Kommentar zum Matthäus-Evangelium | Roland Hofmann |
Matthäus
Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger
Wieder berichtet uns Matthäus ein Ereignis, das das Weltbild der Jünger auf den Kopf stellt.
Die Frage des reichen jungen Mannes zeigt, dass er meint, sich durch gute Taten
das ewige Leben verdienen zu können. Dies ist jedoch eine völlig falsche
Denkweise (
Aber Gutes zu tun erwartet Gott auch gar nicht. Er gestattet den
Zugang zum ewigen Leben auch dann, wenn man nichts Gutes tut, sondern "nur"
seine Gebote einhält (
Einige deuten sein Festhalten am Besitz sogar so, dass sein Besitz in seinem Leben
höchste Priorität hat, somit die Stelle Gottes einnimmt und er daher das erste Gebot (
In dem Kommentar gegenüber seinen Jüngern macht Jesus nochmals deutlich, dass es für einen Reichen unmöglich ist, durch seine guten Werke ins ewige Leben im Reich Gottes zu kommen.
In Vers 24 steht für "kamälon" = Kamel in einigen Handschriften "kamilon" = Schiffstau.
Diese sind aber wenige und stammen aus dem 8. Jahrhundert oder später.
Daher sind die Textforscher sehr sicher, dass im Original "Kamel" stand.
Das gleiche gilt übrigens auch für die Parallelstellen in
Die entsetzte Reaktion der Jünger ist darauf zurückzuführen, dass man damals der Auffassung war, dass Reichtum ein Segen Gottes aufgrund der Verdienste guter Werke war. Wenn also die Reichen, die schon so gut sind, dass Gott sie mit Reichtum gesegnet hat, nicht gerettet werden, wie sollten es dann die anderen schaffen, die ein geringeres Gute-Werke-Niveau haben? Auch wenn die Regel "gute Werke => Wohlstand" und "Wohlstand = Belohnung für gute Werke" nicht richtig ist, so stimmt doch die Schlussfolgerung der Jünger, dass keiner sich retten kann.
Die Antwort Jesu macht deutlich, dass die Jünger ihn hier richtig verstanden haben. Es ist nicht etwa für weniger Reiche leichter ins Reich Gottes zu kommen, sondern es ist für alle Menschen unmöglich, dies aus eigener Kraft durch gute Werke zu schaffen.
Dies erinnert an eine frühere Aussage Jesu, wo er ebenfalls die vermeintlich Guten
vom Himmelreich ausschließt, nämlich die Schriftgelehrten und Pharisäer (
Der Eintritt ins ewige Leben ist nur durch Gottes rettendes Eingreifen möglich.
Wie dieses Erlösungswerk Gottes aussieht, führt Jesus hier nicht näher aus.
Dazu sagt er zu anderen Gelegenheiten etwas mehr (
An anderen Stellen mit Bezug zu Reichen wird das nicht gefordert und auch nicht
praktiziert:
Die Forderung richtet Jesus nur hier an den jungen Mann, um ihm damit deutlich zu machen, dass er sich das ewige Leben nicht selbst verdienen kann, bzw. will. Außerdem hatte der Besitz in seinem Leben möglicherweise eine falsche Priorität.
Kommentar zum Matthäus-Evangelium | Roland Hofmann |
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