anrühren (Mrk 10,13 / Luk 18,15): Hiermit waren wohl ähnliche Erwartungen verbunden, wie mit
dem Händeauflegen. Möglicherweise ist dies nur eine andere Formulierung dafür.
Die Eltern glaubten also zumindest, dass Jesus eine besondere göttliche Autorität besaß und deshalb
wirksamen Segen weitergeben konnte. Ob sie sogar glaubten, dass Jesus der Messias ist, bleibt offen.
Ihnen war jedenfalls so viel an ihren Kindern gelegen, dass sie sie zu Jesus brachten, damit
sie göttlichen Segen und Gebet empfingen, was ihre weitere Entwicklung positiv beeinflussen sollte.
Damit sind sie Vorbild für alle christlichen Eltern, die ihre Kinder im Glauben erziehen.
Warum sind die Jünger dagegen eingeschritten?
Jesus war immer sehr beschäftigt, weil viele Menschen etwas von ihm wollten (Mrk 6,31+54-56).
Die Jünger assistierten Jesus in manchem und meinten wohl die Funktion von Ordnern
innezuhaben. Kinder sahen sie als unwichtig an. Jesus hatte aus ihrer Sicht Wichtigeres zu tun, als
sich um Kinder zu kümmern. Daher wollten sie ihn vor einer derartig überflüssigen Inanspruchnahme
schützen. Wenn man annimmt, dass Mat 18,1-10 vorher stattgefunden hat, dann hätten sie
es allerdings besser wissen und damit rechnen müssen, dass ihr Denken falsch ist.
Was lehrt uns das, was Jesus zu Kindern sagt und tut?
Die Reaktion Jesu ist ein weiteres Mal überraschend und zeigt, dass göttliche Prioritäten
oft ganz anders sind, als auch gut gemeinte menschliche (vgl. Jes 55,8-9).
Wie Jesus in Mat 18,1-4 schon ausführlicher gelehrt hat, sind Kinder Vorbilder für
die richtige Glaubensgesinnung. Darum dürfen sie nicht verachtet oder geringschätzig
behandelt werden (Mat 18,10). Wenn es um die Beziehung zu Gott und seine Segnungen
geht, sind sie mit Erwachsenen gleichberechtigt.
Diese seine Lehre unterstreicht Jesus dadurch, wie er mit Kindern umgeht. Obwohl er ein
großer Lehrer ist und wenig Zeit hat, nimmt er sich für sie Zeit, empfängt sie und segnet sie (Mrk 10,16).
Damit bringt er seine Wertschätzung für sie zum Ausdruck.
Aus der Aussage Jesu: "solcher ist das Himmelreich", die Schlussfolgerung zu ziehen,
dass Kinder, die noch nicht bewusst an Jesus glauben können, gerettet sind oder getauft
werden sollen, ist nicht gut genug begründet.
In Mat 18,1-4 wird deutlich, dass es nicht die Kindheit an sich
ist, die die Stellung im Himmelreich bewirkt, sondern die richtige Glaubensgesinnung.
Es sind also die Kinder, die zu Jesus geführt werden, diejenigen, denen das Himmelreich
offen steht, weil sie die Gelegenheit bekommen, an Jesus zu glauben.
Jesus repräsentiert das Himmelreich auf der Erde (vgl. Luk 11,20 / Luk 17,20-21).
Mit "solcher ist das Himmelreich" meint Jesus, dass sie genauso berechtigt sind zu ihm zu kommen
wie die Erwachsenen.