Mat 13,54 - 16,20   Ereignisse zur Frage wer Jesus ist

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Mat 13,54-58   Unglaube in Nazareth

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Beobachtungen

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Wir erfahren hier viel über die Familie Jesu, insbesondere die Namen aller seiner Brüder und dass er mehrere Schwestern hatte. Der Name seines (rechtlichen) Vaters, Josef, der normalerweise entsprechend der Kultur als erster genannt werden müsste, fehlt hier. Das könnte darauf schließen lassen, dass er schon gestorben war. (In Joh 6,42  wird er noch genannt.) Auch sonst wird immer wieder nur seine Mutter als führend in der Familie genannt (Mat 12,46 ).

Die genannte Vaterstadt ist Nazareth, wo Jesus seine Kindheit und Jugend verbrachte (Mat 2,19-23  / Luk 2,51  / Luk 4,16  / Mk 1,9  / Joh 1,45  / Mat 21,11 ). Erst während seines öffentlichen Wirkens, als Johannes der Täufer gefangen genommen wurde, verließ Jesus Nazareth und wohnte in Kapernaum (Mat 4,12-13 ).

Die Nazarener bezweifeln nicht Jesu Weisheit und Wunder und erkennen damit die göttliche Vollmacht Jesu. Aber weil sie ihn und seine Familie von Jugend auf kennen, nehmen Sie Anstoß an ihm. Warum? Vermutlich aus Neid, dass ein einfacher Mensch, Sohn eines einfachen Zimmermanns (d.h. nicht eines Rabbiners) aus ihrem Ort eine solche Berühmtheit und solchen Einfluss gewinnen konnte. Ihm fehlt der erhabene Stammbaum und der rabbinische, akademische Titel.

Ihre falsche Einstellung Jesus gegenüber führt zu Unglauben, und für Jesus ist dies ein Anlass nur wenige Wunder dort zu tun. (Mat 13,58 )

Schlussfolgerungen

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Gott vergibt seine Vollmacht nicht unbedingt an Leute mit entsprechenden menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten. Dadurch lässt er sich nicht einschränken. (Vgl. 1Ko 1,18-29 ) Wir sollten also in der Beurteilung von Dienern Gottes uns nicht von menschlichen Maßstäben leiten lassen, die oft äußerlich sind (Abstammung, Bildungsniveau, Titel, Redekunst), sondern von geistlichen Maßstäben:

Entsprechen seine Lehren der Bibel? (Joh 7,14-17 )
Entsprechen seine Taten der Bibel? (2Pt 2,1-14) )
Wird Gott durch das Wirken dieses Menschen geehrt? (Joh 7,18 )
Ist sein Wirken von Liebe zu den Zuhörern und Selbstlosigkeit geprägt? (Joh 13,1 )

Die Folge des Unglaubens ist nicht nur hier, sondern sehr oft die Einschränkung der Offenbarung und des Wirkens Gottes: Mat 12,38-42  / Jak 1,5-8 .

Weitere Beispiele unter http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/c0005_offenbarung_.htm

Wir müssen Jesus vertrauen und Schritte des Glauben wagen, wenn wir sein Wirken erleben wollen.

Mat 14,1-13   Ermordung Johannes' des Täufers

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Beobachtungen

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Der größte Teil dieses Abschnitts ist ein Rückblick, dessen Anlass in den ersten zwei Versen beschrieben wird:

Herodes

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Seltsamerweise glaubt der gottlose Herrscher Herodes Antipas, von den Römern abhängiger Herrscher über Galiläa und Peräa von 4 v. bis 39 n. Chr., dass der von ihm ermordete Johannes aus den Toten auferstanden ist. Es gibt aber überhaupt keinen Anlass so etwas anzunehmen. Weder gibt es im Alten Testament ähliche Fälle, noch deutet das Wirken Jesu darauf hin. Jesus nennt sich nicht Johannes. Außerdem tut Jesus Wunderzeichen, während Johannes keine getan hat. Jesus kleidet und ernährt sich auch nicht so auffällig wie Johannes (Mat 3,4 ). Es gibt also überhaupt keinen Anlass an eine Auferstehung des Johannes zu glauben. Der Glaube des Herodes speist sich deshalb vermutlich aus anderen, heidnischen, abergläubischen Quellen. Der Glaube an wundertuende Totengeister kommt eher in animistischen Religionen vor.

Sein Glaube deutet darauf hin, dass er ein schlechtes Gewissen hatte. Durch die vermutete Auferstehung wurde die Ermordung quasi rückgängig gemacht und daher von höherer Gewalt als falsch gekennzeichnet. Eine Umkehr (Buße) und Hinwendung zu Gott folgte aus dieser Erkenntnis aber offenbar nicht.

Herodes verstrickt sich in eine Kette von Sünden:

1.Er begeht Ehebruch mit der Frau seines Bruders.
2.Als Johannes ihn zurechtweist, tut er nicht Buße, sondern inhaftiert Johannes und will ihn sogar töten, was er nur aus Angst vor dem Volkszorn noch nicht tut. Er hat mehr Angst vor dem Volk als vor Gott.
3.Der (wahrscheinlich erotische) Tanz der Tochter der Frau, mit der er in Sünde lebt, verleitet ihn, wahrscheinlich unter Alkoholeinfluss, zu der dummen Versprechung, die ihn dann verpflichtet eine weitere Sünde zu begehen.
4.Sein in diesem Fall falscher Ehrgeiz, sein Wort nicht zu brechen, lässt ihn sogar seine Angst vor dem Volkszorn überwinden und den Mord begehen. Seine eigene Ehre ist ihm wichtiger als das Volk und wichtiger als Gott (vgl. Joh 12,42-43 ).
Johannes der Täufer

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Johannes hält Herodes seine Sünde vor, so wie er es bei allen anderen auch getan hat, einschließlich der führenden Theologen und Ratsherren (Mat 3,5-7 ). Er nimmt keine Rücksicht auf sich selbst wenn es um die Wahrheit und seinen Auftrag geht, den er von Gott hat. Sicher war ihm klar, dass er mit der Kritik an Herodes sich selbst in Gefahr brachte.

Johannes nutzt auch im Gefängis die Gelegenheit, Herodes Gottes Wort zu sagen (Mrk 6,18-20 ).

Jesus

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Für Jesus ist die entsetzliche Nachricht vom Tod des Johannes Anlass, sich in die Einsamkeit zurückzuziehen, wo er vermutlich getrauert und über seinen weiteren Weg nachgedacht und gebetet hat.

Anwendungen

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Aberglauben vermeiden

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Leider gibt es auch heute in der Christenheit viele, die an Phänomene und Lehren glauben, die von der Bibel überhaupt nicht unterstützt werden, oder für deren Begründung Bibeltexte umgedeutet oder aus dem Zusammenhang gerissen werden. Vor derartigem Aberglauben müssen wir uns hüten.

Entscheidungen nach den richtigen Prioritäten

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Wir müssen bei der Entscheidung, welchen Regeln wir folgen, die richtigen Prioritäten setzen und uns nach Gottes Willen richten, anstatt nach Menschen oder danach zu tun, was der eigenen Ehre dient.

Eine Sünde zieht oft weitere nach sich

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Sünden können uns dazu zwingen zu deren Vertuschung weitere zu begehen. Sünden nehmen gefangen (Joh 8,34 ).

Wahrheit hat Vorrang vor Angst und Rücksichtnahme auf hochgestellte Personen

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Wahrheit muss gesagt werden, auch wenn sie nicht willkommen ist oder uns sogar in Gefahr bringen kann. Das war schon immer die Aufgabe der Diener Gottes.

Mat 14,13-21   Speisung der 5000

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Parallelen und Beobachtungen

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Dies ist das einzige Ereignis aus Jesu Tätigkeit in Galiläa, das in allen Evangelien berichtet ist (Mrk 6,30-44  / Luk 9,10-17  / Joh 6,1-14 ).

In Vers 21 wird extra betont, dass 5000 Männer gegessen haben. Die Frauen und Kinder wurden nicht mitgezählt. Wir müssen also davon ausgehen, dass möglicherweise mehr als doppelt so viele Menschen satt wurden.

