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Der Titel in Vers 1 gibt an, was mit der Angabe des Stammbaums Jesu deutlich werden soll:
• | Jesus ist Sohn Davids: Der Messias musste laut Verheißung ein Sohn Davids
sein (1Chr 17,11-14 ![]() |
• | Er ist Sohn Abrahams: Abraham ist der Stammvater Israels und besonderes
Vorbild des Glaubens und Gehorsams. Gott wollte durch ihn alle Völker
segnen (1Mo 12,1-3 ![]() ![]() |
Die Anzahl Generationen von Abraham bis zum Christus sind 3 x 14 (Mat 1,17 ) = 3 x 2 x 7.
Diese Zahlen haben folgende allgemeine Bedeutungen
(siehe F. Rienecker (Hrsg.): Lexikon zur Bibel):
3: | Göttliche Eigenschaften und Dinge sind häufig dreigliedrig. |
2: | Kleinste Gemeinschaft, Trennung, Entscheidung. Vor Gericht waren
mindestens zwei Zeugen nötig (5Mo 19,15 ![]() |
7: | Abgeschlossenes, erfülltes Ganzes in Vollkommenheit, meist von Gott gesetzt. |
Damit drückt der Stammbaum aus, dass die Geschichte Israels von Gott
vollkommen geplant ist und mit der Geburt des Christus zu ihrem
Höhepunkt kommt.
Gleichzeitig erinnert Matthäus aber auch an die Schattenseiten der
Geschichte Israels: Den allmählichen Niedergang des Glaubens und des
Königtums bis hin zur babylonischen Gefangenschaft (Mat 1,17 ), nach der es kein
Königtum mehr gab, sondern die Juden fast permanent unter Fremdherrschaft standen.
Die Nennung von Frauen war in Stammbäumen nur zur Erklärung von Unregelmäßigkeiten üblich. Hier jedoch gibt es keine Unregelmäßigkeiten, sondern die ersten vier Frauen weisen auf Sünde hin:
1. | Tamar: Sie verführte Juda zur Hurerei, um von ihm Nachkommen zu
bekommen, weil er ihr seinen Sohn zur Schwagerehe verweigerte. Sie
wurde deswegen nicht bestraft, weil Juda der eigentlich Schuldige war
(1Mo 38,6-26 ![]() |
2. | Rahab: Eine heidnische Prostituierte, die aber an Gott glaubte und
daher Israel wohlgesonnen war. Sie wurde bei der Eroberung Jerichos
als einzige verschont (Jos 2,1-24 ![]() |
3. | Rut: Ebenfalls eine Heidin, die aus Liebe und Mitleid mit ihrer
israelischen Schwiegermutter nach Israel kam und Jahwe zu ihrem Gott
machte. Sie wird dort von ihrem Witwenschicksal erlöst und wird die
Frau eines angesehenen, wohlhabenden Mannes.
Eigentlich stand sie als Moabiterin unter Gottes Fluch (5Mo 23,4-7 ![]() ![]() |
4. | Die Frau des Uria: David beging Ehebruch mit ihr, wie die Nennung ihres ursprünglichen Mannes schon deutlich macht. Ihr Sohn Salomo wurde der Thronfolger, baute den ersten Tempel und war der mächtigste König Israels, obwohl er nicht der erstgeborene Sohn Davids war. |
Dies zeigt, dass Jesus in die Welt der Sünde hineingeboren wurde, die
dringend Rettung braucht und deutet gleichzeitig die Gnade an, die er bringen wird,
und die sich schon darin zeigt, dass diese Personen im Stammbaum des Messias vorkommen,
obwohl sie als Sünder und teilweise Nichtjuden dazu eigentlich kein Recht hatten.
Dass Jesus Nachkomme sündiger Menschen ist, bringt ihn in den Bereich der
Sünde. Der Stammbaum zeigt also auch schon, dass Jesus für uns "zur Sünde
gemacht" wird (2Ko 5,21 ).
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In Mat 1,17 wird beschrieben, dass der Stammbaum von Abraham (ca. 1800 v. Chr.) bis
David (ca. 1000 v. Chr.), von David bis zur babylonischen Gefangenschaft (586 v. Chr.)
und von da bis zu Christus (vor 4 v. Chr.) je 14 Glieder sind.
Wenn man den Stammbaum mit den Stammbäumen im AT vergleicht, die zumindest bis zur babylonischen Gefangenschaft und kurz danach vorhanden sind, stellt man fest, dass Matthäus einige Generationen weggelassen hat. Offenbar kam es ihm nicht auf Vollständigkeit an, sondern darauf, die wichtigen und bekannten Personen zu nennen und in der Liste die symbolischen Zahlen (3 x 2 x 7) zu erreichen. Möglicherweise sollten die 3 gleichgroßen Listen auch besser merkbar sein.
