Menschen vor Gott haben. Wir können sie nie aus eigener Kraft beseitigen.
Im Gegensatz zu der Schuld, die wir vor Gott haben, ist jede Schuld, die ein Mensch uns gegenüber hat, verhältnismäßig gering. 100 Tageslöhne sind zwar keine Lappalie aber mit etwas Anstrengung irgendwann bezahlbar. Das Verhalten des umbarmherzigen Knechts ist ein sehr deutliches Bild dafür, wie Gott fehlende Vergebungsbereitschaft sieht.
Wer nicht VON HERZEN (
Einige Ausleger sehen darin die natürliche seelische Belastung, die das Nachtragen mit sich bringt, wie gestörte Beziehungen und Bitterkeit.
"... bis er alles bezahlt hätte, was er schuldig war" klingt jedoch
ziemlich endgültig, denn den Betrag kann niemand zahlen, wie oben gezeigt.
Man kann darunter also auch die ewige Verdammnis verstehen.
Auch Jesu Nachwort zum Vaterunser in
Die komplexe Frage nach der Verlierbarkeit des Heils kann hier nicht
umfassend behandelt werden. Die Bibelstellen, die Rettung und
Rechtfertigung als endgültig darstellen, legen aber nahe,
dass Jesus uns davor bewahren wird derartige Fehltritte zu begehen,
die den Verlust des Heils zur Folge hätten (vgl.
Kommentar zum Matthäus-Evangelium | Roland Hofmann |
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