Mat 5 - 7  Bergpredigt

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Mat 5,1-12   Seligpreisungen

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30.9.96

Mat 5,1-3   Einleitung der Bergpredigt

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Die Bergpredigt und insbesondere die Seligpreisungen sind eine Lehre an die Jünger, die Jesus nachfolgen wollen. Aber auch andere, nur Neugierige, waren anwesend und hörten mit. Sie erfahren hier die Prinzipien Gottes und erleben, wie drastisch sie sich von den menschlichen und jüdischen der damaligen Zeit unterscheiden.

Die Verheißungen ("..., denn sie ...") gelten nur für Leute, die an Jesus glauben. (Sonst würden sich Widersprüche zu anderen Stellen der Bibel ergeben, z.B. Joh 14,6 )

"Selig sind, ..." bedeutet "Glücklich sind, ...", "Zu beneiden sind, ..."

Die Seligpreisungen geben eine Beschreibung des Charakters und Verhaltens eines Christen, wie Gott es von uns erwartet. Diese Eigenschaften widersprechen meist drastisch dem, was in der gottlosen Welt als gut und erstrebenswert gilt. Dies ergibt sich daraus, dass der Mensch aufgrund seines sündigen Wesens anders denkt als Gott (Jes 55,7-9 ).

Mat 5,3   Arme im Geist

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"arm im Geist" sind die, die sich nicht für große Theologen und Gerechte halten, sondern wissen und bekennen, dass sie vor Gott nichts vorzuweisen haben, sondern ganz auf Gottes Gnade angewiesen sind. Dies ist ein Wort gegen das falsche Denken der Pharisäer und Schriftgelehrten. Gerade die, die sich für gerecht halten und meinen wegen ihrer eigenen Gerechtigkeit zu Gott zu kommen, werden nicht ins Himmelreich kommen (vergl. Mat 5,20 ), sondern die, die verstanden haben, dass sie es aus eigenem Bemühen nicht schaffen können.

Mat 5,4   Trauernde

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"trauern" bezieht sich nach Meinung mehrerer Kommentatoren auf das Trauern über die eigene Sünde und die Sünde in der Welt.

Mat 5,5   Sanftmütige

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"die Sanftmütigen" werden letztendlich Erfolg haben und mit Christus herrschen, nicht die, die Herrschaft und Erfolg mit Gewalt an sich reißen wollen.

Mat 5,6   Nach Gerechtigkeit Hungernde

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"hungern nach der Gerechtigkeit" bezieht sich nicht auf die Gerechtigkeit von Mächtigen gegenüber Untergebenen, sondern, wie fast immer in der Bibel, auf die Tadellosigkeit vor Gott. Die, die unter ihrer eigenen Sünde leiden und sich danach sehnen, davon befreit zu werden, denen wird Gott die Gerechtigkeit durch den Opfertod Jesu verschaffen.

Mat 5,7   Barmherzige

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"die Barmherzigen": Martyn Lloyd-Jones (Studies in the Sermon on the Mount) vergleicht Barmherzigkeit mit Gnade und sieht den Unterschied darin, dass sich die Gnade auf die Sünde selbst bezieht, während die Barmherzigkeit sich auf die bedauerlichen Folgen der Sünde bezieht. Barmherzigkeit ist Mitleid verbunden mit dem aktiven Handeln zur Linderung des Leids. (Vergl. die Geschichte vom barmherzigen Samariter: Luk 10,30-37 ). Dieses ist die erste Seligpreisung, die im Wesentlichen ein Tun bedeutet, während die anderen das Sein und die innere Einstellung behandeln. Man kann daraus schließen, dass die innere Haltung und Einstellung vor Gott eine Voraussetzung ist, die erfüllt sein muss, bevor das richtige Handeln kommen kann.

Jemand, der nicht barmherzig ist, zeigt damit, dass er die eigene Sünde und die Gnade und Barmherzigkeit Gottes nicht erkannt hat. Ein solcher hat keine echte Umkehr vollzogen. Wer jedoch Buße getan hat, von Jesus Vergebung emfpangen hat und aus dieser Motivation heraus barmherzig ist, der kann sich freuen über die Barmherzigkeit, die er von Gott emfangen wird. (Vergl. 5. Bitte im "Vater unser": Mat 6,12 )

Mat 5,8   Reine Herzen

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"reines Herz" heißt ohne Heuchelei, ohne Falschheit, aufrichtig, mit ehrlicher Motivation. (Vergl. das wichtigste Gebot: Mat 22,36-38 )

Im Gegensatz zu der Meinung der Pharisäer, für die das äußere Verhalten das einzig Wichtige ist, betont Jesus hier, was für Gott das Wichtigste ist, nämlich die innere Einstellung des Menschen. (Vergl. Mat 15,7-20  / Mat 23,23-28 ) Das Herz des Menschen ist allerdings böse von Jugend an (1Mo 8,21 ) und trügerisch und unheilbar (Jer 17,9 ). Diese Bedingung um Gott zu sehen, kann also kein Mensch ohne die Erlösung durch Jesus erfüllen. Ein reines Herz kann nur von Gott gegeben werden (Vergl. Psm 51,10  / Php 2,13 ).

Was mit "Gott sehen" gemeint ist, ist nicht sicher zu sagen. Es kann ein physikalisches Sehen oder ein Sehen im übertragenen Sinn (Eph 1,17-18 ) gemeint sein. Das physikalische Sehen ist jedoch normalerweise nicht möglich (2Mo 33,18-20 ). Das liegt auch mit an der Unreinheit des menschlichen Herzens (Jes 6,1-7 ). Einige Arten des Sehens sind trotzdem möglich (2Mo 24,9-11  / Joh 12,44-45  / Joh 14,8-9  / Off 4,1-11 ) oder werden durch die Erlösung durch Jesus möglich gemacht (1Jh 3,2 ).

Mat 5,9   Friedensstifter

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"Frieden stiften" bedeutet aktiv daran zu arbeiten, dass Frieden geschaffen wird. Dies darf sich nicht nur auf den Frieden zwischen Menschen beziehen, sondern besonders auf den Frieden zwischen Gott und Menschen. Frieden wird allein durch die Sünde des Menschen verhindert. Nur Jesus kann sie wirklich beseitigen. Damit ist er der wichtigste Friedensstifter überhaupt (Röm 5,1-11  / Röm 10,15  / Eph 2,1-18  / Kol 1,19-21  / 2Th 3,16 ). Wahrer Frieden ist ohne Erneuerung des Menschen durch den Glauben an Jesus nicht möglich. Jeder wirkliche Friedensstifter muss daher das Evangelium von Jesus (das Evangelium des Friedens Röm 10,15  / Eph 6,15 ) verkünden und sich in allem nach dem Vorbild Jesu richten. Niemand kann Friedensstifter im Sinne Jesu genannt werden, der Frieden zu schaffen versucht, ohne sich in seinen Bemühungen von diesen wichtigen Tatsachen leiten zu lassen. Natürlich ist es auch nicht möglich Frieden zu stiften, ohne selbst von Frieden erfüllt zu sein. Dies setzt die eigene Versöhnung mit Gott und innere Erneuerung durch Jesus voraus. Nur dadurch wird ein Mensch Gottes Kind (Joh 1,12  / Gal 3,26  / Gal 4,1-5 ).

Ein erfolgreicher Friedensstifer benötigt darüberhinaus bestimmte Eigenschaften, die ihn zur Vermittlung zwischen Feinden befähigen. Dazu gehören insbesondere die beiden von Jesus vorher genannten: Ehrlichkeit (reines Herz) ist notwendig, um das Vertrauen der anderen zu gewinnen und Barmherzigkeit, d.h. der richtige Umgang mit der Sünde und den menschlichen Fehlern, die dem Frieden entgegenwirken.

Wer Frieden stiftet ist Gottes Kind und Gottes Mitarbeiter, denn Gott ist ein Gott des Friedens (Röm 15,33  / Php 4,9  / 1Th 5,23  / ...) und Christus ist der Friedensfürst (Jes 9,5-6 )

Mat 5,10-12   Geschmähte und Verfolgte

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"wegen Gerechtigkeit verfolgt, geschmäht, verleumdet": Diese Seligpreisung bezieht sich nicht allgemein auf Verfolgte, sondern auf die, die "um der Gerechtigkeit willen" verfolgt werden. Mit Gerechtigkeit ist auch hier das persönliche Sein und Handeln als Jünger Jesu gemeint (Vergl. 1Pt 4,12-19 ). Insbesondere ist nicht politische Aktivität gemeint. Gerechtigkeit bedeutet, so zu sein wie Jesus (Vergl. Joh 15,18-21  / 2Ti 3,12 ). Dies ist jedoch ohne eine grundsätzliche Erneuerung, die nur durch die Bekehrung und Wiedergeburt geschieht, nicht möglich.

Mat 5,13-16   Jünger als Salz und Licht der Welt

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7.12.96

Der vorangehende Abschnitt beschreibt, dass der Christ sich deutlich von der Welt unterscheidet und nach völlig entgegengesetzten Prinzipien lebt. Das heißt aber nicht, dass er sich aus der Welt zurückzieht und absondert, sondern im Gegenteil: Er soll in die Welt hineingehen und auf sie einwirken.

Mat 5,13   Ihr seid das Salz der Erde ...

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Bedeutung des Salzes in der damaligen Zeit:

Lebenserhaltende, dauerverleihende (Konservierung) und reinigende Wirkung (vgl. Mrk 9,49 )
Salz gehörte zum Opfer und hat damit eine mit Gott verbindende Wirkung (3Mo 2,13  / 4Mo 18,19  / Hes 43,24 )
Salz kann auch Ausdruck des Zornes Gottes und seines Gerichts sein (5Mo 29,22-23  / Psm 107,33-34 )

Ob Salz salzlos oder fade werden kann, darüber gibt es verschiedene Auffassungen. Konnten Verunreinigungen im damaligen Salz dazu führen, dass der Salzgeschmack verlorenging? Für den geistlichen Bereich jedenfalls sieht Jesus diese Gefahr. Es darf nicht passieren, dass jemand zwar äußerlich Christ genannt wird (wie Salz aussieht), aber nicht als solcher handelt und keine Wirkung auf die Welt ausübt, d.h. nicht salzig ist. Vergl. 2Ti 3,5  / Off 3,1 .

Damit sagt Jesus also folgendes:

Die Welt ist ungenießbar und am Verfaulen weil sie gottlos ist. Das ist der Zustand der Welt aus Gottes Sicht. Ihr könnt ihr Sinn, Heilung und Bewahrung geben, indem ihr Gottes lebenserhaltende und reinigende Wirkung hineinbringt. Wenn ihr diese Wirkung nicht habt, dann ist euer Leben sinnlos wie Abfall, den man wegwirft.

Mat 5,14-16   Ihr seid das Licht der Welt ...

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Genau die gleiche Aussage wie in Vers 14 macht Jesus über sich selbst (Joh 8,12 )! Christen übernehmen also die Eigenschaften Christi und werden ihm ähnlich (Röm 8,29 ):

"Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts." (Eph 5,8 )

"Und dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist." (1Jh 1,5 )

Die Welt ist offensichtlich ohne den Einfluss Christi, den die Christen hineinbringen, dunkel. Vergl. 1Pt 2,9  / Apg 26,18  / Joh 12,46  / Joh 3,19  / Joh 1,5  / Mat 4,16 

Das bedeutet:

Die Menschen haben Orientierungsprobleme und finden den richtigen Weg nicht.
Es fehlt der Durchblick, um Dinge richtig beurteilen und sich daraufhin richtig verhalten zu können.
Bei Dunkelheit sieht man Hindernisse nicht, kann deshalb stürzen oder sich stoßen und sich damit verletzen. Die Welt und die Menschen sind deshalb übersät von Schäden und Verletzungen.
Dunkelheit begünstigt Krimialität. Verbrechen herrrscht und versteckt sich überall.

