Mat 16,21 - 20,28   Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger

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Mat 16,21-28   Ankündigung von Tod und Auferstehung - Nachfolge

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Synoptische Parallelen: Mrk 8,34-9,1  / Luk 9,23-27 .
Parallele mit zum Teil anderen Worten: Joh 12,23-26 .

Mat 16,21   Ankündigung von Jesu Tod und Auferstehung

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Die Erkenntnis der Jünger, dass Jesus der Christus ist (Mat 16,15-17 ), nimmt Jesus zum Annlass, damit anzufangen sie darauf vorzubereiten, was das bedeutet und ihre Vorstellung vom Christus zu korrigieren. Der Tod Jesu ist kein Unfall und kein Scheitern seiner Mission, sondern gehört dazu und ist von Gott geplant. Die von Jesus angekündigte Auferstehung ist in der Weltgeschichte einmalig.

Mat 16,22-23   Die Reaktion des Petrus

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Die Gedanken des Menschen können sowohl von Gott gelenkt sein (Mat 16,15-17 ), als auch vom Teufel, wie wir hier erfahren. Menschliches Denken ist dem göttlichen häufig total entgegengesetzt, wie dieses Beispiel zeigt und wie Jesus auch in Mat 16,25  deutlich macht. Wir müssen die Quelle unserer Gedanken prüfen und falsche Gedanken entschlossen abweisen, wie Jesus es hier tut.

Mat 16,24-27   Nachfolge heißt sein Kreuz auf sich zu nehmen

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Diese Aussage Jesu findet sich in kürzerer Form bereits in Mat 10,38-39  und etwas ausführlicher in Luk 9,23-27  / Mrk 8,34-38 . In anderem Zusammenhang: Luk 17,33 .

Was bedeutet es sich selbst zu verleugnen?

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Verleugnen heißt laut Duden "sich nicht zu jemandem/etwas bekennen, sondern sich energisch davon distanzieren. ... Sich selbst verleugnen (aus Rücksicht o. Ä. anders handeln, als es dem eigenen Wesen entspricht)"

Anlass für diese Aufforderung Jesu ist die falsche Reaktion des Petrus und sein Widerspruch gegen den Willen Gottes. Daher müssen wir die Bedeutung in diesem Zusammenhang suchen. Kern des Problems ist also die menschliche Natur, die oft Gott entgegengesetzt ist (V. 23b). Die Reaktion des Petrus war geprägt von der Angst Jesus zu verlieren und dem Unglauben, dass der von ihm angekündigte Weg der richtige, von Gott gewollte ist. Von diesem falschen, selbstbezogenen, menschlichen Denken müssen wir uns entschieden distanzieren. Das erklärt Jesus mit den Begriffen des Kreuzes und des Lebens noch genauer.

Was bedeutet es sein Kreuz auf sich zu nehmen?

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Die zur römischen Kreuzigung Verurteilten mussten ihr Kreuz selbst zur Hinrichtungsstätte tragen (Joh 19,17 ). Sein Kreuz auf sich nehmen heißt also, an seiner eigenen Hinrichtung mitzuwirken. Wir sollen unser Leben verlieren um Jesu willen (V. 25).

Was meint Jesus in V. 25-26 mit "Leben" (manchmal übersetzt als "Seele", griech. psyche)?

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Offenbar geht es um zwei Arten von Leben, die im Gegensatz zueinander stehen:

Einerseits nennt Jesus ein Leben, das aufgegeben werden soll. Dieses ist in V. 24 gekennzeichnet durch "sich selbst", d.h. Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung und Egoismus. Weiter ist es entsprechend V. 26 gekennzeichnet durch "die Welt gewinnen". Dies erinnert an Mat 4,8 , d.h. die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit, die der Satan Jesus geben wollte. Hiermit wird daher wahrscheinlich das Streben nach Macht, Geld und Erfolg gemeint sein. Es geht um das von der Sünde geprägte Ich, das die eigenen Ziele in den Mittelpunkt stellt, nicht Gottes Ziele. Dazu gehört z.B. ein Freund der von der Sünde geprägten Welt zu sein (Jak 4,4  / 1Jh 2,15-17 ).
Das körperliche Leben kann dagegen nicht gemeint sein, denn dieses buchstäbliche "Kreuz" könnte man nur einmal auf sich nehmen, nicht täglich, wie Jesus es in der ausführlicheren Version in Luk 9,23  fordert. Auch macht die Apostelgeschichte klar, dass der körperliche Tod um Jesu willen die Ausnahme, nicht die Regel für jeden Christen ist. Jesus fordert weder Selbstmord noch sich gezielt der Gefahr des Märtyrertods auszusetzen. Er gestattet vor solcher Gefahr zu fliehen (Mat 10,23  / Mat 24,9-16 ). Allerdings verlangt er auch in dieser Gefahr ihn nicht zu verleugnen (Mat 10,21-22+32-33 ). Zwar steht diese Aussage im direkten Zusammenhang mit dem körperlichen Tod Jesu. Die soeben angeführten Gründe machen aber deutlich, dass der körperliche Tod Jesu nur Anlass und Symbol für den geforderten Tod des Selbst ist.
Andererseits nennt Jesus ein Leben, das es zu finden und nicht zu verlieren gilt (V. 25-26). Dieses Leben geht verloren, wenn das Selbst-Leben erhalten wird (V. 25) und umgekehrt. Zur Erhaltung dieses Lebens kann der Mensch kein Lösegeld zahlen. (Die Fragen in V. 26 sind offensichtlich rhetorisch und müssen mit "nichts" beantwortet werden.) Nur Jesus kann dieses Lösegeld zahlen (Mat 20,28 ). Der Schlüssel zum Verständnis um welches Leben es sich dabei handelt, steht in Vers 27. Diesen fügt Jesus mit der Einleitung "Denn ..." als Begründung an: Im künftigen Gericht Gottes wird er alles Tun der Menschen richten. Das von der Sünde geprägte Selbst-Leben führt zur Verurteilung. Das ewige Leben geht dadurch verloren (vgl. Röm 3,23 ). Dass hier das ewige Leben gemeint ist, steht auch direkt in der Parallelstelle in Joh 12,24-25 . Gericht und ewiges Leben werden auch an folgenden Stellen einander gegenübergestellt: Mat 18,8-9  / Mrk 9,43-45  / Mat 25,46  / Joh 3,36  / Joh 5,24+29 . Der Gegensatz von Verlieren und ewigem Leben kommt auch in Joh 3,16  vor. Das Sterben des von der Sünde geprägten Lebens und die Auferstehung des ewigen Lebens ist ein Prinzip des christlichen Glaubens und kommt in der Taufe zu Ausdruck (Röm 6,1-9 ).

Mat 16,28   Verheißung, dass einige Jünger Jesus in seinem Reich kommen sehen werden

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Was heißt "den Tod nicht schmecken"? Welcher Tod ist hier gemeint?

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Die Begriffe "Tod sehen" oder "Tod schmecken" sind ein allgemein üblicher Ausdruck für "sterben" und können sowohl den körperlichen Tod (Psm 89,49  / Luk 2,26  / Heb 2,9  / Heb 11,5 ), als auch den geistlichen Tod (Joh 8,51-52 ) bezeichnen. Normalerweise beziehen sie sich aber auf den körperlichen Tod.

Was heißt "den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich"?

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Dieser Teil wird in den Parallelstellen jeweils etwas anders wiedergegeben:

... bis sie den Menschensohn haben kommen sehen in seinem ReichMat 16,28 
... bis sie das Reich Gottes in Kraft haben kommen sehenMrk 9,1 
... bis sie das Reich Gottes gesehen habenLuk 9,27 

Folgende Deutungen gibt es in Kommentaren:

Die Verklärung Jesu, die im nächsten Abschnitt berichtet wird. Sie haben einige der Jünger miterlebt. Sie zeigt den verherrlichten Christus als König und soll den Jüngern als Ermutigung dienen angesichts der düsteren Ankündigung, die ihnen Jesus hier hinsichtlich seiner Zukunft macht. Diese Auffassung wird schon von einigen Kirchenvätern vertreten. Dafür spricht, dass in Mat 17,1  mit der Einleitung "Und nach sechs Tagen ..." direkt an diese Verheißung Jesu angeschossen wird. Dagegen spricht, dass "den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich" nicht wirklich zur Verklärung passt. Zwar wird Jesus in der Verklärung verherrlicht, aber er kommt nicht und auch von seinem Reich ist nicht viel zu sehen. Außerdem deutet die Formulierung "einige von denen, die hier stehen, werden den Tod nicht schmecken bis ..." an, dass schon jemand von ihnen gestorben sein wird, wenn das geschieht. Das ist bei der Verklärung noch nicht der Fall.
Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu und das Kommen des Heiligen Geistes zu Pfingsten. Dafür spricht, dass es die Apostel erlebt haben (bis auf Judas) und dass darin ein Teil der Kraft des Reiches Gottes sichtbar wurde. In Form des Heiligen Geistes ist Jesus quasi gekommen um sein vorläufiges irdisches Reich, die Gemeinde, zu errichten. Dagegen spricht aber auch hier, dass die Wortwahl aus Mat 16,28 , "den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich" nicht richtig dazu passt. Die etwas schwächeren Ausdrücke in Mrk 9,1  und Luk 9,27  könnte man so verstehen.
Die Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. Sie war ein Vorgeschmack des Gerichts, das Jesus in Mat 16,27  ankündigt. Dafür spricht der enge Bezug zu V. 27. Dagegen spricht, dass der Begriff "Reich Gottes" normalerweise für Herrlichkeit und Gottes Gegenwart steht, nicht für Gericht, Zerstörung und Abwendung Gottes. Für das Gericht werden sonst andere Begriffe verwendet, z.B. der "Tag des Herrn".
Die Wiederkunft Jesu, zu der die Ausdrucksweise am besten passt. Dafür spricht auch, dass schon im vorhergehenden Vers 27 davon die Rede ist. Dagegen spricht aber, dass sie bis jetzt nicht geschehen ist und alle damals anwesenden Apostel gestorben sind. Dieses Problem wird von Vertretern dieser Deutung so gelöst, dass sie davon ausgehen, dass die Wiederkunft Jesu zu Lebzeiten der Apostel von Gott geplant war, aber verschoben wurde, damit noch mehr Menschen die Gelegenheit zur Rettung bekommen (2Pt 3,7-9 ). Diese Deutung muss aber davon ausgehen, dass Jesus das zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste und er sich somit geirrt hat. Das passt nicht zu ihm als dem Sohn des allwissenden, allmächtigen und souveränen Gottes. Wenn man einen Irrtum Jesu in Erwägung ziehen wollte, müsste man einen solchen in allen seinen Aussagen befürchten. Eine andere Möglichkeit den Tod der Apostel vor der Wiederkunft Jesu zu erklären ist den Tod hier nicht körperlich zu verstehen, sondern geistlich. Die Apostel (bis auf Judas) haben das ewige Leben und werden daher geistlich nicht sterben bis Jesus wiederkommt (vgl. Joh 8,51-52 ).

Mat 17,1-9   Die Verklärung Jesu

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Mat 17,1-3   Nach sechs Tagen

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Laut Mat 17,1  geschah dieses Ereignis sechs Tage nach dem Bekenntnis des Petrus zu Jesus als dem Christus (Mat 16,13-20 ), der ersten Ankündigung des Leidens, Sterbens und der Auferstehung Jesu (Mat 16,21-23 ), der Aufforderung an die Jünger ihr Kreuz auf sich zu nehmen (Mat 16,24-27 ) und der Verheißung, dass einige der Jünger den Menschensohn in seinem Reich kommen sehen werden (Mat 16,28 ).

Der Zweck dieses Ereignisses wird von Kommentatoren meist in der Ermutigung der Jünger gesehen, die sie benötigten, nachdem Jesus seinen Tod angekündigt und die Jünger aufgefordert hatte, auch ihr Kreuz zu tragen.

Mat 17,1   Nur drei der Jünger

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Es ist aber verwunderlich, dass Jesus dazu nur den engsten Kreis der Jünger, Petrus, Jakobus und Johannes mitnimmt. Bei folgenden Gelegenheiten waren ebenfalls nur diese drei anwesend:

Bei der Auferweckung der Tochter des JairusMrk 5,37-43 
Luk 8,51-56 
Bei der Endzeitrede (hier war auch Andreas dabei)Mrk 13,3-37 
Beim Gebet Jesu im Garten GethsemaneMrk 14,32-38 

Außerdem verbietet Jesus den dreien nachher davon zu berichten, solange bis Jesus auferstanden sein wird (Mat 17,9 ), wie auch nach der Auferweckung der Tochter des Jairus.

Waren es nicht gerade die anderen, die eine Ermutigung nötiger hatten, als diese drei mit wahrscheinlich dem stärksten Glauben? Die Antwort auf diese Frage bleibt offen. Tatsache ist, dass Jesus bestimmte Menschen dazu auserwählt, besondere Erfahrungen mit ihm zu machen, die nicht alle machen.

