Kommentar zum Matthäus-Evangelium | Roland Hofmann |
Matthäus
Letzte Tage bei und in Jerusalem
04/2020
Jesus lehrt öffentlich im Tempel über Themen, die Gott betreffen. Als Mensch ohne offizielle theologische Ausbildung maßt er sich aus Sicht der theologischen Leiter damit eine Autorität an, die ihm nicht zusteht. In einer Kirche kann auch heute nicht irgendjemand kommen und predigen, oder in einer Universität eine Vorlesung halten, wenn er dazu nicht die Berufung und Erlaubnis von einem Gremium hat. Entsprechend fragt die Leitung der Juden Jesus nach seiner Berechtigung.
Jesus überrascht sie mit der Gegenfrage nach der Autorität Johannes' des Täufers. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten von wem die Autorität gegeben wurde, entweder vom Himmel (d. h. von Gott) oder von Menschen. Wenn sie von Gott kommt, dann sind seine Lehren irrtumslos, nicht anzuzweifeln, und man muss ihnen gehorchen, da Gott absolute Autorität hat. Wenn sie von Menschen kommt, dann kann sie fehlerhaft, von Irrtum behaftet oder sogar betrügerisch sein. Dann darf man zweifeln und muss kritisch prüfen und hinterfragen.
Die Tatsache, dass die Leiter Johannes nicht geglaubt haben, macht eigentlich schon deutlich, dass sie seine göttliche Autorität als Prophet nicht anerkennen. Auch Jesus beurteilen sie nicht anders.
Aber sie denken gar nicht daran, die Frage Jesu einfach wahrheitsgemäß zu beantworten.
Stattdessen entwerfen sie ihre Antwort allein auf Grund strategischer Überlegungen.
Ihnen kommt es nicht auf die Wahrheit an, sondern nur darauf, welche Wirkung sie mit
ihrer Antwort erzielen. Diese Heuchelei beschreibt und verurteilt Jesus später
ausführlich (
Diese Unehrlichkeit und Feigheit wird von Jesus mit der Nichtbeantwortung ihrer Frage bestraft. Aber im Grunde hat Jesus ihre Frage indirekt doch beantwortet: Die Quelle seiner Autorität ist die gleiche, wie die des Johannes.
Sie haben jetzt also ein weiteres Mal die Aufgabe zu entscheiden, ob sie einem Propheten Gottes glauben und gehorchen wollen. Vor dieser Frage steht jeder Mensch angesichts der Botschaft der Bibel und muss entscheiden, ob er ihr glauben will.
Jesus hat die Frage übrigens an anderer Stelle bei einer ähnlichen Gelegenheit direkt
beantwortet: "Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat;
wenn jemand dessen Willen tun will, wird ihm klar werden, ob diese Lehre von Gott ist ..." (
Von den Versen 29-31 gibt es mehrere verschiedene Überlieferungsvarianten. Ihre wesentlichen Unterschiede bestehen darin, dass in einigen zuerst der anfängliche Nein-Sager in den anderen zuerst der lügnerische Ja-Sager genannt wird. Die Grundaussage bleibt aber immer gleich: Die Hohenpriester und Ältesten erkennen den anfänglichen Nein-Sager als den Gehorsamen. Die meisten Übersetzungen wählen die Version mit dem anfänglichen Nein-Sager zuerst. Nur die Menge-Übersetzung nimmt die andere.
Indem Jesus die Hohenpriester und Ältesten auffordert, das Verhalten der beiden Söhne
zu beurteilen, und ihnen erst nachher erzählt, dass sie mit dem lügnerischen Ja-Sager
gemeint sind, bringt er sie dazu, ihr eigenes Verhalten zu verurteilen. Das erinnert
an die Art, wie auch Nathan David von seiner Sünde überführt hat (
Zöllner und Huren waren nach Meinung der Juden die schlimmsten Sünder.
Und natürlich ist ihr anfängliches Verhalten auch nicht zu rechtfertigen,
denn sie verweigern zunächst barsch den Gehorsam Gott gegenüber.