Christen sollen durch ihre Lebensweise den richtigen Lebensweg zeigen, d.h. den Weg zu und mit Gott. Sie schaffen den Menschen Klarheit über ihre gestörte Beziehung zu Gott und sich selbst. Sie machen Gottes Wertmaßstäbe deutlich und decken Sünde auf. Dadurch wird den Menschen der Welt klar, wer Gott ist, so dass sie sich ihm zuwenden. Dadurch werden sie geheilt von den Schäden und Verletzungen, die die Sünde angerichtet hat.

Diese Wirkung geht schon allein vom Lebensstil der Christen aus. Von Predigt ist hier nicht die Rede. Vergl. Php 2,14-15  / Joh 15,8  / Eph 5,8-15  / Joh 12,35-36  / 1Th 5,5-8 

Jesus spricht aber auch von der Gefahr, dass jemand etwas ganz Dummes und Lächerliches tut, nämlich die Lampe mit einem Eimer zudeckt. Dadurch wird die Lampe total sinnlos. Sie erfüllt den Sinn ihrer Existenz nicht mehr und wird nutzlos.

Mat 5,17-20   Geltung des Gesetzes

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt

18.1.97

Mat 5,17   Jesus erfüllt das Alte Testament

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 5,17-20  Geltung des Gesetzes

Jesus tritt hier von vornherein der falschen Meinung entgegen, seine späteren Aussagen "Ihr habt gehört... Ich aber sage euch..." würden das alttestamentliche Gesetz für ungültig erklären. Das ist nicht der Fall, sondern im Gegenteil: Er macht klar, was Gott mit den Gesetzen wirklich gemeint hat. Wenn die Gesetze damals nicht so streng formuliert wurden, wie Jesus sie darstellt, dann nur aus Gottes Rücksicht gegenüber der Schwäche des Menschen (vgl. Mat 19,8 ).

Mat 5,18   Das Alte Testament gilt bis zum Ende der Welt

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 5,17-20  Geltung des Gesetzes

"...bis alles geschehen sein wird" heißt, bis der Heilsplan Gottes vollständig ausgeführt ist und alle Prophzeiungen erfüllt sind. Dies ist der Fall, wenn "Himmel und Erde vergehen", also am Ende, nach dem letzten Gericht, wenn der neue Himmel und die neue Erde kommen (Offb 21,1-2 ). Bis dahin bleibt das Gesetz gültig. Jesus selbst wird der einzige sein, der es vollständig erfüllt (Joh 8,29+46  / 2Ko 5,21  / Heb 7,26-27 ).

Wie passt das mit Aussagen zusammen wie "Christus ist das Ende des Gesetzes ..." (Röm 10,4 )?

Jesus befreit die, die an ihn als Christus glauben, durch sein Sterben von dem Zwang, das Gesetz halten zum müssen (Gal 4,4-7 ). Das Gesetz gilt aber weiterhin und ist Ausdruck von Gottes Willen und Bewertungsmaßstab für das Handeln. Wenn Jesus es nicht stellvertretend für uns gehalten und für unsere Sünde gestorben wäre, würden wir gemäß dem Gesetz gerichtet. Das gilt auch, wenn wir dieses Erlösungswerk Jesu nicht annehmen (vgl. Gal 5,1-4 ).

Mat 5,19   Folge von Lehre über Gottes Gebote

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 5,17-20  Geltung des Gesetzes

Wer irgendein Gebot als unwichtig oder ungültig betrachtet kann vor Gott keine Anerkennung finden.

Mat 5,20   Voraussetzung um ins Himmelreich zu kommen

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 5,17-20  Geltung des Gesetzes

Die Schriftgelehrten und Pharisäer hielten sich selbst und wurden von anderen gehalten für Leute, die Gottes Gesetz bis in alle Einzelheiten erfüllten. Überfließend besser zu sein als sie, dürfte als unmöglich angesehen worden sein. Diese Aussage Jesu war also aufsehenerregend. Man kann sie aus zwei Blickwinkeln verstehen:

1.Jesus will damit sagen, dass Gottes Gesetz, so wie Er es gemeint hat, unmöglich zu halten ist (Röm 3,19-20 ) und dass man die Gerechtigkeit durch den Glauben an Jesus benötigt, um von Gott angenommen zu werden (Röm 3,21-24 ).
2.Jesus greift damit die Parisäer und Schriftgelehrten an und macht deutlich, dass sie das Gesetz nicht halten, weil sie es nur äußerlich erfüllen, ihren eigentlichen Sinn aber ignorieren (vgl. Mat 15,1-9  / Mat 23).

Mat 5,21-26   Bedeutung des Tötungsverbots

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt

1.2.97

Mat 5,21-22   Gedanken können Mord sein: Die Gesinnung ist entscheidend

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 5,21-26  Bedeutung des Tötungsverbots

Jesus erklärt in diesem und den folgenden Abschnitten, wie man handeln muss, wenn man eine "viel bessere Gerechtigkeit" (V.20) haben will, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer. Dieses richtige Verständnis der Gebote Gottes beruht darauf, dass man nicht nur tut, was äußerlich darin steht, sondern geht weiter.

Bei den Verboten verbietet Jesus nicht nur die schlechte Tat, sondern schon die Gesinnung, die der Tat vorausgehen kann. (Vergl. Heb 4,12 ) Wenn einer jemanden umbringt, ist dies nur der extreme Ausdruck von Hass, Wut oder Verachtung. Die Vorstufe dieser Gesinnungen kann eine Beschimpfung des anderen sein. Eine solche ist daher vor Gott ebenfalls Schuld.

Mat 5,23-24   Falsche Gesinnung disqualifiziert vom Gottesdienst

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Deshalb akzeptiert Gott auch keinen Gottesdienst von jemandem, der in dieser Weise gesündigt hat, solange diese Sünde der feindlichen Gesinnung gegenüber dem andern nicht beseitigt ist. (Vergl. Spr 21,3  / Jes 1,10-17 )

Mat 5,25-26   Versöhnung ist Pflicht

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 5,21-26  Bedeutung des Tötungsverbots

Wahrscheinlich sind diese Verse ein Gleichnis, mit dem die Situation der Schuld in Form einer feindseligen Gesinnung gegenüber einem anderen verdeutlicht werden soll: Der andere Mensch wird mich vor Gott, dem Richter, verklagen, und Gott wird mich, weil der andere im Recht ist, der Bestrafung ausliefern, wenn ich mich nicht mit dem anderen im Vorfeld des Gerichtsverfahrens ("während du noch mit ihm auf dem Weg bist") außergerichtlich geeinigt habe. Der letzte Satz verdeutlicht noch einmal die Schwere der Schuld, die keine vorzeitige Haftentlassung zulässt.

Mat 5,27-32   Was alles Ehebruch ist

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt

8.2.97

Mat 5,27-28   Ehebruch im Herzen

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 5,27-32  Was alles Ehebruch ist

Wieder legt Jesus das alttestamentliche Gesetz strenger aus, als es damals üblich war, und bewertet schon die Gedanken wie die Tat.

Mat 5,29-30  Sünde führt in die Hölle - Versuchung meiden

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Diese Verse werden in Mat 18,8-9  ähnlich wiederholt, wobei auch ein Fuß noch erwähnt wird, aber offen bleibt, ob es die linken oder rechten Gliedmaßen sind.

Wie sind diese Verse gemeint? Können sie wörtlich gemeint sein? Das ist aus folgenden Gründen unwahrscheinlich:

Eine Versuchung entsteht nie durch nur ein einziges Auge, sondern immer durch beide Augen. Es hätte keinen Sinn nur ein Auge zu entfernen, um die Versuchung zu beseitigen. Eine Versuchung entsteht nicht durch die Gliedmaßen und noch viel weniger nur durch eine einzige Hand, sondern durch das, was man sieht und die Gedanken, die man dabei hat.
Es gibt keinen Bericht dass irgendjemand sich selbst verstümmelt hat, weil er Versuchung unterbinden wollte. Mat 19,12  ist die einzige Stelle, die man so deuten könnte. Es spricht aber auch dort einiges dafür, dass damit keine physische Kastration gemeint ist.

Was meint Jesus also? Wahrscheinlich ist der Körper hier ein Bild für die Lebensführung. Auf jeden Fall sollen wir Versuchungen aus dem Weg gehen (Röm 13,14 ), falls möglich, und dafür auch schmerzhafte Maßnahmen ergreifen. Es kann notwendig sein, auf bestimmte Gewohnheiten zu verzichten und sich von allem zu trennen, was Versuchung bewirken kann. Die Versuchungen können durch unsere Sinne (Auge) oder durch Handlungsmöglichkeiten (Hand) ausgelöst werden.

Beispielsweise kann man auf das Fernsehen verzichten, wenn das Sehen bestimmter Szenen schlechte Gedanken auslöst. Oder man sollte die Computerspiele von seinem PC entfernen, wenn man dazu neigt zu viel Zeit damit zu verbringen, weil man damit nicht mehr aufhören kann.

Röm 6,6 : da wir dies erkennen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen.

Röm 8,13 : denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben, wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben.

1Ko 9,27 : sondern ich zerschlage meinen Leib und knechte ihn, damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst verwerflich werde.

Gal 5,24 : Die aber dem Christus Jesus angehören, haben das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden gekreuzigt.

Kol 3,5 : Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und Habsucht, die Götzendienst ist.

1Pt 4,1 : Da nun Christus im Fleisch gelitten hat, so waffnet auch ihr euch mit demselben Sinn. Denn wer im Fleisch gelitten hat, hat mit der Sünde abgeschlossen.

1Pt 4,2 : um die im Fleisch noch übrige Zeit nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben.

Mat 5,31-32   Ehescheidung ist Ehebruch

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Vergl. hierzu auchMat 19,3-12 
1Ko 7,10-16 

In Mat 19  wird auf 5Mo 24,1-4  Bezug genommen. Diese Stelle ist aber keine explizite Regelung oder Erlaubnis der Scheidung, sondern nur ein Gebot, was zu tun ist, wenn es dazu gekommen ist. Ein Gebot in der Form: "Wenn ein Mann seiner Frau überdrüssig wird, dann darf er sie mit einen Scheidebrief fortschicken.", gibt es nicht. Auch die Erlaubnis, die Mose gegeben hat, ist im Pentateuch nicht überliefert, weil es kein Gebot Gottes war, sondern nur von Gott geduldet wurde. Vielmehr gilt auch im Alten Testament grundsätzlich:

"Ich hasse Scheidung, spricht der HERR"Mal 2,16 

Mat 5,33-37   Christen sollen verlässlich sein

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt

15.2.97

Nicht schwören wie es zur Zeit Jesu üblich war

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Auch dieses Wort Jesu macht das Alte Testament nicht ungültig, sondern verstärkt die dortigen Forderungen. Es gibt dort keine Regeln darüber, wann jemand etwas mit einem Eid bekräftigen soll, sondern es heißt: "Ihr sollt nicht falsch schwören ..." (3Mo 19,11-12 ) und "Wenn jemand ein Gelübde tut oder einen Eid schwört, dass er sich zu etwas verpflichten will, ..." (4Mo 30,3 ). Vergl. auch Pred 5,1-5 .

Wer etwas schwören will, oder muss, der tut dies, weil man sonst damit rechnen muss, dass er lügt. Deswegen wird ja vor Gericht in bestimmten Fällen ein Eid verlangt. Auch bei bestimmten Berufen und Staatsbediensteten wird bei Eintritt in den Dienst ein Amtseid verlangt, weil ein Teuebruch dieser Personen besonders schwerwiegende Folgen für die Allgemeinheit hätte.