Einige Zeit später ereignete sich etwas Ähnliches nochmals mit etwas anderem Zusammenhang und etwas anderen Zahlen: die Speisung der 4000 (Mat 15,32-38  / Mrk 8,1-9 ).

Speisungswunder im Alten Testament:

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Israel in der Wüste bekommt Manna2Mo 16,3-35 
Israel in der Wüste murrt über das Manna und will und bekommt Fleisch4Mo 11,4-34 
Elia wird in seinem Versteck von Gott durch Raben versorgt1Kg 17,1-6 
Elia und die Witwe in Phönizien überleben durch unendliches Mehl und Öl1Kg 17,7-16 
Elia wird nach seiner Flucht in der Wüste mit Brot und Wasser versorgt1Kg 19,4-6 
Nicht versiegendes Öl für die Witwe eines Prophetenjüngers von Elisa2Kg 4,1-7 
Zwanzig Brötchen reichen für 100 Prophetenjünger2Kg 4,42-44 

Das Vorbild Jesu

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Als Jesus die Nachricht vom Tod Johannes des Täufers erhielt, wollte er sich an einen einsamen Ort zurückziehen. Es wird nicht berichtet warum. Mögliche Gründe könnten sein:

Er möchte trauern
Er möchte beten (vgl. Mat 14,23 )
Er möchte über sein weiteres Vorgehen nachdenken
Er möchte Seelsorge an seinen Jüngern tun und sie lehren, wie man mit dieser Situation umgeht

Das Unternehmen Ruhe an einem einsamen Ort zu suchen scheitert jedoch, weil die Volksmenge ihn verfolgt und ihm an dem einsamen Ort zuvorkommt.

Jesus hätte sie jetzt davon überzeugen können, dass er Ruhe braucht und sie bitten können, zu gehen und in einigen Tagen wiederzukommen. Aber das tut er nicht. Er sieht ihre Bedürfnisse und nimmt sich ihrer an. Dabei stellt er seine eigenen Bedürfnisse und evtl. die seiner Jünger zurück. (Vgl. Php 2,1-8  / 1Ko 13,4-5 )

Die Lektion für die Jünger und das Volk

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Auch wenn dieses Wunder natürlich die göttliche Macht Jesu zeigt, ist es doch hauptsächlich eine Lektion für die Jünger und das Volk.

"Gebt ihr ihnen zu essen" (V. 16): Jesus fordert von seinen Jüngern Unmögliches. Er will, dass sie ihm vertrauen, dass er es möglich macht. Sie sollen das Wenige, das sie haben und das wohl gerade eben für sie ausgereicht hätte, Jesus zur Verfügung stellen, auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein scheint. Ihr Einsatz ist erforderlich, aber ohne die Veredelung durch Jesus ist er fast nutzlos. Jesus kann aus Wenigem Großartiges machen, wenn wir ihm vertrauen. (Ob er es in allen Situationen, wo wir es uns wünschen, auch tun will und wird, darüber macht dieser historische Bericht keine Aussage. Eine solche Lehre kann man hieraus also nicht ableiten!)
Das Volk und die Jünger, die Jesus nachgefolgt sind und dabei ihre leiblichen Bedürfnisse hintenanstellten (und für deren Befriedigung nicht vorsorgten), hatten keinen Nachteil und keinen Mangel dadurch. Sie mussten Jesus nicht deswegen verlassen (V. 15-16). Vergl. dazu auch Mat 6,33 . Das ist aber nicht mit Faulheit oder Nachlässigkeit zu verwechseln, die in der Bibel nicht gut geheißen wird: Spr 6,6-11  / 2Th 3,6-12 .
Jesus gibt hier nicht nur so viel, dass alle soeben genug haben und nicht hungern müssen, sondern er gibt im Überfluss und macht satt, so dass am Ende mehr übrig bleibt, als am Anfang vorhanden war. Das beweist nicht nur seine göttliche Macht, sondern auch seine Großzügigkeit. Allerdings kann man das nicht auf jede Situation verallgemeinern. Paulus hat auch Mangel erlebt (Php 4,11-3  / 2Ko 11,27 ).

Mat 14,22-33   Jesus und Petrus gehen auf dem See

» Matthäus » Mat 13,54 - 16,20  Ereignisse zur Frage wer Jesus ist

Klärung des Zusammenhangs und des Ablaufs der Ereignisse

» Matthäus » Mat 13,54 - 16,20  Ereignisse zur Frage wer Jesus ist » Mat 14,22-33  Jesus und Petrus gehen auf dem See

Dieser Abschnitt bezieht sich durch die Einleitung "Und sogleich ... bis er die Volksmenge entlassen hätte" eindeutig auf den vorhergehenden Abschnitt der Speisung der 5000. Es wird hier also ein Ereignis berichtet, das sich unmittelbar daran anschließt.

In Vers 15 steht, dass die Speisung am Abend stattfand. Es könnte also schon dämmrig geworden sein, als Jesus die Jünger "nötigte", ohne ihn an das andere Ufer des Sees vorauszufahren. Dieses Nötigen hat möglicherweise seinen Grund darin, dass sie sich beeilen sollten, um noch vor der völligen Dunkelheit am anderen Ufer anzukommen, weil bei Dunkelheit die Orientierung auf dem See schwierig ist.

Ziel war das Land Genezareth (Gennesaret), also die Gegend um die gleichnamige Stadt herum, die im Nordwesten des Sees lag. Wo die Speisung stattfand, ist nicht genau angegeben. Aus Vers 13 wissen wir nur, dass es ein "einsamer Ort" am See war. Das Ziel der Bootsfahrt, das Land Genezareth, ist nach Vers 22 am "jenseitigen" Ufer. Die Speisung muss also irgendwo am Ostufer stattgefunden haben. Aus Vers 23 wissen wir, dass ein Berg offenbar in direkter Nähe lag, den Jesus abends noch bestieg. Allerdings ist die gesamte Gegend rund den See gebirgig. Die höheren und steileren Berge sind aber am Ostufer. Wahrscheinlich befinden sich aus diesem Grund dort auch weniger Ansiedlungen, so dass hier wohl der "einsame Ort" der Speisung gewesen sein könnte.

Die Strecke über den See nach Genezareth beträgt von dort ca. 10 km. In der Parallelstelle in Mrk 6,48  wird explizit erwähnt, dass die Jünger ruderten. Wir können wohl davon ausgehen, dass es sich bei dem Boot, das die Jünger benutzten, um ein Fischerboot handelte, da mehrere von ihnen Fischer waren und am See ihre Heimat hatten. Ein Fischerboot ist nicht dafür gebaut möglichst schnell unterwegs zu sein, sondern viel transportieren zu können. Wahrscheinlich hatte es auch nicht so viele Ruderplätze und Ruder, so dass nicht alle 12 Jünger mit anpacken konnten. Unter normalen Umständen würde man mit einem solchen Fahrzeug etwa drei Stunden für die Überfahrt benötigen. In diesem Fall hatten sie aber starken Gegenwind (Vers 24). Jesus kam in der vierten Nachtwache zu ihnen (Vers 25). Die vierte Nachtwache war zwischen 3 und 6 Uhr. Zu dem Zeitpunkt war das Boot laut Vers 24 mitten auf dem See. (Nach einigen Handschriften: "viele Stadien vom Land entfernt"; 1 Stadion = 180 m). Wenn man davon ausgeht, dass sie um ca. 18 Uhr losgefahren sind, haben sie für die halbe Strecke mindestens die dreifache Zeit benötigt, wie sonst üblicherweise bei Windstille für die gesamte Strecke.

Anders als in einer ähnlichen Situation in Mat 8,23-27 , wo von einem heftigen, bedrohlichen Sturm die Rede ist, der Wasser ins Boot schlägt, haben wir hier keine Lebensgefahr und Angst wegen der Wellen, sondern nur mühsames Arbeiten und sehr langsames Vorankommen. Angst kommt erst durch die ungewöhnliche Erscheinung Jesu auf.