Diejenigen von ihnen, die sich von Johannes dem Täufer zur Umkehr ihres Lebenswandels
haben bewegen lassen (vgl.
Welchen Ungehorsam haben die Ältesten begangen, von dem sie hätten umkehren sollen?
Die Priester waren meist Sadduzäer. Diese waren liberal, d. h. nahmen die Gebote
Gottes nicht so ernst (vgl.
Weitere Informationen zum Reich Gottes, das die bekehrten Zöllner und Huren eher erreichen als die Ältesten, siehe http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/i0031_reich_gottes.htm
Jesus spricht weiter zu den Hohenpriestern und Ältesten (
Ein wohlhabender Herr (Hausherr, Gutsbesitzer, Grundbesitzer) investiert und baut einen kompletten Weinproduktionsbetrieb auf. Er stattet ihn mit allem aus, was damals zu einem solchen Betrieb gehörte. Aus der Wortwahl "pflanzte" (grundtextnahe Übersetzungen) lässt sich wohl schließen, dass auch die Weinstöcke gepflanzt sind und im kommenden Jahr bereits mit Früchten zu rechnen ist. Die weniger wohlhabenden Pächter, brauchen nicht mehr zu investieren und müssen sich um nichts mehr kümmern, als nur die Weinstöcke zu pflegen und zu ernten. Es ist vereinbart, dass die Pacht nicht in Form von Geld, sondern in Form eines Anteils an der Ernte ausgezahlt wird.
Am Zahltag allerdings, wird es sehr skurril. Sowohl die Pächter, als auch der Weinbergbesitzer verhalten sich völlig abnorm, so wie es in der Realität niemals passieren würde. Nicht nur zahlen die Pächter nicht, sondern sie misshandeln und töten sogar die Boten und am Ende den Sohn in der völlig abwegigen Annahme, sie könnten so den Weinberg erben.
Der Weinbergbesitzer dagegen ist so geduldig und gibt ihnen so viele Chancen, wie es ein menschlicher Herr niemals tun würde.
Wieder lässt Jesus durch seine abschließende Frage die Ältesten über sie selbst
ihr eigenes Urteil fällen. Eigentlich hätten sie beim Hören des Geleichnisses
schon sofort an Jesaja denken müssen (
Das Zitat vom Eckstein steht in
Das Motiv des Ecksteins kommt auch in
Im Neuen Testament wird der Eckstein erwähnt in
Diese Ablehnung des Messias durch die Leiter des Volkes bestraft Gott, indem das
Reich Gottes (der Weinberg) von ihnen genommen wird und einem Volk gegeben wird,
das seine Früchte bringen wird (
Mehr zu dem vielschichtigen Begriff des Reiches Gottes in http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/i0031_reich_gottes.htm
Die vorübergehende Verwerfung Israels und deren Ersatz durch die christliche Gemeinde
wird in
Jesus gibt dann noch eine besondere Warnung vor einem unangenehmen Kontakt
mit dem Stein (
In
In
Der erste Teil, "wer auf diesen Stein fällt", beschreibt die Ungläubigen und Feinde Jesu, die an ihm Anstoß nehmen und dadurch schon jetzt zu Schaden kommen. Der zweite Teil "auf wen er fällt" könnte den Schwerpunkt auf das spätere Gericht legen. Während seines Aufenthalts auf der Erde ist Christus der Stein über den Menschen fallen, die ihn ablehnen. Der verherrlichte Christus als Richter wird der Stein sein, der auf Menschen fällt.
Allgemeine Prinzipien der Beobachtungen aus dem Text:
Jesus verdeutlicht den gleichen Sachverhalt jetzt noch mit einem weiteren Gleichnis. Auch hier, wie im Gleichnis von den Weinbergpächtern, verhalten sich die Parteien wieder völlig absurd, wie es im realen Leben nie passieren würde.
