Mat 11 - 12   Umgang Jesu mit Zweiflern, geistlich Not Leidenden und Kritikern

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Mat 11,1-19   Johannes der Täufer und Jesus

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10/2014

Dieser Abschnitt behandelt das Problem, dass Menschen meist andere Vorstellungen davon haben, wie Gott handeln müsste, und zweifeln, weil Gott anders handelt. Das Problem hat hier sowohl Johannes der Täufer, als auch seine Zuhörer und die Zuhörer Jesu.

Mat 11,1-6   Die Anfrage des Täufers an Jesus

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Johannes hört zwar von den machtvollen Wundern Jesu. Er hat sich aber vorgestellt, dass Jesus auch so auftritt, wie er selbst gepredigt hat (Mat 3,10-12 ), nämlich auch als Richter. Wahrscheinlich hat er auf seine Befreiung aus dem Gefängnis durch Jesus gehofft. Als das nun nicht geschieht, kommen ihm Zweifel, ob Jesus wirklich der Messias ist.

Jesus antwortet nicht einfach mit "ja", sondern weist auf seine Taten hin, die ihn als Messias ausweisen und eine Erfüllung alttestamentlicher Prophezeiungen sind (Jes 35,5-6  / Jes 61,1  / Jes 26,19 ). Das überzeugt stärker als ein einfache Ja. Aber andererseits gibt Jesus ihm keine Erklärung dafür, warum er jetzt noch nicht mit Macht auftritt und warum Johannes nicht aus dem Gefängnis befreit wird. Jesus verlangt damit von Johannes ihm zu vertrauen obwohl Johannes seine Situation nicht versteht.

Auch uns kann es immer wieder helfen, unseren Glauben durch Gottes Wort zu bestätigen und zu stärken, aber wir bekommen trotzdem nicht für alles eine Erklärung, vielleicht weil wir sie nicht immer verstehen könnten, da Gott unausforschlich ist und seine Gedanken so viel höher als unsere (Prd 8,17  / Jes 55,8-9 ). Aber trotzdem verlangt Gott von uns ihm zu vertrauen.

Mat 11,7-19   Das Zeugnis Jesu über Johannes den Täufer

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Mit seiner zweifelnden Frage (V. 3) gefährdet Johannes sowohl seine als auch Jesu Autorität und Glaubwürdigkeit. Jesus korrigiert das wieder, indem er Johannes als herausragend hervorhebt, und benutzt die Situation, um deutlich zu machen, dass die unterschiedliche Art von Johannes und ihm selbst kein Widerspruch ist, sondern dass die ungläubigen Zuhörer selbst widersprüchlich sind und sich weder durch die eine noch durch die andere Art der Predigt zur Buße bewegen lassen. Sie sind unentschlossen wie Kinder und nie zufrieden.

Die Bedeutung Johannes' des Täufers (7-15)

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Jesus macht mehrere Aussagen über Johannes den Täufer. Zunächst betont er, was Johannes nicht war:

Kein vom Wind hin und herbewegtes Schilfrohr = nicht jemand, der sich in seiner Meinung von anderen treiben lässt (vgl. Jak 1,6  / Eph 4,14 ), sondern unerschütterlich seinem Auftrag und seiner Überzeugung treu war. Jesus betonte dies, um dem Eindruck zu widersprechen der durch die Frage des Täufers entstanden sein könnte.
Nicht jemand, der feine Kleider trägt = nicht jemand, der vornehm und bequem ist, und nichts anderes im Sinn hat, als seinen Wohlstand zu mehren, sondern einer, der bereit ist zu arbeiten und anzupacken (Mat 3,4-6 ) und der nicht auf seinen eigenen Vorteil bedacht, sondern authentisch ist.

Dann sagt Jesus, wer Johannes ist:

Ein Prophet, und zwar ein besonderer, der direkt vor dem Messias hergeht. Johannes ist die Erfüllung der Prophezeiung in Mal 1,3 . Damit macht er indirekt auch klar, dass Jesus der Messias ist. (9-10)
Der Größte von Frauen geborene, d.h. der größte Mensch. (11)
Der Abschlussprophet des Alten Testaments. "Das Gesetz und die Propheten" ist eine Zusammenfassung der Schriften des AT. (13)
Elia, dessen Kommen in Mal 3,23  vor dem furchtbaren Gerichtstag des HERRN angekündigt ist, um zur Versöhnung und zur Buße zu rufen, damit Gott nicht hart richten muss. (14)

Der Abschnitt wirft einige Fragen auf:

Warum ist Johannes der Täufer der Größte? In Bezug auf was? (11)

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Er hatte den wichtigsten Auftrag aller Propheten, nämlich direkt vor dem Messias dessen Kommen vorzubereiten (Mal 3,1+23-24 ). Insofern war er der Größte in Bezug auf seine Aufgabe und die Intensität seiner Beziehung zu Gott im Alten Bund (13).

Warum ist der Kleinste im Himmelreich größer als Johannes, obwohl Johannes der Größte ist? (11)

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Johannes ist der Größte im Alten Bund. Der Neue Bund, der durch das Himmelreich repräsentiert wird, ist aber noch großartiger als der Alte (vgl. Heb 3,1-3 ). Insofern sind alle, die Bürger des Himmelreichs sind, Gott noch näher, als Johannes es zu dem Zeitpunkt war.

Inwiefern wird dem Himmelreich Gewalt angetan? (12)

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Folgende Antworten sind hier denkbar:

Menschen sind der Predigt Johannes' des Täufers und Jesu ungehorsam und sündigen weiter.
Einige einflussreiche Leute haben möglicherweise versucht die Schriften des Alten Testaments, die Botschaft des Johannes oder die Botschaft Jesu vor ihren eigenen Karren zu spannen und für ihre eigenen Zwecke umzudeuten.
Die Partei der Zeloten wollte das Reich Gottes mit Gewalt herbeiführen. Sie sind etwa zur Zeit der Geburt des Johannes aktiv geworden.
Warum sagt Johannes im Gegensatz zu Jesus, dass er nicht Elia ist? (14)

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Nicht nur hier, sondern auch in Mat 17,10-13  / Mrk 9,13  betont Jesus, dass Johannes Elia ist. Aber als Johannes gefragt wird, wer er sei, sagt er von sich selbst, dass er nicht Elia ist (Joh 1,21 ).

Elia war in Mal 3,23  angekündigt. In Luk 1,13-17  nimmt der Engel, der Johannes' Geburt ankündigt, darauf Bezug und sagt, dass Johannes "in dem Geist und der Kraft des Elia" auftreten wird. Das deutet darauf hin, dass kein leibhaftiges Erscheinen Elias gemeint ist. Johannes der Täufer war ähnlich gekleidet, wie Elia (Mat 3,4  / 2Kg 1,8 ).