Mat 14,22-23  Jesus betet

» Matthäus » Mat 13,54 - 16,20  Ereignisse zur Frage wer Jesus ist » Mat 14,22-33  Jesus und Petrus gehen auf dem See

Jesus schickt seine Jünger voraus, um in Ruhe beten zu können. Laut Vers 23 stieg er auf den Berg um abseits/in Einsamkeit zu beten. Der Berg diente Jesus also nicht dazu, um dort oben dem himmlischen Vater näher zu sein, sondern um Ruhe zum Beten zu haben. Diese Ruhe hatte er bisher nicht finden können, weil die Volksmenge ihm gefolgt war (Vers 13). Nun hatte er endlich die Gelegenheit und nahm sich viel Zeit, nämlich vom Abend bis zur vierten Nachtwache, d.h. mehrere Stunden. (Wir dürfen annehmen, dass der Fußmarsch Jesu auf dem See bis zum Boot keine nennenswerte Zeit benötigt hat, da es sich dabei um ein Wunder handelte. Und wenn doch, dann wird er auch diese Zeit zum Gebet genutzt haben.)

Schlussfolgerung

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Jesus ist uns hier Vorbild. Wenn er viel Zeit und Ruhe für das Gebet brauchte, dann trifft das sicher auch auf uns zu, wenn wir die Beziehung zu unserem himmlischen Vater richtig pflegen wollen.

Weitere Beispiele von Gebeten Jesu:

Jesus ging am Abend allein auf einen Berg und beteteMrk 6,45-48 
Mat 14,22-23 
Jesu Gebet in Gethsemane vor der KreuzigungMrk 14,32-39 
Mat 26,36-44 
Vor Tagesanbruch ging Jesus an einen einsamen Ort, um zu betenMrk 1,35 
Er aber zog sich in einsame Gegenden zurück und beteteLuk 5,16 
Jesus geht auf einen Berg; betet die ganze Nacht, bevor er Jünger erwähltLuk 6,12-13 
Jesus steigt mit Petrus, Jakobus, Johannes auf einen Berg um zu betenLuk 9,28 
Er entfernte sich etwas von den Jüngern, kniete nieder und beteteLuk 22,41 

Mat 14,24  Schwierigkeiten und kaum Vorwärtskommen

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Jüngern Jesu bleiben Schwierigkeiten im alltäglichen Leben (wie hier im "Verkehr") nicht erspart. Anstrengung ist oft nötig. Wir müssen sogar davon ausgehen, dass Jesus dieses Ereignis gezielt benutzt hat, um seinen Jüngern eine Lektion zu erteilen. Gott benutzt oft Schwierigkeiten um uns zu erziehen.

Weitere Bibelstellen dazu unter http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/d0223_erziehung_du.htm

Mat 14,25-27  Jesus begegnet den Jüngern auf dem See

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Mit Menschen, die nachts auf einem See herumlaufen, muss man normalerweise nicht rechnen. Daher ist die Furcht der Jünger verständlich. Dass sie allerdings Jesus für ein Gespenst halten ist beachtlich. Das Wort für Gespenst (so die meisten Übersetzungen, manche übersetzen mit Geist), gr. fantasma, bedeutet wörtlich Erscheinung, bezieht sich aber besonders auf Geister und Gespenster.

Wir würden in einer solchen Situation, wenn sich bei Dämmerung eine helle Erscheinung bewegt, von einem Naturphänomen ausgehen. Die Jünger dagegen haben Angst vor einem Gespenst. Auch später, als Jesus nach der Auferstehung erscheint, muss er dem Glauben, dass er eine Geisterscheinung sei, entgegenwirken (Luk 24,36-43 ). Woher hatten sie diesen Glauben an Gespenster? Die Bibel lehrt die Existenz von Gespenstern nicht. Zwar lehrt die Bibel die Existenz von Dämonen. Diese sind aber nicht sichtbar, sondern benötigen einen Menschen als Wirt um sich körperlich zu manifestieren.

Möglicherweise sind solche Lehren über Geisterscheinungen aus der griechischen oder römischen Mythologie in Israel eingedrungen. Während der griechischen Herrschaft durch Antiochus VI. Epiphanes (175-164 v. Chr.) wurde die Hellenisierung Israels mit Gewalt versucht durchzusetzen. Danach konnten die Makkabäer und Hasmonäer die Fremdherrschaft kurze Zeit abschütteln, aber im ersten Jahrhundert gewannen die Römer an Einfluss.

Jesus beeilt sich aber ("sogleich redete Jesus ...") sich zu erkennen zu geben und die Jünger von ihrer Furcht zu befreien.

Schlussfolgerungen

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Falsche, heidnische Lehren müssen wir aus unseren Denken fernhalten. Auch in unserer Gesellschaft gibt es viele davon. Sie können zu unnötigen Ängsten führen. Halten wir uns stattdessen genau an die Lehren der Bibel!

Bei Jesus ist man vor Überraschungen nicht sicher. Es gibt so manches Furchterregende, in dem sich Jesus vielleicht offenbart. Die Bibel berichtet von mehreren ähnlichen Situationen, wo ein "Fürchtet euch nicht!" nötig war:

Die Parallelstellen des gleichen EreignissesMrk 6,45-50 
Joh 6,17-20 
Die Verklärung JesuMat 17,1-7 
Die Engelserscheinung nach der AuferstehungMat 28,2-5 
Die Erscheinung Jesu nach der AuferstehungMat 28,8-10 
Die Engelserscheinung bei Zacharias vor der Geburt des JohannesLuk 1,11-13 
Die Engelserscheinung bei Maria vor Jesu GeburtLuk 1,26-30 
Die Engelserscheinung bei den Hirten nach der Geburt JesuLuk 2,8-11 
Die Vision von Jesus durch Johannes auf PatmosOff 1,13-18 

Mat 14,28-32  Petrus geht auf dem Wasser und sinkt

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Der Grund für den seltsamen Wunsch von Petrus, auf dem Wasser zu Jesus zu gehen, wird uns nicht mitgeteilt. Vielleicht wollte er Jesus nahe sein, weil er sich bei ihm sicher fühlte.
Der Glaube von Petrus ist beispielhaft: Er traut Jesus zu, dass er es ihm ermöglicht, das Unmögliche zu tun. Er möchte Jesus auch in solchen Dingen nachfolgen.
Petrus' Glaube ist trotzdem nicht unvernünftig und eigenmächtig. Er unternimmt kein eigenmächtiges, waghalsiges Experiment indem er Gott zum Eingreifen nötigt (was als Versuchung Gottes verboten ist; vgl. Mat 4,6-7 ), sondern fragt vorher den Herrn um Einverständnis und Unterstützung für das Unternehmen.
Nach der Zusage Jesu steigt Petrus aus dem Boot: Glauben heißt Sicherheit zu verlassen, auf des Herrn Zusage zu vertrauen und ein Wagnis einzugehen, bei dem ohne Gottes übernatürliches Eingreifen das Unternehmen scheitern würde.
Den Blick von Jesus weg und auf die Schwierigkeiten hin zu richten führt zu Zweifel und Versagen.
Obwohl Petrus sich des Zweifels und Versagens schuldig gemacht hat (Jesus kritisiert ihn: Mat 14,31 ) lässt Jesus ihn nicht im Stich, sondern rettet ihn sofort.

Mat 14,33  Huldigung Jesu durch die Jünger

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Das Erlebte führt den Jüngern wieder neu vor Augen, wer Jesus ist und welche Macht er hat. Das bringt sie dazu, vor ihm niederzufallen.

Es fällt auf, dass hier im griechischen Grundtext der bestimmte Artikel fehlt, d.h. die Jünger sagen nicht "du bist der Sohn Gottes", sondern nur "du bist Sohn Gottes". Da es in der griechischen Sprache keinen unbestimmten Artikel gibt und die Unbestimmtheit durch Weglassen des bestimmten Artikels ausgedrückt wird, bedeutet das quasi erst einmal nur "du bist ein Sohn Gottes". Die meisten Übersetzungen geben das auch richtig wieder. Einige kommunikative Übersetzungen (z.B. Hoffnung für alle, Neues Leben) wagen sich weiter vor und schreiben "der Sohn Gottes".

