Mat 13   Gleichnisse

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Mat 13,1-30 + 36-43   Gleichnisse vom Säen und Ernten

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14.05.2015

Mat 13,1-9 + 18-23   Gleichnis vom Sämann

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Mat 13,1-9   Das Gleichnis vom Sämann

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Jesus leitet seine Himmelreichgleichnisse, die Wesentliches über ein Leben des Glaubens und die Beziehung zu Gott aussagen, mit einer Aufforderung zum richtigen Zuhören ein.

Allerdings ist dieses Gleichnis ohne Deutung nicht zu verstehen. Die Geschichte selbst entstammt zwar der landwirtschaftlichen Praxis der damaligen Zeit, die allen Zuhörern vertraut war. Aber ohne Angabe des Bezugs zu den geistlichen Tatsachen, die Jesus darstellen will, scheint es sich um Banalitäten zu handeln. Nur der Schlusssatz, "Wer Ohren hat zu hören, der höre!", gibt einen kleinen Hinweis auf das, was Jesus mit dem Gleichnis sagen will. Diese vage Andeutung reicht jedoch nicht aus, damit die Zuhörer verstehen.

Mat 13,18-23   Deutung des Gleichnisses vom Sämann

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Die Eigenschaften der vier verschiedenen Ackerböden lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

1.Weg, Vögel fressen = nicht verstehen (wollen) ⇒ der Böse reißt Verständnis weg
2.Fels, Sonne verbrennt = mit Freude aufnehmen, aber keine Wurzeln ⇒ wendet sich bei Bedrängnis ab
3.Dornen ersticken = Sorgen der Welt und Betrug des Reichtums ersticken das Wort ⇒ keine Frucht
4.Guter Boden = hören, verstehen ⇒ Frucht bringen

Die entscheidenden Begriffe, die bei diesen vier Bodenarten eine Rolle spielen, werden nun näher untersucht:

Zu 1.: "Verstehen" (syniemi) = in Gedanken zusammenbringen

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Da auch für dieses erste Bild des Gleichnisses die Aufforderung gilt: "Wer Ohren hat, der höre", ist hier sicherlich kein Unverständnis wegen fehlendem Wissen oder mangelnden intellektuellen Fähigkeiten gemeint, sondern ein schuldhaftes Desinteresse und fehlendes Bemühen, ernsthaft zuzuhören.

Zu 2.: "Drangsal" (thlipsis) = Leiden, Betrübnis, Schwierigkeiten, Belastung, Unterdrückung, Verfolgung

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Jesus möchte nicht Nachfolger, deren Glaube auf oberflächlicher Begeisterung beruht und die bei Schwierigkeiten ganz opportunistisch gleich wieder abspringen, sondern solche, für die Nachfolge eine Lebensentscheidung ist, die sich durch nichts erschüttern lässt.

Zu 3.: "Sorge" (merimna) = Fürsorge, ängstliche Besorgnis, "Reichtum" (ploutos) = Überfluss an Besitz, Vermögen

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Hier handelt es sich um Störfaktoren, die von Jesus und seinem Wort ablenken und deshalb dazu führen, dass das Wort Gottes im Leben eines Menschen keine Frucht bringt, d.h. keine positive Auswirkung hat. Diese sind:

Fürsorge: Besitz und andere Menschen nehmen so in Anspruch, dass für Gott kaum noch Zeit bleibt
Ängstliche Besorgnis: Die Angst vor drohenden Nöten und die übertriebene Absicherung dagegen nehmen ebenfalls in Anspruch (vgl. Mat 6,25-33 ).
Reichtum: Ebenfalls eine stark von Gott ablenkende Kraft. Reichtum verleitet zu Habgier, die eine besondere Gefahr ist und deshalb sogar mit Götzendienst verglichen wird (Eph 5,5 ). Paulus geht auf die Gefahr des Reichtums und der Habgier ein und nennt diese eine Wurzel alles Bösen, die etliche vom Glauben weggeführt hat (1Ti 6,6-10 ). Auch Jesus warnt davor in der Bergpredigt (Mat 6,19-24 ). Jesus spricht vom Betrug des Reichtums um deutlich zu machen, dass Reichtum etwas verspricht, das er nicht hält, z.B. Zufriedenheit, Sicherheit, Freude.
Zu 4.: Zuhören, verstehen, Frucht bringen