Zur Zeit Jesu war das Schwören scheinbar besondere Mode, weil es auch üblich war, dem eigenen Wort untreu zu werden. Es gab bestimmte Regeln, welche Eide gebrochen weden durften und welche nicht (Mat 23,16-22 ). Es gab eine Inflation von Schwurformeln. Wer diese Regeln nicht kannte, konnte legal betrogen werden.

Das war natürlich nicht im Sinne Gottes (3Mo 19,12 ). Deshalb wendet sich Jesus ganz radikal gegen diese Praktiken. (Vergl. auch Jak 5,12 ) Die Worte seiner Jünger sollen immer wahr und verlässlich sein und es nicht nötig haben, mit einem Eid bekräftigt zu werden. Christen sollen mit ihrem ganzen Leben Gott verherrlichen. Dazu sollen sie Gottes Eigenschaften möglichst gut verkörpern. Eine Eigenschaft Gottes ist, dass er nicht lügt und immer zu seinem Wort steht (Psm 33,4  / Psm 89,35-36  / Jer 1,11-12 ). Gott schwört allerdings auch (Psm 89,35  / Psm 110,4  / Psm 132,11  / Amos 4,2  / Heb 6,13+17 ). Jedoch steht er nicht in der Gefahr den Eid zu brechen.

Vers 37 bedeutet nicht, dass man keine Bedingungen nennen darf: "Ja, wenn dies oder das der Fall ist." Denn solche Einschränkungen sind oft nötig und es ist nur ehrlich, wenn man sie dem Gesprächspartner gegenüber auch nennt. Aber wir sollen keine Bekräftigungen hinzufügen in dem Schwörstil: "Ja, das schwöre ich dir..., so wahr...", sondern unser Wort ohne eine solche immer halten.

Schwören und Verlässlichkeit heute

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Das Schwören im Zusammenhang mit Versprechungen ist heute nicht mehr üblich und deshalb für Christen meist kein Thema. Im Geschäftsleben werden Versprechungen nicht durch Schwören, sondern durch Verträge bekräftigt. Diese müssen Christen, die Jesus gehorsam sein wollen, deshalb immer einhalten, egal ob sie schriftlich oder nur mündlich geschlossen wurden.

Es gibt jedoch noch den Eid vor Gericht und den Amtseid. Da Jesus sich hier wohl nicht gegen Versprechungen, sondern gegen den Missbrauch von Bekräftigungsformeln wendet, ist gegen den Eid vor Gericht und den Amtseid, der von der Volksgemeinschaft verlangt wird, nichts einzuwenden. Auch Jesus wurde vor Gericht unter Eid genommen und hat eine Aussage gemacht (Mat 26,63-64 ). Auch Paulus nennt Gott als Zeugen, was einem Zeugeneid vor Gericht ähnlich ist (Röm 1,9  / 2Ko 1,23  / 2Ko 11,31  / Php 1,8  / 1Th 2,5-10 ).

Es ist aber eventuell zu unterscheiden zwischen einem Eid zur Bekräftigung einer Aussage über die Vergangenheit (Zeugenaussage) und einer über die Zukunft (Versprechen, Verpflichtung). Möglicherweise bezieht sich Jesus nur auf letzters und verbietet einen solchen Eid auch deshalb, weil wir als Menschen keinen endgültigen Einfluss darauf haben, ob wir das Versprechen einhalten können. Vers 36 deutet darauf hin. Vergl. auch Pred 5,1-5 . Das würde auch erklären, warum es für Jesus und Paulus nicht gegen Gottes Willen verstieß den Zeugeneid zu leisten. Ein Amtseid wäre bei diesem Verständnis als Versprechungseid abzulehnen.

Mat 5,38-48   Umgang mit Forderungen und Feinden

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt

15.3.97

Mat 5,39-41   Umgang mit Rechtsfällen

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Dieser Abschitt wird häufig mit als erstes genannt, wenn behauptet wird, das Alte und Neue Testament würden einander widersprechen. Aber auch für diesen Abschnitt gilt Vers 17:"... ich bin nicht gekommen um aufzulösen, sondern zu erfüllen." Das alttestamentliche Gesetz gilt also weiterhin. Wie ist das zu vereinbaren?

Die alttestamentliche Regelung "Auge um Auge, Zahn um Zahn" (3Mo 24,17-21  / 2Mo 21,22-25  / 5Mo 19,15-21 ) ist ein Gesetz, nach dem die Richter urteilen sollten. Dieses Gesetz hat Jesus nicht aufgehoben. Er fordert aber von seinen Jüngern, dass sie unter bestimmten Umständen nicht vor Gericht gehen und nicht auf ihrem Recht bestehen sollten, bzw. mehr tun sollen, als das Gesetz von ihnen verlangt.

Jesus nennt folgende Rechtsfälle:

39 Der Schlag mit der Rückseite der Hand auf die rechte Backe war eine Beschimpfung und Beleidigung. (Evtl. vergleichbar mit dem Vogelzeigen) Das wurde nach jüdischem Zivilrecht mit einer Geldstrafe bestraft.
40 Ein Gläubiger hatte das Recht vom Schuldner ein Pfand zu verlangen. Dieses musste er jedoch zurückgeben, wenn es der Schuldner zum Leben brauchte, z.B. ein Kleidungsstück (5Mo 24,10-13 ).
41 Da es gefährlich war, allein zu reisen (vergl. Luk 10,30 ), konnten bestimmte Personen, insbesondere die Römer, andere dazu verpflichten, sie für eine begrenzte Entfernung zu begleiten.

Als Beispiele für seine Forderung, dem Bösen nicht zu widerstehen, nennt Jesus nur relativ einfache, zumutbare Fälle: Auf eine Beleidigung nicht gleich mit einem Gerichtsverfahren zu reagieren, als Pfand mehr zu geben, als man verpflichtet ist (wobei man Lebensnotwendiges zurückbekam, wenn es gebraucht wurde), statt eine Meile zwei zu gehen. Das sind alles keine Leistungen, die viel kosten. Jesus hat nicht gefordert nicht vor Gericht zu gehen, wenn uns jemand beraubt oder eine schwere Körperverletzung zufügt. Auf letzteres bezieht sich das AT-Gesetz. Ein solches Beispiel hätte also nahegelegen.

Jesus verlangt also nicht, dass wir alles über uns ergehen lassen und uns zum Sklaven anderer machen sollen, die mit uns umgehen können, wie sie wollen. Er selbst und Paulus haben auf ihr Recht hingewiesen, als sie geschlagen wurden (Joh 18,22-23  / Apg 23,2-5  / Apg 16,35-39 ). Es wird nicht erwähnt, dass sie die andere Backe hingehalten haben. Das lässt vermuten, dass diese Aufforderung nicht wörtlich gemeint ist, sondern durch Übertreibung die Haltung verdeutlicht werden soll, die Jesu Jünger haben sollen: Das Böse nicht mit neuem Bösen zu beantworten, sondern mit Gutem zu überwinden (Röm 12,21 ).

Mat 5,42   Umgang mit Bitten um Kredit

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Vers 42 wirft Fragen auf:

Soll ich jedem geben, was er verlangt, selbst dann, ...

1)... wenn zu erwarten ist, dass er damit Unheil anrichtet?
2)... wenn er es gar nicht nötig hat, sondern nur der Bequemlichkeit wegen bettelt und mutwillig auf Kosten anderer lebt?
3)... wenn es mich viel kostet und ich durch die Erfüllung der Bitte beeinträchtigt oder gefährdet bin?
zu 1) und 2): Gott selbst erfüllt Bitten mit unehrlicher Haltung des Beters nicht (Psm 66,18  / Jak 4,3 ), ebenso Jesus (Mat 12,38-39 ). Da Jesus für seine Jünger Vorbild ist, können wir davon ausgehen, dass sich Vers 42 nur auf ehrliche Bitten aus echter Not heraus bezieht.
zu 3): Was ist aus dem Beispiel Jesu bzgl. dieser Frage zu schließen? Jesus hatte kein Geld und wurde nicht um welches gebeten. Seine Hilfe für Menschen bestand immer aus Heilungen (körperliche und seelische), die ihn außer ein wenig Zeit pro Heilung nichts kosteten. Die Menge der Heilungen kostete ihn allerdings sehr viel Zeit, so dass er sich manchmal zurückzog, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Seine Hauptaufgabe war die Verkündigung des Evangeliums, die er nicht vernachlässigen wollte (Mrk 1,35-38 ). Persönliche Interessen Jesu (z.B. Hobbies, Unterhaltung, Familie, Beruf) wurden allerdings nie eingeschränkt, da nicht berichtet ist, dass er solche hatte. Er war stattdessen ganz für andere Menschen da. Das war sein Beruf und sein Hobby. Daher kam er nie in Konflikte zwischen persönlichen Bedürfnissen und den Wünschen die an ihn herangetragen wurden. Am Ende hat er sogar sein Leben für alle anderen Menschen hingegeben. Dies wurde allerdings nicht von ihm erbeten, weil niemand verstanden hat, dass es notwendig war.

Daraus ergeben sich folgende Schlüsse:

Es gibt drei Gruppen von Interessen, die miteinander in Konflikt stehen können:

die Wünsche anderer Menschen an mich
meine eigenen Wünsche und Ziele
Gottes Wille

Die Fragen zu Vers 42 betreffen zwei der drei möglichen Konflikte:

1.ich - andere
2.andere - Gott

Aus dem Beispiel Jesu ergeben sich folgende Prinzipien:

zu 1.: Was ich nicht habe, wird niemand von mir verlangen. Wenn ich keine persönlichen Interessen habe, sondern mich als Diener Gottes und der anderen Menschen sehe, entstehen keine Interessenkonflikte mit meinen eigenen Wünschen (vergl. 1Ko 7,29-35  / Mat 6,33 ).
zu 2.: Es ist Gottes Wille, dass ich anderen Menschen diene. Entstehen trotzdem einmal Interessenkonflikte zwischen den Wünschen, die Menschen an mich herantragen und den Zielen Gottes, dann ist letzteren der Vorzug zu geben.

Mat 5,43   Feindesliebe und das Alte Testament

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 5,38-48  Umgang mit Forderungen und Feinden

Jesus bezieht sich auf 3Mo 19,18 : "... Du sollst dienen Nächsten lieben wie dich selbst. ...". Vom Hassen der Feinde steht dort nichts. Auch sonst gibt es kein allgemeines Gebot seine Feinde zu hassen. Das Zitat endet also eigentlich vor dem "und ...".

Wohl aber gibt es ein Gebot Frieden und Wohl der Ammoniter und Moabiter nicht zu suchen und sie nicht in die Versammlung des HERRN aufzunehmen wegen ihrer früheren Feindschaft gegenüber Israel (5Mo 23,4-7 ). Das Besiegen der Feinde verspricht Gott mehrfach, wenn Israel ihm treu ist. Außerdem gibt es Gebote der Absonderung von Gottlosen: Josafat wird getadelt, weil er mit dem gottlosen König vom Nordreich zusammenarbeitete (2Ch 18,1-19,2 ).

Der Gedanke der Feindesliebe ist aber dem Alten Testament auch nicht fremd, sondern kommt auch dort schon vor (2Mo 23,4-5  / Spr 25,21-22 ). Hiob wertet Freude über das Unglück des Feindes als Schuld (Hiob 31,28-29 ).