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Die Stammbäume von Matthäus und Lukas unterscheiden sich in folgenden Punkten:
• | Matthäus beginnt bei Abraham, Lukas bei Adam |
• | Matthäus beginnt mit den Vätern, während Lukas von Jesus ausgehend rückwärts durch die Generationen geht |
• | Nach David gehen die Stammbäume auseinander: Während die Linie bei Matthäus den jeweiligen Königen im Südreich Juda folgt bis das Königtum mit der babylonischen Gefangenschaft endet, geht es bei Lukas nach David über andere seiner Nachkommen, die keine Könige waren. |
Die Unterschiede können teilweise durch die unterschiedlichen Adressaten der Evangelisten
erklärt werden. Die Zielgruppe von Matthäus sind Juden. Für sie war das Alte Testament
mit seinen Prophezeiungen über den Messias die Richtlinie für jeden, der den Anspruch erhob
dieser Messias zu sein. Der Messias musste von David abstammen und ist als König
verheißen (Sach 9,9 / Jes 9,5-6
/ Jer 23,5
). Deshalb beginnt Matthäus mit dem Stammbaum und
dort als erstes mit dem König David. Er wählt den Stammbaum Josefs, da dieser von den Königen
nach David abstammte. Zwar war Josef nicht der leibliche Vater, aber dadurch, dass er
Maria geheiratet hat und Jesus in der Ehe zur Welt kam, galt er rechtlich als Vater (Mat 1,24
).
Matthäus betont diese Verhältnisse, indem er im Stammbaum jeweils das Wort "zeugte" benutzt,
um die Vaterschaft deutlich zu machen. Bei Josef jedoch endet das "zeugte". Er wird nur noch
als Mann der Maria, von der Jesus geboren wurde, genannt.
Die Zielgruppe von Lukas sind die von der griechischen Kultur geprägten Nichtjuden. Für sie hatten Stammbäume keine so große Bedeutung. Daher beginnt Lukas auch nicht damit, sondern mit Jesu besonderer Geburt. Er stellt Jesus als den vollkommenen Menschen Gottes dar. Deshalb verfolgt er den Stammbaum bis zu Adam, dem ersten Menschen. Auch Lukas nennt Josef als den rechtlichen Vater Jesu. Allerdings benutzt er nicht das Wort zeugen, sondern formuliert nur so, dass Jesus ein Sohn (Nachkomme) aller genannten Vorfahren ist ("er war, wie man meinte, ein Sohn Josefs, des Eli, des ..., des ..."). Auch wenn man die Reihe so verstehen will, dass Josef ein Sohn Elis war, dann kann er hier auch sein Schwiegersohn sein. Daher wird von den meisten Kommentatoren angenommen, dass Lukas den Stammbaum Marias nennt, d.h. seinen biologischen, während Matthäus seinen juristischen vorstellt. Aber Lukas folgt der antiken Tradition, dass er keine Frauen im Stammbaum nennt, auch nicht Maria.
In der Kommentarliteratur wird übrigens erwähnt, dass auch von den frühen Feinden und Kritikern des Christentums keine Schriften bekannt sind, in denen sie die unterschiedlichen Stammbäume bei Matthäus und Lukas zum Anlass nehmen, den christlichen Glauben anzugreifen. Offenbar waren die Stammbäume aus damaliger Sicht nicht anfechtbar.
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28.12.95
Das Verlobungsverhältnis galt rechtlich schon als Ehe. Geschlechtsverkehr mit anderen Männern war für eine Frau Ehebruch und konnte entsprechend dem Gesetz mit dem Tod durch Steinigung bestraft werden. Allerdings war die Todesstrafe den Juden durch die Römer verboten. So blieb als Strafe meist die Ehebrecherin und den Ehebrecher öffentlich an den Pranger zu stellen und natürlich die Auflösung der Verlobung.
Joseph will Maria zwar nicht öffentlich zur Schau stellen, aber als gesetzestreuer Mann darf er keine Ehebrecherin heiraten und will sie daher mit einem Scheidebrief entlassen.
In dieser für Maria aussichtslosen Situation greift Gott selbst ein und erklärt Joseph die Schwangerschaft Marias durch einen Engel. Er fordert Joseph auf, Maria zu heiraten und das Kind rechtlich als Sohn anzunehmen (Namensgebung). Der Name, den Joseph dem Kind geben soll, deutet auf seine Bestimmung hin: Jesus = Jahwe ist Hilfe, Heil, Rettung.
Der Name entspricht dem hebräischen Jehoschua (Josua). Zwei bekannte Männer aus der Geschichte Israels trugen diesen Namen:
1. | Der Heerführer Israels bei der Einnahme des verheißenen Landes
(Jos 1,1-9 ![]() |
2. | Der Hohepriester nach dem babylonischen Exil, als der Tempel wieder
aufgebaut wurde (Hag 1,1-14 ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Diese beiden Personen deuten auf Eigenschaften Jesu als Messias hin:
• | Er führt die Gläubigen in das verheißene Land des ewigen Lebens. |
• | Er ist der Priester, der von Sünde befreit, und König. Er ist der "Spross", der Sohn Davids, auf den die Erscheinung des Hohepriesters Josua in der Vision Sacharjas hinwies. |
Für Joseph wird Maria durch die Mitteilung des Engels schlagartig von einer
schlimmen Sünderin zu einer geheiligten Auserwählten Gottes, der die höchste
Ehre zuteil wird, den Messias zur Welt bringen zu dürfen. Dies ist bereits
eine Andeutung für das, was Jesus für die tun wird, die an ihn glauben
werden: Beseitigung ihrer Schuld und Heiligung (Eph 2,1-6 / 1Pt 2,9-10
).