Hier wird das Handeln Gottes auf der Erde als Himmelreich bezeichnet, d. h.
wie Gott als König (
Aus Vers 3 lässt sich entnehmen, dass die Einladung bereits früher ergangen war,
d. h. die Eingeladenen waren bereits vorher eingeladen worden und wurden hier nur noch
erinnert, dass es jetzt losgeht. Die Form der Weigerung steigert sich immer mehr.
Zuerst wollen sie einfach nicht kommen, d. h. sie lehnen wohl ab, ohne Begründung.
Die zweite, dringliche Einladung, dass das Fest startklar ist und mit vielen Leckereien
aufwartet, wird mit Ignoranz und Fortsetzung der beruflichen Tätigkeiten quittiert,
d. h. hier bekommen die Boten nicht einmal mehr eine Antwort. Die beruflichen
Ambitionen haben Vorrang vor der Einladung Gottes. Schließlich werden die Boten
sogar misshandelt und getötet. Später spricht Jesus auch Klartext,
was er damit gemeint hat (
Die Reaktion des Königs ist zunächst verständlich und ähnlich wie beim
Weinbergbesitzer. Es fällt aber auf, dass er "ihre Stadt in Brand steckt".
Man bekommt den Eindruck, dass die Eingeladenen alle in einer fremden
Stadt wohnen, die komplett schuldig ist. Das ist vermutlich nicht unbedingt
eine Form von orientalischer Sippenhaft, sondern deutet schon die
Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 an (vgl.
Auch hier hat der König wieder eine völlig übermenschliche Geduld,
bis er dann Gericht ausübt.
Auch, dass er das Privileg der Einladung dann an andere, würdigere
Leute übergehen lässt, entspricht dem Ende des Gleichnisses von
den Weinbergpächtern.
Dass die Gäste von den Kreuzwegen der Landstraßen eingeladen werden,
deutet an, dass hier wohl auch Nichtjuden dabei sind, die auf der
Durchreise sind. Dass Jesus auch Nichtjuden den Weg zu Gott öffnet,
wird in den Evangelien mehrfach thematisiert (
Mehr dazu unter: http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/h010404_neuer_bund-_.htm
Es fällt auf, dass unter denjenigen, die die Einladung annehmen und an
der Hochzeit teilnehmen, explizit Böse und Gute sind. Auch Böse werden
also eingelassen, wenn sie die Einladung annehmen. Damit unterstreicht
Jesus erneut die große Gnade Gottes, die er denen zuwendet, die diese
Gnade besonders nötig haben (vgl.
Das einzige Ausschlusskriterium ist offenbar die fehlende Festkleidung. Was ist damit gemeint?
Die Frage es Königs: "Wie bist du hier hereingekommen?" deutet an, dass die angemessene Kleidung schon am Eingang kontrolliert wurde. Der Gefragte, muss sich irgendwie an der Eingangskontrolle vorbeigeschummelt haben.
Es gibt auch die begründete Annahme, dass die Festkleidung am Eingang
den Gästen zur Verfügung gestellt wurde (vgl.
Auf die strenge Frage des Königs hat der Gefragte keine Ausrede. Die fehlende Verfügbarkeit der Kleidung oder Armut des Gefragten, ist offenbar nicht der Grund. Er wollte die Festkleidung einfach nicht anziehen.
Eine Parallele findet sich in
Relevanter ist
In
Noch näher ist
Auch in
In
Am relevantesten für das richtige Verständnis sind natürlich die oben aufgeführten, alttestamentlichen Bezüge, weil sie diejenigen sind, die auch die Zuhörer Jesu kannten.
Demnach können wir ziemlich sicher annehmen, dass die Festkleidung
die von Gott geschenkte Sündenvergebung und Gerechtigkeit durch
den Glauben an Jesus Christus ist (
Im Bereich der christlichen Gemeinde gibt es also Leute, die sich zwar zur Gemeinde halten, denen das Heil der Gerechtigkeit aber fehlt und die eine falsche Haltung haben. Ähnliche Gedanken finden sich in:
Die "äußere Finsternis" wo "Weinen und Zähneknirschen" sein wird, kommt auch noch vor in Mat 8,12 (Hauptmann von Kafarnaum), wo die "Söhne des Reichs", die ungläubigen Israeliten, in die gleiche Finsternis hinausgeworfen werden.