Mat 17,2   Verklärung

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Die Veränderung des Gesichts und der Kleider Jesu wird als übernatürlich beschrieben:

Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider wurden weiß wie das LichtMat 17,2 
Er wurde umgestaltet, Kleider glänzend, sehr weiß, wie kein Walker machen kannMrk 9,2-3 
Das Aussehen seines Gesichts veränderte sich, sein Gewand wurde weiß strahlendLuk 9,29 

Übernatürlich strahlende Gewänder kommen auch bei Engeln vor: Mat 28,2-3  / Luk 24,2-5  / Apg 10,30-32 . In Mrk 16,5  und Joh 20,12  wird aber nur von weißen Gewändern gesprochen.

Ein strahlendes Gesicht hatte auch Mose, nachdem er mit Gott geredet hatte (2Mo 34,30-35 ). Auch bei ihm verursachte das bei den Beobachtern Furcht. Der verherrlichte Jesus erscheint Johannes in ähnlicher Art (Off 1,14 ).

Jesus erscheint hier also in einer Vorschau seiner Verherrlichung.

Mat 17,3   Mose und Elia

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Folgende Eigenschaften zeichnen Mose und Elia aus:

Beide sind große Propheten mit entscheidender Wirkung und Kenntnisnahme durch das ganze Volk.
Beide haben herausragende Wunder getan
Beide Männer sind nicht normal gestorben. Mose starb zwar, aber wurde von Gott begraben und niemand kannte sein Grab (5Mo 34,5-6 ). Elia starb nicht, sondern wurde in den Himmel entrückt (2Kg 2,11-12 ).
Beide sind Vertreter des Alten Testaments, das die Juden in die drei Teile Gesetz, Propheten und (sonstige) Schriften einteilen (Luk 24,44 , hier werden die Schriften durch die Psalmen, ihren umfangreichsten Teil, repräsentiert). Oft wird das AT mit dem Begriff "das Gesetz und die Propheten" zusammengefasst (Mat 5,17  / Mat 7,12  / Mat 11,13  / Luk 16,16  / Luk 24,44  / Joh 1,45  / Apg 13,15  / Apg 24,14  / Apg 28,23 ). Mose ist der Vertreter des Gesetzes, das Gott durch ihn gegeben hat, Elia ist Vertreter der Propheten. Beide Teile des AT weisen in Prophezeiungen auf den Christus hin.

Das Verklärungsereignis zeigt die Einheit von Altem und Neuem Testament. Die Propheten haben Christus angekündigt. Nun steht die Erfüllung einiger ihrer wichtigsten Verheißungen bevor. Deshalb sprechen sie mit ihm über das, was noch bevorsteht, wie nur Lukas verrät (Luk 9,30-31 ).

Mat 17,4-8   Petrus' Hüttenbau

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Wieder einmal ist es Petrus, der das Wort ergreift, obwohl er nicht wusste, was er sagte (Luk 9,33 ), bzw. nicht wusste, was er sagen sollte, denn sie waren voller Furcht (Mrk 9,6 ).

Offenbar konnte er die Situation überhaupt nicht einordnen, fühlte sich aber genötigt etwas zu sagen. Dass hier Mose und Elia erschienen sind, war ihm aber offenbar klar. Vielleicht haben sie einander namentlich begrüßt.

Der Vorschlag zum Hüttenbau wird von Kommentatoren als Versuch gedeutet, die Situation festzuhalten. Sichtbare Bauten dienen oft als Erinnerung und Denkmal an herausragende Ereignisse (Jos 4,1-9  / Jos 7,24-26 ). Heutzutage würden wir wohl ein Foto machen.

Der Vorschlag der drei Hütten verkennt allerdings die herausragende Bedeutung Jesu, der mehr ist als ein Prophet und größer als Mose und Elia. Das wird dadurch deutlich, dass gerade in dem Moment, als Petrus seinen Vorschlag macht (Mat 17,5 ), die Wolke und die Stimme erscheint, die nur noch auf Jesus hinweist. Gleich danach sind Mose und Elia verschwunden und Jesus steht allein vor den Jüngern.

Mat 17,5-7   Wolke und Stimme aus dem Himmel

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Erneut bestätigt hier Gott selbst, der Vater, Jesus als seinen Sohn. Der erste Satz erklang bereits bei der Taufe Jesu aus dem Himmel (Mat 3,16-17 ). Der zweite Satz, die Aufforderung auf ihn zu hören, erinnert an die Prophezeiung des Kommens des Propheten wie Mose, die ebenfalls mit dieser Aufforderung verknüpft ist (5Mo 18,15 ).

Die helle Wolke ist im AT immer wieder Zeichen der Herrlichkeit und Gegenwart Gottes (2Mo 16,10  / 2Mo 24,16  / 1Kg 8,10-11 ) und verursacht Respekt und Furcht.

Damit wird Jesus als die Erfüllung der Prophezeiung von 5Mo 18,15  und als Christus von Gott bestätigt.

Mat 17,9   Berichtsverbot - warum?

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Warum verbietet Jesus den Jüngern bis zu seiner Auferstehung davon zu berichten? Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, wie er kurz vorher verboten hat, ihn als Christus zu verkündigen (Mat 16,20 ).

Mögliche Erklärungen:

Die Jünger konnten noch nicht verstehen, was sie gesehen hatten, und konnten es damit noch weniger anderen erklären. Jesus wollte falsche Wirkungen vermeiden. Möglicherweise hätte der Bericht von der Verklärung zu der falschen Erwartung geführt, dass das sichtbare Reich Gottes unmittelbar bevorsteht und damit zu weiteren Versuchen, Jesus vorzeitig zum König zu machen (Joh 6,15 ) oder ihn an der Erfüllung seines Auftrags zu hindern (vgl. Mat 16,22-23 ).

Jesus erlaubt den Bericht von dem Ereignis ab dem Zeitpunkt seiner Auferstehung. Damit wird die Ermutigung und Glaubensstärkung für die Jünger wirksam als Jesus sie nach der Auferstehung erneut verlässt, um zum Vater zurückzukehren.

Mat 17,10-13   Frage der Jünger nach dem Kommen Elias

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In welcher Weise ist Johannes der Täufer Elia?

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Maleachi kündigt Elia an: kehrt Herzen der Söhne zu Vätern u. umgekehrtMal 3,23-24 
Jesus sagt schon früher dass Johannes Elia istMat 11,7-15 
Mat 17,10-13 
Luk 1,13-17 
Die Keidung des Johannes weist auf Elia hin2Kg 1,8 
Mat 3,4 
Engel zu Zacharias: "Er wird vor ihm hergehen in Geist & Kraft Elias,...Luk 1,17 
... um Väter zu Kindern zu bekehren, Ungehorsame zu Gerechten..."Luk 1,17 
Johannes selbst sagt allerdings, dass er nicht Elia istJoh 1,21 

Schwierig ist hier der Widerspruch zwischen der Aussage des Täufers selbst, dass er nicht Elia sei und der Aussage Jesu, dass er es doch ist. Dies kann man nur so deuten, dass Johannes meinte, er sei es nicht buchstäblich und Jesus meinte, Johannes sei Elia im bildlichen Sinn.

Ist mit Johannes dem Täufer Mal 3,23-24  vollständig erfüllt?

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Wenn in Johannes dem Täufer Elia in bildlicher Weise erschienen ist, bedeutet das, dass mit einer wörtlichen Erfüllung von Mal 3,23-24  nicht mehr zu rechnen ist?

Hinweise zur Beantwortung dieser Frage geben Mal 3,23-24  / Luk 1,17  und Mat 17,11 :

Die Prophezeiung Mal 3,23-24  besagt, dass Elia "das Herz der Väter zu den Söhnen umkehren" lassen wird? Hat Johannes das getan?

Luk 1,17  zitiert den ersten Teil von Mal 3,24 , d.h. kündigt die Erfüllung durch Johannes an. Damit muss die Frage mit ja beantwortet werden, auch wenn das NT sonst leider nichts dazu sagt, wie Johannes das erfüllt hat.

Die Ergänzung des Engels in Luk 1,17 : "... und Ungehorsame zur Gesinnung von Gerechten, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten" ist auf jeden Fall in der Tatsache erfüllt zu sehen, dass viele Buße taten und sich deshalb von Johannes taufen ließen (Mat 3,5-6 ).

Schwieriger ist Mat 17,11-12 : "Elia kommt zwar und wird alle Dinge wiederherstellen. Ich sage euch aber, dass Elia schon gekommen ist ..." "alle Dinge wiederherstellen" (Elberfelder, Schlachter 2000, Einheitsübersetzung) wird auch übersetzt mit "alles (wieder) zurechtbringen" (Luther, Bruns), "alles in den rechten Stand setzen" (alte Schlachter).

Hat Johannes "alles wiederhergestellt"? Wenn man Luk 1,17  auch hier als Hilfe heranzieht, könnte man das so verstehen, dass Johannes die rechte Gesinnung wiederhergestellt hat. Aber das Wort "alles", bzw. "alle Dinge" kann man darin nur schwer erfüllt sehen. Zwar ging "Jerusalem und ganz Judäa und die ganze Umgegend des Jordan" zu Johannes um sich taufen zu lassen. Trotzdem hat eine Mehrheit Jesus später abgelehnt und kreuzigen lassen. In Johannes die Erfüllung von Mat 17,11  zu sehen wirkt daher etwas willkürlich und unbefriedigend. Allerdings gibt es im NT auch keine weiteren Hinweise auf ein noch ausstehendes leibhaftiges Kommen Elias.

Mat 17,14-21   Heilung eines mondsüchtigen Sohns

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Welches Leiden hatte der Sohn?

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Das Wort "mondsüchtig", das die eher wörtlich orientierten Übersetzungen meist verwenden, wird in kommunikativen Übersetzungen mit "schwere Anfälle" oder konkreter mit "Epilepsie" wiedergegeben. In den Erklärungen der Gute Nachricht-Bibel steht dazu: "Das in Mt 4,24 /Mt 17,15  verwendete griechische Wort ist von »Mond« abgeleitet (»mondsüchtig«). Die antike Medizin brachte epileptische Anfälle mit dem Mondwechsel in Verbindung."

In Mrk 9,17-18  wird das Leiden noch detaillierter beschrieben als stummer Geist, der zu Boden zerrt. Der Sohn schäumt, knirscht mit den Zähnen und wird starr. Diese Beschreibung passt zur Epilepsie. Da Epilepsie mit Medikamenten behandelt werden kann, ist sie normalerweise nicht mit dämonischer Besessenheit verbunden. Allerdings wird in Mat 17,18-19  für diesen Fall klar von einem Dämon gesprochen. Entweder lag hier ein besonderer Fall von Anfallsleiden vor, der von einem Dämon verursacht wurde, oder Krankheit wird generell von Dämonen verursacht, ohne, dass eine besondere Besessenheit vorliegt. Letzteres lässt sich bibilisch schwer belegen. Es gibt zwar einige Stellen, die zeigen, dass Krankheit vom Teufel verursacht wird, aber auch diese beziehen sich immer auf konkrete Fälle:

Gott erlaubt Satan, Hiobs Kinder zu töten, ihn krank zu machenHiob 1,6-19 
Hiob 2,1-7 
Heilung einer Frau; der Satan hat sie 18 Jahre lang gebundenLuk 13,11-16 
Jesus ... hat alle gesund gemacht, die in Gewalt des Teufels warenApg 10,38 

Die Begriffe "Jesus bedrohte ihn" und "der Dämon fuhr aus" beschreiben jedenfalls eindeutig eine Dämonenaustreibung, keine Krankenheilung. Auch die von dem Vater betonte Tatsache, dass die Anfälle den Sohn oft ins Feuer oder Wasser fallen lassen, was für einen Epileptiker, der während des Anfalls verkrampft ist, den Tod bedeuten kann, lässt darauf schließen, dass es sich nicht um gewöhnliche Epilepsie handelte, sondern dass ein Dämon versuchte, den Betroffenen durch die Anfälle umzubringen. Vers 21, der in den ältesten Handschriften nicht enthalten ist, fügt eine Information hinzu, die ebenfalls einen Dämon voraussetzt: "Diese Art fährt nicht aus außer durch Gebet und Fasten".

Worauf bezieht sich die Klage Jesu in Vers 17

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Wer ist das ungläubige und verkehrte Geschlecht, das Jesus beklagt? Diese Klage folgt auf den Bericht des Vaters, dass die Jünger seinem Sohn nicht helfen konnten. Es könnte sich entweder auf das Problem der dämonischen Besessenheit und damit die Herrschaft des Teufels allgemein oder auf den Kleinglauben (Vers 20) der Jünger beziehen.

Der Begriff des verkehrten Geschlechts wird an anderen Stellen allgemein auf die von Gott entfremdete, von der Sünde geprägte und verlorene Menschheit bezogen:

Petrus ermahnte sie: "Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht. "Apg 2,40 
Damit ihr tadellos seid, ... in einem verdrehten, verkehrten Geschlecht ..."Php 2,15 

Jesus kam gerade von der Verklärung, wo er engsten Kontakt mit dem himmlischen Vater, Mose und Elia hatte und erlebt nun den vollen Kontrast, indem ihm die Entfremdung von Gott durch Dämonen und Unglauben begegnet. Wir können daher annehmen, dass sich seine Klage auf die gesamte Situation der Menschheit bezieht, aber ein besonderer Bezug zu dem Kleinglauben der Jünger in Vers 20 jedenfalls auch enthalten ist. Anstatt "Kleinglaube" in Vers 20 steht in einigen alten Handschriften und damit auch in einigen Übersetzungen "Unglaube".