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Die Gesinnung, die Jesus sich bei seinen Zuhörern wünscht, ist zunächst das aufmerksame Zuhören, dann der Wille, sich um das richtige Verständnis zu bemühen und die Erkenntnisse im Leben praktisch anzuwenden (Frucht bringen). Jesus möchte keine schönen Theorien und wohlkonstruierte Gedankengebäude vortragen, an denen man sich freuen und über die man philosophieren kann, sondern es kommt ihm darauf an, dass seine Worte in den Zuhörern eine Verhaltensänderung bewirken. Das richtige Zuhören ist also handlungsorientiert und fragt, wie das Gehörte in die Tat umzusetzen ist.

Mat 13,10-17   Begründung für die Gleichnisrede

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Selbst die Jünger, die Jesus gut kennen, verstehen zunächst nichts. Das Gleichnis kann also nur dazu gedacht sein, die ernsthaft Interessierten von den nur Neugierigen zu trennen. Es fordert dazu heraus, nachzufragen. Die Jünger schämen sich scheinbar, direkt nach der Deutung zu fragen und zuzugeben, dass sie es auch nicht verstehen (vgl. Mrk 4,10-13 ). Sie fragen stattdessen, warum Jesus zu dem Volk so verschleiernd spricht. Jesu Antwort lautet: "Weil es euch gegeben ist, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen. Jenen aber ist es nicht gegeben."

Dadurch ergeben sich folgende Fragen:

1.Warum und auf welche Weise ist es den Jüngern gegeben?
2.Warum ist es dem Volk nicht gegeben?

Den Jüngern ist es gegeben, weil sie schon etwas haben (V. 12). Die Volksmenge hat nichts und deshalb wird ihr durch die Gleichnisse auch der letzte Rest genommen.

Dadurch entsteht die nächste Frage: Was wird denn gegeben und was muss man schon haben, damit einem gegeben wird? Gegeben wird offenbar das Verständnis der Geheimnise des Himmelreichs (V. 11). Mit dem, was schon da sein muss, damit dieses Verständnis möglich ist, könnte Bereitschaft auf Gott zu hören, Glaube und Bereitschaft zum Gehorsam gemeint sein.

Der Großteil des Volkes hatte Jesus als Messias, den geistlichen Leitern folgend, abgelehnt (Mat 12,45  / Mat 21,43 ). Dem Volk wird keine Erkenntnis vom Himmelreich gegeben, weil ihre Herzen verstockt sind (V. 15). Sie haben ihre Ohren und Augen des Herzens geschlossen, weil sie sich nicht bekehren wollen von ihren falschen Wegen. Damit wollen sie folglich auch nicht geheilt werden. Aus diesem Nicht-Wollen folgt durch die verschleiernde Gleichnisrede dann ein Nicht-Können. Dies ist ein Gericht Gottes und ein wiederkehrendes geistliches Prinzip. (vgl. Pharao: 2Mo 4,21  / 2Mo 7,3  / 2Mo 7,13  / 2Mo 8,11  / 2Mo 8,28  / 2Mo 9,12  / 2Mo 9,34  / 2Mo 10,1  / 2Mo 10,20 ; die Menschheit als Ganzes: Röm 1,21-32 )

Die inneren Ohren und Augen der Jünger sind jedoch aufnahmebereit und darum werden sie glückselig genannt (V. 16), weil sie dadurch offen sind für tiefere Erkenntnis des Reiches Gottes, die weit über das hinausgeht, was die Propheten des Alten Testaments erleben durften. Die Offenheit und das echte Interesse der Jünger zeigen sich dadurch, dass sie fragen. Daher gewährt ihnen Jesus durch die Deutung das Verständnis.