Heulen und Zähneknirschen kommt insbesondere in Matthäus mehrmals vor:
Das Wort von den vielen Berufenen, aber wenigen Auserwählten
kommt auch in
Berufen sind offenbar alle, an die die Einladung Gottes ergeht. Von denen, die sie rein augenscheinlich annehmen, sind aber nicht alle auserwählt, sondern nur die, die auch die geschenkte Gerechtigkeit durch den richtigen Glauben an Christus annehmen.
Die bisherigen Gesprächspartner Jesu seit
Die Pharisäer nun, anstatt von ihrer falschen Gesinnung umzukehren, versuchen Jesus mundtot zu machen, indem sie ihn zu einer Aussage verleiten wollen, die ihn als Staatsfeind der römischen Besatzungsmacht erscheinen lässt, damit er von dieser verurteilt wird. Um ihre unredliche Absicht zu verschleiern, stellen sie die Fangfrage nicht selbst, sondern schicken ihre Jünger. Außerdem kooperieren sie sogar mit den Anhängern des Königs Herodes, eines Marionettenkönigs der Römer. Diese Leute sind normalerweise überhaupt nicht ihre Freunde. Sie sollen als Zeugen dienen für die erwartete staatsfeindliche Aussage Jesu. Um ihn dazu anzustacheln, schmeicheln sie ihm und lügen dabei unverfroren. Das, was sie da von Jesus zu wissen behaupten, glauben sie nämlich in Wirklichkeit nicht. Sie wollten die Frage nicht beantwortet haben, um besser Gott gehorsam sein zu können, sondern um Jesus zu schaden. Deshalb nennt Jesus sie Heuchler.
Die Wahrheit "ohne Ansehen der Person" zur Geltung zu bringen,
ist tatsächlich eine Eigenschaft Gottes, die er auch von Gläubigen
fordert (vgl.
Die Pharisäer erwarten, dass Jesus die Steuer an den römischen Staat
zum Verstoß gegen Gottes Gebot erklärt, denn
der römische Staat hing einer heidnischen, polytheistischen Religion an, in der
sogar der Kaiser als Gott verehrt wurde. Das Zahlen der Steuer an den Kaiser
kann somit als Anerkennung der kaiserlichen Autorität und Verehrung verstanden
werden und damit als Verstoß gegen das erste Gebot (
Jesus beantwortet die Frage so, dass letztlich die Frager selbst sie
beantworten müssen. Sie haben zu beurteilen, was dem Kaiser und was
Gott zusteht. Beiden steht etwas zu. Und es wird deutlich, dass dem
römischen Staat die Steuer zusteht, weil er die Währung herausgibt und verwaltet.
Das wird auch in den Briefen der Apostel betont, die auf das Thema
eingehen (
Die Sadduzäer, die nicht an eine Auferstehung der Toten glauben, haben offenbar mitbekommen, dass Jesus die Auferstehung lehrt. Beispiele:
Jeder, der Besitz oder Verwandte verlässt empf.100-fach, erbt ew. Leben | |
Wohltat an Armen wird vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten | |
Alle Toten werden hervorkommen zur Auferstehung des Lebens oder Gerichts | |
Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben ... |
Nun versuchen sie, diese Lehre Jesu von der Auferstehung als falsch dastehen zu lassen, indem sie nachweisen, dass diese Lehre zum Gesetz Moses in Widerspruch steht. Daher konstruieren sie diese spezielle Situation basierend auf dem Gebot der Schwagerehe.
Die Schwagerehe wurde offenbar schon vor dem Erlass des Gesetzes in der damaligen Kultur
praktiziert (
Wenn der Schwager bereits verheiratet war, würde er dadurch eine zweite Frau bekommen.
Zwar geht aus der Schöpfung die Einehe - ein Mann und eine Frau - hervor. Dennoch war
die Vielehe im AT von Gott toleriert (vgl.