Die Klage macht deutlich, dass für Jesus der Unglaube und Kleinglaube der Menschen und ihre Verkehrtheit durch Prägung von der Sünde schwer zu ertragen war. Damit wird klar, wie viel Überwindung es ihn gekostet hat, auf die Erde zu kommen.

Vers 20 zeigt, dass mangelnder Glaube das Wirken Gottes verhindern kann. Zwar hatten die Jünger grundsätzlich die Vollmacht von Jesus erhalten, Dämonen auszutreiben (Mat 10,1 ) und diese Vollmacht war offenbar nicht auf die besondere Aussendung in Mat 10  begrenzt. Trotzdem waren sie hier erfolglos wegen ihres mangelnden Glaubens. Wenn wir den nicht in allen Handschriften enthaltenen Vers 21 als authentisch ansehen, dann gibt es offenbar besonders hartnäckige Dämonen, die außer einwandfreiem Glauben auch noch einen besonderen Einsatz in der Vorbereitung seitens der Jünger benötigen um ausgetrieben werden zu können.

Was ist der richtige Glaube?

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Jesus vergleicht den richtigen Glauben, der Unmögliches möglich macht, mit einem Senfkorn. Das Senfkorn galt als besonders klein (Mat 13,32  / Mrk 4,31 ). Der richtige Glaube muss also wohl nicht groß sein, sondern echt. Ein kleiner, echter Glaube, ist etwas anderes als der verurteilte Kleinglaube.

Es fällt auf, dass das Beispiel, das Jesus nennt, um zu verdeutlichen, was dieser Glaube bewirkt, ziemlich sinnlos ist. Es hat normalerweise keinen erkennbaren Sinn, einen Berg zu versetzen. Das träfe allenfalls für Baumaßnahmen zu, um die es hier aber kaum gehen dürfte. Jesus hat Interesse am geistlichen Fortschritt der Jünger, nicht am Städtebau oder Landbau. Der Ausdruck "Berge versetzen" ist eine damalige sprichwörtliche Redensart, die soviel bedeutete wie "unmöglich Scheinendes möglich machen". Die Rabbiner nannten einen Gelehrten, der in der Disputation seine Ansicht gegen alle Einwände zum Sieg brachte, einen "Bergentwurzler". Auch das Beispiel, das Jesus in Luk 17,6  nennt (Zu einem Maulbeerfeigenbaum sagen: Entwurzele dich und pflanze dich ins Meer.) ist ebenso sinnlos. Daraus und aus der Tatsache, dass nirgendwo in der Bibel von der Anwendung dieser Beispiele berichtet wird, darf geschlossen werden, dass Jesus sie nicht wörtlich verstanden wissen wollte. Der Berg ist hier ein Bild für große, menschlich unüberwindbare Hindernisse, die auf dem Weg des Jüngers auftauchen. Mit einem aufrichtigen Glauben, so klein er auch sein mag, kann aber jedes Hindernis zur Seite geschafft werden.

Welche Eigenschaften der richtige Glaube hat, lässt Jesus allerdings hier offen. Dazu wären wohl längere Belehrungen nötig, wie Jesus sie seinen Jüngern während der Zeit als sie mit ihm gingen, immer wieder gegeben hat.

Bibelstellen dazu finden sich in http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/c0007_das_wesen_bi.htm

Mat 17,22-23   Zweite Ankündigung von Tod und Auferstehung

» Matthäus » Mat 16,21 - 20,28  Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger

Diesmal nehmen die Jünger die Ankündigung ernster und widersprechen nicht, wie noch in Mat 16,21-22 . (Indirekt hatte Jesus seinen Tod und seine Auferstehung bereits zusätzlich in Mat 12,40  und Mat 17,9+12  angekündigt.) Allerdings sehen sie nur das Negative, das Sterben, und nicht die großartige Verheißung der Auferstehung. Daher geraten sie in tiefe Betrübnis.

Das Leben als Christ enthält allgemein viele Schwierigkeiten, aber auch großartige Verheißungen. Beispiele:

Sie stärkten, ermahnten, dass wir durch Bedrängnisse ins Reich Gottes gehenApg 14,22 
Gott beruft euch zur Herrlichk., wird euch, die ihr kurz leidet, aufrichten1Pt 5,10 
Leiden fallen nicht ins Gewicht gegenüber der zukünftigen HerrlichkeitRöm 8,18 

Wir sollten trotz aller Schwierigkeiten Gottes Verheißungen ernst nehmen und uns damit ermuntern, damit wir nicht durch pessimistische Stimmung gelähmt werden. Die Verheißungen können dazu helfen, mit den Schwierigkeiten fertig zu werden.

Im Gegensatz zu Mat 16,21 , wo Jesus die Hohenpriester und Schriftgelehrten als seine Peiniger nennt, spricht er in Mat 17,22  allgemein von Menschen. Auch die Römer waren an seiner Hinrichtung beteiligt, quasi als Repräsentanten der Nichtjuden. Damit wird deutlich, dass der Tod Jesu durch die Schuld aller Menschengruppen verursacht ist, sowohl der Juden, als auch der Nichtjuden.

Mat 17,24-27   Frage zur Tempelsteuer

» Matthäus » Mat 16,21 - 20,28  Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger

Beobachtungen

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In Kapernaum war Jesus eine Zeitlang sesshaft gewesen (Mat 4,13  / Mat 9,1 ) und hielt sich auch während seiner Wanderschaft mit seinen Jüngern wohl öfters dort auf (Mat 11,20-23 ).

Die Gemeinschaft der Jünger mit Jesus als ihrem Lehrer war in Kapernaum offenbar bekannt. Die Tempelsteuereinnehmer wussten wer dazu gehörte und anscheinend auch, dass Petrus einer derjenigen war, der besonders eng mit Jesus verbunden war. Daher erwarteten sie von ihm zuverlässige Auskunft über die Zahlungsbereitschaft Jesu. Warum sie nur nach Jesus fragen und ihn nicht direkt fragen, bleibt offen.

Petrus kannte Jesus gut genug, dass er seine Zahlungsbereitschaft korrekt einschätzen konnte.

Dass Jesus das Thema bei der nächsten Begegnung mit Petrus von sich aus anspricht, zeigt Jesu göttliche Allwissenheit. Er weiß, was geschehen ist, obwohl er nicht dabei war.

Fragen, die sich aus dem Text ergeben

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Was ist eine Doppeldrachme?

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Das Wort "didrachma" (Doppeldrachme) wird in manchen Übersetzungen bereits erklärend übersetzt mit Tempelgroschen oder Tempelsteuer. Es handelt sich dabei um eine griechische Münze, deren Silbergewicht einem halben Schekel oder zwei Denaren entsprach, die einen Wert von zwei Tagslöhnen hatte (Mat 20,2 ) und die jährlich als Kopfsteuer für den Tempeldienst erhoben wurde. (Vgl. dazu 2Mo 30,11-16  / 2Mo 38,25-28  / 2Kg 12,5-6  / 2Ch 24,5+14  / Neh 10,33-34 ). Es handelt sich hier also letztlich um eine Abgabe an Gott.

Welche Lehre erteilt Jesus dem Petrus (und uns) hier?

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Die Tempelsteuer für Gott vergleicht Jesus nun aber mit den Abgaben, die menschliche Könige verlangen. Gott ist der oberste König aller Könige (Psm 95,1-3 ). Daher kann Jesus die menschlichen Könige als Bild für Gott benutzen. Jesus nimmt für sich und seine Jünger das Recht auf Steuerfreiheit von Kindern gegenüber Gott als König in Anspruch. Damit macht er deutlich, dass nicht nur er, sondern auch seine Jünger Gottes Kinder sind. (Vgl. Joh 1,12  / Röm 8,14-17  / Gal 3,26 )

Diese besondere Stellung Gott gegenüber, die eigentlich erst durch das noch bevorstehende Erlösungswerk Jesu begründet ist, und von Jesus bis dahin in seiner Lehre noch nicht öffentlich in den Vordergrund gestellt wurde, ist den Tempelsteuereinnehmern aber nicht bekannt und auch nicht direkt aus dem Gesetz Moses begründbar. Daher erwartet Jesus nicht von ihnen, dass sie das akzeptieren. Deshalb zahlt Jesus die Tempelsteuer. (Auch staatliche Steuern sollen Nachfolger Jesu übrigens zahlen: Mat 22,17-21  / Röm 13,1-7 )

Durch das Wunder, dass Petrus das für die Tempelsteuer notwendige Geld im Maul des Fisches findet, erbringt Gott selbst den Beweis, dass die Aussage Jesu über die Gotteskindschaft Jesu und der Jünger und deren Steuerfreiheit Gott gegenüber richtig ist.

Was bedeutet das angesichts heute üblicher Kirchensteuern oder des sogenannten Zehnten?

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Konsequenterweise müssen wir aus dieser Aussage Jesu den Schluss ziehen, dass Kirchensteuern oder Pflicht-Zehnte (abgeleitet aus 3Mo 27,30-32  / 4Mo 18,21 ) für neutestamentliche Christen unbiblisch sind. Und tatsächlich finden wir im Neuen Testament keine derartigen Aufforderungen. Natürlich kann auch eine neutestamentliche Gemeinde ihre Dienste nicht ohne Geld erbringen. Alle Abgaben, die wir im Neuen Testament finden, sind jedoch freiwillig (Apg 2,44-45  / Apg 4,32-37  / Apg 5,1-4  / 2Ko 8,7-12  / 2Ko 9,1-11 ). Wer allerdings für geistliche Dienste keinen angemessenen Betrag gibt, muss sich fragen, ob sein Glaube echt und seine Haltung Gott und der Gemeinde gegenüber richtig ist (2Ko 8,1-14  / 2Ko 9,5-6  / 1Ti 6,6-10 ).

In welchen Situationen dürfen/müssen wir Anstoß sein und wann nicht?

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Jesus begründet die Zahlung der Tempelsteuer hier damit, dass er den Steuereinnehmern keinen Anstoß geben will. Daher zahlt er die Steuer, obwohl er dazu nicht verpflichtet wäre.

Auch Paulus und seine Mitarbeiter handeln nach diesem Prinzip:

"Und wir geben in keiner Sache irgendeinen Anstoß, damit der Dienst nicht verlästert werde." (2.Kor 6,3 )
"Gebt niemand einen Anstoß, weder Juden, noch Griechen, noch der Gemeinde..." (1Ko 10,32-33 )

Es gibt allerdings andere Situationen, wo Jesus sehr wohl Anstoß gegeben hat und zwar manchmal so gewaltig, dass die Zuhörer ihn umbringen wollten:

Sogenannte "Tempelreinigung" (Mrk 11,15-18  / Luk 19,45-47  / Joh 2,13-18 )
Vorwürfe der Heuchelei gegen Pharisäer und Schriftgelehrte (Mat 15,7-12  / Mat 23,13-33 )
Provokantes Handeln gegen die Sabbatvorschriften (Mrk 3,1-6  / Mat 12,1-14 )
Anspruch göttliche Autorität zu haben (Mrk 2,3-7  / Mat 12,6-14 )
Anspruch Gottes Sohn zu sein (Mat 26,63-66  / Mrk 14,60-64  / Joh 10,20-36  / Joh 19,6-7 )

Auch die Apostel haben Anstoß erregt und gegen behördliche Anordnungen verstoßen (Apg 4,17-20  / Apg 5,17-33 ).

Bei diesen Fällen geht es jeweils um die Verkündigung und Verteidigung der Wahrheit. Wenn Wahrheit und Gottes Wille mit der Rücksichtnahme gegenüber Menschen in Konflikt gerät, hat die Wahrheit Vorrang (Apg 4,19-20  / Apg 5,29 ). Bei der Wahrheit und der Verkündigung des Evangeliums darf es keine Kompromisse geben.

Mat 18,1-5   Frage nach dem Größten im Himmelreich

» Matthäus » Mat 16,21 - 20,28  Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger

Was ist Hintergrund und Beweggrund der Frage?

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Die damalige Gesellschaft war deutlich mehr geprägt von Hierarchien als unsere heute. Daher könnte der Gedanke und die Frage nahegelegen haben. Jesus hatte auch schon früher auf Unterschiede im Himmelreich hingewiesen (Mat 5,19 ).

Allerdings resultiert diese Frage hier aus einen falschen Ehrgeiz bei den Jüngern. Die scheinbar so neutrale Frage beantwortet Jesus daher persönlich auf die Jünger bezogen, da er ihre falsche Haltung kennt, die Antrieb für diese Frage war: "Wenn IHR nicht umkehrt ... werdet ihr nicht ins Reich der Himmel kommen.", und leitet das auch noch ein mit dem betonenden "Wahrlich" (oder "Amen"). Die Jünger werden durch ihre falsche Haltung nicht nur nicht die Größten im Himmelreich sein, sondern noch nicht einmal hineinkommen. Durch die Frage disqualifizieren sie sich bereits für dieses Reich. Wer so fragt, möchte selbst dieser Größte sein und hat damit eine falsche Gesinnung.