Der Unterschied ist nicht unwichtig. Der Begriff Sohn wurde in der damaligen Kultur für alle besonderen Beziehungen gebraucht und muss nicht unbedingt bedeuten, dass sie Jesus schon für den Christus hielten. Zunächst sagen sie damit nur, dass Jesus jemand ist, der besonders eng mit Gott verbunden ist. Erst zwei Kapitel später, nach zahlreichen weiteren Wunderzeichen, verwendet Petrus in Mat 16,16  zweimal den bestimmten Artikel: "du bist DER Christus, DER Sohn des lebendigen Gottes". Auch bei der Taufe Jesu gebraucht die Stimme aus dem Himmel den bestimmten Artikel. Wörtlich heißt es dort: "Dieser ist DER Sohn mein, DER Geliebte ..." (Mat 3,17 ).

Wir können hier also durch die Erlebnisse der Jünger mit Jesus bei ihnen die zunehmende Erkenntnis über Jesus beobachten, die am Ende in der Überzeugung mündet, dass Jesus der Christus/Messias ist.

Natürlich waren die Jünger schon vorher mit dieser Information konfrontiert worden, dass Jesus der Sohn Gottes ist, z.B. bei der Taufe Jesu durch die Stimme aus dem Himmel (Mat 3,17 ), Johannes der Täufer hat es bezeugt (Joh 1,32-34 ). Trotzdem kam die volle Überzeugung wohl erst deutlich später.

Schlussfolgerung

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Schwierigkeiten können dazu führen, dass wir Erfahrungen mit Jesus machen.
Diese führen uns zu tieferer Erkenntnis über Jesus oder führen uns bereits vorhandene Erkenntnis neu vor Augen und lassen sie lebendig werden.
Das wiederum sollte uns zur Anbetung bringen.

Schwierigkeiten ⇒ Erfahrungen mit Jesus ⇒ tiefere Erkenntnis ⇒ Anbetung

Mat 14,34-36   Zahlreiche Krankenheilungen in Genezareth

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Die Macht Jesu, Glaube und Aberglaube

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Die Leute trauen Jesus die Heilung nur durch Berührung seiner Kleidung zu. Nicht er ist es, der die Heilungsmethode festlegt, sondern die Kranken hatten dieses Vertrauen in ihn, und er hat das Vertrauen durch Erfüllung ihres Wunsches und durch die Heilungen bestätigt. Ähnlich war es beim Glauben des Petrus im vorhergehenden Abschnitt (Mat 14,28-29 ).

Die Tatsache, dass hier offensichtlich kein Gebet Jesu zum Vater für jeden Kranken nötig ist, zeigt, dass die Heilungskraft von Jesus ausgeht. Dies könnte man als Zeichen deuten, das Jesus als Sohn Gottes und Messias ausweist. Allerdings passierten ähnliche Heilungen auch bei Paulus (Apg 19,11-12 ). Diese waren sogar noch spektakulärer insofern als die Heilungen durch Berührung von Kleidungsstücken geschahen, die Paulus gar nicht mehr am Körper trug (vgl. Joh 14,12 ).

Dadurch ergibt sich die Frage was der Unterschied ist zwischen biblischem Glauben (z.B. glauben hier die Leute, dass die Berührung der Kleidung Jesu heilt; David glaubt, dass Gott ihn Goliat besiegen lässt (1Sa 17,32-46) ) und Aberglauben, d.h. Glaube an übernatürliche Wirkungen, die dann nicht stattfinden (z.B. Apg 19,13-16 ; beachte, dass dies in direktem Zusammenhang mit den Heilungen durch Paulus' Kleidungsstücke berichtet wird!)

Natürlich ist jeder Glaube an Wirkungen, die gar keinen biblischen Bezug haben, Aberglaube. Aber in Apg 19,11-16  haben sowohl Glaube als auch Aberglaube einen Bezug zu Jesus. Ein wichtiger Aspekt ist auf jeden Fall der persönliche Glaube an Jesus. Die jüdischen Geisterbeschwörer sagten: "Ich beschwöre euch bei dem Jesus, den Paulus predigt." Dies drückt eine Distanz aus, keine persönliche Beziehung zu Jesus. Sie haben nicht an Jesus als den Christus geglaubt, sondern nur versucht, eine vermeintliche magische Wirkung des Namens Jesu für sich zu nutzen.

Die Bedeutung der Berührung der Quaste

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Welcher Glaube in Mat 14,34-36  gemeint ist, wird eventuell auch dadurch angedeutet, was die Kranken berührt haben. Hier unterscheiden sich die Übersetzungen. Einige übersetzen mit "den Saum seines Gewandes", andere mit "die Quaste seines Gewandes". Das griechische Wort kraspedon kann beides bedeuten. Mit diesem Wort übersetzt die Septuaginta das hebräische Wort für Quaste in 4Mo 15,37-40 . Dort wird die Anfertigung von Quasten an den Zipfeln der Oberbekleidung als Erinnerung an die Gebote Gottes angeordnet.

Wenn man nun noch in Betracht zieht, dass Krankheit direkt oder indirekt Folge von Sünde ist (vgl. Joh 9,1-2  / Jes 53,4-5  / Luk 5,18-20 ), dann bekommt das Berühren des Symbols der Gebote Gottes möglicherweise eine Bedeutung von Buße, d.h. Umkehr von Sünde und wieder Hinwendung zum Gehorsam gegenüber Gottes Geboten (vgl. Mat 3,1-2  / Mat 4,17  / Mrk 1,15  / Luk 13,1-5  / Luk 15,3-10  / Apg 2,38  / Apg 3,19 ). Jesus hat die Gebote Gottes uneingeschränkt eingehalten (Joh 8,46  / Heb 4,15 ). Das Berühren der Quaste kann also auch den Glauben an Jesu Sündlosigkeit und den Wunsch diese ebenfalls zu bekommen, d.h. den Wunsch nach Sündenvergebung, ausdrücken.

Ob alle, die geheilt wurden, tatsächlich diese Einstellung dabei hatten, ist nicht sicher. Gott gewährt in seiner Barmherzigkeit und Gnade manchmal auch solchen Menschen Wohltaten, die nicht die richtige Haltung dafür mitbringen (vgl. Mat 5,45  / Psm 145,8-9  / Apg 14,15-17  / 2Kg 5,1-14  / 2Kg 6,8-23 ). Aber als Kriterium für biblischen Glauben im Gegensatz zu Aberglauben darf Buße, der Wunsch nach Sündenvergebung und der Glaube an Jesus als Christus auf jeden Fall gelten.

Mat 15,1-20   Menschliche Gebote, Gottes Gebote und Verunreinigung

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Mat 15,1-9   Die Überlieferung der Alten contra Gottes Gebote

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Die Schriftgelehrten und Pharisäer werfen Jesus und seinen Jüngern nicht die Übertretung der Gebote Gottes vor, sondern die Übertretung der Überlieferung der Alten. Diese Regeln sollten ursprünglich einen "Zaun" um Gottes Gebote bilden, um vor versehentlicher Übertretung zu schützen. Sie wurden aber immer mehr zum Selbstzweck und dienten der Demonstration eigener Frömmigkeit. Das Beispiel, das Jesus erwähnt, macht nicht nur das deutlich, sondern daneben noch einen weiteren gravierenden Fehler: Diese Überlieferungen der Alten missverstehen die Gebote Gottes oft, sogar bis dahin, dass sie sie in ihr Gegenteil verkehren, wie das Beipiel deutlich macht.

Auch in heutigen christlichen Kreisen gibt es - oft ungeschriebene - Gesetze und Regeln, deren Einhaltung von der Gemeinschaft erwartet wird. Diese können manchmal nützlich sein. Aber sie müssen immer wieder überprüft werden, ob und welchen Zweck sie erfüllen. Sie bergen mindestens zwei Gefahren:

Man will Gottes Gebote nicht einhalten und uminterpretiert oder ersetzt sie deshalb durch die eigenen menschlichen.
Man will seine seine Frömmigkeit zur Schau stellen und denkt sich dazu Regeln aus. Die Einhaltung menschlicher Gebote ist möglicherweise einfacher und besser sichtbar als die der Gebote Gottes.