Die zitierte Stelle in Jesaja 6,9-10  deutet an, dass die Predigt Jesajas dazu dienen soll, die verstockte Haltung des Volkes offensichtlich zu machen. Eine Bekehrung erwartet Gott nicht mehr. Deswegen auch hier die Gleichnisse.

Mat 13,24-30 + 36-43   Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen

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Einleitende Bemerkungen

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Auch dieses Gleichnis ist ohne die Erklärung Jesu nicht zu verstehen, da die Information über die entscheidenden Bezugspunkte fehlt. Daher fordert auch dieses Gleichnis dazu heraus, Jesus nach der Deutung zu fragen. Aber offenbar tut das niemand von der Volksmenge (vgl. Mat 13,34 ), die ihm zuhört. Auch die Jünger fragen erst, als Jesus seine Rede beendet hat und sie wieder mit ihm alleine sind.

Dieses Gleichnis ist das erste wo der Begiff Himmelreich (oder Reich der Himmel, je nach Übersetzung) eine zentrale Rolle spielt. Der Begriff Himmelreich oder Reich Gottes ist sehr vielschichtig. Für ein vertiefendes Studium siehe http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/i0031_reich_gottes.htm

Bemerkungen zur Deutung Jesu

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Es ist zu beachten, dass der Same hier eine andere Bedeutung hat, als im Gleichnis vom Sämann (Mat 13,18-23 ). Dort ist er das von Jesus gepredigte Wort Gottes. Hier ist er "die Kinder des Reichs". Diese werden in V. 43 auch Gerechte genannt und Gott wird ihr Vater genannt. Wie jemand diesen Status erlangt bleibt hier zunächst offen.
Jesus erklärt nicht, wer die Knechte sind, die zunächst das Unkraut beseitigen wollen, und die Jesus dazu auffordert bis zur Ernte zu warten und die Behandlung des Unkrauts den Schnittern zu überlassen. Es liegt aber nahe anzunehmen, dass Jesus damit die Jünger und seine Nachfolger meint. Sie wollten bei anderer Gelegenheit auch schon gerne vorzeitig Gericht ausüben (vgl. Luk 9,52-56 ).
Die Ernte ist in der Bibel öfters ein Bild für das Gericht: Joel 4,12-14  / Jes 17,1-6  / Jer 51, 29-33  / Off 14,6-20 .
Die Begriffe "Kinder des Reichs" und "Kinder des Bösen" bedeuten nicht, dass sich das Gleichnis auf Kinder bezieht. Vielmehr ist der Begriff Kind des ... oder Sohn des ... eine in der damaligen Kultur übliche Bezeichnung für jemand, der mit der genannten Sache eng verbunden ist oder von ihr bestimmt wird. Vgl. Kind/Sohn des Todes (1Sa 20,31  / 2Sa 12,5 ), d.h. jemand der sterben muss; Sohn der Ungerechtigkeit (Psm 89,23 ), d.h. jemand, der eine ungerechte Gesinnung hat; Kind des Zorns (Eph 2,3 ), d.h. jemand, der dem Zorn Gottes ausgeliefert ist; Söhne des Ungehorsams (Kol 3,6 ), d.h. Leute, die Gott ungehorsam sind; Kinder Gottes / Kinder des Teufels (1Jh 3,10 ).
Ausagen des Gleichnisses

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Der Teufel ist Verursacher des Bösen. Er veranlasst das Böse im Menschen.
Kinder des Reiches Gottes und des Bösen sind nicht einfach voneinander zu unterscheiden und deshalb nicht gut voneinander zu trennen.
Es ist nicht unsere Aufgabe als Jünger Jesu, vorzeitig zu richten, sondern wir müssen auf das letzte Gericht warten.
Die Bösen werden ein zerstörerisches (Feuerofen) und qualvolles (Heulen und Zähneknirschen) Gericht über sich ergehen lassen müssen.
Die Gerechten haben Positives und Erfreuliches (leuchten wie die Sonne) im Reich Gottes zu erwarten.
Wer ist gerecht und wer böse?