Die Prophezeiung in Mal 3,23  macht aber keine Andeutungen, dass sie nicht buchstäblich gemeint sein könnte. Wenn eine solche Prophezeiung so unklar ist, und Elia nicht tatsächlich wiederkommt, wie können wir dann sicher erwarten, dass Jesus buchstäblich wiederkommt?

Zu einem späteren Zeitpunkt, als Johannes schon gestorben war, findet die Verklärung Jesu statt. Dabei erscheinen Mose und Elia. Die Antwort Jesu auf die Frage der Jünger nach der Wiederkunft Elias in diesem Zusammenhang deutet darauf hin, dass eine buchstäbliche Wiederkunft Elias zusätzlich zu der symbolischen des Johannes noch bevorsteht (Mat 17,10-13 ).

Mat 11,16-19   Jesu Kritik an den Zuhörern von Johannes und Jesus

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Der Vergleich Jesu mit den Kindern macht deutlich, dass die Zuhörer Gott "nach ihrer Pfeife tanzen lassen" wollen. Das akzeptieren schon Kinder nicht und noch viel weniger der souveräne, allmächtige Gott, dessen Pläne und Entschlüsse wir als Menschen nicht unbedingt verstehen können. (vgl. Röm 11,33-34 ) Die Zuhörer haben falsche Vorstellungen davon, wie sich Boten Gottes verhalten müssten. Weil die Boten diesen Vorstellungen nicht entsprechen, lehnen sie sie und ihre Botschaft ab.

Johannes und Jesus präsentieren das Evangelium von Reich Gottes auf verschiedene Weise. Johannes, streng asketisch, rief Menschen außerhalb von Städten zur Buße auf und veranschaulichte ihre Reinigung von Sünde durch die Taufe. Jesus rief ebenfalls zur Buße auf und taufte (Mat 3,2  / Mat 4,17  / Joh 4,1-3 ), aber er ging durch die Orte und pflegte auch Tischgemeinschaft mit von der Gesellschaft verachteten und als besondere Sünder angesehenen Menschen, um auch sie besonders zur Umkehr zu rufen und Vergebung anzubieten. Das bedeutete nicht, dass er die Sünde guthieß (Joh 5,14  / Joh 8,11 ). Weil viele nicht genau genug hingesehen haben und das deshalb nicht zu unterschieden wussten, haben sie Jesus vorgeworfen, dass er gemeinsame Sache mit Sündern machte.

Das sind typische Probleme, die immer wieder vorkommen, im Allgemeinen und im Hinblick auf Glaubensfragen beurteilen wir Menschen oft falsch, weil wir uns nicht die Mühe machen, ihr Handeln und ihre Worte richtig zu verstehen. Das gleiche gilt auch in Bezug auf Gott. Auch sein Handeln verstehen wir oft falsch. Das beruht nicht nur darauf, dass wir uns nicht bemühen, ihn zu verstehen, soweit er es uns durch sein Wort gewährt, sondern auch darauf, dass wir ihm nicht vertrauen in den Dingen, die wir nicht verstehen können (vgl. Prd 8,11  / 1Ko 2,14 ).

In Bezug auf was habe ich andere Vorstellungen, wie Glaubensdinge laufen müssten oder wie Gott handeln müsste, und bin nicht bereit das zu glauben und zu tun, was Gott mir in der Bibel mitteilt?

Was bedeutet "Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden von ihren Werken/Kindern?" (19)

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In manchen Handschriften steht "(all ihren) Werken", in anderen "Kindern". Die meisten Übersetzungen haben sich für "Werken" entschieden.

Welche Weisheit ist gemeint? Hier kommt nur die Weisheit Gottes in Frage. Aus dem Zusammenhang heraus muss damit die Verkündigung des Evangeliums gemeint sein.
Worauf bezieht sich "ihren"? Vom Griechischen Grundtext her eindeutig auf die Weisheit.
Was ist mit "gerechtfertigt" gemeint? Rechtfertigen heißt "für gerecht erklären" oder für "richtig". Daher übersetzen kommunikative Übersetzungen: "Die Weisheit Gottes wird bestätigt durch die Taten, die sie vollbringt." (Gute Nachricht) oder "Die Weisheit erweist sich als richtig, und zwar durch das, was sie bewirkt." (Neues Leben)

Wenn man die Handschriftvariante "Kindern" annimmt kann man zum gleichen Ergebnis kommen. Die "Kinder" der Weisheit sind das, was sie hervorbringt oder bewirkt. Das können die Menschen sein, die Buße tun und glauben oder ihre durch die Bekehrung geprägten, guten Taten.

Mat 11,20-24   Weherufe über galiläische Städte

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10/2014

Nachdem Jesus die unvernünftige und ungläubige Ablehnung seiner und Johannes' des Täufers Evangeliumsverkündigung kritisiert hat, warnt er jetzt vor den Folgen des Unglaubens.

Hier offenbart Jesus seine übernatürliche, göttliche Allwissenheit über die Zukunft des Gerichts. Er macht deutlich, dass Gott die Ablehnung des Christus durch sein Volk, das Gott kennt, als wesentlich schlimmer einstuft als den unmoralischen Lebensstil von Heiden, die Gott nicht kennen.

Wer viel weiß und von Gott viel gehört und gesehen hat (Städte, in denen die meisten der Wunder Jesu geschehen waren; Mat 11,20 ) und trotzdem nicht glaubt, den wird ein besonders hartes Gericht treffen. Juden haben in dieser Hinsicht keine Vorteile gegenüber Heiden. Ihr Vorteil durch den Informationsvorsprung wird ihnen sogar zum Nachteil, wenn sie nicht glauben. Wer viel weiß, von dem erwartet Gott auch ein entsprechendes Handeln. Unglaube ist schlimmer als Unmoral.

Warum hat Jesus nicht (auch) in Tyrus und Sidon gepredigt und Wunder getan, wenn die Menschen dort geglaubt hätten? Diese Frage ist nicht zufriedenstellend zu beantworten. Gott hat Israel erwählt. Deshalb hat er sich zunächst auf Israel beschränkt (vgl. Mat 10,5-6  / Mat 15,21-24 ). Seine Erwählung ist souverän und letztlich nicht begründbar (vgl. Mat 11,27 ). Erst als Israel, insbesondere die führenden Leute, sein Reich abgelehnt hatten (Mat 21,23-46 ), deutete Jesus an, dass nun Heiden ihren Platz einnehmen werden (Mat 22,1-10 ). Die Verkündigung an Heiden begann aber trotzdem erst nach seiner Auferstehung (Apg 10).

Mat 11,25-30   Lobpreis und Einladung

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Mat 11,25-27   Erkenntnis muss von Gott gegeben werden

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Dieser Abschnitt wirft folgende Fragen auf:

Was ist "dies" in V. 25?