Leider haben mindestens zwei der Jünger durch diese Zurechtweisung Jesu noch nichts gelernt. Die Söhne des Zebedäus (Johannes und Jakobus) beanspruchen nicht viel später mit Unterstützung ihrer Mutter die Ehrenplätze im Reich Jesu, woraufhin Jesus erneut seine Jünger belehren muss (Mat 20,20-28  / Mrk 10,35-45 ).

Was ist hier mit "Reich der Himmel" gemeint?

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Eine umfassende Erörterung des Begriffs im Allgemeinen findet sich in http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/i0031_reich_gottes.htm

An dieser Stelle ist, hauptsächlich aufgrund von Mat 18,3 , an die zukünftige Königsherrschaft des Christus zu denken (vgl. http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/h0232_friedensreic.htm ), die von den Juden erwartet wurde und auch von Johannes dem Täufer und Jesus angekündigt worden war. Vgl. Mat 3,2  / Mat 4,17  / Mat 10,7  / Mat 16,28 .

Welche Eigenschaften eines Kindes sind unabdingbar für den Eintritt ins Himmelreich? (Mat 18,3-4 )

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Kinder haben folgende positive Eigenschaften:

Anspruchslosigkeit, Demut (diese Eigenschaft betont Jesus hauptsächlich: Mat 18,4 )
Volles Vertrauen zu den Eltern (auch diese Eigenschaft erwähnt Jesus explizit: Mat 18,6 )
Einsehen und Zugeben von Hilfsbedürftigkeit
Verpflichtung zum Gehorsam den Eltern gegenüber
Enge Liebesbeziehung zu den Eltern

Wohl wegen dieses Vorbildcharakters kindlicher Eigenschaften wird die Beziehung von an Jesus Gläubigen zu Gott im Neuen Testament als Gotteskindschaft bezeichnet. Mehr dazu unter http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/d0206_gottes_kinde.htm

Warum müssen die Jünger umkehren, um ins Himmelreich zu kommen?

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Das Streben nach Größe und Macht ist eine Grundursache der Sünde. Ehrgeiz war schon bei den ersten Sünden der Menschheit maßgeblich im Spiel (1Mo 3,1-5  / 1Mo 4,3-8  / 1Mo 11,3-8 ).

Daher wird Hochmut und Überheblichkeit in der ganzen Bibel immer wieder als Sünde genannt: http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/b0215_stolz_und_ho.htm

Umkehr und Abkehr von bewusster Sünde ist Voraussetzung zum Eintritt ins Reich Gottes (Mat 3,2  / Mat 4,17 ).

Was ist mit "Aufnehmen" eines Kindes "in meinem Namen" gemeint? (Mat 18,5 )

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Der Zusammenhang ("wenn ihr nicht wie Kinder werdet ... wer ein solches Kind ..." legt nahe, dass Jesus hier nicht Kinder im wörtlichen Sinn meint, sondern Glaubenskinder, d.h. Menschen, die eine demütige Haltung haben, wie er sie fordert. Einige kommunikative Übersetzungen schreiben daher freier: "Und wer einen solchen Menschen in meinem Namen aufnimmt ..."

Deshalb hat man hier nicht an Pflegekinder oder Gastfreundschaft zu denken, sondern an Wertschätzung, Anerkennung, Verständnis, rücksichtsvollen Umgang (vgl. Röm 15,7 ). Vgl. hierzu auch die Verwendung von "aufnehmen" in folgenden Stellen:

Wenn jemand euch nicht aufnehmen noch eure Worte hören wird ...Mat 10,14 
Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf und den, der mich gesandt hatMat 10,40 

Es geht hier weiterhin um die richtige Haltung der Demut. Die drückt sich auch darin aus, wie man mit Menschen umgeht, die keine große Anerkennung und Ehrwürdigkeit haben. Wer solche Menschen geringschätzig behandelt, beweist damit seine überhebliche Gesinnung.

Etwas in jemandes Namen zu tun bedeutet, es stellvertretend oder im Auftrag dieser Person zu tun. Jesus verbindet hier die Wertschätzung gegenüber anderen Gotteskindern mit der Wertschätzung ihm gegenüber. Wer andere Gotteskinder wertschätzend behandelt, weil Jesus es geboten hat, bringt damit zum Ausdruck, dass er die Prinzipien und Lehren Jesu und damit auch Jesus selbst akzeptiert und sich davon leiten lassen will. Wer das nicht tut, und damit gegen Jesu Gebot verstößt, drückt damit auch seine Missachtung oder gar Verachtung Jesus gegenüber aus. Ob wir Jesus annehmen und lieben zeigt sich im Halten seiner Gebote (Joh 14,21  / 1Jh 2,3-6 ).

Zusammenfassender Kommentar

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Wieder einmal sind hier Gottes Maßstäbe den menschlichen total entgegengesetzt (vgl. Jes 55,8 ). Nicht irgendeine Form von Größe oder Verdienst hat vor Gott Wert, sondern Demut: Einsehen und Zugeben, dass ich nichts geleistet habe, wofür ich besonders geehrt werden müsste (vgl. Luk 17,7-10 ). Es zählt nur anzuerkennen, dass ich ganz von Gott abhängig bin, von ihm alles zu erwarten und ihm in allem zu vertrauen wie ein Kind den Eltern. Jedes Streben nach Größe, Ehre und Macht im Reich Gottes ist hingegen Ausdruck einer sündhaften Gesinnung und muss durch Umkehr abgetan werden.

Mat 18,6-14   Umgang mit Verführungen

» Matthäus » Mat 16,21 - 20,28  Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger

Mat 18,6-7+10   Strafe für Verführer

» Matthäus » Mat 16,21 - 20,28  Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger » Mat 18,6-14  Umgang mit Verführungen

Jesus spricht weiter über die Kinder im Glauben, d.h. die Menschen, die mit der richtigen Haltung an Jesus glauben.

Diese stehen offenbar in der Gefahr durch den Einfluss anderer Menschen ihre richtige Einstellung zu verlieren.

Warum geht Jesus vom Thema Demut nun dazu über wie man mit "Kleinen" umgehen soll?

» Matthäus » Mat 16,21 - 20,28  Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger » Mat 18,6-14  Umgang mit Verführungen » Mat 18,6-7+10  Strafe für Verführer

Offensichtlich zeigt sich wahre Demut vor Gott auch daran, wie man mit "Kleinen" umgeht. Wenn man sie verachtet oder ihre Schwachheit missbraucht, um sie zu übervorteilen, dann zeigt das einen Mangel an Demut.

Um welche Bedrohung des richtigen Glaubens der "Kleinen" geht es hier?

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Die gr. Worte skandalizo (Verb) und skandalon (Substantiv) werden übersetzt mit Ärgernis, Anlass zur Sünde, Verführung (zum Bösen / zum Abfall), zu Fall bringen, an Gott irre werden lassen (d.h. den Glauben verlieren lassen?).

Es bedeutet etwas zu tun, was zum Fall oder Ruin eines anderen führt, eine Falle stellen; Skandalon ist ursprünglich der Auslöser einer Falle. Im NT meint es: eine Gelegenheit oder einen Anstoß zu gottlosem Handeln, zum Abfall von Gott und dem daraus resultierenden Schaden geben, einen Anlass zur Sünde geben, ein Ärgernis geben oder sein. Beispielsweise war in Mat 16,22-23  Petrus ein solches Skandalon für Jesus, indem er ihn davon abbringen wollte, den von Gott geplanten Weg zum Kreuz zu gehen.

Da es in diesem Abschnitt um die Gotteskinder geht, wird hier die Verführung zum Verlassen der richtigen Glaubenshaltung gemeint sein, insbesondere Demut, Vertrauen und Gehorsam Gott gegenüber.

Welche Strafe droht den Verführern?

» Matthäus » Mat 16,21 - 20,28  Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger » Mat 18,6-14  Umgang mit Verführungen » Mat 18,6-7+10  Strafe für Verführer

Die Menschen, die daran mitwirken, dass Gotteskinder ihre richtige Einstellung verlieren, warnt Jesus hier sehr deutlich. Ein grausamer Tod durch Ertränken ist angenehmer, als das, was sie erwartet. Was das genau ist, lässt Jesus zunächst offen. Er spricht nur das warnende Wehe aus. Im nächsten Vers allerdings nennt er das ewige Feuer und das Feuer der Hölle.

Aber nicht nur das Verführen von Glaubenskindern ist ein Verbrechen, sondern auch deren Verachtung (V. 10). Gotteskinder haben Vertreter im Himmel, die jedes dieser Verbrechen direkt vor Gott bringen. Die Verbrecher können also der Strafe nicht entgehen, auch dann, wenn es sich um Vergehen handelt, die nur in Gedanken geschehen.

Warum müssen Verführungen kommen?

» Matthäus » Mat 16,21 - 20,28  Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger » Mat 18,6-14  Umgang mit Verführungen » Mat 18,6-7+10  Strafe für Verführer

Diese Frage beantwortet Jesus hier nicht. Vermutlich setzt er voraus, dass die Jünger mit der Geschichte Israels, insbesondere der Wüstenwanderung vertraut waren, die genau diesen Zweck hatte. Im Rückblick erklärt Mose, warum die Wüstenwanderung nötig war:

HERR prüfte, demütigte dich in d. Wüste, um dein Herz u. Gehorsam zu prüfen5Mo 8,2-3 

Weitere Stellen aus der Zeit, wo die Prüfung durch Versuchungen explizit erwähnt wird:

Wasser ungenießbar, Volk murrt, Mose betet, HERR gibt Wasser, prüfte Volk2Mo 15,23-25 
Auf falsche Propheten nicht hören, denn Gott prüft euch, ob ihr Ihn liebt5Mo 13,2-4 

Anfechtungen/Versuchungen/Prüfungen gehören allgemein zum Glaubensleben. Siehe dazu http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/d0254_anfechtung_u.htm . Sie bewirken Übung, Bewährung, Reinigung und sind damit für die geistliche Reifung und zur Herausforderung des Glaubens notwendig. Deshalb lässt Gott sie zu:

Erprobe mich, HERR, und prüfe mich; läutere meine Nieren und HerzPsm 26,2 
Viele werden geprüft, gereinigt und geläutert werdenDan 12,10 
Es muss Spaltungen geben, damit die Rechtschaffenen offenbar werden1Ko 11,19 
Versuchung=Freude: Bewährung ⇒ Ausharren ⇒ VollkommenheitJak 1,2-4 
Glückselig der Vers. erduldet: Nach Bewährung: Siegeskranz des LebensJak 1,12 
Anfechtungen, damit Glaube sich als echt und wertvoll erweist1Pt 1,6-7 
Lasst euch durch Prüfungsfeuer nicht befremden; freut euch auf Herrlichk.1Pt 4,12-13 

Mat 18,8-9   Selbstschutz gegen Verführungen

» Matthäus » Mat 16,21 - 20,28  Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger » Mat 18,6-14  Umgang mit Verführungen

Wer andere verführt, muss mit Strafe rechnen. Aber wer sich verführen lässt, macht sich ebenfalls schuldig.

Was bedeuten die Maßnahmen Hand, Fuß oder Auge zu amputieren? Sind sie wörtlich gemeint?

» Matthäus » Mat 16,21 - 20,28  Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger » Mat 18,6-14  Umgang mit Verführungen » Mat 18,8-9  Selbstschutz gegen Verführungen

Hand oder Fuß sind nicht die Ursachen der Versuchung, sondern die Glieder, die nach der Kapitulation vor der Versuchung die Sünde ausführen. Die Augen sind auch nicht die Ursachen, sondern ein Weg, auf dem die Versuchung uns erreicht.

Allerdings beseitigt das Amputieren nur eines Gliedes nicht die Versuchung und macht Sünde nicht unmöglich. Außerdem würde der Verlust dieser Glieder auch gute Taten einschränken oder unmöglich machen. Es gibt in der Bibel keinerlei Hinweis, dass jemals jemand eine derartige Amputation praktiziert hat. Im Gegenteil: Kastrierte waren von der Versammlung Israels ausgeschlossen (5Mo 23,2 ). Wir dürfen also hier davon ausgehen, dass das nicht wörtlich gemeint ist. Die Körperteile stehen vielmehr stellvertretend für alle Medien, durch die Versuchung uns erreicht und alle Mittel, die es uns ermöglichen Sünde zu tun. Diese sollen wir beseitigen, auch wenn es schwer fällt und wir dadurch auf etwas verzichten müssen. Vgl.:

Zieht Chr. an, treibt nicht Vorsorge fürs Fleisch, dass Begierden wach werdenRöm 13,14 
Viele verbrannten öffentlich ihre Zauberbücher im Wert von 50000 DrachmenApg 19,19 
Kann Beseitigung von Versuchungsmitteln über ewiges Leben oder Hölle entscheiden?