Jesus nun, anstatt die Frage gleich zu beantworten, bringt das Wichtigste,
was die Sadduzäer wissen müssen, zuerst: Sie sind mit ihrer Auffassung
zur Auferstehung im Irrtum.
Der erste Vorwurf Jesu an sie lautet: Ihr kennt die (heiligen) Schriften nicht.
Das ist ein schwerer Vorwurf an die Leute, die mehrheitlich Priester waren und deshalb die
Aufgabe hatten, das Volk über die heiligen Schriften zu belehren (
Das Alte Testament lehrt an mehreren Stellen eine Auferstehung, zwar nicht systematisch, aber doch mehrfach:
Meine Seele wirst Du nicht im Totenreich lassen | |
Gott aber wird mich erlösen aus Macht d. Todes, denn Er nimmt mich auf | |
Du machst mich wieder lebendig, holst mich heraus aus der Erde | |
Deine Toten werden leben und Leichnahme werden auferstehen | |
Viele werden aufwachen: manche zu ewigem Leben, andere zu ewiger Schande | |
Du, Daniel, ruhe, bis du aufstehst zu deinem Erbteil am Ende der Tage | |
Ich will aus dem Totenreich erretten; Tod, ich will dir Gift sein |
Siehe dazu auch: | http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/d0366_auferstehung.htm |
Interessanterweise zitiert dann Jesus nicht diese Stellen, die alle aus der
Königszeit stammen, sondern geht zurück bis zu Mose, als er seine erste
Begegnung mit Gott hatte (
In
Allerdings findet dieses Leben wohl im Himmel statt, denn eine körperliche
Auferstehung ist wahrscheinlich nach
Der zweite Vorwurf Jesu an die Sadduzäer ist, dass sie die Kraft Gottes
nicht kennen. Hier geht es wohl um das Bewirken der Auferstehung durch Gott.
Gott hat die Macht, Leben zu geben (
Nachdem die Sadduzäer Jesus nicht einer gesetzeswidrigen Lehre überführen konnten, versuchen es die Pharisäer nochmals. Sie legten auf das genaue Einhalten des Gesetzes besonderen Wert. Deshalb haben sie an dieser Frage ein besonderes Interesse.
Ein gewiefter Theologe tritt nun gegen Jesus an. Vermutlich möchte er Jesus nachweisen, dass er falsche Prioritäten setzt oder ein - nach der Auffassung der Pharisäer - wichtiges Gebot vernachlässigt.
Vielleicht würde man nun erwarten, dass Jesus ein Gebot aus den
Zehn Geboten nennt. Aber er nennt zwei andere.
Allerdings steht das erste in
Die ganzheitliche Qualität der erwarteten Liebe zu Gott wird teilweise mit unterschiedlichen Worten beschrieben:
Herz, Seele (= Person, Leben), Kraft | |
Herz, Seele, Verstand | |
Herz, Seele, Verstand, Kraft | |
Herz, Seele, Kraft, Verstand |
Auch in der Septuaginta stehen drei Wörter: Herz, Seele, Kraft. Für Kraft steht dort Dynamis (= Kraft, Macht, Stärke, Vermögen, Fähigkeit), während in den Evangelien Dianoia (= Denkvermögen, Verstand, Erkenntnisvermögen, Vernunft, Denkart, Gesinnung, Absicht) steht. In Mrk und Luk wird noch Ischys (= Stärke, Kraft) ergänzt.
Die Evangelien wollen wohl das hebräische Wort für Kraft aus 5Mo möglichst genau
wiedergeben und beschränken sich dabei nicht einfach auf das Zitieren der Septuaginta.
Möglicherweise hatte sich die Bedeutung des Wortes Dynamis in den ca. 200 Jahren seit
der Erstellung der Septuaginta bereits so verändert, dass nun zwei andere
griechische Wörter für das hebräische verwendet werden mussten, um dessen Bedeutung
genau genug wiederzugeben. Demnach ist mit der Kraft in
Die drei bis vier Wörter, mit denen die Liebe hier beschrieben wird, machen deutlich,
dass die ganze Person des Menschen gemeint ist, insbesondere die innere Motivation.