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Mit "dies" könnte etwas unmittelbar vorher oder nachher Genanntes gemeint sein. Zwei Argumente sprechen dafür, dass es sich auf den folgenden Vers 27 bezieht, d.h. auf die richtige Erkenntnis des Sohnes und des Vaters, insbesondere der Tatsache, dass Jesus der Christus ist.

Die Einleitung von 25, "Zu jener Zeit", deutet an, dass zum vorhergehenden nur ein lockerer zeitlicher Zusammenhang besteht, aber nicht unbedingt ein inhaltlicher.
In der Parallelstelle Luk 10,21-22  ist der folgende Zusammenhang (Vers 27) enthalten, der vorhergehende ist jedoch ein anderer.
Was sind Weise und Kluge und warum hat Gott es ihnen verborgen? Was sind Unmündige?

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Im griechischen Grundtext stehen vor Weisen, Klugen und Unmündigen keine Artikel, d.h. die Aussage gilt nicht ausschließlich für alle Weisen, Klugen und Unmündigen. Weise und Kluge sind nicht grundsätzlich von der Erkenntnis ausgeschlossen, aber unter denen, die geistliche Erkenntnis haben, sind sie in der Minderheit (1Ko 1,26-29 ).

Aus 1Ko 1,18-29  und dem dort zitierten Jes 29,9-14  geht hervor, dass Gott denen Erkenntnis verwehrt, die ihn nicht von Herzen verehren, sondern nur mit dem Mund, und die sich ihrer eigenen, vermeintlichen Weisheit rühmen. Gott schenkt dagegen denen Erkenntnis, die ihre eigene Unzulänglichkeit Gott gegenüber zur Kenntnis nehmen und sich nur auf ihn verlassen. (Vgl. auch Mat 5,3 )

Warum ist Gott zu preisen?

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Gott bestraft die sündige Überheblichkeit sich für weise haltender Menschen, indem er ihnen Erkenntnis über Jesus vorenthält. Menschen, die demütig sind und sich ihrer Unzulänglichkeit vor Gott bewusst sind, denen ist er gnädig, indem er sie Jesus erkennen lässt. Das ist ein großes Geschenk Gottes.

Jesus hat Macht über alles. Jesus und den Vater richtig zu erkennen und gerettet zu werden ist immer Gottes Geschenk. Kein Mensch kann darauf stolz sein. (Vgl. Joh 6,44-45 )

Mat 11,28-30   Einladung an die Geplagten und Belasteten

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Wer ist mühselig und beladen?

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In Psm 38,5  werden Sünden als Last bezeichnet.
In Jes 9,2-6  und Jes 10,24-27  werden Joch und Last stellvertretend für Versklavung, Fronarbeit und Tributpflicht gebraucht, von der Gott durch den kommenden Friedefürst (Jes 9 ) befreien wird. Auch Jesus nennt Joch und Last in V. 30 zusammen und bezieht sich damit indirekt auf Jes 9. Auch er wird uns Joch und Last zumuten, allerdings leichte. Die Sünde wird daher mit der Last nicht gemeint sein. Vielmehr geht es hier um die Belastung im Dienst unter einer Herrschaft.
In Mat 23,1-4  bezeichnet Jesus die von den Schriftgelehrten gemachten Zusatzgesetze als schwere Lasten. Auch in Apg 15,10  und Apg 15,28  werden Gebote als Joch und Last bezeichnet. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass dies hier gemeint ist.
Welche Erholung/Erquickung (28) und Ruhe (29) verspricht Jesus?

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Jesus zitiert Jer 6,16 : "... Fragt ... wo der Weg zum Guten sei und geht ihn! So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. ..."

Ruhe kommt in folgenden Zusammenhängen vor:

Ruhe am Sabbat ist Gegensatz zur Arbeit (2Mo 31,5  / 2Mo 35,2 )
Ruhe bezeichnet auch Sesshaftigkeit und Frieden im Gegensatz zum Krieg (5Mo 12,9-10  / 2Sa 7,11  / 1Ch 22,9 )
Ruhe im Gegensatz zu Flucht und Angst (5Mo 28,65-67 )
Die gottesfürchtigen Toten ruhen (1Sa 28,15  / Dan 12,12-13  / Off 14,13 )
Ruhe im Gegensatz zu Unfrieden, Rastlosigkeit, Unannehmlichkeiten (Hiob 3,26 )
Ruhe im Gegensatz zu Angst und Bedrängnis (Hiob 36,16  / 2Ko 7,5 )
Ruhe im Gegensatz zu Mühe und Arbeit (Prd 4,6  / Luk 12,19  / Off 14,13 )
Ruhe im Gegensatz zu Jammer, Leid und hartem Dienst (Jes 14,3 )
Joch und fehlende Ruhe als Ausdruck der Fremdherrschaft (Klg 5,5 )
Die Ruhe für Israel im verheißenen Land wird in Heb 4,1-11  als Bild für die Ruhe der Christen gebraucht (vgl. Röm 5,1 )

Da Jesus seinen Nachfolgern keine äußere Ruhe verspricht (Mat 10,16-36 ), kann er hier nur eine innere Ruhe meinen, den Frieden mit Gott (Röm 5,1+8-11 ).

Was ist mit dem Joch gemeint?

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Joch steht in enger Verbindung zu Last. Das Joch ist zunächst ein Geschirr, das Paaren von Zugtieren auf den Nacken gelegt wurde und an dem die Last, z.B. ein Pflug, befestigt wurde (4Mo 19,2  / 5Mo 21,5  / 1Sa 6,7  / Luk 4,19 ). Deshalb werden Last und Joch oft zusammen genannt.

Im übertragenen Sinn und auf Menschen angewandt kommt es in folgenden Zusammenhängen, darunter in negativem Sinn:

Symbol für Fremdherrschaft und Sklavendienst (1Mo 27,40  / 5Mo 28,48  / 1Kg 12,1-11  / Jes 9,2-6  / Jes 10,24-27  / Jes 58,6+9  / Jer 27,8-12  / Gal 5,1  / 1Ti 6,1 ).
Folgen der Sünde werden als Joch bezeichnet (Klg 1,14 ).
In Apg 15,10  und Gal 5,1-4  wird Joch mit schwer zu erfüllenden Gesetzen in Verbindung gebracht.

In positivem Sinn:

Dienst für Gott und die Unterordnung unter seine Herrschaft wird mit einem Joch verglichen, unter das der Mensch sich beugen soll (Jer 2,19-22  / Jer 5,3-5 ).
In 2Ko 6,14  ist das Joch ein Symbol für enge Zusammenarbeit.
Welche Last legt Jesus uns auf?

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Jesus fordert dazu auf, sich freiwillig seiner Herrschaft zu unterstellen und ihm zu dienen. Seine Herrschaft ist weniger belastend, als die anderen Herrschaften, AT-Gesetz und Sünde, denen wir uns sonst unterordnen.