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Da Jesus hier die Frage offen lässt, wer gerecht und wer böse ist, ergibt sich für jeden Zuhörer die Frage: Bin ich böse oder bin ich gerecht? Was wird mich beim Gericht am Ende der Weltzeit erwarten?

Jesus hat bereits früher deutlich gemacht, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten, von denen man aufgrund ihrer Bemühungen um ein Gott gefälliges Leben erwarten dürfte, dass sie am ehesten dem Reich Gottes nahe sind, tatsächlich zu den Bösen gehören, weil sie ihn ablehnen (Mat 12,22-34  / Mat 12,38-39 ).

Und Jesu Einleitung zur Bergpredigt macht deutlich, dass alle, deren Gerechtigkeit nicht viel besser ist, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, nicht ins Himmelreich kommen werden (Mat 5,20 ), somit also auch zu den Bösen gehören. In der Bergpredigt erklärt Jesus, wie die Gerechtigkeit aussieht, die Gott erwartet. Jedes der Themen, die Jesus dort anspricht, macht den Zuhörern deutlich, wie weit sie davon entfernt sind, dieser Gerechtigkeit zu entsprechen. In Röm 2-3  behandelt Paulus dieses Thema ausführlich.

Mat 13,31-35 + 44-53   Gleichnisse vom Himmelreich

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7/15

Der in allen Gleichnissen in Mat 13  zentrale Begriff Himmelreich ist sehr vielschichtig. Für ein vertiefendes Studium siehe http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/i0031_reich_gottes.htm

Mat 13,31-33   Gleichnise vom Senfkorn und Sauerteig

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Welche Pflanze ist mit dem Senfkorn gemeint?

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Das Senfkorn ist nicht das kleinste Samenkorn überhaupt, aber wohl das kleinste, das damals in Israel landwirtschaftlich angebaut wurde. Jesus bezieht sich hier nur auf Gartenpflanzen/Kräuter (je nach Übersetzung, V. 32).
Welche Pflanze genau gemeint ist, ist nicht eindeutig zu klären. Am naheliegendsten wäre der Schwarze Senf (brassica nigra, sinapis nigra), eine krautige Pflanze, die zwischen 0,3 und 2, selten 3 m groß wird. Aber für Vogelnester eignet sich diese Pflanze wohl nicht. Ein Bibellexikon behauptet, in Palästina würde diese Pflanze bis zu 10 m hoch. Das wird allerdings sogar auf Seiten wie http://www.flowersinisrael.com nicht bestätigt. Allerdings kann sich die Pflanze in 2000 Jahren auch verändert haben und damals größer geworden sein als heute.
Ein Kommentar deutet den möglichen Widerspruch zwischen dem Schwarzen Senfstrauch und dem von Jesus erwähnten Baum so, dass Jesus hier nicht behaupten will, dass die Senfpflanze ein Baum wird, sondern dass das Himmelreich sich übernatürlich verhält und sich so unerwartet ausbreitet, wie wenn eine Senfpflanze anstatt wie üblich ein Strauch von 1 m zu werden, ein großer Baum würde.
Negative Deutungsmöglichkeit

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Einige Kommentatoren sehen in den Gleichnissen die Andeutung negativer Eigenschaften der Christenheit. Dafür sprechen folgende Aspekte:

Die Ausbreitung über die normale Größe des Senfstrauchs hinaus, deutet eine unnatürliche, falsche Entwicklung der Christenheit an. Ebenso die "Vögel des Himmels", die in der Bibel oft in negativem Zusammenhang vorkommen, z.B. als Vollstrecker des Gerichts (1Mo 40,17  / 1Kg 14,11  / 1Kg 16,4  / 1Kg 21,24  / Jer 15,3  / Hes 31,10-13  / Hes 32,3-4 ), als Bild für Böses (Jer 5,27  / Off 18,2 ), zuletzt auch im Gleichnis vom Sämann (Mat 13,4+19 ) als Handlanger des Bösen.
Der große Baum steht manchmal als Symbol für weltliche Macht (Dan 4,16-19  / Hes 17,22-24  / Hes 31,1-11 ).
Der Sauerteig kommt meist in negativer Bedeutung vor (2Mo 12,15  / 3Mo 2,11  / Mat 16,6-12  / 1Ko 5,6-8  / Gal 5,7-9 ).
Der unmittelbare Zusammenhang des vorangehenden Gleichnisses vom Unkraut unter dem Weizen, beschreibt ebenfalls eine ungute Entwicklung: Söhne des Bösen (Mat 13,38 ) mischen sich ins irdische Himmelreich hinein. Auch das abschließende Gleichnis vom Fischnetz (Mat 13,47-50 ) geht in die Richtung. Das Himmelreich gleicht dort einem Schleppnetz, in dem sich gute und faule Fische sammlen, die nachher, beim Gericht, von Engeln getrennt werden.

Als Erfüllung dieser Prophezeiung werden Fehlentwicklungen der Kirchengeschichte gesehen, nachdem das Christentum Staatsreligion wurde und die Kirche zu einer weltumspannenden Institution wurde, geprägt von Machtgier und falschen Lehren.

Gegen diese negative Deutung spechen folgende Aspekte:

Das Himmelreich erscheint in den anderen Gleichnissen von Mat 13  nie negativ. Auch im Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen ist das Himmelreich nicht der Acker, auf dem Gutes und Schlechtes gemeinsam wächst, sondern der Mensch, der guten Samen auf seinen Acker sät, d.h. Jesus (Mat 13,24+37 )! Der gute Same sind die Kinder des Himmelreichs (Mat 13,38 ), die das Evangelium verkündigen. Das Himmelreich ist das Reich Gottes, wo Gott herrscht. Da kann nichts Böses oder Falsches dabei sein.
Das Nisten der Vögel ist immer positiv im Sinn von Ruhe und Schutz gemeint (Psm 84,4  / Dan 4,9  / Jer 49,16  / Hab 2,9  / Mat 8,20 ). Meist kommen die Vögel in neutralem Sinn vor, z.B. als Teil der Schöpfung (Hiob 12,7  / Hiob 35,11  / Psm 104,8-12  / Mat 6,26 ).
Gleichnisse haben normalerweise nur einen Aspekt, den sie verdeutlichen sollen. Dieser muss ermittelt werden. Jedes vorkommende Element eines Gleichnisses zu deuten kann zu falschen Ergebnissen führen. In diesem Fall ist der entscheidende Aspekt die Ausbreitung, die in beiden Gleichnissen vorkommt. Das Himmelreich gleicht hier dem Sauerteig (Mat 13,33 ). Da das Himmelreich etwas Positives ist, kann hier wohl kaum der negative Aspekt aus anderen Zusammenhängen anwendbar sein.
Positive Deutungsmöglichkeit

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Wenn man von der positiven Deutung ausgeht, treffen die Gleichnisse folgende Aussagen über das Himmelreich:

Es beginnt unscheinbar und klein, aber wird irgendwann überragend mächtig.
Es bietet Schutz und Sicherheit.
Es hat trotz unscheinbarer Menge eine durchdringende Wirkung.

Diese Aspekte könnten sich auf folgende Eigenschaften des Evangeliums und der Gemeinde beziehen:

Die Menge der ans Evangelium Gläubigen ist erst klein (1Ko 5,3-6  / Apg 1,15 ) und breitet sich dann sehr aus (Apg 2,41  / Apg 4,4 ).
Schutz, Sicherheit und Ruhe spiegeln sich in vielen Aspekten des Evangeliums wider (Apg 3,19-20  / Mat 11,28  / Heb 4,3 ).
Die durchdringende Wirkung des Evangeliums kommt ebenfalls an anderen Stellen vor (Mat 5,13  / Mat 24,14  / Mrk 16,15  / Röm 15,18-19 ). Die Gläubigen sind zwar nicht viele, aber beeinflussen viele Menschen. Manche Kommentatoren beziehen die Wirkung des Sauerteigs auch auf den Einfluss des Evangeliums auf das Herz und Leben der Menschen oder sogar auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Das kann man in der Geschichte zu einem bestimmten Maß beobachten, ist aber nicht aus dem biblischen Kontext direkt begründbar.