Jesus betont, dass ein solcher Gottesdienst vergeblich ist. Dieser Aspekt fehlt bei Jes 29,13  explizit noch, ist aber im Zusammenhang implizit enthalten. Auch an anderen Stellen macht Jesus deutlich, dass ein zur Schau gestellter Gottesdienst, der hauptsächlich der eigenen Ehre dient, vor Gott keine Anerkennung findet (Mat 6,1-6  / Mat 6,16-18 ). Diese Warnung findet sich auch im Alten Testament mehrmals, z.B. Amos 5,21-24  / Jes 1,10-17 . Die Schriftgelehrten und Pharisäer verehren durch die Einhaltung der menschlichen Regeln nicht Gott, sondern sich selbst.

Zusammenfassung:

Von Menschen aufgestellte Gebote sind für Christen nicht bindend, falls Gott das nicht explizit fordert, wie z.B. bei staatlichen Gesetzen (vgl. Röm 13,1-7 ).
Gottes Gebote sind wichtiger als menschliche Gebote (vgl. Apg 4,19  / Apg 5,29 ).
Vorsicht vor hohler Religiosität, falscher Frömmigkeit und Heuchelei im Umgang mit Gesetzen und Regeln. Gottes Gebote dürfen nicht so uminterpretiert und kombiniert werden, dass die so entstandenen Regeln zwar das eigene Frömmigkeitsgefühl befriedigen, aber eigentlich zur Missachtung von Gottes Geboten führen.
Gott will nicht zur Demonstration der menschlichen Frömmigkeit verehrt werden, sondern von Herzen und aus Liebe zu ihm. Dient der Gottesdienst der Zurschaustellung der eigenen Frömmigkeit, dann ist er Heuchelei und wertlos vor Gott.

Mat 15,10-20   Was Menschen aus Gottes Sicht unrein macht

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Jesus wendet sich nun an die Volksmenge, die von den Pharisäern und Schriftgelehrten stark beeinflusst war, um deren falsche Lehren zu korrigieren:

Das Herz des Menschen ist die Quelle alles Bösen. Alle Sünden fangen in den Gedanken an. Dort muss auch die Reinigung anfangen. Das ist der Zweck aller gottesdienstlichen Praktiken, die im Alten Testament befohlen werden: Opfer, Feste, Denkmale, etc. Bei all diesen vorgeschriebenen Praktiken ging es darum, auf Sünde hinzuweisen und damit zu deren Vermeidung aufzufordern. Außerdem wiesen sie auf die Herrlichkeit und die Wohltaten Gottes hin. All das zielt darauf ab das Denken des Menschen im Sinn Gottes zu beeinflussen.

Äußerliche Religiosität dagegen, wie das Waschen der Hände (das ja eine religiöse, keine hygienische Bedeutung hatte) ist geistlich wertlos, ja sogar gefährlich, weil sie eine geistliche Reinheit vortäuscht, die nicht vorhanden ist, und damit nicht nur die Ursachen des Problems nicht behebt, sondern das Problem unter den Teppich kehrt und damit seine Behebung verhindert.

Die Jünger sind besorgt darüber, dass Jesus die geistlichen Leiter des Volks verärgert hat, und halten es für notwendig, ihn auf diesen Fehler, wie sie meinen, hinzuweisen.

Jesus nimmt auf die Gefühle und Würde der geistlichen Leiter keine Rücksicht, weil die Wahrheit wichtiger ist. Die Schriftgelehrten und vor allem das Volk, das von ihnen fehlgeleitet wird, müssen vor falschen Wegen und falschem Denken bewahrt und korrigiert werden, da sie sonst erheblichen Schaden nehmen und mit Gottes Gericht rechnen müssen.

Jesus macht in seiner Antwort an die Jünger auch deutlich, dass diese Leiter für ihn keine Bedeutung haben. Er bezeichnet sie sogar mit zwei Bildern, die sie verurteilen:

Pflanzen, die nicht von Gott sind und daher ausgerissen werden, d.h. Unkraut (vgl. Mat 3,7-12 ). Sie hatten keine Beziehung zu Gott. Sie waren nicht als Leiter von Gott eingesetzt.
Blinde Leiter, die sich selbst und andere ins Verderben führen.

Damit brandmarkt er sie als Irrlehrer, die Gottes Verurteilung zu erwarten haben.

Mat 15,21-28    Heilung der Tochter einer kanaanäischen Frau

» Matthäus » Mat 13,54 - 16,20  Ereignisse zur Frage wer Jesus ist

Hier wird wieder einmal, wie noch öfters im NT, besonders in Matthäus, ein Mensch aus dem Heidentum mit vorbildlichem Glauben vorgestellt. Dies steht im Kontrast zu dem negativen Beispiel der religiösen Leiter Israels im vorhergehenden Abschnitt. Der Kontrast zwischen den Pharisäern und der Frau ist auffällig:

Die Pharisäer bekommen geringfügig Unangenehmes von Gott gesagt: "Ehre Vater und Mutter", und sie widersetzen sich dem, indem sie das Gebot uminterpretieren. Die Frau bekommt von Jesus erheblich Unangenehmes gesagt: "Du bist ein Hund", und sie nimmt es demütig an.
Die Pharisäer sollten aufgrund ihrer Abstammung und Kenntnis der Heiligen Schriften den richtigen Glauben haben, aber sie glauben nicht, bzw. falsch. Von der Frau erwartet man aufgrund ihrer Abstammung und mangelnder Kenntnisse der Schriften keinen Glauben, aber sie zeigt den richtigen Glauben.

Offenbar schließt dieser Abschnitt zeitlich unmittelbar an den vorhergehenden an, wie der Text ausdrückt: "Und Jesus ging von dort weg und zog sich in die Gegend von Tyrus und Sidon zurück."

Tyrus und Sidon, die phönizischen Hafenstädte am Mittelmeer, sind heidnisches Ausland. Sidon ist nach seinem Stammvater, dem ältesten Sohn Kanaans (1Mo 10,15 ) benannt. Isebel, die Frau des gottlosen Königs Ahab des Nordreichs Israels, war eine Tochter des sidonischen Königs Etbaal. Zu ihrer Zeit hatte der Baal-Götzendienst Hochkonkjunktur in Israels Nordreich (1Kg 16,30-31 ). Bei Tyrus gab es einen berühmten Baal-Tempel.

Warum Jesus sich hierhin zurückzieht, wird nicht gesagt. Aus Mrk 7,24  geht hervor, dass er mit seinen Jüngern allein sein wollte, vielleicht um zu beten (vgl. Mrk 1,35 ) oder die Jünger ungestört zu unterrichten.

Dass die Frau hier als kanaanäisch bezeichnet wird, soll deutlich machen, dass sie zu der heidnischen Bevölkerung des Landes gehörte und nicht etwa eine eingewanderte Jüdin war. In der Parallelstelle in Mrk 7,24-30  wird sie als Griechin, eine Syro-Phönizierin von Geburt, bezeichnet. Damit wird der gleiche Sachverhalt zum Ausdruck gebracht. Als Griechen wurden alle Nichtjuden des östlichen Mittelmeerraums bezeichnet, die von der griechischen, polytheistischen Religion geprägt waren (vgl. Röm 1,16  / Röm 10,12  / Gal 3,23  / Kol 3,11 ).

Angesichts dieses kulturellen und religiösen Hintergrunds der Frau ist ihr Verhalten beachtlich:

Die Frau nennt Jesus "Sohn Davids" und bezeichnet ihn damit als Messias.
Sie lässt sich durch Hindernisse nicht von ihrem Hilfeersuchen abbringen: Es war nicht üblich, dass eine Frau einen Mann ansprach und schon gar nicht einen Juden. Die lange Ignoranz durch Jesus und die demütigende Abweisung hält sie nicht ab.
In ihrer Antwort auf Jesu Ablehnung zeigt sie große Demut und Anerkennung Israels als Gottes Volk, das besondere Gemeinschaft mit Gott hat. Sie glaubt, dass die Kinder Gottes an seinem Tisch Überfluss haben und sie daher durch Jesu Hilfe an ihr keine Nachteile haben werden.