Mat 12,1-14   Richtiges Verständnis der Sabbatheiligung und Prioritäten von Geboten

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10/2014

In diesem Kapitel kommt es zur Entscheidung wer Jesus ist. Hier entscheiden sich die Pharisäer das erste Mal Jesus umzubringen (V. 14). Das Volk stellt die Frage: "Ist dieser nicht etwa der Sohn Davids?" (V. 23). Aber die Pharisäer bezichtigen ihn mit dem Teufel im Bund zu sein (V. 24).

Mat 12,1-8   Ist das Abreißen von Ähren am Sabbat erlaubt?

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Die Pharisäer werten das Abreißen der Ähren als Ernte und damit als Arbeit, die am Sabbat nicht erlaubt ist (2Mo 20,10 ). Man kann es jedoch auch als Zubereitung von Nahrung werten, die erlaubt ist.

Jesus aber geht in seiner Rechtfertigung für die Jünger noch einen Schritt weiter und führt das Beispiel Davids an, der die heiligen Schaubrote zum Essen mitnahm, als er hungrig und vor Saul auf der Flucht war (1Sa 21,2-7 ). Indem er dieses Beispiel in diesem Zusammenhang anführt, rechtfertigt er das Verhalten Davids und der damaligen Priester, die ihm die Schaubrote gegeben haben. In der Notsituation hat die Linderung der Not, d.h. das Gebot der Liebe (3Mo 19,18 ), Vorrang vor dem Einhalten kultischer Gebote. Das macht Jesus auch anhand des Zitats aus Hos 6,6  deutlich, wo Gott diese Prioritätsregel schon herausstellt. Auch bei dem Beispiel der Priester (V. 5) geht es um die Priorität von Geboten, die in bestimmten Situationen einander widersprechen können: Zwar ist Arbeit am Sabbat grundsätzlich verboten, aber die Priester müssen arbeiten, denn ein anderes Gebot schreibt bestimmte Opfer vor, die sie am Sabbat darbringen müssen (4Mo 28,9-10 ).

Bemerkenswert sind die zwei Sätze Jesu: "Hier ist einer, der größer ist, als der Tempel" und "Der Sohn des Menschen ist Herr auch über den Sabbat". Der Tempel ist die Wohnung Gottes und das Sabbatgebot hat Gott gegeben. Er betont sogar an vielen Stellen, dass die Sabbate und das Heiligtum ihm gehören, z.B. in 3Mo 26,3 . Es kann also niemanden geben, der größer als der Tempel oder Herr über den Sabbat ist, außer Gott allein. Jesus beansprucht hier also Gott zu sein.

Aber warum bringt Jesus diese Begründung? Damit könnte er ja jedes Gebot aus dem Gesetz Gottes entkräften. Das ist jedoch nicht seine Art und nicht seine Absicht damit, sondern er betont die volle Gültigkeit des Gesetzes (Mat 5,17-19 ). Es geht hier also nicht darum, ein Gebot Gottes zu entkräften, sondern um das richtige Verständnis des Gesetzes. Jesus als der Herr des Sabbatgebots hat das Recht die richtige Auslegung und Priorisierung gegenüber anderen Geboten festzulegen.

Mat 12,9-14   Ist Krankenheilung am Sabbat erlaubt?

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Während im vorhergehenden Abschnitt der Konflikt mit den Pharisäern noch vordergründig zufällig entstanden ist, wird er hier von ihnen gezielt provoziert. Sie fordern Jesus heraus, indem sie offen die Frage stellen, ob man am Sabbat heilen darf, und sie rechnen schon damit, dass er die Frage bejahen wird, so dass sie ihn der Sabbatschändung anklagen können.

Jesus deckt ihre Heuchelei auf, indem er eine Gegenfrage stellt. Die Antwort auf diese rhetorische Frage muss lauten: "Jeder von ihnen würde sein Schaf auch am Sabbat retten." Auch die Pharisäer würden in einer solchen Notsituation dem Gebot der Barmherzigkeit Vorrang vor dem Sabbatgebot einräumen, sogar für ein Tier (vgl. Spr 12,10 ). Wie viel mehr muss das für einen Menschen gelten. Zumal Jesus zur Heilung des Menschen gar nicht "arbeiten" muss, sondern nur einen Satz sagt.

Die anschließende Beratung der Pharisäer, wie sie Jesus umbringen können, offenbart ihre Heuchelei und falsche Gesinnung.

Obwohl Jesus ihre falsche Absicht zweifellos kannte, heilt er den kranken Menschen sofort, obwohl er dem Konflikt aus dem Weg hätte gehen und die Heilung auf den nächsten Tag verschieben können. Er ist aber bereit die Wahrheit auch in für ihn kritischen Situationen zu vertreten und zu praktizieren. Er tut das Gute sofort.

Mat 12,15-21   Jesus der stille Knecht Gottes

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01/2015

Obwohl Jesus dem Konflikt mit seinen Gegnern nicht grundsätzlich aus dem Weg geht (vgl. Mat 12,9-14 ), bringt er sich vor ihren Anschlagsversuchen hier zunächst in Sicherheit. Seine Zeit, sich ihnen auszuliefern, war noch nicht gekommen (vgl. Joh 7,3-8 ). Wann das der Fall ist, bestimmt der Vater. Auch Jesu Nachfolger müssen nicht in Gefahr bleiben, sondern dürfen sich in Sicherheit bringen (Mat 10,23 ).

Die Tatsache, dass Jesus viele Menschen nachfolgten und er viele heilte, ist hier keine Neuigkeit (vgl. Mat 4,23-25 ). Auf was es Matthäus hier aber offenbar ankommt, ist, dass Jesus den Geheilten befahl, dass sie ihn nicht offenbar machen sollten, und damit die Erfüllung der Prophezeiung vom Knecht Gottes in Jes 42,1-4 . Jesus vermarktet seine Heilungen nicht. An mehreren Stellen verbietet er immer wieder davon zu erzählen und ihn als Christus zu verkünden.

Mrk 3,11-12 
Mrk 1,34 
Mrk 1,43-44 
Mat 8,4 
Mrk 5,43 
Mrk 7,36 
Mrk 8,26 
Mat 16,20 
Siehe auch Kommentare zu:

Mat 8,1-4  Warum verbietet Jesus von der Heilung zu erzählen?

Mat 16,20  Wie kommt man zur richtigen Erkenntnis über die Person Jesu?

Das AT-Zitat aus Jes 42,1-4  hebt das sanftmütige Wesen Jesu hervor, das sicherlich auch für seine Nachfolger ein Verhaltensmaßstab ist (vgl. Gal 5,22 ). Das gilt auch für sein Vorbild als Knecht Gottes (Mat 20,25-28 ).