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Das würde vielen Aussagen der Bibel widersprechen, die Verdammnis oder Rettung allein vom Glauben an Jesus abhängig machen (Joh 3,16  / Joh 5,24  / Röm 3,23-24 ). Wir gehen deshalb davon aus, dass Jesus hier keine Aussage über die heilsentscheidende Bedeutung bestimmter Maßnahmen zur Sündenvermeidung machen, sondern folgendes zum Ausdruck bringen will:

Wer ewiges Leben haben will und deshalb an Jesus glauben und ihm nachfolgen will, der kann das nur tun, wenn er auch nach Heiligung strebt und dazu auf vieles verzichtet, was Sünde begünstigt. Wer das nicht will, der kann Jesus nicht nachfolgen. Er muss auf die Gemeinschaft mit Jesus und das ewige Leben verzichten und in Kauf nehmen, dass er die Strafe für seine Schuld in der Hölle tragen muss. Vergl. dazu auch Mat 16,24-26 .

Mat 18,10-14   Wie Gott für die Gläubigen sorgt und verirrte zurückbringt

» Matthäus » Mat 16,21 - 20,28  Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger » Mat 18,6-14  Umgang mit Verführungen

Gott sind die Glaubenskinder so wichtig, dass er sich intensiv um jedes einzelne bemüht. Deshalb haben sie Engel, die als Anwälte ihre Anliegen vor Gott vertreten und direkten Zugang zu ihm haben.

Vers 11, der in den Handschriften fehlt, die der aktuelle Stand der Textforschung mit einiger Wahrscheinlichkeit für die dem Original am nächsten stehenden hält, liefert eine Einleitung für die Verse 12 bis 14. Vers 11 findet sich fast wörtlich auch in Lk 19,10  und inhaltlich ähnlich in Mat 20,28  und Mrk 10,45 . Damit enhält Vers 11 nichts, was in der Bibel fehlen würde, falls er nicht zum Original gehört. Er betont lediglich: Jesus setzt die Bemühung Gottes um die gefährdeten und verlorenen Menschen auf der Erde um.

Gott sorgt für Glaubenskinder wie ein engagierter Schäfer für seine eigenen Schafe (vgl. Joh 10,1-15 ). Er nimmt auch emotional an ihrem Ergehen teil. Wenn eines dieser Schafe einmal durch ein Skandalon verführt wird und auf den falschen Weg gerät, verdammt Gott es nicht, sondern geht ihm nach und versucht es wieder auf den richtigen Weg zu bringen.

Mat 18,15-20   Umgang mit Sünde in der Gemeinde

» Matthäus » Mat 16,21 - 20,28  Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger

Mat 18,15-17   Zurechtweisung in der Gemeinde

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Um welche Sünde geht es?

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Der Text ist an dieser Stelle uneinheitlich überliefert. In den meisten Handschriften steht: "wenn dein Bruder an dir sündigt". In den ältesten, z.B. Codex Sinaiticus und Codex Vaticanus, fehlt das "an dir" oder "gegen dich". Die Handschriften, in denen die zwei Wörter fehlen, sind allerdings deutlich weniger zahlreich. In der griechischen Textausgabe "The Greek New Testament", 4th revised edition, der Deutschen Bibelgesellschaft und der United Bible Societies fehlt das "an dir", d.h. die Textforscher nehmen an, dass es im Original auch gefehlt hat. Allerdings bewerten sie die Sicherheit dieser Annahme mit {C} auf einer Skala von {A} bis {D}, d.h. relativ unsicher.

Beim Vergleich mit anderen Bibelstellen ergeben sich folgende Aspekte:

Parallelstelle Luk 17,3 : "Wenn dein Bruder (an dir) sündigt, so weise ihn zurecht ...". Auch diese Stelle ist uneinheitlich überliefert. Hier wird die Wahrscheinlichkeit, dass das "an dir" im Original gefehlt hat, allerdings mit {A} bewertet, d.h. sehr sicher. Einen Vers später, in Luk 17,4 , steht es aber einheitlich überliefert: "wenn er siebenmal am Tag an dir sündigt ...".
Die folgende Frage von Petrus in Mat 18,21  enthält das "an mir" oder "gegen mich" eindeutig. Dort gibt es keine unterschiedlichen Überlieferungen. Jedoch spricht das nicht dagegen, dass Jesus sich zunächst auf ein Sündigen ohne persönliche Betroffenheit bezogen haben könnte.
Andere Bibelstellen, die das gleiche Thema behandeln, ordnen eine Zurechtweisung eines Sündigenden auch ohne persönliche Betroffenheit an, z.B. 3Mo 19,17  / 1.Thess 5,14  / 2Th 3,14-15  / 1Ti 5,20  / Heb 10,24-25 .

Ob das "an dir" im Original gefehlt hat, oder nicht, ist also unerheblich. Beides ist von der Aussage her richtig und im Einklang mit ähnlichen Bibelstellen.

Wer ist "dein Bruder"?

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Das griechische Wort "adelfos" konnte neben dem leiblichen Bruder im weiteren Sinn auch einen entfernteren Verwandeten bezeichnen, sowie ein Mitglied einer Lebensgemeinschaft, wie z.B. ein Mitglied eines Stammes, einen Landsmann (vgl. Apg 3,22  / Apg 7,23  / Röm 9,3 ), einen Nachbarn.

Im Zusammenhang hier, wo Jesus zu seinen Jüngern spricht, können wir davon ausgehen, dass damit ein Jünger Jesu gemeint ist (vgl. Mat 12,50  / Mat 28,10  / Mrk 10,29-30  / Joh 20,17-18  / Apg 12,17  / Röm 8,29  / Heb 2,11  / Röm 16,14  / 1Ko 1,10 ). Für Frauen gilt das ebenfalls (Mat 12,50  / Gal 3,26-28 ).

Was ist der Zweck der Zurechtweisung?

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"Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen." Es geht also nicht darum selbst besser dazustehen, sich über andere zu erheben, sie zu verurteilen oder zu verachten, sondern sie zu gewinnen, d.h. die durch die Sünde gestörte Beziehung zu Jesus und evtl. zu mir wiederherzustellen. Wer hingegen beim Zurechtweisen eine falsche Gesinnung hat, dem sagt Jesus das Wort vom Balken im eigenen Auge (Mat 7,1-5 ).

Die Einleitung "Wenn dein Bruder ... sündigt ..." macht deutlich, dass es um eindeutige Sünde geht, d.h. einen Verstoß gegen ein Gebot Gottes, und nicht nur um ein Verhalten, das mir nicht passt.

Die Stufen der Zurechtweisung

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Entsprechend dem Ziel des Gewinnens soll die Zurechtweisung in drei Stufen erfolgen. Zunächst geschieht sie nur unter vier Augen, damit der andere nicht bloßgestellt wird. Dies soll erst bei beharrlicher Uneinsichtigkeit geschehen, zunächst nur mit zwei oder drei Zeugen. Jesus wendet hier ein Prinzip an, das im AT-Gesetz für Gerichtsverhandlungen galt (5Mo 19,15 ). In keinem Fall soll über ihn in seiner Abwesenheit vor anderen gesprochen werden. Wenn ich das tue zeigt das meine falsche Gesinnung. Dann bin ich nicht daran interessiert, den anderen zu gewinnen, sondern mich selbst als besser darzustellen oder gar den anderen zu missbrauchen um spektakuläres Infotainment zu verbreiten, weil man sich immer selbst gut in den Mittelpunkt stellen kann, wenn man etwas Beachtliches zu erzählen hat.

Wie ist mit einem beharrlichen Sünder umzugehen?

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Der Sünder ist in diesem Fall wie ein Heide und Zöllner zu betrachten. Heiden (Angehörige fremder Völker, die an den Gott Israels nicht glaubten) und Zöllner (Kollaborateure der Besatzungsmacht, Ausbeuter) waren von der Gemeinschaft ausgeschlossen (vgl. Apg 10,28  / Mat 9,10-11 ). Auch Paulus ordnet den Gemeindeauschluss für uneinsichtige Sünder an (1Ko 5,1-13  / 2Th 3,6+14-15 ). Das gilt aber wirklich nur für solche die uneinsichtig sind. Solchen, die ihre Tat bereuen, sollen wir vergeben (Luk 17,3-4  / Mat 18,21-22  / 2Ko 2,5-8 ).

Wenn jemand als Heide oder Zöllner behandelt wird, bedeutet das aber trotzdem, dass man sich weiter um ihn bemüht und ihn wieder aufnimmt, wenn er umkehrt. Auch Jesus hat sich gerade auch den Zöllnern und Heiden zugewendet (Mat 8,5-13  / Mat 15,21-28  / Mat 9,9-13  / Luk 18,13-14  / Luk 19,2-10 ).

Mat 18,18-20   Himmlische Autorität der Jünger

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Hier wird der ganzen Gemeinde die Verheißung gegeben, die vorher schon Petrus gegeben wurde (Mat 16,18-19 ). Der Zusammenhang ist hier aber ein anderer. Bei Petrus steht die Aussage im Zusammenhang damit dass Jesus ihm die Schlüssel des Himmelreichs gibt. Petrus ermöglicht also Menschen ins Himmelreich zu kommen. Hier jedoch ist der Zusammenhang die Zurechtweisung in der Gemeinde.

In beiden Zusammenhängen geht es aber darum, dass die Jünger mit Gottes Autorität und Vollmacht handeln. Ihr Handeln an sündigenden Menschen ist Gottes Handeln, wenn es nach den hier von Jesus angegebenen Regeln geschieht. Maßnahmen der biblischen Gemeindezucht haben Gültigkeit vor Gott. Durch Zurechtweisung innerhalb der Gemeinde können Menschen von Sünde gelöst werden. Wenn sie jedoch nicht gehorsam sind, kann das zur Bindung an Satan führen. Das bedeutet jedoch nicht den Verlust der ewigen Rettung (1Ko 5,1-5  / 1Ti 1,18-20 ).

Ebensolche weitreichenden Auswirkungen bis in den Himmel hat auch das gemeinsame Gebet für ein gemeinsames Ziel von Glaubensgeschwistern. Das Gebet bewirkt eine Erhörung bei Gott im Himmel, und zwar deshalb weil Jesus dabei ist (vgl. 1Ko 5,4 ) und somit quasi mitbetet. Die Zahl der versammelten Beter ist dabei unerheblich. Die Verheißung gilt selbst für eine minimale Anzahl an Teilnehmern. Entscheidend für die Erhörung ist vielmehr, dass die Versammlung in Jesu Namen geschieht, d.h. dass sie auf der Grundlage der Lehre Jesu und im Einklang mit seinen Prinzipien und Geboten handelt.

Mat 18,21-35   Vergebung - Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht

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Mat 18,21-22   Die Frage des Petrus, wie oft er vergeben muss

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Zum Thema Umgang mit Sünde, das Jesus in diesem Abschnitt behandelt, gehört auch die Vergebung. Deshalb stellt Petrus hier seine Frage.

Die Frage bezieht sich wiederum auf Brüder, d.h. Glaubensgeschwister (Mat 18,21+35 ).

Siehe dazu:Wer ist "dein Bruder"?

Petrus wusste bereits aus der Bergpredigt, dass Jesus Vergebungsbereitschaft von seinen Jüngern erwartet (Mat 6,12+14-15 ). Er nennt als Grenze die symbolische Zahl der Vollkommenheit und denkt damit wohl richtig zu liegen.

Die Rabbiner lehrten, dass mehr als zwei- oder dreimal nicht nötig ist. Jesus jedoch verlangt "siebzig mal sieben (mal)" oder "siebenundsiebzig mal". Der Text ist hier einheitlich überliefert. Die beiden Varianten sind verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten. In der Septuaginta ist dies die gleiche Zahl, mit der in 1Mo 4,24  Lamech sich rächen wollte. Damit bezieht Jesus klar Stellung gegen diese Rachsucht.

Ob 7  x 70 = 490 oder "nur" 77 mal: Es wäre mühsam das zu zählen. Daher will Jesus hiermit sagen, dass wir nicht zählen sollen, sondern beliebig oft vergeben. In Luk 17,3-4  sagt Jesus: Siebenmal am Tag, was in der Praxis auf das Gleiche hinausläuft.

Mat 18,23-27   Die außergewöhnliche Vergebungsbereitschaft Gottes

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Die Begründung für die Aufforderung zur unbegrenzten Vergebung liegt in der unvergleichlichen Vergebung, die Gott den Jüngern Jesu zuteil werden lässt und die Jesus mit dem Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht veranschaulicht:

10000Talente = 60 000 000 Denare = 192 300 Jahreseinkommen eines Arbeiters (Mat 20,2 ).

König Herodes Antipas hatte ein Einkommen von 200 Talenten im Jahr. Selbst er hätte also mindestens 50 Jahre gebraucht, um diese Schuld abzuzahlen. Es handelt sich also um einen Betrag, den kein Mensch je bezahlen kann.

So groß ist die moralische Schuld durch unsere Sünden, die wir Menschen vor Gott haben. Wir können sie nie aus eigener Kraft beseitigen.