Die ablehnende, ja geradezu lieblos wirkende Haltung, die Jesus der Frau gegenüber zunächst einnimmt, ist eigentlich nicht typisch für seinem Umgang mit Nichtjuden (vgl. Mat 8,5-13  / Joh 4,4-9 ). Mögliche Gründe für dieses Verhalten Jesu sind:

Die Frau spricht ihn zunächst falsch an. Auf den Messias hat sie kein Anrecht, wie es Jesus ja in der Antwort an seine Jünger erklärt. Aber das allein wäre für Jesus noch kein Grund sie einfach zu ignorieren. Er hätte ihr das freundlich und sachlich erklären können. Dieser Versuch, die anfängliche Kälte Jesu zu erklären, überzeugt also nicht recht.
Jesus geht hier seelsorgerlich mit der Frau um und will ihren Glauben und ihre Demut herausfordern und prüfen. Ohne Demut vor Gott und die Erkenntnis, dass wir kein Recht haben, als Nichtjuden und Sünder von Gott Zuwendung zu bekommen, ist Gebetserhörung nicht möglich.

Dass Jesus dann doch ihre Bitte erfüllt, lehrt uns folgendes über das Gebet:

Es lohnt sich, im Bitten beharrlich zu sein. Vielleicht wartet Jesus mit der Antwort, um unseren Glauben, unsere Herzenshaltung und unsere Ernsthaftigkeit zu prüfen (vgl. Jak 5,16-18  / Luk 18,1-8 ).
Jesus ist barmherzig. Selbst dann, wenn wir kein Recht auf seine Zuwendung haben, weil wir gesündigt haben, ist er wohlwollend, wenn wir demütig umkehren und von Herzen glauben.

Mat 15,29-39    Heilungen und Speisung der 4000

» Matthäus » Mat 13,54 - 16,20  Ereignisse zur Frage wer Jesus ist

Mat 15,29-31   Heilungen am See

» Matthäus » Mat 13,54 - 16,20  Ereignisse zur Frage wer Jesus ist » Mat 15,29-39   Heilungen und Speisung der 4000

Nachdem Jesus einige Zeit im Ausland verbracht hat, kommt er nun wieder an den See Gennesaret. Die Situation ist sehr ähnlich wie in Mat 14,13-23 : Erst viele Heilungen am See, dann die Speisung der Menschenmenge.

Im Gegensatz zu Mat 14,13-14  finden die Heilungen aber nicht umittelbar am See statt, sondern auf einem Berg in der Nähe, den Jesus besteigt. In Mat 14,23  steigt er erst nach der Speisung auf den Berg.

Die gesamte Gegend um den See herum ist gebirgig. Die höhren Berge sind am Ostufer. Welcher Berg es gewesen ist, wird uns nicht gesagt. In Mat 15,39  wird erwähnt, dass Jesus mit dem Boot nach Magdala fuhr, was am äußersten Westufer des Sees lag. Dort fanden die Heilungen also nicht statt. Die Tatsache, dass von der Volksmenge viele Kranke mitgebracht wurden und auch Kinder (Mat 15,38 ), lässt darauf schließen, dass es kein besonders hoher Berg war, der nur mit Mühe hätte bestiegen werden können.

Die Zusammensetzung der Volksmenge, die zu Jesus kam, war offenbar im Hinblick auf ihre Erwartungen und ihren Glauben an Jesus sehr gemischt. Einige erwarteten vom ihm die Heilung von Kranken (Mat 15,30 ), während andere sich darüber wunderten, dass dann Heilungen geschahen (Mat 15,31 ).

Heilungen schlimmer und unheilbarer Krankheiten wie Lähmungen, Blindheit, Taubstummheit und schwere Köperbehinderungen ("Krüppel") geschehen normalerweise nicht. Sie sind eindeutig die Erfüllung von messianischen Prophezeiungen wie Jes 35,4-6  und Jes 42,1-7 .

Die Volksmenge preist daraufhin zwar den Gott Israels. Aber dass Jesus der Messias ist, erkennt die Mehrheit offenbar nicht, im Gegensatz zu der Heidin im vorhergehenden Abschnitt, Mat 15,21-28 , die Jesus mit dem Messias-Titel "Sohn Davids" anspricht.

Die Frage, wer Jesus ist, ist entscheidend. Sie wird im Matthäus-Evangelium immer wieder thematisiert. In Mat 16,13-20  kommt es dann zum Höhepunkt, wenn Jesus seinen Jüngern diese Frage direkt stellt und Petrus sich zu Jesus als dem Messias/Christus bekennt.

Mat 15,32-39   Die Speisung der 4000

» Matthäus » Mat 13,54 - 16,20  Ereignisse zur Frage wer Jesus ist » Mat 15,29-39   Heilungen und Speisung der 4000

Beobachtungen

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Jesus sorgt sich um die leiblichen Bedürfnisse seiner Zuhörer. Sie sind gegenüber den geistlichen Bedürfnissen nicht unwichtig.
Im Gegensatz zur Speisung der 5000 (Mat 14,13-21 ) fordert Jesus seine Jünger hier nicht direkt dazu auf, etwas Unmögliches zu tun. Wir können wohl annehmen, dass Jesus seine Jünger hier prüft, ob sie sich an die Speisung der 5000 noch erinnern und daraus etwas gelernt haben. Man würde doch erwarten, dass sie auf die Frage Jesu antworten sollten, dass es gemacht werden könnte, wie damals. Jesus könnte ein solches Wunder sicher nochmals tun. Aber so antworten sie nicht. Stattdessen betonen sie nur die Unlösbarkeit des Problems. Den Test bestehen sie also leider nicht. Jesus tadelt sie für ihren Kleinglauben aber erst nach dem nächsten Glaubensversagen in Mat 16,8 . Immerhin beweisen sie hier etwas Glauben dadurch, dass sie ihre Brote und Fische zur Verfügung stellen.
Auch jetzt erwartet Jesus wieder von den Jüngern, dass sie das Wenige, was sie haben, auch einsetzen, in dem Wissen, dass es nicht reicht, wenn Gott nicht ein Wunder tut. Wenn sie das nicht getan hätten, wäre das Wunder wohl nicht geschehen. Jesus dankt für das viel zu Wenige und Gott füllt den Mangel aus.
Auch hier gibt Gott wieder im Überfluss: Es bleibt mehr übrig, als am Anfang vorhanden war. Daraus dürfen wir allerdings nicht schließen, dass das immer geschehen muss. Paulus z.B. hat auch Mangel erlebt (Php 4,12 ). Auch die Gemeinde in Jerusalem hatte Mangel, so dass sie durch Spendensammlungen unterstützt werden musste (2Ko 8,14 ).
Parallelen

» Matthäus » Mat 13,54 - 16,20  Ereignisse zur Frage wer Jesus ist » Mat 15,29-39   Heilungen und Speisung der 4000 » Mat 15,32-39  Die Speisung der 4000

Das Prinzip, dass Wunder mit einer Glaubenprüfung verbunden sind, kommt in der Bibel oft vor, nicht nur bei Jesus, sondern auch im Alten Testament:

Beim Auszug aus Ägypten:

Erstgeborene werden nur verschont, wenn Blut am Türpfosten ist2Mo 12,21-23 
Aufbrechen in Richtung Schilfmeer trotz Verfolgung durch die Ägypter2Mo 14,10-31 
Die Priester mussten in den Jordan treten, bevor er aufgestaut wurdeJos 3,8-17 

Bei Elia und Elisa:

Elia am Bach Krit von Raben versorgt1Kg 17,2-6 
Öl und Mehl der Witwe gehen nicht aus1Kg 17,8-16 
Öl der Witwe vermehrt sich zum Bezahlen der Schulden2Kg 4,1-7 
Zwanzig Brötchen reichen für 100 Prophetenjünger2Kg 4,42-44 
Naaman wird vom Aussatz geheilt, indem er im Jordan untertaucht2Kg 5,9-14 

Mat 16,1-12   Pharisäer und Sadduzäer: Zeichenforderung und Warnung vor ihnen

» Matthäus » Mat 13,54 - 16,20  Ereignisse zur Frage wer Jesus ist

Mat 16,1-4   Ablehnung der Zeichenforderung der Pharisäer und Sadduzäer

» Matthäus » Mat 13,54 - 16,20  Ereignisse zur Frage wer Jesus ist » Mat 16,1-12  Pharisäer und Sadduzäer: Zeichenforderung und Warnung vor ihnen

Die Pharisäer und Sadduzäer bezweifeln die Autorität Jesu als von Gott gesandtem Propheten und fordern daher wiederholt einen Beweis seiner Autorität, genau wie schon in Mat 12,38-42 . Als einen solchen Beweis akzeptieren sie nur ein spektakuläres "Zeichen vom Himmel", d.h. von Gott.