Mat 5,44-48   Feindesliebe als Ausdruck der Gotteskindschaft

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 5,38-48  Umgang mit Forderungen und Feinden

Jesu Jünger sollen als Gottes Kinder im Umgang mit Feinden nach Gottes Vorbild handeln, damit sie sich auch nach außen als seine Kinder erweisen. Sie sollen Gottes Vollkommenheit zeigen. Das sollen sie tun, indem sie wie Er, auch Feinden und Bösen, Gutes und Lebensnotwendiges nicht vorenthalten. Auch dieser Gedanke ist schon im Alten Testament zu finden: "Ihr sollt heilig sein, denn Ich bin heilig."; kommt mehrfach vor, z.B. 3Mo 9,2 .

In Vers 46 spricht Jesus einen Lohn an. Es lohnt sich also sich zu überwinden und auch dem Feind Gutes zu tun. Wo dieser Lohn herkommt bleibt allerdings offen. Es kann sein, das der Lohn in einer verbesserten Beziehung zu dem Menschen liegt. Aber es ist auch wahrscheinlich, dass Gott die Menschen, die ihn auf diese Weise verherrlichen, auch noch auf übernatürliche Weise belohnt. Folgende Stellen sprechen davon: 1Ko 3,8-14  / 2Jh 1,8  / Off 11,18  / Off 22,12 

Mat 6,1-4   Richtiges Almosen

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt

22.3.97

Zunächst eine Frage: Wie passt diese Aussage Jesu zu Mat 5,14-16  (Licht der Welt leuchten lassen, damit sie eure guten Werke sehen ...)?

Die beiden angesprochenen Arten, etwas Gutes so zu tun, dass andere es sehen, unterscheiden sich in der Absicht, die damit verfolgt wird:

... damit sie ... euren Vater im Himmel preisen Mat 5,16 
... um von ihnen (den Leuten) gesehen zu werden Mat 6,1 

Jesus möchte, daß Gott verherrlicht wird. Wenn das bei einer guten Tat auch meine ehrliche und einzige Absicht ist, dann sollen andere sie auch sehen. Wenn ich aber in der Gefahr stehe, etwas deswegen zu tun, um selbst gelobt und geehrt zu werden, dann soll ich es geheim tun.

Im damaligen Judentum war es üblich den Geber großzügiger Spenden öffentlich zu ehren. Jesus verurteilt dieses Verfahren.

Wenn ich einen Gottesdienst tue, um gelobt und geehrt zu werden, dann ist es kein Gottesdienst mehr, sondern Heuchelei (Vers 2). Meine Motive entscheiden also darüber, ob ein und die selbe Tat von Gott anerkannt wird, oder nicht. Wenn ich dem Herrn aus der falschen Motivation diene, bekomme ich keinen Lohn vom Herrn. Nicht die Tat als solche ist entscheidend, sondern die innere Haltung, mit der ich sie tue.

Meine Motivation soll aus der Liebe zu Gott heraus kommen, nicht aus dem Egoismus.

Leider ist auch die verborgene gute Tat nicht ohne Gefahr durch falsche Motive. Auch im Stillen kann sich Stolz einschleichen (vergl. Luk 18,9-14 ). Heuchelei (Scheinheiligkeit) kann auch bei allen anderen Gelegenheiten auftreten, und zwar immer dann, wenn man besser erscheinen möchte, als man ist.

Mat 6,5-8   Allgemeines zum richtigen Beten

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt

19.4.97

Verse 5-6

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,5-8  Allgemeines zum richtigen Beten

Offensichtlich ist Gebet nicht nur ein Gespräch mit Gott, sondern wird von ihm auch als Dienst anerkannt, der belohnt wird. (Vergl. dazu Luk 2,36-37 )

Beim Gebet sind ebenso falsche Motive möglich wie beim Geben von Almosen. Wer zu falschen Motiven neigt, soll nicht öffentlich vor anderen beten.

Jesus verbietet jedoch nicht grundsätzlich das Beten in Gemeinschaft. Vergl. dazu:

Öffentliches Gebet im Alten TestamentPsm 18,49 
Psm 68,26 
Jesus betet öffentlichMat 14,19 
Mat 26,26-27 
Joh 11,41-43 
Paulus betet öffentlichApg 16,25 
Apg 27,35 
Siehe weitere Stellen in:Thematischer Pfadfinder zur Bibel, F 12 Gesellschaftlicher Rahmen des Gebets

Für das Beten gilt genau das Gleiche, wie für Wohltätigkeiten. Diese sollen auch nur dann nicht öffentlich getan werden, wenn falsche Motive vorliegen.

Siehe Kommentar zu:Mat 6,1-4 Richtiges Almosen

Verse 7-8

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,5-8  Allgemeines zum richtigen Beten

Wie passt Vers 7 zusammen mit den Aufforderungen zu beharrlichem Gebet, z.B. Luk 18,1-7  ?

Offensichtlich spricht Jesus hier nicht pauschal die Länge oder die Häufigkeit des Gebets an, denn er selbst betete ebenfalls lange (Luk 6,12-13  / Mat 14,23-25 ) und forderte zu regelmäßigem Gebet auf (s.o.). Es geht ihm um die Art wie gebetet wird, um den Inhalt. Besteht dieser aus endlosen Wiederholungen und Überredungsversuchen, dann ist das falsch und heidnisch.

Gott weiß was wir benötigen, bevor wir ihn bitten. Deshalb braucht er nicht informiert zu werden. Er will aber nicht automatisch alles geben, sondern gebeten werden. Dies könnte folgende Gründe haben:

Er will uns prüfen, ob das Anliegen uns wirklich wichtig ist (Jak 5,15-16 ).
Er will uns damit deutlich machen, dass wir von ihm abhängig sind und wir damit die richtige Haltung zu ihm und dem von ihm Geschenkten haben (Jak 4,3 ).
Wir brauchen das Gespräch mit Gott, genau wie wir das Gespräch mit Menschen brauchen, damit die Beziehung aufrecht erhalten wird.

Mat 6,9-15    Mustergebet "Vaterunser"

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt

8.5.97 bis 9.8.97

Die Anrede

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,9-15   Mustergebet "Vaterunser"

"Unser Vater im Himmel" drückt folgendes aus:

+Wir dürfen Gott unseren Vater nennen. Damit haben wir eine enge Beziehung zu ihm mit vielen daraus folgenden Eigenschaften: Gott liebt uns, sorgt für uns, erzieht uns, hilft uns. Gott ist der eigentliche Urvater (Eph 3,15 ).
+Trotzdem ist Gott im Himmel, d.h. er ist Herrscher und Autorität, und nicht wie irgendein Mensch oder Kumpel zu behandeln
+Dieses Gebet wendet sich in der Wir-Form an Gott. Es ist also als gemeinschaftliches Gebet gedacht. Für die Beziehung zu Gott ist die Beziehung in der Gemeinde wichtig. Dies kommt auch in Vers 12 zum Ausdruck.

Gottes Anliegen

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,9-15   Mustergebet "Vaterunser"

Nach der Anrede folgen als erstes Gottes Anliegen. Sie sollen damit auch unsere Anliegen sein und bei uns an erster Stelle stehen.

"Dein Name werde geheiligt"

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,9-15   Mustergebet "Vaterunser" » Gottes Anliegen

Gott ist einzigartig und unvergleichlich und erhaben. Deshalb ist sein Name nur mit Respekt und Ehrfurcht zu nennen. Die Ehre Gottes und das Beenden seiner Verunehrung und ist uns ein Anliegen, wenn wir eine intakte Beziehung zu Gott haben.

Wie wird Gott verunehrt? Durch jede Sünde, insbesondere solche, die sich direkt gegen Gott selbst und sein Wort richtet, wie Spott, Götzendienst, Missbrauch des Namens Gottes, Atheismus, Unglaube, Misstrauen gegen Gott, eine unchristliche Lebensführung als Christ, die andere vom Glauben abhält (2Ko 6,3  / 1Ti 6,1  / Tit 2,5  / 2Pt 2,2 ).

Wie wird dagegen Gott geehrt? Durch Gehorsam, Lob, Dank, Vertrauen. Dass das in unserem eigenen Leben und im Leben anderer Menschen geschieht, dafür sollen wir beten.

Siehe:Thematischer Pfadfinder zur Bibel, E51 Wirkung der Lebensweise auf andere
"Dein Reich komme"

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,9-15   Mustergebet "Vaterunser" » Gottes Anliegen

In dieser Welt herrscht noch der Teufel (Luk 4,5-6  / 1Jh 5,19 ). Bei den Menschen, die an Jesus glauben, hat die Herrschaft Gottes in ihrem Leben zwar schon begonnen. Aber in vieler Hinsicht ist sie noch nicht vollständig und die Herrschaft Gottes über alle Menschen steht noch aus. Der Betende sehnt sich danach, dass Gott die uneingeschränkte Herrschaft bekommt, bzw. antritt. Das kann sich auf unser privates Leben, auf die Gemeinde oder auch auf die Welt beziehen. Dies schließt den Willen zum Gehorsam Gott gegenüber ein und heißt, dass sich der Betende selbst als Untertan, als Diener Gottes sieht und nicht selbst bestimmen und herrschen will. Dieser Wille zur Unterordnung drückt auch das Vertrauen aus, dass Gott ein gerechter und optimaler Herrscher ist, der niemanden unterdrückt oder benachteiligt, sondern jedem zu seinem Recht verhilft und jedem alles gibt, was er braucht. Es macht Freude, sich einem solchen Herrscher unterzuordnen.

"Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf der Erde"

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,9-15   Mustergebet "Vaterunser" » Gottes Anliegen

Wer so betet, dem ist wichtig, dass Gottes Wille in der Welt, der Gemeinde und dem eigenen Leben geschieht. Dies setzt beim Betenden folgendes voraus:

+Er kennt den Willen Gottes (d.h. das was Gott davon in der Bibel veröffentlicht hat).
+Er weiß, dass Gottes Wille auf der Erde und im eigenen Leben oft nicht geschieht.
+Er ist sich sicher, dass es das Beste ist, was passieren kann, wenn Gottes Wille geschieht (vergl. Röm 8,28 ), sowohl im eigenen Leben, als auch in der Weltgeschichte.
+Er ist bereit, seinen eigenen Willen dem Willen Gottes unterzuordnen, wenn er sich davon unterscheidet (vergl. Mat 26,38-42  / Joh 5,30  / Joh 6,38 )

Unsere Anliegen

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,9-15   Mustergebet "Vaterunser"

"Unser tägliches Brot gib uns heute"

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,9-15   Mustergebet "Vaterunser" » Unsere Anliegen

Die erste Bitte für uns selbst ist für das zur Erhaltung unseres Lebens Notwendige. Das Brot kann man sicherlich stellvertretend auch für alles andere sehen, das der Mensch zum Leben braucht. Folgende Aspekte fallen auf:

Es soll gebeten werden

+nicht für luxuriöse Festgelage, sondern nur für einfaches Brot
+nicht dafür, dass wir heute schon genug bekommen für die nächsten Wochen (vgl. das tägliche Manna, 2Mo 16 )
+nicht für "mich", sondern für "uns"

Der Beter drückt damit folgendes aus:

+Er weiß sich abhängig von Gott und bejaht diese Abhängigkeit.
+Er ist bescheiden und zufrieden, wenn er das hat, was zum Leben nötig ist. (vgl. 1Tim 6,7-10  / Jak 4,3 )
+Er denkt und betet nicht nur für sich, sondern auch für die Geschwister in Christus und betrachtet das ihm Geschenkte als von Gott für alle zur Verfügung gestellt.
"Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldigern vergeben"

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,9-15   Mustergebet "Vaterunser" » Unsere Anliegen

Ebenso wichtig wie die tägliche Ernährung, ist die Frage der Schuld oder Schluldlosigkeit vor Gott. Diese Frage ist so wichtig, dass sie in diesem kurzen Gebet erwähnt werden muss. Sie ist deshalb so wichtig, weil sie das Verhältnis zu Gott bestimmt. Gott wird das Gebet von Sündern normalerweise nicht erhören (Spr 15,29  / Jes 1,15  / Jes 59,1-2 ). Deshalb muss die Schuld beseitigt werden. Jeder Mensch ist vor Gott schuldig (1Kg 8,46  / Röm 3,9-23 ). Das ist dem Beter des Vaterunsers bewusst. Diese Schuld kann nicht durch eigene besondere Taten oder Anstrengungen beseitigt werden (Röm 3,20  / Eph 2,8-9 ). Nur Gott kann das tun. Deshalb ist die Bitte um Vergebung nötig. Seit der Kreuzigung und Auferstehung Jesu wissen wir, dass Gott dieses Gebet erhören kann, weil Jesus an unserer Stelle die Schuld auf sich genommen hat (Kol 2,12-14 ).