Der Text wird nach der griechischen Septuaginta zitiert. Der hebräische, masoretische Text, der den meisten Bibeln zu Grunde liegt, unterscheidet sich an folgenden Stellen davon:

"mein Geliebter" fehlt
"er wird nicht verzagen noch zusammenbrechen" ist nach dem Wort vom Docht zusätzlich eingeschoben
"bis er das Recht auf Erden aufgerichtet hat" anstatt "bis er das Recht zum Sieg hinausführt"
"die Inseln warten auf seine Weisung" anstatt "die Heiden werden auf deinen Namen hoffen"

Diese Unterschiede sind aber nicht erheblich und verändern den Sinn nicht.

Folgende Aussagen des Zitats aus Jes 42,1-4  sind bemerkenswert:

"Bis er das Recht zum Sieg hinausführt": Einem Sieg geht immer eine Auseinandersetzung oder gar ein Krieg voraus (vgl. Off 19,11-21 ). Das gilt auch, wenn man vom masoretischen Text ausgeht, dem zu Folge das Recht erst aufgerichtet werden muss, d.h. es herrscht vorher Unrecht. Hier deutet sich die Auseinandersetzung in den vorangehenden Abschnitten zum Thema Sabbatheiligung (Mat 12,1-14 ) schon an und wird im nächsten Abschnitt durch die Lästung des Heiligen Geistes (Mat 12,22-45 ) fortgesetzt.
Die Einbeziehung der Heiden/nichtjüdischen Nationen wird zweimal erwähnt. (Zur Abweichung im masoretischen Text: Auch auf den Inseln wohnten Heiden.)

Das Thema der Einbeziehung der Nichtjuden in die Evangeliumsverkündigung greift Matthäus mehrmals auf:

Heilung des Knechts des Hauptmanns mit vorbildlichem GlaubenMat 8,5-13 
Ankündigung der Tischgemeinschaft vieler Fremder mit den ErzväternMat 8,11-12 
Ablehnung der Zeichenforderung; Niniviten und Königin von Saba als VorbilderMat 12,38-42 
Die kanaanäische Frau aus Phönizien: Demütig und gläubigMat 15,21-28 
Böse Weingärtner; Gottes Reich wird einem Volk gegeben, das Früchte bringtMat 21,33-43 

Mat 12,22-37   Die Lästerung des Heiligen Geistes

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03/2015

Kürzere Versionen dieses Themas finden sich in Mrk 3,22-30  / Luk 11,14-23 .

Matthäus stellt dieses Ereignis am ausführlichsten dar, weil er für die Juden schreibt und Jesus hier von führenden, frommen Juden die schlimmste Ablehnung erfährt, die man sich vorstellen kann. Die Tragweite einer solchen Einstellung muss allen Menschen, aber besonders den Juden ganz klar gemacht werden.

Mat 12,22-29   Wichtige Frage, Vorwurf und Widerlegung

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Jesus vollbringt hier neben den vielen anderen Heilungswundern (Mat 12,15 ), die er zu dieser Zeit tat, etwas Herausragendes. Ein von einem Dämon Besessener, der von dem Dämon blind und stumm gemacht wurde, wird geheilt. Er hatte gleich drei Probleme: Besessenheit, Blindheit und Stummheit. Die umfassende und sofortige Heilung erinnert viele der Zeugen an Jes 42,1-7 , wo die Taten des Knechtes Gottes, des Messias, angekündigt werden: Blinde Augen aufzutun und Gefangene zu befreien. Darum stellen sie die Frage: "Ist das nicht etwa der Sohn Davids (d.h. der Messias, vgl. 1Ch 17,11-14  / Mat 22,42 )?"

Diese Frage muss jeder Mensch für sich klar entscheiden, denn sie ist Voraussetzung dafür, ob man Jesus als Messias, d.h. als Retter annimmt oder ablehnt und damit für das ewige Heil.

Die Antwort, die die Pharisäer geben, d.h. diejenigen, die vorgaben das Wort Gottes am besten zu kennen und zu praktizieren, ist ein schwerer Vorwurf und eine Provokation. Sie behaupten, dass Jesus nicht der Messias, d.h. der angekündigte Diener Gottes sei, sondern dass er mit dem Obersten der Dämonen gemeinsame Sache macht, d.h. ein Diener des Teufels ist.

Viele Menschen würden bei einer solch unerhörten Verleumdung vor Wut explodieren. Aber Jesus bleibt ruhig und widerlegt die ungeheuerliche Behauptung durch logische Argumente (Mat 12,24-30 ). Hier zeigt sich Jesu herausragende Sanftmut, auf die Matthäus schon kurz vorher in Mat 12,19  durch das Zitat aus Jes 42,2  hingewiesen hat. Eine solche Sanftmut erwartet Jesus auch von seinen Nachfolgern (Mat 11,29  / Mat 5,5 ). Sie ist eine Frucht des Heiligen Geistes (Gal 5,22-23 ) und wächst, wenn man sich vom Heiligen Geist leiten lässt (Gal 5,16+25 ).

Die Antwort Jesu wirft einige Fragen auf:

Wer sind die Söhne in V.27?

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Es gab zur Zeit Jesu herumziehende Profi-Exorzisten, die im Talmud und bei Josephus erwähnt werden. Solche kommen auch in Apg 19,13  vor. Das Wort Sohn wurde oft in einem übertragenen Sinn gebraucht in der Bedeutung "Nachkomme, zu einer Gruppe oder einer Sache Gehörender" (vgl. 1Mo 32,33  / Apg 5,21  / Jes 14,12  / 2Sa 12,5  / Mat 23,15 ). Jesus meint also wahrscheinlich Exorzisten, die aus der Schule der Pharisäer kamen oder nach ihren Prinzipien handelten.

Warum werden sie Richter der Pharisäer sein (V.27)?

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Unlogischerweise werfen die Pharisäer ihren eigenen Exorzisten nicht vor, mit dem Beelzebul im Bund zu sein. Das offenbart ihre unsachliche und von falschen Motiven getriebene Verleumdung gegen Jesus. Die "Söhne" sind dadurch, dass sie nicht beschuldigt werden, quasi Zeugen gegen die Pharisäer und haben durch ihre stumme Zeugenaussage Anteil an der Verurteilung. Damit sind sie mittelbar an der Verurteilung beteiligt. Deswegen nennt Jesus sie überspitzt "Richter".

Die gleiche Formulierung gebraucht Jesus im nächsten Abschnitt in Bezug auf die Einwohner von Ninive und die Königin von Saba (Mat 12,41-42 ), die durch ihr vorbildliches Verhalten ebenfalls das falsche Verhalten der Pharisäer herausstellen, somit ebenfalls als Zeugen gegen sie auftreten werden und dadurch ihre Verurteilung herbeiführen.