Mat 18,28-30   Die außergewöhnliche Unbarmherzigkeit des Knechts

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Im Gegensatz zu der Schuld, die wir vor Gott haben, ist jede Schuld, die ein Mensch uns gegenüber hat, verhältnismäßig gering. 100 Tageslöhne sind zwar keine Lappalie aber mit etwas Anstrengung irgendwann bezahlbar. Das Verhalten des umbarmherzigen Knechts ist ein sehr deutliches Bild dafür, wie Gott fehlende Vergebungsbereitschaft sieht.

Mat 18,31-35   Die außergewöhnliche Strafe bei fehlender Vergebungsbereitschaft

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Wer nicht VON HERZEN (Mat 18,35 ) vergibt, muss mit Gottes Strafe rechnen, die nicht nur darin besteht, dass die Vergebung rückgängig gemacht wird, sondern zusätzliche Schmerzen verursacht. Was die "Folterknechte" aus dem Gleichnis in der realen Welt genau sind, lässt Jesus allerdings offen.

Einige Ausleger sehen darin die natürliche seelische Belastung, die das Nachtragen mit sich bringt, wie gestörte Beziehungen und Bitterkeit.

"... bis er alles bezahlt hätte, was er schuldig war" klingt jedoch ziemlich endgültig, denn den Betrag kann niemand zahlen, wie oben gezeigt. Man kann darunter also auch die ewige Verdammnis verstehen. Auch Jesu Nachwort zum Vaterunser in Mat 6,13-15  ist sehr ernst und macht Gottes Vergebung direkt von unserer Vergebungsbereitschaft abhängig.

Die komplexe Frage nach der Verlierbarkeit des Heils kann hier nicht umfassend behandelt werden. Die Bibelstellen, die Rettung und Rechtfertigung als endgültig darstellen, legen aber nahe, dass Jesus uns davor bewahren wird derartige Fehltritte zu begehen, die den Verlust des Heils zur Folge hätten (vgl. Joh 10,27-29  / Röm 8,37-39 ).

Mat 19,1-12   Ehescheidung und Eheverzicht

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Nun erfolgt ein Ortswechsel. Nachdem Jesus in Galiläa zuletzt hauptsächlich seine Jünger unterrichtet hat, geht er nun nach Judäa, wo er wieder mehr in die Öffentlichkeit kommt und mit verschiedenen Fragen und Situationen konfrontiert wird. Aber auch diese Situationen enthalten viel Lehre für die Jünger, denn am Ende jeder Situation gibt es immer Wortwechsel mit den Jüngern, die für diese überraschend ausgehen.

Mat 19,3   Was war die Absicht der Pharisäer mit ihrer Frage zu Ehescheidung?

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Die erste dieser Situationen ist die Frage der Pharisäer nach der Ehescheidung. In der damaligen Zeit gab es zwei große Strömungen mit widerstreitenden Meinungen unter den Rabbinern. Auf der einen Seite stand Hillel mit seiner Schule, der die Entlassung einer Frau bei nahezu jedem Grund für akzeptabel hielt. Gegenüber dieser liberalen Sicht stand Schammai mit seiner Schule, der nur einen einzigen Grund für die Entlassung einer Frau akzeptieren wollte: wenn diese Ehebruch begangen hatte.

Das Ziel, das Pharisäer hatten, war offenbar nicht, dass sie ihre Erkenntnis verbessern wollen, wie sie nach Gottes Willen leben können, sondern sie wollten Jesus versuchen, d.h. auf die Probe stellen. Sie sind ja schon des Öfteren mit Jesus in Konflikt geraten und sind weiterhin auf der Suche nach Dingen, die sie Jesus vorwerfen können. Das kommt auch später noch mehrmals vor (Mat 22,15  / Mat 22,34-35 ). Möglicherweise wussten sie schon von seiner radikalen Ablehnung der Ehescheidung und versuchen jetzt, Jesus dazu zu bringen, dass er dem Gesetz Moses widerspricht. Aber anstatt dass sie Jesus etwas vorwerfen können, dreht Jesus den Spieß um und macht ihnen klar, dass sie diejenigen sind, die von Gottes Ehemoral abweichen.

Was steht im AT-Gesetz über Ehescheidung?

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Weil Gott die erste Frau aus der Rippe des Mannes gemacht und sie zu ihm gebracht hat, darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen und sie werden ein Fleisch werden (1Mo 2,22-24 ).

In 5Mo 24,1-4  wird der Scheidebrief erwähnt, aber nicht in definierender Form, d.h. unter welchen Umständen seine Anwendung erlaubt ist, sondern es wird nur geregelt, was zu tun ist, wenn der Scheidebrief gegeben wurde, weil der Mann "etwas Anstößiges" an der Frau gefunden hat. Was das sein kann, wird nicht näher festgelegt. Das Ziel des Abschnitts ist es nicht die Umstände des Scheidbriefs festzulegen, sondern nur zu bestimmen, dass eine zum zweiten Mal geschiedene Frau nicht wieder zu ihrem ersten Mann zurückkehren darf.

Der Scheidebrief wird sonst nur noch im übertragenen Sinn erwähnt, in der Weise, dass Gott seiner Ehefrau Israel den Scheidbrief gegeben hat, und zwar wegen Verbrechen (Jes 50,1 ) und wegen "Ehebruch", d.h. Götzendienst Israels (Jer 3,8 ). Die erwähnte Erlaubnis Moses, unter bestimmten Umständen die Frau zu entlassen, geht also nicht vom Gesetz Gottes aus, sondern war eine abseits davon getroffene Regelung von Mose. Jesus erklärt, dass es ein Zugeständnis von Mose wegen der menschlichen Unfähigkeit ist und von Gott unter bestimmten Umständen geduldet wird, aber nicht seiner Absicht entspricht.

Eheliche Untreue und Ehescheidung ist Unrecht in Gottes Sicht, wie er durch den Propheten Maleachi deutlich macht (Mal 2,13-16 ).

Mat 19,4-9   Jesu Lehre über Ehe und Ehescheidung

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Obwohl die Eheschließung im Einzelfall von Menschen ausgeht, gilt sie als von Gott zusammengefügt (Mat 19-5-6 ). Daher hat der Mensch kein Recht mehr zur Scheidung. Ehescheidung ist also in jedem Fall gegen Gottes Willen und Wiederheirat nach Scheidung ist Ehebruch. Der einzige erlaubte Scheidungsgrund ist Hurerei, d.h. wenn der Ehepartner fremd geht. Aber im AT stand darauf ohnehin die Todesstrafe (3Mo 18,20+26-29 ). Damit war der unschuldige Ehepartner verwitwet. Für Verwitwete ist Wiederheirat möglich (Röm 7,2-3 ). Das ist wahrscheinlich der Grund, warum die Einschränkung "außer wegen Hurerei" in der Parallelstelle Mrk 10,11-12  fehlt.

Schon in der Bergpredigt hat Jesus seine Lehre zur Ehescheidung vorgestellt (Mat 5,31-32 ), genau wie hier. Dort geht er sogar noch einen Schritt weiter und wertet das begehrliche Ansehen einer Frau wie einen im Herzen begangenen Ehebruch (Mat 5,27-28 ).

Mat 19,10-12   Die Reaktion der Jünger und Jesu Lehre über die "Verschnittenen"

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Die Reaktion der Jünger zeigt, wie revolutionär die Lehre Jesu zur Ehe war. Einerseits wurde Ehescheidung recht häufig und einfach vollzogen. Andererseits war man der Auffassung, dass der Mensch zur Ehe bestimmt ist. Das absolute Verbot der Ehescheidung bei gleichzeitiger Ehepflicht empfanden die Jünger als unzumutbar.

Jesus macht in seiner Antwort deutlich, dass Ehe nicht unbedingt notwendig ist und dass es in der Tat Gründe gibt, nicht zu heiraten.

Jesus beantwortet den Einwand der Jünger anders formuliert folgendermaßen: "Ob ihr mit der Ehe und dem Verbot der Scheidung Probleme habt, hängt von jedem selbst ab: Wenn ihr für die Ehe geeignet seid, dann ist das Verbot der Ehescheidung kein Problem für euch. Wenn ihr aber nicht für die Ehe geeignet seid, dann heiratet besser nicht."

Jeder muss sich also vor dem Heiraten die Frage stellen und beantworten, ob er für die Ehe geeignet ist, oder aus einem der von Jesus genannten Gründe nicht heiraten sollte.

Um richtig zu beurteilen, welche Gründe für Ehelosigkeit Jesus meint, muss geklärt werden, was das Wort "verschnitten" (die meisten grundtextnahen Übersetzungen), "Eunuchen" (Übernahme des griechischen Worts, d.h. quasi nicht übersetzt: Zürcher, Vulgata und etliche englische, französische, italienische, spanische Übersetzungen) oder "zur Ehe unfähig" (kommunikative Übersetzungen) bedeutet. Folgende griechische Wörter kommen hier vor:

eunouchos = Eunuch, Kastrat, Verschnittener: Dieses Wort ist meist wörtlich gemeint, kann aber auch im übertragenen Sinn gemeint sein
eunouchizo = verschneiden, entmannen: Kann ebenfalls wörtlich oder übertragen gemeint sein

Beide sind verwandt mit eunouchia = Ehelosigkeit, das hier nicht vorkommt.

Der Artikel zum Stichwort "Verschnittener" in Fritz Rienecker (Hrsg.): "Lexikon zur Bibel", R.Brockhaus Verlag Wuppertal: "An den orient. Fürstenhöfen wurden V., d.h. auf verschiedene Weise (vgl. 5Mo 23,2 ) zeugungsunfähig gemachte Männer, als Haremswächter (Est 2,3+14  / Est 4,5 ), vielfach aber auch für andere Hofämter verwendet. Damit unterlag das urspr. eindeutige hebr. Wort saris, das LÜ mit »Kämmerer« wiedergibt, einer Bedeutungserweiterung, so dass nicht an sämtlichen Stellen, an denen es in der Bibel vorkommt, wirklich V. gemeint sein müssen. Die Gerichtsdrohung in 2Kg 20,17-18 ; Jes 39,7  (LÜ: Kämmerer) schließt aber sicher die körperliche Verstümmelung mit ein. In Israel war das Verschneiden sowohl bei Menschen wie Tieren verboten, kein V. durfte in der Gemeinde des Herrn Aufnahme finden (3Mo 22,24  / 5Mo 23,2 ). Entmannung schloss vom Priesterdienst aus (3Mo 21,20  LÜ: beschädigt; vgl. RevEB, ZÜ). Für die Heilszeit Gottes aber gilt, dass der Herr auch den V. annimmt (Jes 56,3-5 ; vgl. Jer 38,7-13 ; Jer 39,15-18 ); von daher erhält die Taufe des Kämmerers (griech. eunouchos) der Kandake (Apg 8,27-39 ) besondere Bedeutung. In Mt 19,12  wird verschnitten (eunouchos; LÜ: zur Ehe unfähig) für angeborene Missbildung, spätere Verstümmelung und schließlich freiwillige Ehelosigkeit aus der Kraft Gottes heraus (vgl. 1Kor 7,7.25-40 ) gebraucht."

Jesus nennt folgende Gründe für Ehelosigkeit:

Verschnitten Geborene
Von anderen Menschen Verschnittene
Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Reiches der Himmel willen

Die Frage ist, ob Jesus hier die wörtliche (d.h. körperliche) oder übertragene Bedeutung meint. Bei der Entscheidung sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:

Der Zusammenhang ist die Frage nach der Ehescheidung und das Entsetzen der Jünger über Jesu radikales Verbot und ihre Schlussfolgerung, dass es dann wohl besser wäre nicht zu heiraten. Es geht hier also nicht primär um die Zeugungsfähigkeit, sondern um die Fähigkeit eine harmonische Ehe zu führen.
Körperliche Kastration wurde in Israel nicht praktiziert.

Daher kommt die wörtliche Bedeutung wohl weniger in Frage. Die drei Personengruppen, die nicht heiraten, kann man dann so verstehen:

Angeborene Eheunfähigkeit muss eine geistige Unfähigkeit sein, z.B. eine geistige Behinderung, die das soziale Leben in Gemeinschaft so erschwert, dass kein normaler Mensch bereit wäre, mit einer solchen Person eine Ehe einzugehen. Eine weitere Möglichkeit wäre eine angeborene, homosexuelle Neigung. Diese auszuleben in körperlicher Intimität oder "Ehe für alle" ist in der Bibel ganz klar gegen Gottes Willen (3Mo 18,22-29  / 3Mo 20,13  / Röm 1,26-28  / 1Ko 6,9 ). Röm 1,21-28  macht allerdings deutlich, dass homosexuelle Neigungen zumindest auch Folge von Ablehnung Gottes sein können oder sogar immer sind. Die angeborene, körperliche Fortpflanzungsunfähigkeit kommt hier als Grund für Eheverzicht weniger in Frage, weil diese meist vor der Ehe noch gar nicht bekannt ist und auch nicht grundsätzlich eine Ehe unmöglich macht, außer in Gesellschaften, wo es als absolute Pflicht angesehen wird, eigene Kinder zu haben.
Menschen, die von anderen zur Ehe unfähig gemacht wurden, könnten solche sein, die in einer Umgebung aufgewachsen sind, in der sie eine so schlechte Erziehung bekommen haben, dass sie beziehungsunfähig sind. Es könnten auch Frauen sein, die durch eine Vergewaltigung seelisch so traumatisiert wurden, dass sie sich keinem Mann mehr intim nähern können, ohne Abneigung oder Angst zu bekommen.
Menschen, die um des Reiches Gottes willen nicht heiraten, verzichten freiwillig darauf, um Gott mit ganzer Kraft und Zeit dienen zu können (vgl. 1Ko 7,8-9+25-35 ). Das ist aber nur solchen möglich, die eine Gabe dafür haben (1Ko 7,7-9 ).