Mat 13,34-35   Abschluss der Rede vor der Volksmenge

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Wie schon in Mat 13,10-15  wird hier noch einmal die Gleichnisrede gegenüber dem Volk thematisiert. Hier wird zur Begründung noch eine andere alttestamentliche Stelle genannt: Psm 78,2 . Dieser Psalm von Asaf hat offenbar aber keinen Anspruch eine Prophezeiung zu sein, die erfüllt werden muss, auch wenn Asaf in 2Ch 29,30  als Seher bezeichnet wird. Propheten sagen nicht immer Zukunft voraus, sondern warnen oft auch nur vor Sünde und drohen Gericht an.

So weist dieser Psalm darauf hin, dass die Väter die Aufgabe haben, nachfolgenden Generationen auf die Wunder und Offenbarungen Gottes in der Geschichte Israels hinzuweisen, damit sie nicht so ungläubig und ungehorsam werden, wie vergangene Generationen es waren, so dass Gott sie mehrfach strafen musste. Auch Gottes Langmut und Gnade wird hervorgehoben.

Der Psalm hat also nicht die Absicht etwas zu verheimlichen und zu verschleiern, sondern wichtige, in Vergessenheit geratene (und damit in gewisser Weise verborgene) Wahrheiten Gottes wieder neu bekannt zu machen.

Eine Erfüllung dieser Prophezeiung durch die Gleichnisrede Jesu findet also insofern statt, als Jesus ein ähnliches Ziel verfolgt. Es geht in den Himmelreich-Gleichnissen um die besonderen, ungewöhnlichen Eigenschaften des Himmelreichs und des Evangeliums, die bisher unbekannt waren und durch die sich Gott jetzt und in Zukunft offenbaren will (vgl. Mat 13,11  / Röm 16,25-26  / 1Ko 2,6-10  / Eph 3,3-11 ). Auch mit diesen Gleichnissen warnt Jesus also vor Unglauben und Ungehorsam und fordert dazu auf, sich um Verständnis und Gehorsam gegenüber seinen wichtigen Offenbarungen Gottes zu bemühen. Aber nur die Jünger tun dies, indem sie ihn im nächsten Vers um die Erklärung bitten.

Mat 13,44   Gleichnis vom Schatz im Acker

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Beobachtungen

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Das Himmelreich ist so wertvoll, dass es sich lohnt, alles andere dafür wegzugeben. Nichts anderes ist wichtiger und nichts ist damit vergleichbar. (vgl. Php 3,7-8 )
Das Himmelreich wird hier zufällig gefunden, ohne dass danach gesucht wurde (vgl. Jes 65,1 )
Das Himmelreich ist nicht auf dem ersten Blick erkennbar.
Auslegung

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Das Himmelreich ist Jesus (Mat 13,24+37 ), die Beziehung zu ihm und seine Herrschaft im eigenen Leben hier auf der Erde und nach dem Tod. Ihn zu finden und ihn in sein Leben aufzunehmen ist wertvoller als alles andere. Er wird aber nicht von allen gefunden. Ihn zu finden ist ein Geschenk. Er lässt sich von manchen Menschen finden, die ihn nicht gesucht haben (vgl. Jes 65,1 ).

Man kann allerdings das Himmelreich auch so deuten, dass es sich um die Menschen im Herrschaftsbereich Jesu handelt (vgl. Mat 13,41  / Mat 13,47-48  ) und die damit der Schatz sind. Der Acker steht auch im Gleichnis vom Unkraut für die Welt (Mat 13,38 ). Dann ist Jesus der Mann, der den Schatz findet und alles andere dafür opfert (vgl. Mrk 10,45  / Php 2,6-8  / 1Pt 1,18-19 ). Der Schatz ist dann die Gemeinde (vgl. Eph 5,25-27 ).