Mat 12,30-37   Warnung vor der Lästerung des Heiligen Geistes und unbedachtem Reden

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Nachdem Jesus die falsche Behauptung der Pharisäer widerlegt hat, kommt er jetzt auf die schwerwiegenden Konsequenzen ihrer falschen Einstellung zu sprechen. Dabei nimmt er dieses Ereignis nur als Beispiel um vergleichbare Haltungen des Unglaubens allgemein zu behandeln.

Die Erörterung des Themas leitet Jesus in V.30 ein indem er deutlich macht, dass es nur zwei Gruppen von Menschen gibt:

1.Solche, die so denken wie die Pharisäer und Jesus ablehnen
2.Solche, die ihn als Messias anerkennen und sich ihm anschließen.

Einen Mittelweg gibt es nicht. Wer unentschlossen bleibt, steht automatisch auf der Seite der Pharisäer und damit des Unglaubens!

So fordert Jesus die unentschlossenen Zuschauer von damals, die die gestellte Frage (Mat 12,23 ) für sich noch nicht beantwortet hatten - und auch uns alle - zu einer Entscheidung heraus.

Worin besteht die nicht vergebbare Lästerung des Heiligen Geistes?

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Die Lästerung des Geistes besteht bei den Pharisäern darin, dass sie sagen, dass Jesus die Dämonen durch Beelzebul austreibt (Mrk 3,28-30 ), obwohl er sie tatsächlich durch den Heiligen Geist austreibt (Mat 12,28 ). Die Pharisäer bezeichnen also das Handeln des Heiligen Geistes als teuflisch. Damit lästern sie den Heiligen Geist, obwohl dessen Wirken hier offensichtlich ist, sowohl durch die Erfüllung der Prophezeiung aus Jes 42,1-7  als auch durch einfache Überlegung (Mat 11,25-29 ). Schon Jesaja warnt davor, Böses gut und Gutes böse zu nennen (Jes 5,20 ).

Verallgemeinert bedeutet Lästerung des Geistes: Jemand verharrt in einer Haltung des Unglaubens, obwohl sich der Heilige Geist ihm deutlich offenbart und Jesus als Messias und Erlöser bekannt gemacht hat.

Die Bibel bezeugt an vielen Stellen, dass Sündenvergebung nur durch den Glauben an das Erlösungswerk Jesu möglich ist (z.B. Joh 3,16-18  / Joh 3,36  / Apg 2,38  / Apg 4,12  / Röm 3,23-28 ). Unglaube verhindert deshalb automatisch Sündenvergebung. Damit ist der Unglaube, der sich in der Ablehnung Jesu als Messias äußert, die einzige unvergebbare Sünde.

Es gibt allerdings auch einige Kommentatoren, die der Auffassung sind, dass die Lästerung des Geistes nur von denjenigen begangen werden kann, die übernatürliche Zeichen des Geistes miterlebt haben oder sogar nur von den Menschen der damaligen Zeit, die Zeugen des Wirkens Jesu waren.

Was ist der Unterschied zwischen der Lästerung des Geistes und der Lästerung Jesu?

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Jesus verwendet hier seine Selbstbezeichnung, Menschensohn, um damit auf sein bescheidenes Auftreten hinzuweisen. Er wurde oftmals als Messias verkannt, weil er nicht in der mächtigen und herrlichen Art auftrat, wie man es damals vom Messias erwartete (Joh 1,46  / Mrk 6,1-4 ). So war er als Messias nicht direkt und einfach zu erkennen. Das mag der Grund sein, weshalb es vergeben werden kann, wenn man ihn lästert (vgl. Luk 23,34  / Apg 3,12-19  / 1Ti 1,13 ). Die übernatürlichen Wirkungen des Heiligen Geistes allerdings waren so offensichtlich, dass eine Lästerung des Geistes eine willentliche und wissentliche Haltung des Unglaubens ausdrückt, die nicht vergeben werden kann (vgl. Joh 16,9 ).

Was ist dieses, bzw. das zukünftige Zeitalter (V. 32)?

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Jesus erläutert den Zeitalter-Begriff (gr. Aion) hier nicht. An anderen Stellen wird der Begriff in folgenden Zusammenhängen gebraucht, die einige Hinweise geben:

Gericht bei der Vollendung des Zeitalters (Mat 13,39-50 ): Jesus wird seine Engel aussenden, die Gesetzlosen in den Feuerofen werfen. Die Gerechten werden leuchten im Reich ihres Vaters.
Die Jünger befragen Jesus über Jesu Wiederkunft und die Vollendung des Zeitalters, woraufhin Jesus seine Endzeitrede hält (Mat 24,3 )
Jesus ist bei den Seinen alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters (Mat 28,20 )
Wer für Jesus etwas aufgibt empfängt jetzt schon Ersatz und im kommenden Zeitalter ewiges Leben (Mrk 10,30  / Luk 18,30 )
Die Söhne dieses Zeitalters heiraten; die aber jenes Zeitalters und der Auferstehung würdig sind, heiraten dann nicht mehr, sondern sind wie Engel (Luk 20,34-36 )
Gott hat uns mit Christus auferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt, um in den kommenden Zeitaltern den Reichtum seiner Gnade an uns zu erweisen (Eph 2,4-7 )
Den Reichen in dem jetzigen Zeitalter gebiete, nicht hochmütig zu sein (1Ti 6,17 )
Wer das gute Wort Gottes und die Kräfte des zukünftigen Zeitalters geschmeckt hat, und doch abgefallen ist, kann nicht zur Buße erneuert werden (Heb 6,4-6 )

Aufgrund dieses Befundes darf man wohl schließen, dass "dieses" Zeitalter mindestens seit dem Gesetz bis zur Wiederkunft Jesu andauert, möglicherweise beginnt es bereits bei der Schöpfung oder beim Sündenfall. Für letzteres spricht die Tatsache, dass "dieses Zeitalter" oft mit Sünde in Verbindung gebracht wird (Eph 2,1-2  / Gal 1,4  / Röm 12,2  / Mrk 4,19 ). Das zukünftige Zeitalter beginnt dann mit der Aufrichtung des messianischen Friedensreichs (Off 19,11-21  / Off 20,1-6 ).

Ansichten einiger Kommentatoren sind auch folgende:

Dieses Zeitalter = die Zeit unseres irdischen Lebens; zukünftiges = ewiges Leben nach dem Tod
Dieses Zeitalter = Zeit des Alten Testaments oder des Gesetzes; zukünftiges = Zeit des Neuen Testaments, bzw. Zeit der Gnade, bzw. des Messias nach der Auferstehung Jesu

Diese Deutungen des Zeitalter-Begriffs sind aber angesichts der oben genannten biblischen Befunde eher schlecht begründet.