Es fällt auf, dass der Grund, den die Jünger dafür anführen, nicht zu heiraten, in der Liste der Gründe, die Jesus nennt, nicht vorkommt. Die Jünger halten es nämlich für problematisch, dass man nach Gottes Willen aus der Ehe nicht mehr herauskommt, wenn es in der Ehe Schwierigkeiten gibt miteinander auszukommen. Dies ist aber nach der Lehre Jesu weder ein Grund nicht zu heiraten, noch die Ehe zu scheiden.

Mat 19,13-15   Jesu Wertschätzung der Kinder

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Auch dieses Ereignis bringt wieder eine Überraschung für die Jünger, genauso wie das vorhergehende und das folgende.

Was wollten die Eltern damit erreichen, dass sie ihre Kinder zu Jesus brachten?

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Folgende Absichten werden erwähnt:

Hände auflegen: Mit dieser Geste dürfte hauptsächlich Segen gemeint sein (vgl. 1Mo 48,13-20 ), d.h. ein Glückwunsch, der kraft göttlicher Autorität ausgesprochen auch in Erfüllung geht. Hände auflegen kann darüber hinaus auch die Übertragung eines Amtes symbolisieren (4Mo 27,18-23  / Apg 6,3-6  / Apg 13,2-3  / 1Tim 5,22 ) und dafür erforderliche von Gott gegebene geistliche Begabung (5Mo 34,9  / 1Ti 4,14  / 2Ti 1,6 ). Hände aufzulegen begleitete auch Heilungswunder bei Jesus (Mrk 5,23  / Mrk 6,5  / Mrk 8,23-25  / Mrk 16,18  / Luk 4,40  / Luk 13,13 ) und den Aposteln (Apg 9,10-18  / Apg 28,8 ). Durch Handauflegung der Apostel gab Gott in einigen Fällen den Heiligen Geist (Apg 8,14-17  / Apg 9,10-18  / Apg 19,6 ).
beten
anrühren (Mrk 10,13  / Luk 18,15 ): Hiermit waren wohl ähnliche Erwartungen verbunden, wie mit dem Händeauflegen. Möglicherweise ist dies nur eine andere Formulierung dafür.

Die Eltern glaubten also zumindest, dass Jesus eine besondere göttliche Autorität besaß und deshalb wirksamen Segen weitergeben konnte. Ob sie sogar glaubten, dass Jesus der Messias ist, bleibt offen. Ihnen war jedenfalls so viel an ihren Kindern gelegen, dass sie sie zu Jesus brachten, damit sie göttlichen Segen und Gebet empfingen, was ihre weitere Entwicklung positiv beeinflussen sollte. Damit sind sie Vorbild für alle christlichen Eltern, die ihre Kinder im Glauben erziehen.

Warum sind die Jünger dagegen eingeschritten?

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Jesus war immer sehr beschäftigt, weil viele Menschen etwas von ihm wollten (Mrk 6,31+54-56 ). Die Jünger assistierten Jesus in manchem und meinten wohl die Funktion von Ordnern innezuhaben. Kinder sahen sie als unwichtig an. Jesus hatte aus ihrer Sicht Wichtigeres zu tun, als sich um Kinder zu kümmern. Daher wollten sie ihn vor einer derartig überflüssigen Inanspruchnahme schützen. Wenn man annimmt, dass Mat 18,1-10  vorher stattgefunden hat, dann hätten sie es allerdings besser wissen und damit rechnen müssen, dass ihr Denken falsch ist.

Was lehrt uns das, was Jesus zu Kindern sagt und tut?

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Die Reaktion Jesu ist ein weiteres Mal überraschend und zeigt, dass göttliche Prioritäten oft ganz anders sind, als auch gut gemeinte menschliche (vgl. Jes 55,8-9 ).

Wie Jesus in Mat 18,1-4  schon ausführlicher gelehrt hat, sind Kinder Vorbilder für die richtige Glaubensgesinnung. Darum dürfen sie nicht verachtet oder geringschätzig behandelt werden (Mat 18,10 ). Wenn es um die Beziehung zu Gott und seine Segnungen geht, sind sie mit Erwachsenen gleichberechtigt.

Diese seine Lehre unterstreicht Jesus dadurch, wie er mit Kindern umgeht. Obwohl er ein großer Lehrer ist und wenig Zeit hat, nimmt er sich für sie Zeit, empfängt sie und segnet sie (Mrk 10,16 ). Damit bringt er seine Wertschätzung für sie zum Ausdruck.

Aus der Aussage Jesu: "solcher ist das Himmelreich", die Schlussfolgerung zu ziehen, dass Kinder, die noch nicht bewusst an Jesus glauben können, gerettet sind oder getauft werden sollen, ist nicht gut genug begründet. In Mat 18,1-4  wird deutlich, dass es nicht die Kindheit an sich ist, die die Stellung im Himmelreich bewirkt, sondern die richtige Glaubensgesinnung. Es sind also die Kinder, die zu Jesus geführt werden, diejenigen, denen das Himmelreich offen steht, weil sie die Gelegenheit bekommen, an Jesus zu glauben. Jesus repräsentiert das Himmelreich auf der Erde (vgl. Luk 11,20  / Luk 17,20-21 ). Mit "solcher ist das Himmelreich" meint Jesus, dass sie genauso berechtigt sind zu ihm zu kommen wie die Erwachsenen.

Mat 19,16-26   Frage des Reichen nach dem ewigen Leben

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Wieder berichtet uns Matthäus ein Ereignis, das das Weltbild der Jünger auf den Kopf stellt.

Mat 19,16-22   Gespräch zwischen dem Reichen und Jesus

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Die Frage des reichen jungen Mannes zeigt, dass er meint, sich durch gute Taten das ewige Leben verdienen zu können. Dies ist jedoch eine völlig falsche Denkweise (Eph 2,8-9  / Röm 3,19-20+23+28  / Gal 3,10-11+21-22 ). Das macht Jesus ihm im folgenden Gespräch klar. Zunächst macht Jesus deutlich, dass ein Mensch gar nichts wirklich Gutes tun kann, weil er Sünder ist (1Mo 8,21  / Psm 51,5-7  / Mat 12,33-35  / Röm 3,9-12  / Röm 7,18 ). Nur Gott ist wirklich gut.

Aber Gutes zu tun erwartet Gott auch gar nicht. Er gestattet den Zugang zum ewigen Leben auch dann, wenn man nichts Gutes tut, sondern "nur" seine Gebote einhält (3Mo 18,5  / Gal 3,12 ), was allerdings niemand schafft (Röm 3,19-20  / Gal 3,10 ). Das hätte der junge Mann eigentlich wissen sollen. Möglicherweise wusste er es auch, sah sich vielleicht von den über 600 Geboten des AT überfordert und wollte nun wissen, welche denn ausreichen würden. Jesus nennt nur einige wichtige als Beispiele. Irgendwie hat der junge Mann wohl eine Ahnung, dass das Halten dieser Gebote aus Gottes Sicht nicht reicht. Er verspürt trotz des Haltens dieser Gebote einen Mangel in seinem Leben und in seiner Beziehung zu Gott. Deshalb fragt er danach, was noch fehlt. Die Antwort Jesu führt ihm nun endlich seine Unzulänglichkeit vor Augen. Denn dieses Gute, das Jesus zu tun von ihm fordert, ist er nicht bereit zu tun. Er liebt seinen Besitz und damit sich selbst mehr als die Armen und hält damit das Liebesgebot, das Jesus ihm direkt vorher genannt hat (3Mo 19,18 ), nicht ein. (Vgl. dagegen den ebenfalls reichen Zachäus: Luk 19,2-8 )

Einige deuten sein Festhalten am Besitz sogar so, dass sein Besitz in seinem Leben höchste Priorität hat, somit die Stelle Gottes einnimmt und er daher das erste Gebot (2Mo 20,1-5  / 5Mo 6,4-5 ) nicht einhält. Vgl. auch Mat 6,24  / Luk 6,13  / Kol 3,5-9  / Eph 5,3-7 . Diese Deutung geht aber möglicherweise zu weit und tut dem Mann Unrecht, zumal Jesus ihm das erste Gebot nicht aufzählt, was er sicher in seiner Allwissenheit getan hätte, wenn das bei dem Mann das Hauptproblem gewesen wäre.

Mat 19,23-26   Gespräch zwischen Jesus und den Jüngern

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In dem Kommentar gegenüber seinen Jüngern macht Jesus nochmals deutlich, dass es für einen Reichen unmöglich ist, durch seine guten Werke ins ewige Leben im Reich Gottes zu kommen.

In Vers 24 steht für "kamälon" = Kamel in einigen Handschriften "kamilon" = Schiffstau. Diese sind aber wenige und stammen aus dem 8. Jahrhundert oder später. Daher sind die Textforscher sehr sicher, dass im Original "Kamel" stand. Das gleiche gilt übrigens auch für die Parallelstellen in Mrk 10,25  und Luk 18,25 . Es sieht also so aus, als hätten spätere Abschreiber "Kamel" für unplausibel und einen Abschreibfehler gehalten und deshalb zu "Schiffstau" korrigiert. Das Kamel kommt auch in Mat 23,24  als Bild für etwas Großes vor.

Die entsetzte Reaktion der Jünger ist darauf zurückzuführen, dass man damals der Auffassung war, dass Reichtum ein Segen Gottes aufgrund der Verdienste guter Werke war. Wenn also die Reichen, die schon so gut sind, dass Gott sie mit Reichtum gesegnet hat, nicht gerettet werden, wie sollten es dann die anderen schaffen, die ein geringeres Gute-Werke-Niveau haben? Auch wenn die Regel "gute Werke ⇒ Wohlstand" und "Wohlstand = Belohnung für gute Werke" nicht richtig ist, so stimmt doch die Schlussfolgerung der Jünger, dass keiner sich retten kann.

Die Antwort Jesu macht deutlich, dass die Jünger ihn hier richtig verstanden haben. Es ist nicht etwa für weniger Reiche leichter ins Reich Gottes zu kommen, sondern es ist für alle Menschen unmöglich, dies aus eigener Kraft durch gute Werke zu schaffen.

Dies erinnert an eine frühere Aussage Jesu, wo er ebenfalls die vermeintlich Guten vom Himmelreich ausschließt, nämlich die Schriftgelehrten und Pharisäer (Mat 5,20 ).

Der Eintritt ins ewige Leben ist nur durch Gottes rettendes Eingreifen möglich. Wie dieses Erlösungswerk Gottes aussieht, führt Jesus hier nicht näher aus. Dazu sagt er zu anderen Gelegenheiten etwas mehr (Mat 17,22-23  / Mat 20,17-19+28  / Joh 10,11-15 ).

Muss jeder Christ seinen ganzen Besitz verkaufen und den Armen geben?

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An anderen Stellen mit Bezug zu Reichen wird das nicht gefordert und auch nicht praktiziert: Luk 19,8-10  / Apg 5,1-4  / 1Ti 6,17  / Jak 1,9-11 .

Die Forderung richtet Jesus nur hier an den jungen Mann, um ihm damit deutlich zu machen, dass er sich das ewige Leben nicht selbst verdienen kann, bzw. will. Außerdem hatte der Besitz in seinem Leben möglicherweise eine falsche Priorität.

Mat 19,27 - 20,16   Lohn der Nachfolge

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Mat 19,27-30   Frage nach dem Lohn der Nachfolge

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Petrus nimmt Bezug auf den reichen jungen Mann, der seinen Reichtum nicht abgeben und Jesus nicht nachfolgen wollte. Die Jünger hingegen haben das getan. Petrus will wissen, was sie davon haben.

Jesus nennt folgende Aspekte:

Herrschaft und Gerichtshoheit über die 12 Stämme Israels für die 12 Apostel
100fach empfangen für alle, die für Jesus Menschen oder Besitz verlassen haben
Ewiges Leben für alle, die für Jesus Menschen oder Besitz verlassen haben

Der erste Punkt geschieht bei der "Wiedergeburt" (Mat 19,28 ). Dieser Begriff, gr. "palingenesia", kommt nur hier und in Tit 3,5  vor. Dort bezieht er sich jedoch auf die gläubig gewordenen Menschen, während er sich hier offenbar auf ein Ereignis in der Heilsgeschichte bezieht, das stattfindet "wenn der Menschensohn auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen wird" (Mat 19,28 ). Das findet wohl zu Beginn des 1000jährigen Friedensreichs statt (vgl. Off 19,11-16  / Off 20,1-6 ). Dabei kommt es zu einer Wiederherstellung des Volkes Israel, sowohl in Bezug auf das Königreich, das dann der Messias regieren wird, als auch in moralischer Hinsicht (Jes 2,2-4  / Jes 11,1-13  / Jer 23,5-8  / Jer 33,6-9 ).