Aber Gott vergibt nur, wenn wir

1.an Jesus glauben (Joh 3,16-18 ),
2.unsere Schuld erkennen und bekennen (1Joh 1,8-10 ),
3.ihn um Vergebung bitten und
4.selbst bereit sind, anderen zu vergeben (Mat 18,21-35  / Jak 2,13 ).

Punkt 4 ist so wichtig, dass Jesus ihn im Anschluss an das Gebet noch einmal besonders betont (Verse 14 und 15). Vielleicht betont er ihn auch deshalb, weil wir dazu tendieren, ihn zu vernachlässigen. Wer das Vaterunser betet, der drückt mit der Bitte "Vergib uns ..." aus, dass er alle 4 Punkte tun will.

"und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen"

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,9-15   Mustergebet "Vaterunser" » Unsere Anliegen

Nachdem es in der vorhergehenden Bitte um die in der Vergangenheit getane Sünde geht, wird jetzt um Schutz vor zukünftiger Sünde gebeten. Gott versucht zwar niemanden, sondern der Teufel und die eigenen Begierden tun das (1Ko 7,5 /Jak 1,13-15 ), aber Gott lässt Versuchung zu oder führt uns manchmal in Versuchungen, um uns zu prüfen (Mat 4,1 ). Versuchungen sind notwendig, damit wir im Glauben weiterkommen (Jak 1,2-4  / 1Pt 1,6-7 ). Diese Bitte wird sich also auf solche Versuchungen beziehen, in denen wir scheitern. Wer so betet, der drückt damit aus, dass er nicht sündigen, sondern immer Gott treu und gehorsam sein möchte.

Wir haben Zuversicht, dass Gott dieses Gebet erhören wird: Gott begrenzt die Versuchungen auf ein erträgliches Maß (1Ko 10,13 ). Die Bitte um Bewahrung vor dem Bösen hat Jesus selbst für seine Jünger gegenüber dem Vater ausgesprochen (Joh 17,15 ). Paulus ist zuversichtlich, dass der Herr stärken und bewahren wird wegen seiner Treue (2Th 3,3 ). Die Bitte kann sich auch allgemeiner auf jeden Zugriff des Bösen (des Teufels) auf uns beziehen. Wir bitten sowohl, dass wir bewahrt werden, Böses zu tun, als auch dass wir bewahrt werden, dass uns Böses geschieht, da der Böse zur Zeit noch Macht in der Welt hat. (Eph 2,1-2  / 1Jh 5,19 )

Abschluss: "denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit"

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,9-15   Mustergebet "Vaterunser"

(Vgl. 1Ch 29,11-12 ) Dieser Abschluss ist nur in einigen späteren Handschriften enthalten und daher wahrscheinlich später hinzugefügt worden. Dafür spricht auch, dass es verschiedene Varianten dieses Abschlusses in verschiedenen Handschriften gibt:

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Amen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Denn dein ist die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Denn dein ist das Reich und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft in Ewigkeit. Amen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes in Ewigkeit. Amen.
Denn dein ist das Reich des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes in Ewigkeit. Amen.

Dieser Schluss drückt den Glauben aus, dass Gott die Macht hat, das Gebet zu erhören und ist gleichzeitig ein Lobpreis Gottes.

Mat 6,16-18    Richtiges Fasten

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt

16.8.97

Zum dritten Mal in diesem Kapitel wendet sich Jesus gegen das Zur-Schau-Stellen von Frömmigkeit. Sauer dreinsehen und unterlassene Körperpflege waren scheinbar damals die Mittel, um offensichtlich zu machen, dass man fastete: Nicht nur auf Essen verzichten, sondern - besonders superfromm - auch nicht waschen. Ein zerknirschtes Gesicht zeigte, dass der Fastende sich selbst richtig quälte, um Gott zu gefallen. Fasten war hoch angesehen und Zeichen besonderer Frömmigkeit (vergl. Luk 18,11-12 ).

In Wirklichkeit, sagt Jesus, sind solche Leute Heuchler. Sie wollen nämlich nicht Gott dienen, sondern Menschen gefallen und von ihnen geehrt werden. Wenn ich einen Gottesdienst tue, um gelobt und geehrt zu werden, dann ist es kein Gottesdienst mehr, sondern Heuchelei. Ich tue es dann nicht mehr für Gott, sondern für Menschen, bzw. für mich selbst. Gott erkennt Fasten als Gottesdienst an und wird es belohnen, aber nur, wenn ich es auch für ihn tue. Wenn nicht, dann kann ich von ihm keinen Lohn erwarten. (Vgl. Kol 3,23-24 )

Meine Motive entscheiden also darüber, ob ein und dieselbe Tat von Gott anerkannt wird, oder nicht. Meine Motivation soll aus der Liebe zu Gott heraus kommen, nicht aus dem Egoismus.

Leider ist auch die verborgene gute Tat nicht ohne Gefahr durch falsche Motive. Auch im Stillen kann sich Stolz einschleichen (vgl. Luk 18,9-14 ).

Siehe auch:Thematischer Pfadfinder zur Bibel, D 36 Fasten

Mat 6,19-34   Schätzesammeln und Sorgen

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt

11.11.97

Mat 6,19-24   Keine Schätze sammeln

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,19-34  Schätzesammeln und Sorgen

Was sind Schätze im Himmel?

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,19-34  Schätzesammeln und Sorgen » Mat 6,19-24  Keine Schätze sammeln

Reichtum den Armen gebenMat 19,21 
Verkauft, was ihr habt, gebt AlmosenLuk 12,33 
Macht euch Freunde mit dem Mammon, damit sie euch in...Luk 16,9 
...die ewigen Wohnungen aufnehmen, wenn er euch ausgehtLuk 16,9 
Verkaufe alles, was du hast, und verteile es an die ArmenLuk 18,22 
... und du wirst einen Schatz haben, und komm, folge mir nach!Luk 18,22 
Hoffnung nicht auf Reichtum, sondern Gott setzen, Gutes tun,...1Ti 6,17-19 
...reich an guten Werken, gerne geben, behilflich sein=Schatz1Ti 6,17-19 
Nichts nützt Reichtum am Zornestag, Gerechtigk. aber rettet v. TodSpr 11,4 
Weisheit, Verständis erwerben ist besser als Gold und SilberSpr 16,16 
Das Auge als Licht des Leibes

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,19-34  Schätzesammeln und Sorgen » Mat 6,19-24  Keine Schätze sammeln

Dieses Bild wird in Luk 11,34-36  in einem anderen Zusammenhang gebraucht, jedoch geht es auch dort um die richtige und eindeutige Haltung gegenüber Jesus: Die Leute liefen hinter Jesus her und waren begeistert, aber waren nicht bereit wirklich Buße zu tun und ihm ganz nachzufolgen (Luk 11,29-32 ). In dem Zusammenhang wird auch von einer Auseinandersetzung Jesu mit den Pharisäern über Waschungen und innere und äußere Reinheit berichtet (Luk 11,37-41 ).

Die Tatsache, dass dieses Bild in verschiedenen Zusammenhängen gebraucht wird, deutet darauf hin, dass es sich dabei um ein Sprichwort gehandelt haben könnte, das den Zuhörern geläufig war.

Was ist mit diesem Bild gemeint? Das Auge dient dazu, alle Bewegungen des Körpers zu steuern. Wer nichts sieht oder fehlerhaft sieht, der macht unkontrollierte Bewegungen, stößt an und verletzt sich. Er muss mühsam seine Umgebung abtasten und kann nicht zielgerichtet vorgehen. Das Auge ist also ein äußerst wichtiges Element im Leben.

Ebenso ist die persönliche Haltung zum Besitz enorm wichtig. Die falsche Haltung, die Besitzgier, macht eine gute Beziehung zu Gott unmöglich. Sie führt zu falschen Zielen und damit zu falschen Handlungen und einem falschen Lebensstil. Der Versuch, sowohl Gott, als auch der eigenen Gier zu dienen, führt zu unkoordinierten Handlungen und Verletzungen an Herz und Seele.

Das Wort "Mammon" wird in verschiedenen Quellen als syrisch, chaldäisch oder aramäisch bezeichnet und bedeutet materieller Reichtum. Er wird hier als Götze personifiziert. (vergl. Kol 3,5  / Eph 5,5 ) Jesus warnt davor, dass die Besitzgier in Konkurrenz zu Gott steht. Wir müssen uns für einen entscheiden, den Reichtum oder Gott.

Mat 6,25-34   Keine Sorgen machen

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 6,19-34  Schätzesammeln und Sorgen

"Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Darum sage ich euch ..." Dieser Abschnitt schließt mit "Darum" an die Warnung vor der falschen Haltung zum Besitz an. Auch wer nicht so reich ist, dass er Schätze sammeln kann, ist trotzdem in Gefahr dem Geld zu dienen. Nämlich dann, wenn er nur knapp davon hat, so dass er sich Sorgen macht, ob es für alles Notwendige reicht. (Vergl. Spr 30,8-9 : Sowohl Reichtum als auch Armut sind problematisch.)

Die Parallelstelle Luk 12,13-34  spricht auch vom Reichtum UND vom Sorgen: Jesus lehnt es ab in einem Erbstreit Richter zu sein; das Gleichnis vom törichten reichen Bauern; Warnung vor Sorge; falsches und richtiges Schätzesammeln.

Warum spricht Jesus hier Nahrung und Kleidung an?

Nahrung und Kleidung sind die einzigen Dinge, auf die ein Mensch nicht verzichten kann, wenn er überleben will, die körperlichen Grundbedürfnisse. Die Kleidung ist nötig, damit man nicht erfriert. Vielleicht hätte Jesus daher auch ein "Dach über dem Kopf" mit erwähnt, wenn er zu Menschen in einer kälteren und feuchteren Gegend gesprochen hätte.

Die Sorge um die Befriedigung der körperlichen Grundbedürfnisse kann uns genauso gefangen nehmen, wie viel Besitz. Sie kann die Gedanken von Wichtigerem fernhalten.

Jesus wendet sich aber nicht gegen vernünftiges Planen und Arbeiten für den Lebensunterhalt, denn dies wird in der Bibel allgemein gut geheißen und sogar geboten (2Th 3,6-12  / Spr 6,6-11  / Spr 10,4  / Spr 20,4 ). Paulus ist sein Lebensunterhalt als Missionar nicht "vom Himmel gefallen", obwohl er mit äußerstem Eifer nach Gottes Reich trachtete (1Th 2,9 ). Mit diesem Abschnitt, insbesondere Vers 33, ist also nicht gemeint, dass wir uns um unseren Lebensunterhalt nicht mehr bemühen müssen, wenn wir nur glauben und nach Gottes Reich trachten.