Joseph hatte mit Maria bis zur Geburt Jesu keinen Geschlechtsverkehr. Der
Grund dafür wird nicht genannt. Es könnte sein, dass sie die Verheißung
aus Jes 7,14 ganz erfüllen wollten: "Eine Jungfrau wird schwanger werden
und einen Sohn gebären..." könnte bedeuten, dass sie auch noch bei der
Geburt Jungfrau ist.
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1/96
Gott offenbart sich hier Heiden über ihre eigentlich falschen religiösen Praktiken. Astrologie war Israel verboten:
Bannsprüche, Zauberei, Sternebeschauer können nicht helfen | Jes 47,7-15 ![]() |
Ihr sollt euch vor Zeichen des Himmels nicht fürchten wie Heiden | Jer 10,1-2 ![]() |
Dass Gott diesen Heiden hier trotzdem ausnahmsweise Erkenntnis über die Geburt
Jesu schenkt, deutet an, dass Jesu Geburt auch für die Heiden entscheidende
Bedeutung haben wird (vgl. Jes 42,1-7 / Jes 49,1-6
).
Offensichtlich war der Besuch dieser östlichen Astrologen erst bis zu zwei Jahre nach der Geburt Jesu (vgl. Vers 16). Maria und Joseph hatten mittlerweile ein Haus als Bleibe gefunden (Vers 11).
Die fremden Männer werden zunächst sehr enttäuscht. Der neue König scheint nicht bekannt zu sein. Mit gemischten Gefühlen und Zweifeln werden sie nach Bethlehem gegangen sein. Umso größer dann die Freude, als der Stern sie weiter leitete und sie das Kind tatsächlich fanden. Es kann sich hier nicht um einen normalen Stern gehandelt haben, denn ein solcher kann aufgrund seiner weiten Entfernung nicht zu einem bestimmten Ort innerhalb eines Landes oder gar zu einem Haus führen. Daher müssen wir hier von einem wunderbaren Phänomen ausgehen.
Die religiösen Leiter Israels nehmen die Heiden scheinbar nicht ernst, sonst wären sie wohl mit nach Bethlehem gegangen. Vielleicht hatten sie aber auch Angst vor Herodes.
Gott offenbart sich manchmal auch Menschen, die ihm eigentlich fern stehen.
Manchmal verstehen diese durch ihr pragmatisches und naives Verständnis mehr
von geistlicher Wahrheit als fromme Menschen, die durch vermeintliches Wissen
und Selbstgerechtigkeit blind sind. (vgl. Luk 18,9-14 / Mat 11,25
/ 1Ko 1,26-29
)
Die Geschenke, die die Besucher mitbringen, sind kostbar. Diese Begebenheit könnte eine Teilerfüllung einer Prophezeiung aus Jesaja sein:
Heiden ziehen zu deinem Licht; Reichtum kommt zu dir, Gold, Weihrauch | Jes 60,1+6 ![]() |
Die Kirchenväter verstehen die Geschenke als Symbole der Stellung und Tätigkeit Jesu:
• | Gold = König |
• | Weihrauch = anbetungswürdiger Gott: Weihrauch wurde bei Opfern verwendet |
• | Myrrhe = Erlöser, der den Kreuzestod stirbt: Wein mit Myrrhe wurde bei der
Kreuzigung als Betäubungsmittel verabreicht (Mrk 15,23 ![]() |
Der machtgierige Herodes hatte von vornherein vor, das Kind umzubringen. Dass er sich damit offen gegen Gott stellt, weil der dessen lange verheißenen Messias umbringen will, scheint ihm egal zu sein.
Zur Rettung Jesu greift Gott zweimal durch übernatürliche Mitteilungen an Joseph ein. Es ist hier besonders unverständlich, warum Gott nicht die Ermordung der vielen unschuldigen Kinder verhindert, anstatt nur Jesus zu retten. Aber Gott hindert auch sonst normalerweise Menschen nicht daran Bosheiten zu tun, auch dann nicht, wenn andere darunter leiden.
Gott setzt seine Pläne durch, auch wenn mächtige Menschen das zu verhindern suchen. Die Methoden, die Er dafür wählt, sind oft nicht die, die uns Menschen am vernünftigsten erscheinen und nehmen nicht unbedingt Rücksicht auf menschliche Interessen.
In Vers 23 wird eine Prophetie zitiert, die im Alten Testament so nicht zu
finden ist. Es ist entweder ein Zitat aus einer verlorengegangenen Schrift
oder bezieht sich vielleicht auf Jes 11,1 : "Spross" heißt auf Hebräisch "nezär".
Kommentar zum Matthäus-Evangelium | Roland Hofmann |