Mat 13,45-46   Gleichnis vom Kaufmann und der kostbaren Perle

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Beobachtungen

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Oberflächlich betrachtet scheint dieses Gleichnis das gleiche auszusagen, wie das vom Schatz, mit dem einzigen Unterschied, dass der Kaufmann die Perle hier gezielt sucht.
Genauer betrachtet unterscheidet sich allerdings auch die Einleitung. Hier heißt es: "Das Himmelreich gleicht einem Kaufmann ...", oben dagegen: "Das Himmelreich gleicht einem Schatz ...".
Auslegung

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Müssen wir hier Jesus mit dem Kaufmann gleichsetzen? Einige Bibelausleger sind dieser Meinung und begründen diese nicht nur mit der Einleitung des Gleichnisses, sondern auch damit, dass das Meer (woher die Perlen kommen) oft ein Bild für die Völker ist (z.B. Dan 7,1-4  / Off 13,1-7 ). Jesus sucht Menschen aus allen Völkern, die bereit sind an ihn zu glauben. Sie kauft er frei (1Ko 6,20  / 1Ko 7,23  / 2Pt 2,1  / Off 5,9  / Off 14,3-4 ) und gibt dafür alles hin, d.h. sein Leben (Gal 1,4  / Gal 2,20  / Eph 5,2+25  / 1Jh 3,16 ).

Die meisten Bibelausleger folgen jedoch dem ersten Eindruck und setzen Jesus/Gott und das ewige Leben mit der Perle gleich. Der einzige Unterschied zum ersten Gleichnis ist dann, dass der Kaufmann hier nach der Perle sucht, während der Mensch im ersten Gleichnis den Schatz zufällig findet. Gott lässt sich also sowohl von manchen Menschen finden, die ihn nicht suchen (vgl. Jes 65,1 ), als auch von denen, die von ganzem Herzen nach ihm suchen (vgl. 5Mo 4,29  / 1Ch 28,9  / Mat 7,8  / Luk 11,10  / Jer 29,13-14 ).

Allerdings muss man bei dieser Auslegung eine Begründung dafür finden, warum man trotz der Einleitung "Das Himmelreich gleicht einem Kaufmann ..." nicht den Kaufmann mit Jesus gleichsetzt, sondern die Perle. Diese Begründung wird oft nicht gegeben. Sie könnte darin bestehen, dass die Einleitung "Das Himmelreich gleicht ..." sich auf das gesamte Gleichnis bezieht, nicht nur direkt auf das Wort, mit dem das Gleichnis beginnt. Das Gleichnis beginnt jeweils mit dem aktiven Subjekt: Der Schatz lässt sich finden - der Kaufmann sucht. Das erste Subjekt steht nicht vorne, weil es mit dem Himmelreich, bzw. Gott gleichzusetzen ist, sondern weil von ihm die Aktivität ausgeht.

Diese Erklärung benötigt aber eigentlich einen Beweis ihrer Richtigkeit, z.B. indem man ein anderes Gleichnis findet, bei dem auch das einleitende Subjekt nicht mit dem Himmelreich gleichzusetzen ist und entweder Jesus dieses auslegt, oder die Auslegung völlig unzweifelhaft so erfolgen muss, weil alles andere sinnlos wäre. Ein solches Beispiel konnte ich bisher aber nicht finden.

Mat 13,47-50   Gleichnis vom Fischnetz

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Dieses Gleichnis hat große Ähnlichkeit mit dem Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen, insbesondere stimmt die Deutung Jesu zum Fischnetz (Mat 13,49 ) mit dem letzten Teil der Deutung zum Unkraut (Mat 13,40-42 ) fast völlig überein. In beiden Gleichnissen kommt am Ende der Weltzeit / zur Vollendung des Zeitalters (je nach Übersetzung) das Trennen zwischen Bösen und Gerechten und das Brennen der Bösen im Feuerofen des Gerichts.