Vielmehr ist gemeint, dass wir uns um die Befriedigung unserer körperlichen Grundbedürfnisse keine Sorgen mehr machen müssen und sollen, so dass sich die Gedanken nur darum drehen. Das wäre nämlich ein Zeichen mangelnden Glaubens und deswegen heidnisch (Vers 32). Denn Gott hat nicht nur in Vers 33 versprochen, uns alles Lebensnotwendige zu geben, wenn wir ihn an erste Stelle stellen, sondern auch beispielsweise in Spr 19,23  und Psm 37,25 . Jesus macht anhand zweier Beispiele aus der Natur Mut dieser Verheißung zu vertrauen. Der Mensch ist in Gottes Augen viel mehr wert als Vögel (Beispiel für die Nahrung) und Blumen (Beispiel für die Kleidung). Wenn er also schon für diese sorgt, wird er es um so mehr für jeden Menschen tun, der ihm vertraut.

Übrigens ließ Gott bei der Missachtung des Gebotes, zuerst nach seinem Reich zu trachten, auch schon mal das Gegenteil dieser Verheißung eintreten (Hag 1,2-11 ).

Was bedeutet "ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung"?

Gott hat uns Leib und Leben gegeben, damit wir sie zu seiner Ehre einsetzen (1Ko 6,19-20 ), nicht damit wir uns nur um ihre Versorgung bemühen, wie die Tiere. Wie nutzlos wäre ein Auto, das nur Bezin verbraucht, aber nicht fährt, weil der Motor nur die Benzinpumpe antreibt, aber nicht die Räder!

Was bedeutet "Der morgige Tag wird für das seine sorgen." (Vers 34)?

Jeder Tag kann Schwierigkeiten mit sich bringen. Wir sollen uns aber nicht jeden Tag noch zusätzlich durch Sorgen mit den Schwierigkeiten belasten, die in der Zukunft vielleicht mal kommen könnten.

Gott hat Israel in der Wüste geprüft, ob sie ihm vertrauten, dass er ihnen jeden Tag neu das Notwendige gibt. Er gab nur genug für den einzelnen Tag und nicht mehr, um sie zu prüfen, ob sie ihm vertrauten und sich keine Sorgen machten (2Mo 16,4-5+14-29 ).

Weitere Stellen über Sorgen:1Pt 5,7 
Php 4,6 

Mat 7,1-6   Umgang mit Sünde anderer Menschen

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt

1.2.98

Mat 7,1-5   Kein selbstgerechtes Verurteilen

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 7,1-6  Umgang mit Sünde anderer Menschen

Was ist Verurteilen oder Richten? Was ist der Unterschied zwischen Verurteilen, das wir nicht tun sollen, und zur Umkehr rufen, warnen, ermahnen und zurechtweisen, das wir doch tun sollen? Die Antwort ergibt sich, wenn man Bibelstellen zum Ermahnen und Zurechtweisen mit solchen über das Richten vergleicht:

Bibelstellen zum Ermahnen und Zurechtweisen: 3Mo 19,17-18  / Mat 18,15-17  / Luk 17,3-4  / 2Ko 2,6-8  / Gal 6,1  / 1Th 5,14  2Th 3,14-15  / Tit 1,10-13  / 1Ti 5,20-21  / 2Ti 2,24-25  / Heb 10,24-25 

Daraus ergeben sich folgende charakteristische Eigenschaften des richtigen Ermahnens und Zurechtweisens:

Liebe, Sanftmut, Geduld, Vergebung, Hilfe, geistliche Gesundung und Umkehr des anderen vom falschen Weg, Objektivität, Sachlichkeit.

Bibelstellen zum Verurteilen und Richten:Röm 2,1-6 
Röm 14,1-4 
Röm 14,10-13 

Charakteristische Eigenschaften des Verurteilens und Richtens:

Sich selbst besser fühlen oder als besser darstellen wollen als der andere, aber in Wirklichkeit mindestens genauso schlecht sein, mangelnde Bereitschaft eigene Fehler zu erkennen und sich selbst korrigieren zu lassen, Unsachlichkeit in der Beurteilung, Stolz, Selbstgerechtigkeit, Pharisäertum, Verachtung des anderen, Rache, geringschätzig reden hinter dem Rücken des Betroffenen.

Was bedeutet das Bild vom Splitter und Balken? Darin scheint es ja nicht um Verurteilung, sondern um liebevolle Hilfe zu gehen! Auf den ersten Blick scheint das so. Aber die Art, wie Jesus den "Helfer" darstellt, macht deutlich dass er ein verzerrtes Bild von der Wirklichkeit hat. Die verzerrte Sicht hat ihre Ursache in falschen Motiven für die Zurechtweisung des anderen. Jesus macht hier auch klar, dass zur Ermahnung nur berechtigt ist, wer selbst in dieser Sache ein Vorbild ist und nicht auf die selbe Weise sündigt, wie der zu Ermahnende. Vergl. auch Jak 4,12 .

Wann werden wir mit unserem eigenen Maß beurteilt? In erster Linie in Gottes Gericht: Röm 2,1-3  / 1Ko 4,5  / Jak 2,13 

Aber auch Menschen werden erfahrungsgemäß besonders kritisch gegenüber jemandem, der sich anmaßt, andere zu beurteilen oder der sich als besser darstellt.

Mat 7,6   Umgang mit völlig ablehnenden Menschen

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Was ist "Heiliges" und "Perlen"? Mehrere Kommentare gehen davon aus, dass mit dem Heiligen Opferfleisch gemeint ist. Das liegt auch nahe, da man Tieren in der Regel nichts gibt, außer etwas zu fressen. Hunde fressen Fleisch. Heiliges Fleisch kann nur Opferfleisch sein. Opferfleisch durfte nur von kultisch reinen Menschen gegessen werden, nicht von unreinen. Was nicht gegessen wurde, musste verbrannt werden. Tieren durfte es nicht gegeben werden (3Mo 7,15-21 ). Perlen waren damals sehr wertvoll und werden häufig zusammen mit Gold, Edelsteinen und anderen Kostbarkeiten genannt (Vergl. Mat 13,45-46  / 1Ti 2,9  / Off 17,4 ).

Was sind Hunde oder Schweine? Beide sind unreine Tiere. Schweine wurden in Israel nicht als Haustiere gehalten. Wenn es welche gab, dann waren es Wildschweine, die möglicherweise auch aggressiv werden konnten. Hunde wurden selten als Haustiere gehalten und streunten oft wild und in Rudeln umher. Die wilden Hunde fraßen alles, auch Aas.

Hier geht es darum, dass man etwas, das uns sehr wertvoll und wichtig ist, Wesen gibt, die es für absolut unwichtig und wertlos halten. Sie dokumentieren diese Haltung durch ihren Umgang damit. Die Reaktion kann von Verachtung und Lästerung bis zu Aggression und Feindschaft gehen.

Während es in dem vorhergehenden Abschnitt darum ging, dass man andere nicht mit der falschen Motivation auf ihre Sünde hinweist, geht es hier darum, dass der Hinweis bei manchen Menschen vergeblich ist und besser ganz unterlassen werden sollte. Wenn Menschen auf Zurechtweisung und Verkündigung des Wortes Gottes (vergl. Mat 10,14 ) so reagieren wie die genannten Tiere, dann ist es besser zu schweigen, um das Wort Gottes nicht der Verlästerung auszusetzen. Auch Jesus schwieg vor dem Hohen Rat, der seine ungerechte Verurteilung bereits beschlossen hatte und völlig uneinsichtig war (Mat 26,59-68 ). Er schwieg auch vor Herodes, der ihn verachtete (Luk 23,8-11 ). Auch die Apostel wandten sich ab, als die Zuhörer aggressiv wurden und lästerten (Apg 13,45-46  / Apg 19,9 ). Folgende Sprüche sagen Ähnliches:

Zu den Ohren eines Toren rede nicht, denn er wird deine klugen Worte verachten. (Spr 23,9 )

Wer einen Spötter züchtigt, holt sich Beschimpfung, und wer einen Gottlosen bestraft, kriegt sein Teil. Bestrafe den Spötter nicht! Er hasst dich; bestrafe den Weisen, der wird dich lieben! (Spr 9,7-8 )

Mat 7,7-11  Aufforderung zum Gebet und Gebetserhörung

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7.2.98

Die drei Aufforderungen "bittet, sucht, klopft an" beziehen sich alle auf Gott, d.h. es geht darum IHN zu bitten, nach IHM zu suchen, bei IHM anzuklopfen. Das macht Vers 11 deutlich. Vergl. auch Psm 105,4 : "Fragt nach dem HERRN und nach seiner Macht, sucht sein Angesicht allezeit!" und Am 5,4 : "Denn so spricht der HERR zum Hause Israel: Sucht mich, so werdet ihr leben!"

Einige Kommentatoren sehen in den drei Arten, sich an Gott zu wenden eine Steigerung der Intensität. Vielleicht geht es Jesus auch darum, die Beziehung zu Gott durch die Symbolik der Zahl Drei hervorzuheben.

Vers 9 zeigt, dass sich diese Zusage auf Gottes Kinder bezieht, d.h. solche, die an Jesus glauben, ihm nachfolgen und seine Jünger sind (vergl. Mat 5,1-2  / Joh 1,12 ). Diese Zusage setzt also die richtige Haltung und eine gesunde Beziehung zu Gott voraus. Die Bibel nennt deshalb an anderen Stellen eine ganze Reihe Voraussetzungen für Gebetserhörung (siehe "Pfadfinder zur Bibel", F1, F2). Das zeigt auch die folgende Stelle vom Anklopfen, das nicht durch das Öffnen der Tür beantwortet wird: Luk 13,24-25 : "Ringt danach, durch die enge Pforte einzugehen; denn viele, sage ich euch, werden einzugehen suchen und werden es nicht vermögen. Von da an, wenn der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat, und ihr anfangen werdet, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, tue uns auf! Und er antworten und zu euch sagen wird: Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid."

Jesus vergleicht in den Versen 9-11 Gottes Antwort auf Gebete mit der eines Vaters auf die Bitte seines Kindes. Ein Vater gibt seinem Kind nicht immer genau das, was es erbittet, denn es könnte auch ungeeignet oder schädlich für das Kind sein. Aber der Vater wird niemals dem Kind etwas Schlechtes geben. Ebenso verhält sich Gott. Wer sich an Ihn wendet, bekommt vielleicht nicht immer genau und sofort das, um das er bittet, aber er wird auf jeden Fall von Gott mit Gutem beschenkt.

Möglicherweise kann man aus den Beispielen Brot und Fisch schließen, dass sich die Zusage der Erhörung in erster Linie auf lebenswichtige Dinge bezieht. Auch in der einzigen materiellen Bitte des Vaterunsers geht es um Brot (Mat 6,11 ).

Parallelstelle: Luk 11,5-13  (mit Gleichnis vom Freund, der in der Nacht um Brot bittet)

Mat 7,12-23   Tun des Willens Gottes und Zugehörigkeit zu ihm

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Mat 7,12   Zusammenfassung des Gesetzes und der Propheten

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"... denn das ist das ganze Gesetz und die Propheten."