Warum die Schwarz-Weiß-Malerei mit den guten und schlechten Bäumen? (V.33-35)

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Das Prinzip, dass man die Qualität des Baums an seiner Frucht erkennt, kommt noch an anderen Stellen vor: Am Ende der Bergpredigt bei der Warnung vor falschen Propheten in Mat 7, 15-23  und in der Parallelstelle in Luk 6,43-45 .

Jesus teilt hier die Menschen in seinem Vergleich mit den Bäumen scheinbar in zwei Gruppen ein, die guten und die bösen. Die Realität unserer Erfahrung ist aber doch die, dass jeder Mensch manchmal Gutes und manchmal Schlechtes sagt. Wie passt das zusammen?

Einen wichtigen Hinweis zur Erklärung gibt V. 34: "Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid?". Die Anrede "Schlangenbrut!" (V. 34, vgl. Mat 3,7 ) deutet auf die Beeinflussung der Menschen durch den Teufel hin (1Mo 3,1-6  / Off 20,2  / Joh 8,44 ). Jesus geht also grundsätzlich davon aus, dass seine Zuhörer böse sind. Er will mit dem Bild vom Baum nicht sagen, dass es sowohl gute als auch böse Menschen gibt, sondern die guten sind nur hypothetisch und dienen als Kontrast, um die bösen zu erkennen. Jesus will mit diesem Vergleich vom Baum deutlich machen, dass ihr Reden ein Zeichen ihrer Bosheit ist. Jesus sagt an anderer Stelle dem Mann, der ihn fragt, was er Gutes tun muss, um das ewige Leben zu bekommen, dass niemand gut ist, als Gott allein (Mrk 10,18  / Luk 18,19 ). Das bezeugt die Bibel auch an vielen anderen Stellen (1Mo 6,5-6  / Psm 51,5-7  / Psm 143,2  / Prd 9,1-3  / Mat 7,11  / Joh 3,19  / Joh 7,7  / Röm 3,9-20 ). Jesus will also in diesem Abschnitt nicht sagen, dass es gute Menschen gibt, oder dass wir es schaffen können, in Gottes Gericht als schuldlos zu bestehen, wenn wir uns beim Reden nur genug beherrschen. Er geht schlicht davon aus, dass alle Menschen böse sind und ihr Reden ein Beweis dafür ist (vgl. Mat 15,18 ). Weil das Reden ein Beweis für das verdorbene Innere ist, darum dient es auch als Beweis in Gottes Gericht (V. 36-37). Diese Warnung Jesu führt uns vor Augen, dass wir Sündenvergebung brauchen und erlösungsbedürftig sind.

Mat 12,38-42   Ablehnung der Zeichenforderung

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04/2015

Eine ähnliche Episode wie diese ereignet sich später nochmals (Mat 16,1-4 ). Es ist auffällg, dass dort wie hier spektakuläre Wunderzeichen vorangehen, die aber die Pharisäer und Schriftgelehrten möglicherweise nicht selbst miterlebt haben, sondern von denen sie nur von Zeugen gehört haben (Mat 12,24 : "Als aber die Pharisäer es hörten, ...")

Warum lehnt Jesus die Zeichenforderung ab?

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Eine Bitte um ein Zeichen ist nicht grundsätzlich falsch und wird von Gott auch manchmal erhört (vgl. 1Mo 24,12-21  / 1Sa 14,8-14  / Rch 6,36-40  / Rch 13,6-11 ), sogar hin und wieder dann, wenn es Ausdruck von Zweifel ist. Es gibt auch Fälle, wo Gott selbst ein Zeichen anbietet (Jes 7,10-14  / Mal 3,7-12 ).

Es kommt auf die richtige Haltung an. Der Versuch, Gott zu einem Zeichen zu zwingen, ist auf jeden Fall verwerflich, wie Jesu Antwort auf die Versuchung des Teufels deutlich macht (Mat 4,5-7  / Luk 4,9-12  / 5Mo 6,16 ).

Hier wird ein Zeichen gefordert von Leuten, die Jesus als böse und ehebrecherisch bezeichnet. Ihre Forderung war nicht mit einer demütigen, bittenden Haltung verbunden, wie es bei den Beispielen ganz oben oft zum Ausdruck kommt, sondern mit einer Haltung boshaften Unglaubens. Man darf annehmen, dass die frommen Juden nicht im Ehebruch lebten. Das wäre in der damaligen Gesellschaft nicht akzeptabel gewesen (vgl. Joh 8,3-5 ). Der Begriff "ehebrecherisches Geschlecht" ist von Jesus symbolisch gemeint, so wie er im Alten Testament oft gebraucht wird, um die Untreue und den Abfall von Gott zu veranschaulichen (Jer 3,20  / Hes 23,27-28 ). Auch Jakobus bezeichnet seine Leser, die eine falsche Haltung beim Gebet haben, als Ehebrecherinnen (Jak 4,1-4 ).

Die Bibel zeigt an mehreren Stellen, dass sich Gott uns nur offenbart, wenn eine grundsätzliche Bereitschaft zum Glauben vorhanden ist.

Siehe Thematischer Pfadfinder zur Bibel:Offenbarung Gottes nur für Glaubende

Das kommt auch im folgenden Kapitel 13 in den Gleichnissen zum Ausdruck.

Warum vergleicht sich Jesus mit Jona?

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Den wichtigsten Vergleichspunkt stellt Jesus voran: So wie Jona drei Tage im Bauch des Fisches war und wieder herauskam, so wird Jesus drei Tage begraben sein. Er deutet hier also an, dass seine Auferstehung das letzte Zeichenwunder sein wird, das die Schriftgelehrten und Pharisäer mitbekommen werden. Aber auch dieses Zeichen werden sie später mit lächerlichen und betrügerischen Maßnahmen zu unterdrücken versuchen (Mat 27,62-64 ).

Es gibt noch eine Parallele: Aufgrund der Predigt Jonas kam es zur Bekehrung des Volks in Ninive. Auch bei der Pfingstpredigt des Petrus nach der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu werden viele sich bekehren (Apg 2,37-41 ). Wieder einmal werden den frommen Juden hier Nichtjuden (Ninive war die Hauptstadt des assyrischen Reiches) als Vorbilder vorgestellt, in diesem Fall Vorbilder für die Bereitschaft zur Buße. Auch die Königin des Südens (d.h. die Königin von Saba (1Kg 10,1-9  / 2Ch 9,1-8 ); Saba war wahrscheinlich in Südarabien) wird als Vorbild hingestellt. Sie war begeistert von der Weisheit Salomos und hatte ein Verlangen nach der Wahrheit (2Ch 9,3+5 ). Diese Tugenden fehlen den Pharisäern und Schriftgelehrten.