Die Zuhörer werden auch hier herausgefordert darüber nachzudenken, ob sie zu den Gerechten oder zu den Bösen gehören. Jesus beantwortet diese Frage hier zunächst auch nicht.

Siehe dazu die Erörterung beim Gleichnis vom Unkraut:Wer ist gerecht und wer böse?

Das Bild und die Vorgänge vor dem Trennen und dem Gericht unterscheiden sich hier vom Unkraut-Gleichnis. Hier wird also ein anderer Aspekt betont. Jesus erklärt nicht alle Teile dieses Gleichnisses. Aber sie ergeben sich recht einfach aus der Deutung Jesu und anderen Bibelstellen:

Die Fische stehen offenbar für die Menschen, die am Ende des Zeitalters getrennt werden (Mat 13,49 ).
Dass sich im Netz "alle Arten" von Fischen sammeln, deutet darauf hin, dass die Menschen sehr unterschiedlich sind. Aber bei allen Arten gibt es offenbar sowohl Gerechte, als auch Böse.
Der Vorgang des Fischens mit dem Netz erinnert an Mat 4,17-19  und Mrk 1,14-17  wo Jesus zu Beginn seines Predigtdienstes, der im Aufruf zur Buße und Einladung zum Reich Gottes besteht, die Fischer unter seinen Jüngern zur Nachfolge aufruft, um sie zu Menschenfischern zu machen, d.h. an seiner Verkündigung mitzuwirken. Das macht plausibel, dass mit dem Vorgang des Fischens im Gleichnis vom Fischnetz auch die Verkündigung des Evangeliums gemeint ist, die bis zum Endgericht andauern wird. Es ist beachtlich, dass bei der Evangelisation im Netz des Reiches Gottes sich trotzdem Böse sammeln, die dann später aussortiert und beseitigt werden müssen.
Das Meer steht oft als Bild für die Völker (vgl. Jes 24,13-15  / Jes 42,10-12  / Jer 51,41-44  / Hes 26,3  / Dan 7,2-3+17  / Mat 23,15  / Luk 21,25  / Off 13,1 ). Das passt auch hier. Man beachte, dass Jesus hier vom Meer spricht, nicht vom See, was den Fischern unter den Jüngern geläufiger gewesen wäre. Die Bibel erwähnt an mehreren Stellen, dass es aus allen Nationen Gläubige geben wird (Psm 22,28  / Psm 86,9  / Off 15,4 ).

Mat 13,51-53   Abschluss der Himmelreichgleichnisse - Gleichnis vom Hausvater

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Zum Abschluss seiner Belehrungen über das Himmelreich geht Jesus nochmals auf den richtigen Umgang mit dem Gehörten ein. Er fragt seine Jünger, ob sie alles verstanden haben. Es kommt Jesus darauf an, dass das Gehörte Frucht bringt (Mat 13,8  / Joh 15,2+16 ) im Leben der Zuhörer. Das kann nur geschehen, wenn sie die Botschaft verstanden haben.

Und dann folgt eine der wenigen Stellen, wo Jesus positiv über Schriftgelehrte spricht. Aber er meint hier nicht die überheblichen Heuchler unter ihnen, mit denen er sonst meist zu tun hatte, sondern solche die "Jünger des Himmelreichs geworden" sind. Also solche, die die damalige heilige Schrift, das Alte Testament, studieren und lehren und dies unter Einbeziehung der Lehre Jesu vom Himmelreich tun. Jesus fügt dem Alten Testament die neue Lehre vom Himmelreich hinzu. Beides gehört zusammen.

Die Heilige Schrift, sowohl das Alte als auch das Neue Testament ist ein Schatz, aus dem immer wieder etwas hervorgeholt und weitergegeben werden soll. Ein guter Hausvater versorgt seine Familie regelmäßig damit.




Kommentar zum Matthäus-EvangeliumRoland Hofmann