Ähnliche Stellen:

Gebote in Liebesgebot zusammengefasst; wer andere liebt, erfüllt GesetzRöm 13,8-10 
Das ganze Gesetz findet Erfüllung in dem einen: "Liebe d. Nächsten..."Gal 5,14 

Kann das denn sein, dass das ganze Gesetz und die Propheten jetzt überflüssig sind, weil sie so einfach zusammengefasst werden können? Hier geht es doch nur um die Beziehung zwischen Menschen. Im Gesetz und den Propheten geht es auch um die Beziehung zwischen Menschen und Gott. Es gibt eine Menge Gebote, die sich auf die Beziehung zu Gott beziehen, beispielsweise die ersten drei der Zehn Gebote. Sollten diese nicht mehr gelten? Das wäre sicher ein falsches Verständnis dieser Stelle, wie auch folgende Stellen zeigen, die zeigen, dass die Gebote, die sich nur auf die Beziehung zu Gott beziehen, nach wie vor gelten:

Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten, Ihm allein dienenMat 4,10 
Luk 4,8 
Keine Gemeinsch. m. Götzen=Dämonen! Wollen wir d. Herrn z. Eifers. reizen?1Ko 10,19-22 

Deshalb ist das einzig sinnvolle Verständnis dieser Worte Jesu, dass sie sich nur auf die Teile des Gesetzes und der Propheten beziehen, die mit der Beziehung zu anderen Menschen zu tun haben.

Allerdings hängen die Beziehungen zu Gott und zu Menschen eng zusammen. Das zeigen folgende Stellen:

An den BEIDEN Liebesgeboten hängt das ganze Gesetz und die ProphetenMat 22,36-40 
Was ihr einem der Geringsten getan habt, das habt ihr Mir getanMat 25,34-45 
Hananias und Saphira, ihr habt nicht Menschen, sondern Gott belogenApg 5,4 
Wenn ihr euch an den Brüdern versündigt, versündigt ihr euch an Chr.1Ko 8,12 
Wer Meine Gebote empfangen hat und hält, der liebt MichJoh 14,21 

Es bleibt aber die Frage: Brauchen wir damit Gesetz und Propheten als Anweisung für den richtigen Umgang mit anderen Menschen nicht mehr? Ist damit ein großer Teil der Bibel entbehrlich geworden? Offensichtlich nicht, wie folgende Stellen zeigen:

Worte zu Herzen nehmen, Kindern einschärfen, dauernd davon reden5Mo 6,6-9 
Betrachte es Tag & Nacht und tu es in allen Dingen ⇒ ErfolgJos 1,8 
Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt & ermahntKol 3,16 
Nach Gottes Wort verlangen, wie Säuglinge nach Milch⇒Wachstum, Rettung1Pt 2,2 

Der Mensch ist so egoistisch, dass es ihm schwer fällt, sich immer in den anderen zu versetzen und an ihn zu denken. Deshalb brauchen wir ständige Erinnerungen und konkrete Handlungsanweisungen, um nach dieser Gesetzeszusammenfassung Jesu leben zu können.

Dieser Vers ist aber eine gute Hilfe zur Entscheidung und Überprüfung meines Verhaltens. Und auch in Verhaltensfragen, die in der Bibel sonst nicht direkt beantwortet werden, gibt er ein Kriterium zur Entscheidung an.

Mat 7,13-14  Der breite und der schmale Weg

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"Geht hinein ..." - Was ist dieses HINEIN? Was ist das Ziel? Jesus spricht von zwei Zielen, dem Leben (14) und der Verdammnis (13).

Was ist das Leben, von dem Jesus spricht?

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Wenn hier vom Weg zum Leben die Rede ist, geht es um ein Ziel, das die Zuhörer noch nicht erreicht haben. Es geht also nicht um körperliches Leben, sondern um geistliches, das sie noch nicht hatten. Dieses wahre Leben kommt auch in anderen Stellen vor:

Besser verkrüppelt ins Leben gehen, als ins ewige FeuerMat 18,8-9 
Was muss ich tun, um ewiges Leben zu erben? Gebote halten ...Mat 19,16-26 
Die einen gehen in ewige Strafe, d. anderen ins ewige LebenMat 25,46 
Gott gab S. Sohn, damit jeder, der glaubt, ewiges Leben hatJoh 3,16 
Wer zuhört und glaubt, hat ew. Leben, ist v. Tod z. Leben durchgedrungenJoh 5,24-26 
Wer glaubt, hat ewiges LebenJoh 6,40-47 
Wer glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,...Joh 11,25-26 
Lohn der Sünde ist Tod, Gnadengabe Gottes ist ew. Leben in Chr.Röm 6,23 
Wenn Chr. in euch, dann Leib zwar tot wegen Sünde, Geist aber lebtRöm 8,10 
Ermahne Reiche reich an gut. Tat. z. sein, um wirkl. Leben zu ergreifen1Ti 6,17-19 
Wir wissen, dass wir zum Leben gegangen, weil wir Brüder lieben1Jh 3,14 
Wer d. Sohn hat, hat d. Leben; wer d. Sohn nicht hat, hat d. Leben nicht1Jh 5,12-13 

Andere Stellen bringen das ewige Leben mit dem Himmelreich oder dem Reich Gottes in Verbindung:

Was tun, um ew. Leb. z. erlangen?...Reicher kommt schwer in Himmelreich...Mat 19,16-24 
...Leichter geht Kamel durch Nadelöhr, als Reicher ins Reich GottesMat 19,16-24 
Ebenso, aber nur "Reich Gottes"Mrk 10,17-23 
Luk 18,18-25 

Das Leben ist also eine Beziehung und Zugehörigkeit zu Gott, die nach dem Tod zu einem ewigen Leben in der Gegenwart Gottes führt.

Was macht den Weg zum Leben so schwierig zu finden und zu gehen?

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Zwei Dinge nennt Jesus gleich im Anschluss:

1.Verführung und Fehlleitung durch falsche Führer Mat 7,15-20  Das heißt, den Willen und Weg Gottes nicht kennen. Jesus gibt hier eine Anleitung, wie man falsche Führer erkennen und sich dadurch vor ihnen schützen kann.
2.Den Willen Gottes nicht tun, d.h. Ungehorsam Gott gegenüber Mat 7,21  Das heißt, den Willen Gottes zwar möglicherweise zu kennen, aber nicht zu tun.

Jesus und die Apostel nennen an anderen Stellen weitere Hindernisse auf dem Weg zum Leben:

3.Mangelndes Verständis, mangelnde Bereitschaft zum Zuhören Mat 13,19 
4.Besitz und Reichtum, Sorgen um irdische Dinge Mat 13,22 /Mat 19,23-24 
5.Versuche, den Weg zu Gott ohne Jesus zu finden Joh 14,6 
6.Schwierigkeiten, Verfolgung Mat 13,20-21 /Mat 16,25 /Apg 14,22 /Röm 8,35-39 
Was macht den Weg zur Verdammnis so einfach zu finden und zu gehen?

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Es gibt scheinbar keine Schwierigkeiten auf diesem Weg. (vgl. Psm 73,3-12 )
Man braucht bloß den Massen zu folgen.
Es entspricht dem von Gott entfremdeten Denken des Menschen. (Eph 4,17-19 )
Man braucht sich Gott nicht unterzuordnen.

Mat 7,15-20   Die falschen Propheten

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Welche Eigenschaften haben die falschen Prohpeten?

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Sie tarnen sich harmlos (Schafskleider)
Sie bringen Unheil, wollen zerstören, sind gierig (Wölfe)
Behaupten Gottes Wort weiterzugeben, aber geben ihre eigenen Lehren weiter um Macht auszuüben oder sonstige opportunistische Ziele zu erreichen (Wölfe, falsche Propheten)
Tun schlechte Dinge (in Gottes Augen)
Was sind die guten, was die schlechten Früchte?

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Jesus nennt weder für die guten noch für die schlechen Früchte hier Beispiele. Etliche schlechte Früchte werden jedoch in folgenden Stellen genannt:

Irrlehrer meiden. Sie dienen nicht Christus, sondern ihrem BauchRöm 16,17-18 
Irrlehrer: Eigenwillig, Engelverehrung, Visionen, aufgeblasen, fleischlichKol 2,18 
Irrlehrer hält nicht am Haupt fest, von dem aus der Leib wächstKol 2,18-19 
Verführer, d. aus Gewinnsucht falsch lehren: leben anders als sie redenTit 1,10-16 
Falsche Lehrer führen Spaltungen herbei, verleugnen Chr. ⇒ Verderben2Pt 2,1 
Viele folgen Ausschweifungen der Irrleher⇒Weg der Wahrheit verlästert2Pt 2,2 
Aus Habsucht werden sie euch mit betrügerischen Worten kaufen2Pt 2,3 
Wer Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott = Geist des Antichrists1Jh 4,3 
Sie sind von der Welt, darum reden sie von Welt und die Welt hört sie1Jh 4,4-6 
Gottlose, missbrauchen Gnade für Ausschweifung, verleugnen Chr.Jud 4 
Irrlehrer beflecken Leib, verachten Herrschaft, lästern himml. MächteJud 8 
Hadern m. Geschick, leben nach Begierden, große Worte, opportun. SchmeichelnJud 16 
Spötter kommen, d. nach Begierden leben, rufen Spaltung hervor, ird. gesinntJud 18-19 
Was bedeutet das Abhauen und ins Feuer werfen ?  (19)

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Vergleiche auch dazu die Predigt Johannes' des TäufersMat 3,7-12 

Es gibt noch viele ähnliche Stellen.

Zunächst bedeutet Abhauen und ins Feuer werfen das Vernichten nutzlosen, hinderlichen oder ressoucenverbrauchenden (Luk 13,6-9 ) Materials. Im übertragenen Sinn heißt das, dass Irrlehrer und Menschen die dem Evangelium hinderlich sind, irgendwann aus dem Verkehr gezogen werden. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen. Im Alten Testament war damit normalerweise die Zerstörung von gottlosen Machtstrukturen und Götzendienst durch Krieg, Hunger oder Krankheit gemeint (Jes 5,1-30  / Hes 15,1-8 ).

Eine andere Möglichkeit ist auch die zusätzliche Bestrafung durch die ewige Verdammnis, den Feuersee. Dieses Verständnis wird dadurch nahegelegt, dass der endzeitliche herausragende falsche Prophet so bestraft werden wird (Off 19,19-20  / Off 20,10-15  / Off 21,8 ).

Mat 7,21-23   Nicht alle kommen ins Himmelreich

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Was ist der Wille des Vaters?

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Welche Werke Gottes tun? An den glauben, den Er gesandt hatJoh 6,28-29 
Denn dies ist Gottes Wille: Heiligung: keine Unzucht, Begierde, Betrug1Th 4,3-7 
Jagt Frieden nach und Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wirdHeb 12,14 
Sagt in allem Dank, denn dies ist Gottes Wille in Chr. Jesus für euch1Th 5,18 
Gottes Wille: Durch Gutes tun Unverständige zum Schweigen bringen1Pt 2,15 

Dies sind nur einige wichtige Beispiele. Natürlich sind auch alle anderen Gebote, die uns gegeben sind, ebenfalls Gottes Wille.

Was bedeutet "den Willen des Vaters tun"?

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Das griechische Wort bedeutet tun, handeln, verfahren, arbeiten, sich betätigen, etwas (be)wirken, etw. machen, (er)schaffen, produzieren, herstellen, konstruieren, formen, (ver)fertigen, ausführen, etw. verursachen, veranlassen.

Die Verbform ist im Griechischen ein Partizip Präsens. Wörtlich heißt es also "Nicht alle zu mir "Herr, Herr" Sagenden werden ins Himmelreich kommen, sondern nur die den Willen des Vaters ... Tuenden. Diese Verbform drückt eine andauernde oder sich ständig wiederholende Tätigkeit aus.