Das steht im Gegensatz zur Glaubenspraxis vieler Pharisäer, bei denen das Halten der
Gebote rein äußerlich war. Jesus geht auf dieses Problem in
Das Gebot der Nächstenliebe, das Jesus nennt, steht in
Da diese zwei Liebesgebote also Motivation und Zusammenfassung sind, wird klar,
warum Jesus sagt, dass daran das ganze Gesetz und die Propheten hängt (vgl.
Man könnte natürlich die Frage stellen, warum nicht alle Gebote gleich wichtig sind, da sie ja alle von Gott gegeben wurden. Es ist aber sinnvoll eine Rangordnung zu haben, denn es gibt Situationen, in denen zwei Gebote miteinander in Konflikt geraten, d. h. wenn man das eine einhält, missachtet man das andere. Für solche Fälle ist es notwendig ein Kriterium zu haben, welchem der Gebote der Vorrang zu geben ist. Auch im AT werden schon Rangordnungen angegeben:
Siehe, Gehorchen ist besser als Schlachtopfer | |
Gerechtigkeit und Recht üben ist dem HERRN lieber als Schlachtopfer | |
(Gott) zuhören, ist besser, als wenn die Toren Schlachtopfer geben | |
Opfer und Feste sind Sünde, wenn gleichzeitig Unrecht getan wird | |
Denn an Güte (Gnade, Liebe, Treue) habe ich Gefallen, nicht an Opfern | |
An Opfern habe ich kein Gefallen, sondern Recht ergieße sich |
Darauf weist Jesus mehrfach hin, indem er
Im Matthäus wird uns nicht berichtet, wie die Zuhörer, insbesondere der
Fragesteller auf die Stellungnahme Jesu reagieren.
In
Siehe mehr dazu in: | http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/i003103_das_reich_go.htm |
Nachdem die Pharisäer Jesus durch ihre Fragen nicht in Verlegenheit bringen konnten, fordert nun er sie heraus. Sein Ziel ist es sicher nicht, sie bloßzustellen oder ihnen Inkompetenz vorzuwerfen, sondern ihr Denken auf Zentrales zu lenken und sie damit geistlich weiter zu bringen.
Die Frage, die Jesus stellt, beantworten sie nach der allgemeinen Meinung,
dass der Christus ein Nachkomme Davids ist. Der Titel "Sohn Davids" war praktisch ein Synonym für
den Christus geworden (vgl.
Diese Antwort ist zwar
korrekt (
Dieses Zitat scheint auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein. David nennt den Christus seinen Herrn. Ein Vater würde aber niemals seinen eigenen Sohn als seinen Herrn bezeichnen. Stattdessen ist in der damaligen patriarchalischen Gesellschaft der Vater Herr seiner Söhne. Die Frage Jesu ist nun, wie dieser Widerspruch aufzulösen ist, denn es muss eine Auflösung geben, da ein von Heiligen Geist inspiriertes Wort nicht widersprüchlich sein kann.
Weder die Zuhörer noch Jesus geben eine Antwort auf dieses Problem. Vermutlich ist es Jesus wichtiger, dass die Zuhörer zum tiefen Nachdenken über dieses Thema kommen, als dass er ihnen die Antwort sofort gibt und sie dadurch möglicherweise wegen ihrer kritischen Haltung ihm gegenüber sich nur zum Widersprechen herausgefordert sehen. Dieses Prinzip offengelassener Fragen könnte auch für uns heute in Evangelisation und Apologetik manchmal eine Strategie sein, um Menschen zu tieferer Erkenntnis zu führen.
Was ist nun die Antwort auf diese Frage?
Der Christus ist nicht nur Sohn Davids, sondern auch Sohn Gottes (
Die Frage Jesu ruft hingegen offenbar verschiedene andere Reaktionen hervor. Die Pharisäer
und Schriftgelehrten wagen danach nicht mehr, ihn zu fragen (
Kommentar zum Matthäus-Evangelium | Roland Hofmann |
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