Aus folgenden Gründen ist diese Forderung unberechtigt:

1.Jesus hat bereits viele Wunderzeichen gegeben, die völlig eindeutig sind. Er verweist auf die geschehenen Zeichen der Zeit, die ihn als Messias ausweisen (Mat 11,2-5  / Mat 14,19-21  / Mat 14,35-36  / Mat 15,30 ). Nur ein Zeichen steht noch aus, das Zeichen des Jona, d.h. Jesu Auferstehung (vgl. Mat 12,38-39 ).
2.Ein Prophet muss sich nicht durch spektakuläre Wunder auszeichnen. Die wenigsten alttestamentlichen Propheten haben das getan. Gott selbst fordert nur dazu auf, die Propheten anhand ihrer Worte zu prüfen, ob sie eintreffen (5Mo 11,20-22 ). Zeichenwunder muss der richtige Prophet nicht tun. Spektakuläre Wunderzeichen können sogar bei falschen Propheten auftreten und sind daher alleine kein Beweis für göttliche Autorität (5Mo 13,2-6  / Mt 24,24  / Off 13,13-14  / Off 16,13-14 ).
3.Jesus, der Sohn Gottes bestimmt, wie er sich offenbart. Er lässt sich nicht auf die Probe stellen und herumkommandieren.

Warum wollen die Pharisäer und Sadduzäer trotzdem ein Zeichen?

Jesus kennt ihre Motive und nennt sie daher ein "böses und ehebrecherisches Geschlecht". Ehebruch ist hier symbolisch gemeint und ist im AT oft das Bild für Götzendienst, Untreue und Ungehorsam Gott gegenüber (Jes 54,5  / Jer 3,20  / Hes 16,1-52  / Jes 23,1-7+36-39 ). Die Pharisäer und Sadduzäer, die das AT gut kannten, verstanden sicher was Jesus ihnen vorwarf.

Ihr Motiv war also Unglaube und Ungehorsam. Sie suchten einen Grund Jesus nicht gehorchen zu müssen. Eine Ursache für diesen Unglauben mag gewesen sein, dass sie sich den Messias anders vorgestellt haben und Jesus deshalb nicht in ihr Schema passte.

Das Problem haben wir oft, dass Gott anders handelt, als wir uns das vorstellen, und es uns deshalb schwer fällt, ihm zu vertrauen. Sogar Johannes der Täufer hatte damit zu kämpfen (Mat 11,2-6 ).

Mat 16,5-12   Warnung vor den Pharisäern und Sadduzäern und der Kleinglaube der Jünger

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Was meint Jesus mit dem "Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer"?

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Beim Brotbacken setzte man dem Teig aus frischem Mehl ein Stück alten, gesäuerten Teig hinzu, das man vom letzten Mal her in Wasser aufbewahrt hatte. Dadurch wurde der ganze Teig durchsäuert und gelockert. Diese Wirkung des S. wird zum Bild für unauffällige, doch gründliche und durchdringende Einflüsse im bösen (Mt 16,6.11.12 ; Mk 8,15 ; Lk 12,1 ; Gal 5,9 ), aber auch im guten Sinn (Mt 13,33 ; Lk 13,21 ).
[Rienecker, Lexikon zur Bibel]

In der Parallelstelle Luk 12,1  wird der Sauerteig der Pharisäer explizit als deren Heuchelei bezeichnet. Das passt auch hier. Die Pharisäer und Sadduzäer geben sich äußerlich fromm, sind aber im Herzen ungläubig. In Mat 16,12  wird der Sauerteig mit der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer gleichgetzt. Ihr falsches Denken spiegelt sich auch in dem, was sie lehren.

Der Kleinglaube der Jünger

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Wegen ihres Kleinglaubens und der daraus folgenden irdischen Sorgen haben die Jünger ihre Gedanken bei unwichtigen Dingen und verstehen Jesus daher falsch.

Ihre Gedanken sind noch nicht einmal logisch. Was haben Pharisäer und Sadduzäer mit Brot zu tun? Man sieht hier, dass sogar der Verstand beeinträchtigt ist, wenn man sich in seinen Gedanken nicht von Jesus leiten lässt (vgl. Eph 4,18 ).

Zusammenfassung: Unglaube und Kleinglaube

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Dieser Abschnitt stellt den Unterschied zwischen Unglauben (Pharisäer und Sadduzäer) und Kleinglauben (Jünger) dar.

Der Unglaube ist gekennzeichnet durch eine ablehnende Haltung und Unwille. Der Kleinglaube ist vom Wesentlichen abgelenkt durch Alltagssorgen. Aber er schließt weitreichende Glaubensbekenntnisse nicht aus, wie das Bekenntnis des Petrus zeigt, das im nächsten Abschnitt berichtet wird.

Aber beide, Unglaube und Kleinglaube, machen den Fehler, dass sie bereits geschehene Zeichen Gottes nicht zur Kenntnis nehmen und daraus nicht die richtigen Schlüsse für die Gegenwart ziehen.

Mat 16,13-20   Bekenntnis des Petrus und Jesu Verheißungen für die Gemeinde

» Matthäus » Mat 13,54 - 16,20  Ereignisse zur Frage wer Jesus ist

Mat 16,13-16   Meinungen wer Jesus ist

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Jesus zieht sich mit seinen Jüngern ins Ausland zurück um sie in Ruhe lehren zu können und sie auf den Höhepunkt in Jerusalem vorzubereiten. Cäsarea Philippi liegt weit im Norden von Galiläa, direkt am Südzipfel des Hermon-Gebirges.

Jesus fordert seine Jünger zu einer Entscheidung heraus indem er erst nach der Meinung der Leute über seine Person und dann nach der Meinung der Jünger fragt.

Die meisten Menschen halten Jesus für jemand Wichtigen, von Gott Gesandten, für einen genialen Menschen. Aber ihr Denken ist rückwärts gewandt. Sie identifizieren ihn nur mit Personen, die früher aufgetreten sind. Dabei hat Gott deren Wiedererscheinen gar nicht vorhergesagt (mit Ausnahme von Elia, Mal 3,23-24 ).

Aber das Auftreten des Messias ist mehrmals vorausgesagt. Petrus erkennt das und sieht in Jesus nicht nur einen von vielen Wichtigen, sondern den alles entscheidenden Retter und Sohn Gottes.

Daran, wie ein Mensch über Jesus denkt, entscheidet sich, ob er wirklich Christ ist, oder nur ein Sympathisant.

Mat 16,17+20   Wie kommt man zur richtigen Erkenntnis über die Person Jesu?

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Diese wichtige Erkenntnis ist nicht Verdienst des Menschen, sondern wird von Gott geschenkt. (Vgl. auch Joh 6,44 )

Warum offenbart Gott diese wichtige Erkenntnis nur Petrus und den Jüngern?

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Gott gibt sie offenbar denen, die willig und bereit sind zu glauben
Warum predigt Jesus nicht direkt, dass er der Christus ist, und warum verbietet er den Jüngern davon zu reden?

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Vielleicht aus dem selben Grund, aus dem er auch das Erzählen von Heilungen verbietet.
Die Direktheit hätte eine noch schnellere Ablehnung durch die religiöse Führungsschicht zur Folge gehabt.
Die Überzeugung ist tiefer, wenn jemand selbst zu der Erkenntnis kommt, als wenn es ihm jemand sagt.
Jesus wollte keine Reklame für sich selbst machen lassen, sondern will, dass die Menschen durch Gottes Hilfe selbst erkennen, wer er ist.
Ein Bekanntwerden seiner Messianität hätte dazu führen können, dass er aufgrund der falschen Vorstellung, die die Leute von dessen Kommen hatten, seinen Auftrag nicht mehr hätte ausführen können.