Kommen also nur die perfekten Menschen ins Himmelreich? Da jeder Mensch, auch der beste Christ, irgendwann sündigt und den Willen Gottes nicht tut, würde das bedeuten, dass niemand gerettet werden kann. Müssen wir hier nicht, wie die Jünger bei einer anderen Gelegenheit entsetzt fragen: "Wer kann dann gerettet werden?" (Mat 19,25 ). Jesus antwortet dort: "Bei Menschen ist dies unmöglich, bei Gott aber sind alle Dinge möglich." (Mat 19,26 ).

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man diese Aussage verstehen kann:

1.Jesus will uns damit deutlich machen, dass kein Mensch aus eigener Kraft so leben kann, wie es Gott gefällt und wie es nötig ist, um ins Himmelreich zu kommen. Er will uns damit unsere Erlösungsbedüftigkeit deutlich machen. Jeder Mensch ist ein verdammungswürdiger Übeltäter.
2.Mit "Gottes Willen tun" ist kein perfektes Leben gemeint, sondern die Grundeinstellung des Menschen soll beschrieben werden. Ist es der Normalfall, dass ich Gottes Willen tue, oder eine Ausnahme? Daran zeigt sich, ob ich zu Jesus gehöre oder nicht. Man gehört aber nicht dadurch zu Jesus, dass man normalerweise Gottes Willen tut. Sonst würde Jesus hier eine Werkgerechtigkeit einführen, die sonst überall im Neuen Testament abgelehnt wird. Sondern daran, ob jemand normalerweise Gottes Willen tut, zeigt sich, ob er zu Jesus gehört.

Es ist bemerkenswert, dass Gott in denen, die zu Jesus gehören, beim Tun seines Willens mitwirkt:

Gott vollende euch, damit ihr Seinen Willen tut, indem Er in uns schafftHeb 13,20 
Wir sind in Chr. geschaffen zu guten Werken, die Gott vorbereitet hatEph 2,10 
Epaphras ringt im Gebet, dass ihr vollkommen in allem Willen Gottes seidKol 4,12 
Warum werden Menschen als Übeltäter bezeichnet, die im Namen Jesu Gutes tun? Was machen solche Leute falsch?

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Wunder tun oder Jesus Herr nennen sind keine sicheren Zeichen, dass der betreffende Mensch wirklich zu Jesus gehört (d.h. Christ ist) und damit ins Himmelreich kommt

Zum Vergleich kann man weitere ähnliche Stellen heranziehen. Dazu ist insbesondere Jesu Endzeitrede (Mat 24-25 ) aufschlussreich:

Fauler, egoistischer Knecht kommt zu Heuchlern: Weinen, ZähneknirschenMat 24,45-51 
5 Brautjungfern kommen nicht zur Hochzeit, weil sie kein Öl habenMat 25,1-13 
Knecht, der das, was der Herr ihm gab nicht vermehrt, kommt in FinsternisMat 25,14-30 
Gericht: Die Hilfsbereiten erben das Reich; andere verflucht, ew. FeuerMat 25,31-46 

Weitere Hinweise geben folgende Parallelstellen in Lukas:

Was nennt ihr mich aber: Herr, Herr! und tut nicht, was ich sage?Luk 6,46 
Wir haben mit Dir gegessen; Du lehrtest - Ich weiß nicht woher ihr seidLuk 13,23-30 

Einige vergleichbare Stellen aus den Briefen:

Nicht die Hörer sind gerecht, sondern die Täter werden gerechtfertigtRöm 2,13 
Gesinnung & Gewissen der Ungläub. sind befleckt; sie geben vor...Tit 1,15-16 
...Gott zu kennen, aber mit ihren Taten verleugnen sie ihnTit 1,15-16 
Glaube ohne Taten ist nutzlos, tot; bei Abraham führte Glaube zu TatenJak 2,20-26 

Um ins Himmelreich zu kommen, muss ein Mensch durch den Heiligen Geist wiedergeboren sein (Mat 25,1-13  / Joh 3,3-5 ). Ob dies bei einem Menschen geschehen ist, sieht man an seinen Taten. Dabei reicht es nicht, einzelne Taten zu betrachten, sondern seine ganze Lebensführung. Viele von den Pharisäern haben nach Gottes Willen gehandelt, aber Jesus wirft ihnen Heuchelei vor, da sie die wirklich wichtigen Aspekte von Gottes Willen nicht getan haben, aber nach außen fromm erschienen (Mat 15,1-13  / Mat 23,1-28 ).

Zum rechten Tun des Willens Gottes gehören also auch die richtigen Motive, damit es keine Heuchelei ist:

Gehorcht...nicht als Menschengefällige; tut Gottes Willen von HerzenEph 6,5-6 
Größtes Gebot: Herrn lieben mit ganzem Herzen, ...Mat 22,35-40 
Mrk 12,28-33 
Wie kann es sein, dass jemand im Namen Jesu Wunder tut, und doch nie zu ihm gehört hat?

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Anscheinend verleiht Gott dem Namen Jesu manchmal auch dann übernatürliche Kräfte, wenn er von Leuten ausgesprochen wird, die nicht zu ihm gehören, wahrscheinlich deshalb um seinen Namen zu verherrlichen (Luk 9,49-50 ). Aber das muss nicht immer so sein. Manchmal kann Gott sich besser verherrlichen, indem er einen solchen Versuch scheitern lässt (Apg 19,13-17 ).

Die Macht Wunder zu tun kann auch vom Teufel kommen (2Th 2,9-10 ). Auch Irrlehrer können Wunder tun. Deshalb warnt Jesus davor, sich dadurch verführen zu lassen (Mat 24,23-25 ).

Wunder und das Nennen des Namens Jesu ist also kein sicheres Zeichen dafür, dass jemand wirklich Christ ist. Nur die Taten können einen richtigen Hinweis geben (Mat 7,15-21 ).

Mat 7,24-29   Abschluss der Bergpredigt: Bild vom Haus und Reaktion des Volkes

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt

1.10.98

Zusammenfassendes Schlusswort Jesu

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Auch hier, wie schon im vorhergehenden Abschnitt betont Jesus das Tun des Gehörten. Er vergleicht das Leben mit einem Haus, das schlecht oder gut gegründet ist, je nachdem, ob man nach Jesu Anweisungen lebt oder nicht. Wer danach lebt, wird kommenden Schwierigkeiten standhalten. Wer nicht danach lebt, wird scheitern und Schaden erleiden.

Es gilt sein Leben auf die Worte Jesu zu gründen. Beachtlicherweise wird Jesus selbst als Fels bezeichnet. Allerdings ist er für die, die nicht an ihn glauben wollen, ein Fels des Ärgernisses und Stein des Anstoßes (Röm 9,30-33 /1Pt 2,6-8 ).

Welche Schwierigkeiten sind mit Platzregen, Fluten, Winden gemeint?

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Jesus gibt keine Hinweise, was genau mit diesem Bild gemeint ist. Die meisten Kommentare verstehen darunter Versuchungen (Mat 13,22  / Jak 1,2-8 ), Verfolgung (Mat 13,20-21 ), Irrtümer, falsche Lehren (Eph 4,14-15 ) oder Gericht Gottes (vgl. Psm 1,5 ).

Reaktion des Volkes auf die Predigt Jesu

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 7,24-29  Abschluss der Bergpredigt: Bild vom Haus und Reaktion des Volkes

Was beeindruckt die Zuhörer so sehr?

» Matthäus » Mat 5 - 7 Bergpredigt » Mat 7,24-29  Abschluss der Bergpredigt: Bild vom Haus und Reaktion des Volkes » Reaktion des Volkes auf die Predigt Jesu

Beeindruckend war für sie nach Vers 29 sowohl der Inhalt ("nicht wie ihre Schriftgelehrten") als auch die Art der Überzeugungskraft ("Vollmacht") mit der Jesus redete.

Was unterscheidet Jesu Lehre von der Lehre der Schriftgelehrten?

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Jesus verheißt nicht den damaligen Frommen eine glückliche Zukunft, sondern denen, die ihre geistliche Armut erkennen, die sanftmütig und barmherzig sind und die leiden.
Verschärfte Auslegung vieler alttestamentlicher Gesetze: Während die damaligen Superfrommen die Gesetze nur äußerlich hielten und mit ihrer Art der Praktizierung oft die eigentliche Bedeutung der Gesetze missachteten, macht Jesus deutlich, dass es auf das Herz ankommt, und dass man auch in Gedanken sündigen kann (Mat 5,21-48 ).
Jesus bezeichnet vieles als falsch, was gängige Praxis war und von den damaligen Superfrommen, Schriftgelehrten und Pharisäern, praktiziert wurde: Schwören (Mat 5,33-37 ), zur Schau tragen von Frömmigkeit (Mat 6,1-18 ), Streben nach Reichtum (Mat 6,19-34 ), Selbstgerechtigkeit (Mat 7,1-5 ).
Die damalige Auffassung war, dass man durch Halten der Gesetze vor Gott gerecht sein kann. Jesus macht in der gesamten Bergpredigt immer wieder klar, dass das unmöglich ist. Das wird schon in seiner Einleitung zu seinen Auslegungen alttestamentlicher Gesetze deutlich: "Wenn eure Gerechtigkeit nicht viel besser ist, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen!" (Mat 5,20 ). Das ist natürlich ganz drastisch: Jeder, der fast so gut war, wie die Pharisäer und bisher überzeugt war, seine Gerechtigkeit würde ausreichen, um ins Himmelreich zu kommen, wird entsetzt sein.
Was ist mit "Vollmacht" gemeint?

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Eine Vollmacht bestimmte Dinge zu tun oder zu sagen wird einem Untergeordneten, Abhängigen, der das Recht dazu normalerweise nicht hat, von einem Übergeordneten, Vorgesetzten, Unabhängigem erteilt. Damit kann der Untergeordnete mit der Autorität des Vorgesetzten auftreten.

Die Schriftgelehrten mussten sich immer auf andere berufen, wenn sie lehrten, z.B. die Vorfahren, große Lehrer, Propheten. Sie hatten keine Autorität direkt von Gott. Jesus musste sich nicht auf andere berufen. Er hatte selbst Autorität, die er unter anderem in der Formulierung "Ich aber sage euch..." (Mat 5,22  / Mat 5,28  / Mat 5,34  / Mat 5,39  / Mat 5,44 ) zum Ausdruck bringt.

Jesus beweist seine Vollmacht zu lehren durch Wunder:

Beweis d. Vollmacht z. Sündenvergebung durch HeilungMat 9,2-8 
Mrk 2,1-12 
Luk 5,17-26 
Lehre in Synagoge; Dämonenaustreibung; Entsetzen üb. VollmachtMrk 1,21-27 
Luk 4,31-36 
"Bist du der Chr.?" - "Ich habe es gesagt; Meine Werke bezeugen es. "Joh 10,24-25 
Wenn Ich Werke Meines Vaters tue, so glaubt den Werken: d. V. ist in MirJoh 10,37-38 
Glaubt, dass Ich im Vater, V. in Mir! Wenn nicht, so glaubt wegen der WerkeJoh 14,11 

Seine Vollmacht wird aber trotzdem auch hinterfragt:

Älteste fragen Jesus nach seiner LehrvollmachtMat 21,23-27 
Mrk 11,27-33 
Luk 20,1-8 
Frage nach Vollmacht im Tempel aufzuräumen; Beweis durch AuferstehungJoh 2,14-22 
Jesus gibt Vollmacht an seine Jünger weiterMat 10,1 
Mrk 3,14-15 
Mrk 6,7 
Luk 9,1 

Weitere Vollmachten, außer der Lehre, die Jesus noch hat: Jesus hat vom Vater Vollmacht Gericht zu halten Joh 5,26-27  Jesus hat Vollmacht ewiges Leben zu geben Joh 17,2 




Kommentar zum Matthäus-EvangeliumRoland Hofmann