Jesus betont, dass er größer als Jona und größer als Salomo ist, d.h. er erhebt den Anspruch ein größerer Prophet als Jona und ein größerer König als Salomo zu sein. Einen größeren König als Salomo hat es in Israel nie gegeben und es gab auch aufgrund der politischen Situation keinen Anlass damit zu rechnen, dass es in nächster Zeit einen geben würde, außer dem verheißenen, göttlichen König, dem Messias. Jesus erhebt hier also indirekt den Anspruch der Messias zu sein.

Mat 12,43-45   Die Rückkehr des Dämons

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04/2015

Nachdem Jesus in Mat 12,22  einen Besessenen befreit hat, erklärt er nun, was danach passieren könnte. Der Dämon sucht offenbar einen neuen Wirt, da er sich unwohl fühlt, wenn er nicht in einem Menschen wohnt ("wasserlose Stätten", "dürre Orte", d.h. für den Dämon so unangenehm und unbewohnbar wie für Menschen eine Wüste).

Dämonen können aber offenbar nicht von jedem Menschen einfach so Besitz ergreifen. Ein Mensch muss dafür die Voraussetzung bieten, indem er sich in irgendeiner Weise dem Dämon öffnet. Das ist wohl bei Menschen, die schon einmal besessen waren, immer noch einfacher, als bei Menschen, die mit Dämonen noch nie zu tun hatten. Daher versucht der Dämon in den Menschen zurückzukehren, den er zuletzt besessen hat, vielleicht weil er ihn kennt und weiß wie er am besten eindringen kann. Es gibt für einen Dämon aber offensichtlich ein Hindernis, einfach so in den Menschen zurückzukehren, von dem er ausgetrieben wurde. Der gereinigte Zustand, "gesäubert und geschmückt", stellt wohl eine Hürde da. Deshalb holt er sich Verstärkung, um von diesem gereinigten Menschen erneut Besitz ergreifen zu können.

Soweit die Verhältnisse aus der unsichtbaren Welt, die Jesus hier erklärt. Danach wendet er dies auf die Schriftgelehrten und Pharisäer an, mit denen er gerade im Gespräch ist (Mat 12,38 ): "So wird es auch diesem bösen Geschlecht ergehen" (Mat 12,45 ).

Wie ist das zu verstehen? Es gibt ja keinen Hinweis, dass die Zuhörer besessen sind oder waren. Daher kann man davon ausgehen, dass Jesus die Anwendung der dämonischen Verhältnisse gleichnishaft meint.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten sind Leute, die durch die Kenntnis des Wortes Gottes Gottes in gewisser Weise geheiligt und vom Bösen gereinigt waren (vgl. Joh 15,3 ). Weil sie aber nicht an Jesus glauben wollen, sind sie im Inneren leer und damit eine Einladung für das Böse. Daher warnt Jesus sie, dass sie in der akuten Gefahr stehen, in die totale Gottesferne und ganz unter teuflische Herrschaft zu geraten.

So ging es später Irrlehrern, vor denen Petrus in 2Pt 2,18-22  warnt. Sie haben zwar zunächst das Evangelium kennengelernt, es aber nicht angenommen und wurden deshalb "Sklaven des Verderbens".

In der Parallelstelle Luk 11,24-26  fehlt der direkte Bezug "so wird es auch diesen Geschlecht ergehen". Der Zusammenhang ist aber der gleiche: Dämonenaustreibung, Vorwurf, dass dies durch Beelzebul geschah, Zeichenforderung, "Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich."

Mat 12,46-50   Die wahren Verwandten Jesu

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04/2015

Zu engen Verwandten hat man oft auch eine enge Beziehung, die von gegenseitigem Vertrauen, Zuneigung und gegenseitiger Unterstützung geprägt ist. Enge Verwandte genießen meist eine bevorzugte Stellung gegenüber Freunden und Bekannten.

Diese Bevorzugung wollten die Verwandten Jesu hier möglicherweise beanspruchen, da sie während seines Vortrags kommen. Als Jesus darauf hingewiesen wird, gibt er eine Antwort, die zweierlei Aspekte enthält.

Gottesdienst hat Priorität

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Die Antwort Jesu lässt vermuten, dass er den Anspruch seiner Verwandten auf besondere oder sofortige Zuwendung zunächst zurückweist. (Die Parallelstelle in Mrk 3,31-34  erwähnt, dass sie jemanden zu Jesus sandten und nach ihm riefen.) Es ist zwar möglich, dass er ihrem Gesprächswunsch später doch noch nachgekommen ist. Das wird aber nicht erwähnt, was für sich auch schon die Prioritäten deutlich macht. Jesus lässt sich in seinem Dienst am Volk nicht unterbrechen. Sein Dienstauftrag von Gott hat höhere Priorität als die Wünsche von Menschen. Das wird auch an anderen Stellen deutlich gemacht (Luk 9,59-62  / Mat 10,35-37  / Luk 14,26 ).

Das bedeutet aber nicht, dass Verwandten mit Lieblosigkeit und Vernachlässigung begegnet werden soll, wie folgende Stellen zeigen:

Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst5Mo 5,16 
2Mo 20,12 
Wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, muss getötet werden2Mo 21,17 
Ihr sollt Mutter und Vater fürchten3Mo 19,3 
Was tun für ewiges Leben? ... ehre Vater und Mutter!Luk 18,18-20 
Kinder, gehorcht Eltern! Ehre Eltern! Das ist 1. Gebot mit VerheißungEph 6,1-3 
Wer Familie nicht versorgt, verleugnet den Glauben1Ti 5,8 

Auch Jesus kümmert sich sogar noch am Kreuz um seine Mutter (Joh 19,26-27 ).

Jünger genießen eine enge Beziehung zu Jesus

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Wer an Jesus glaubt, hat Gott zum Vater (Joh 1,12 ) und damit Jesus als Bruder (vgl. Mat 25,40 ). Auch den Begriff "Freunde" benutzt Jesus um die enge Beziehung zu seinen Jüngern zu beschreiben (Joh 15,14-15 ). Obwohl nur seine Mutter und seine Brüder nach ihm verlangen, zählt Jesus in V. 50 auch die Schwestern auf und damit alle Verwandten ersten Grades, mit Ausnahme des Vaters. Vater ist allein Gott (vgl. Mat 23,9 ).

Die Begriffe "Jünger" (V. 49) und "wer den Willen meines Vaters im Himmel tut" (V. 50) verwendet Jesus synonym. In der Parallelstelle in Luk 8,21  steht: "die das Wort Gottes hören und tun".

Daraus kann man schließen, dass die Beziehung gestört ist, wenn jemand den Willen des Vaters nicht tut. Es gibt allerdings sonst in der Bibel keinen Hinweis, dass die Gotteskindschaft dadurch grundsätzlich aufgehoben wird, wenn sie einmal durch den echten Glauben an Jesus etabliert wurde.




Kommentar zum Matthäus-EvangeliumRoland Hofmann