Hier einige der Folgen, die das Bekanntwerden seiner Wunder bereits hatte:

Jesus wird bedrängt und kann sich nicht mehr frei bewegenMrk 1,45 
Luk 5,15 
Jesus muss sich künftig verstecken, um in Ruhe beten zu könnenLuk 5,16 
Nach der Speisung der 5000 wollen sie Jesus mit Gewalt zum König machenJoh 6,15 

Diese Frage hängt auch eng mit folgenden ähnlichen Situationen zusammen:

Die Frage nach dem Sinn der Gleichnisrede (Mat 13,10-17 )
Zahlreiche Verbote Jesu, von seinen Wundern zu berichten (Mat 8,4  / Mat 9,30  / Mrk 1,43-45  / Mrk 3,12  / Mrk 5,43  / Mrk 7,36  etc.)
Die Ablehnung der Zeichenforderungen (Mat 12,38-42  / Mat 16,1-4 )
Gilt das Verbot, Jesus als Christus zu verkündigen, auch heute noch?

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Da Jesus nicht mehr sichtbar unter uns ist, bestehen die oben genannten Gefahren von Fehlinterpretationen und Fehlverhalten nicht mehr.
Seit Pfingsten hat sich die Situation geändert. Das Werk Jesu ist vollendet. Deshalb sollen die Jünger seine Zeugen sein (Apg 1,8 ). Deshalb wird seit Pfingsten Jesus in der Evangelisation klar und direkt der Christus genannt (Apg 2,29-36  / Apg 3,14-19  / Apg 8,5  / Apg 10,34-36 ).
Da die Frage, wer Jesus ist, so entscheidend ist, muss sie im Mittelpunkt jeder Evangelisation stehen, egal ob im privaten Gespräch oder öffentlichen Vortrag.

Mat 16,18   Die Verheißung der Gemeinde

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Hier erwähnt Jesus das erste Mal die Gemeinde und verheißt ihr Unsterblichkeit ("die Pforten des Totenreichs werden sie nicht überwältigen").

Er betont noch einmal den Beinamen, den er Simon gegeben hat (griech. "petros" = Stein) und dass er auf diesen Fels (griech. "petra" = Fels, Felsenhöhle, Grabhöhle, Felsenburg, Stein) seine Gemeinde bauen wird. Einen petra-Fels nennt Jesus auch in Mat 7,24-25  als guten Baugrund.

Wer oder was ist mit dem Fels gemeint, auf den Jesus seine Gemeinde baut? Es gibt mindestens drei verschiedene Deutungsmöglichkeiten:

1.Simon Petrus: Dafür spricht, dass er unmittelbar erwähnt wird, bevor Jesus mit "auf diesen Petra" auf etwas vorher erwähntes Bezug nimmt. Dagegen sprechen die zwei verschiedenen Worte, die verwendet werden. Es ist auch sonst nicht Jesu Art Menschen derartig in den Mittelpunkt zu stellen (vgl. Mat 23,9  / Mrk 10,35-45 ). Diese Deutung wird von der römisch-katholischen Kirche vertreten. Auch Ron Rhodes, "Verstehst du, was du liest?" (SCM R.Brockhaus, 2009) hält diese Deutung für naheliegend und sieht die Motive für andere Deutungen vor allem in der Ablehnung des Papsttums, das damit begründet wird.
2.Das Bekenntnis Simons zu Jesus als Christus: Dafür spricht, dass es keinen Konflikt durch die zwei verschiedenen Wörter gibt, und auch die Bezugnahme "auf diesen Felsen ..." ist noch logisch, weil das Bekenntnis direkt vorangeht. Diese Deutung wird von mehreren Kommentatoren vertreten, z.B. von Luther.
3.Jesus: Dafür spricht, dass es in dem ganzen Abschnitt um die Person Jesu geht. Wenn sonst vom Fels oder vom Bau der Gemeinde die Rede ist, kommt in dem Zusammenhang immer Christus vor, nicht Simon Petrus (1Ko 10,4  / 1Ko 3,11  Grund = Christus / 1Pt 2,3-8  hier nicht petros, sondern lithos / Mat 21,42-44  lithos). Dagegen spricht, dass der Bezug durch "auf diesen Petra ..." nicht mehr so klar ist. Diese Deutung wird trotzdem von vielen Kommentatoren vertreten.

Mat 16,19   Schlüssel des Himmelreichs und die Autorität zum Binden und Lösen

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In folgenden Zusammenhängen kommt der Schlüssel vor:

Schlüssel sind ein Symbol für Jesu Autorität (vgl. Jes 22,22  / Off 3,7 ). Er hat die Schlüssel des Todes und des Totenreichs (Off 1,17-18 ).
Die Gesetzeslehrer haben dem Volk den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen (Luk 11,52 ).
Die Gesetzeslehrer und Pharisäer haben den Menschen das Himmelreich zugeschlossen (Mat 23,13 ).

Die Erwähnung der Himmel im Zusammenhang mit dem Schlüssel und dem Binden und Lösen lässt darauf schließen, dass das Binden und Lösen erklären soll, was mit dem Schlüssel des Himmelreichs gemeint ist.

Was aber ist mit dem Binden und Lösen gemeint? Folgende Stellen haben Ähnlichkeit mit dieser:

In Mat 18,15-18  spricht Jesus die Autorität des Bindens und Lösens allen Jüngern zu und zwar im Zusammenhang mit dem Umgang mit Sünde in der Gemeinde und dem Gemeindeausschluss.
In Joh 20,23  gibt Jesus den Jüngern die Vollmacht Sünden zu erlassen oder zu behalten.
Gott offenbart den Wohlgeruch seiner Erkenntnis durch uns ... unter denen, die gerettet werden und denen, die verloren gehen, ein Geruch des Todes, bzw. des Lebens (2Ko 2,14-16 ).

Die folgenden Deutungsmöglichkeiten werden jeweils in mehreren Kommentaren genannt:

Die Predigt des Petrus und der anderen Jünger wird die Zuhörer zur Entscheidung herausfordern und je nach ihrer Entscheidung zu Gericht (Gefangenschaft=Bindung in der Hölle) oder Gnade (Erlösung) führen und somit über die Aufnahme ins Himmelreich entscheiden. Das erste Mal zeigte sich diese Vollmacht des Petrus in seiner Pfingstpredigt (Apg 2,14-41 ), dem Gebet und Handauflegen bei den Samaritanern, auf das Gott mit der Gabe des Heiligen Geistes antwortete, und der ersten Predigt bei Heiden (Apg 10,34-48 ). Diese Ereignisse werden von vielen Kommentatoren als das Lösen verstanden. Als Binden wird sein Umgang mit Ananias und Saphira (Apg 5,1-11 ) und dem Zauberer Simon (Apg 8,18-23 ) verstanden. Diese Deutungsmöglichkeit stützt sich hauptsächlich auf den Begriff des Schlüssels des Himmelreichs und auf die am Anfang genannten Bibelstellen, wo dieser Begriff vorkommt. Die damalige Bedeutung von Binden und Lösen wird nicht in Betracht gezogen.
Lösen und Binden wird entsprechend damaligem Sprachgebrauch, insbesondere bei Rabbinern und im Talmud, mit Erlauben und Verbieten gleichgesetzt. Es bezieht sich damit auf die Autorität zur Selbstverwaltung der irdischen Gemeinde. Diese Auffassung stützt sich auf Mat 16,19  (... was immer du auf der Erde binden wirst ... auf der Erde lösen wirst ...) und Mat 18,18 . Die Autorität bezieht sich sowohl auf die Gemeindezucht (Mat 18,18 ), als auch auf Lehrfragen (Apg 11,1-18  / Apg 15,1-29 ). Diesbezügliche Entscheidungen werden im Himmel anerkannt. Diese Deutungsmöglicheit stützt sich hauptsächlich auf die damalige Benutzung der Wörter binden/lösen und Mat 18,18 . Sie ist aber problematisch wenn man die vielen Irrwege in Bezug auf Lehren und Exkommunikationen in der Kirchengeschichte betrachtet. Man muss dann diese Autorität auf Petrus und die Apostel beschränkt verstehen (vgl. Eph 2,20-22 ).



Kommentar zum Matthäus-EvangeliumRoland Hofmann