In 1Ko 6,3  wird erwähnt, dass auch die Gläubigen, die nicht zu den 12 Aposteln gehören, Gerichtshoheit bekommen werden, und zwar über Engel. Auch 2Ti 2,12  deutet eine Herrschaft für Christen an: "Wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen".

In den Parallelstellen Mrk 10,29-30  und Luk 18,29-30  wird ergänzt, dass das Empfangen auch schon auf der Erde stattfindet: "jetzt in dieser Zeit".

Man kann den Lohn aber nicht gezielt beeinflussen oder durch besonderen Einsatz steigern. Das Maß des Lohns der Nachfolge wird vielmehr für einige überraschend sein, wie Jesus mit dem Wort von den Ersten und Letzten in Mat 19,30  deutlich macht. Was er damit meint, erklärt er in dem dann folgenden Gleichnis.

Mat 20,1-16   Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg

» Matthäus » Mat 16,21 - 20,28  Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger » Mat 19,27 - 20,16  Lohn der Nachfolge

Die Letzten in der Nachfolge können Erste in der Belohnung sein und umgekehrt. Aus der eigenen geistlichen Leistung können wir keinen Anspruch auf Belohnung ableiten. Die Belohnung entspricht nicht unbedingt der zeitlichen Länge oder der Leistung in der Nachfolge. Gott ist gnädig und schenkt jemandem, der erst spät zu Jesus kam oder nicht so viel geleistet hat, möglicherweise das Gleiche wie jemandem, der lange im Dienst Jesu stand (vgl. Luk 15,25-31 ).

Wir haben nicht das Recht auf andere neidisch zu sein oder Gott wegen der Vergabe von Segnungen an uns und andere zu kritisieren. Gott verspricht uns Lohn, aber wir haben keinen Anspruch auf eine bestimmte Menge oder Art des Lohns. Alle Belohnung ist Gottes Gnadengabe (vgl. Luk 17,7-10  / Röm 6,18-23 ).

Die Maßstäbe für Erste und Letzte sind im Reich Gottes andere als in der Welt und stehen meist sogar zu ihnen im Gegensatz.

Mit dem Gleichnis richtet sich Jesus insbesondere an die Apostel, die als Erste und Längste in der Nachfolge möglicherweise neidisch werden, wenn sie später sehen, dass andere, die erst spät zu Jesus kommen, den gleichen Lohn empfangen.

Mit dem Satz: "So werden die Letzten Erste und die Ersten Letzte sein" beschließt Jesus das Gleichnis und bezeichnet es so als Erklärung dafür, was er in Mat 19,30  damit meint.

Es gibt eine Auslegung, die in den Ersten, die zu Letzten werden, das Volk Israel und in den Letzten, die zu Ersten werden, die Nichtjuden sieht, die zum Glauben kommen. Israel hatte durch seine Auserwählung als Erste das Evangelium gehört, aber es mehrheitlich nicht angenommen. Deshalb ging das Evangelium auch zu den Nichtjuden (vgl. Röm 9-11  / Apg 3,25-26  / Apg 13,46  / Apg 18,6 ). Israel wird mehrfach mit einem Weinberg verglichen (Jes 5,1-7  / Jer 12,10-15  / Mat 21,33-43 ). Auch wenn diese Aspekte richtig sind, so können sie nicht in diesem Gleichnis gesehen werden, denn der Zusammenhang, in dem Jesus das Gleichnis erzählt, ist die Frage von Petrus nach dem Lohn der Nachfolge (Mat 19,27-30 ). Nichtjuden spielen in dem Zusammenhang gar keine Rolle.

Am Ende des Abschnitts folgt in einigen Übersetzungen noch ein Teilsatz: "denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte". Dieser fehlt in den ältesten Handschriften, ist jedoch in sehr vielen anderen enthalten. Es wird von den Textforschern relativ sicher angenommen, dass der Teilsatz im Original nicht enthalten war. Auch die meisten Übersetzer schließen sich dieser Meinung an. Daher fehlt der Teil meist. Einige Übersetzungen weisen in Fußnoten darauf hin.

Der Teilsatz kann im Zusammenhang des Gleichnisses bedeuten: Viele sind dazu berufen, Jesus nachzufolgen und für das Reich Gottes zu arbeiten, aber wenige sind dazu auserwählt, einen unerwartet hohen Lohn dafür zu erhalten.

Der Satz findet sich auch in Mat 22,14  am Ende des Gleichnisses von der königlichen Hochzeit, wo die Geladenen die Einladung ablehnten, dann Leute von der Straße eingeladen wurden und einer davon ausgeschlossen wurde, weil er keine hochzeitliche Kleidung trug. Die Berufenen sind dann die Eingeladenen, die Auserwählten diejenigen, die am Ende an der Hochzeit teilnehmen.

Die Zusammenhänge sind also ganz verschieden. Zwar folgt der Satz in beiden Fällen auf ein Gleichnis. Aber in Mat 20,16  wird niemand ausgeschlossen, in Mat 22,14  jedoch schon. Der Satz passt dort also besser. Es könnte sich aber um ein Sprichwort handeln, dass häufiger in verschiedenen Zusammenhängen verwendet wurde, wo das von Gott bewirkte verschiedene Ergehen unterschiedlicher Menschengruppen eine Rolle spielte.

Mat 20,17-28   Dritte Ankündigung von Tod und Auferstehung - wahre Größe in Gottes Reich

» Matthäus » Mat 16,21 - 20,28  Vorbereitung auf die Kreuzigung und Lehre der Jünger

Mat 20,17-19   Dritte deutliche Ankündigung von Tod und Auferstehung

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Unterschiede zu den anderen Ankündigungen

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Dreimal (Mat 16,21  / Mat 17,22-23  und hier) kündigt Jesus seinen Jüngern seinen Tod und seine Auferstehung deutlich an. Weitere Hinweise gibt Jesus in Mat 12,40  / Mat 17,9  / Mat 17,12  / Mat 26,2 .

Jetzt steht das Ende der Mission Jesu unmittelbar bevor, denn Jesus geht das letzte Mal nach Jerusalem. Kurz bevor Jesus in Jerusalem einzieht und von vielen als Sohn Davids umjubelt wird (Mat 21,9 ) macht er seinen Jüngern noch einmal deutlich, dass jetzt noch nicht sein Königreich anbricht, sondern zunächst sein Leiden.

Diesmal gibt Jesus genauere Details über den Ablauf seines Leidens und Sterbens bekannt: Hohepriester und Schriftgelehrte, die religiösen Führer des Volkes, die aufgrund ihrer Kenntnis der Heiligen Schriften den Messias als erste erkennen müssten, werden im Hohen Rat, der die teilautonome Regierung des von den Römern besetzten Judäa bildete, die Auslöser sein und Jesus an die Heiden, bzw. Nationen (je nach Übersetzung) ausliefern. Dass Jesus hier nicht von Römern spricht, sondern von Heiden, richtet die Betonung weg von den politischen Verhältnissen und darauf, dass es sich um Menschen handelt, die Gott nicht kennen. Bei der Hinrichtung Jesu arbeiten Juden und Nichtjuden zusammen. Alle Menschengruppen sind also daran beteiligt. (Vgl. Röm 1,16  / 1Ko 1,22-23 : hier werden jeweils die Griechen stellvertretend für alle Nichtjuden genannt, da damals der gesamte Mittelmeerraum von griechischer Kultur geprägt war.) Auch Verspottung und Geißelung nennt Jesus. Diese vielen Details zeigen erneut seine göttliche Allwissenheit. Auf manche der Ereignisse kann man zwar mit Kenntnis der Verhältnisse auch schließen, aber nicht auf eine Auferstehung, die Jesus ebenfalls erneut ankündigt.

Warum informierte Jesus nur die zwölf Apostel?

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Jesus nimmt seine 12 Apostel beiseite, getrennt von der übrigen Menge, die Jesus folgte. Die Apostel waren am engsten mit ihm verbunden und von Anfang an ständig bei ihm gewesen (vgl. Apg 1,21-22 ). Sie hatten ihr Leben an ihn gebunden und waren mittlerweile überzeugt, dass Jesus der Christus ist (Mat 16,15-17 ). Dieser Glaube könnte enttäuscht und zerstört werden, wenn sie erleben, dass sich ihre Hoffnungen nicht erfüllen (vgl. Luk 22,31-34  / Luk 24,18-21 ). Daher muss Jesus sie darauf vorbereiten, dass sein Tod kein Scheitern seiner Mission ist, sondern dazugehört. Es brauchte mehrere Ankündigungen, damit die Jünger dies halbwegs zur Kenntnis nahmen. Die anderen, die Jesus nur zeitweise nachfolgten, würden das wohl gar nicht verstehen können.

Reaktion der Jünger

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Bei der ersten Ankündigung in Mat 16,21-22  wollte Petrus es nicht glauben. Bei der zweiten Ankündigung in Mat 17,22-23  wurden die Jünger betrübt, weil sie ihren Blick nur auf den Tod Jesu, aber nicht auf die Auferstehung richteten. Hier nun scheint es anders zu sein. Zwar wird keine direkte Reaktion der Jünger berichtet, aber dass gleich danach zwei Jünger darum bitten, die Ehrenplätze im Reich Jesu besetzen können, scheint darauf hinzudeuten, dass sie doch schon über den Tod Jesu hinausblickten. In der Parallelstelle in Luk 18,31-34  wird uns allerdings mitgeteilt, dass die Jünger nichts begriffen. Daher müssen wir davon ausgehen, dass die Anfrage der Söhne des Zebedäus eher Ausdruck der Ignoranz der Botschaft Jesu ist.

Mat 20,20-28   Bitte der Söhne des Zebedäus und wahre Größe in Gottes Reich

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Mat 20,20-21   Bitte der Söhne des Zebedäus

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Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus (Mat 4,21  / Mat 10,2 ), die Jesus auch Donnersöhne nannte (Mrk 3,17 ), wollten die Ehrenplätze im Reich Jesu einnehmen.

Die Mutter wird in der Parallelstelle in Mrk 10,35-45  nicht erwähnt. Daher können wir davon ausgehen, dass der Antrieb zu dieser Bitte tatsächlich von den Söhnen ausging und sie ihre Mutter nur hinzugezogen haben, um selbst bescheidener dazustehen oder der Bitte mehr Gewicht zu verleihen. Es gibt die Vermutung, dass ihre Mutter Jesu Tante gewesen sein könnte, weil in den Listen der Frauen am Kreuz in Joh 19,25  die Schwester seiner Mutter und in Mat 27,56  die Mutter der Söhne des Zebedäus erwähnt wird. Dass diese zwei identisch sind, ist jedoch überhaupt nicht sicher, denn laut Mat 27,55  waren viele Frauen am Kreuz zugegen, von denen nur wenige genauer benannt werden. Die Listen können also ohne weiteres verschieden sein. Jedenfalls aber gehörte die Mutter der Söhne des Zebedäus zu denen, die Jesus von Galiläa nachgefolgt waren und ihm gedient hatten (Mat 27,55 ). Jakobus und Johannes gehörten zum engeren Kreis der Jünger, die auch bei ganz herausragenden Ereignissen dabei waren, wie der Verklärung Jesu (Mat 17,1 ), der Auferweckung der Tochter des Jairus (Mrk 5,37 ), der Endzeitrede (Mrk 13,3 ), dem Gebet Jesu im Garten Gethsemani vor der Gefangennahme (Mat 26,36-37  / Mrk 14,32-33 ).

Die Bitte der Brüder ist also nicht völlig aus der Luft gegriffen. Jesus hat ja den Aposteln auch kurz zuvor Macht versprochen (Mat 19,28 ).

Mat 20,22-23   Antwort Jesu auf die Bitte der Zebedäussöhne

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Jesus macht ihnen durch seine Antwort deutlich, dass sie trotz ihrer Vorzüge, keinen Anspruch auf die Ehrenplätze im Himmelreich haben, ja dass sie noch nicht einmal wissen, was das bedeutet worum sie bitten. Er fragt sie nach ihrer Berechtigung für ihr Ansinnen: "Könnt ihr den Kelch trinken ...?" Der Kelch hatte als Trinkgefäß häufig symbolische Bedeutung. Das Reichen des Kelchs war Bild für Lebensfügung und Schicksal: In Jes 51,17-23  ist der Kelch des Zorns, den Gott Jerusalem gibt, die Strafe durch Krieg und Exil. Auch in Off 14,10  / Off 16,19  / Off 18,6  steht der Kelch für den Zorn Gottes und Strafe. Jesus spricht vom Kelch im Zusammenhang mit seinem Leiden und Sterben (Mat 26,39+42  / Joh 18,11 ).

Zwischen Leiden und dem Reich Gottes besteht eine Beziehung:

Jesus bezeichnet sein Sterben als Erhöhung (Joh 3,14  / Joh 8,28  / Joh 12,32-33 )
Johannes nennt später Drangsal und Königreich zusammen (Off 1,9 )
Drangsal bewirkt Herrlichkeit (2Ko 4,16-17 )
Wir müssen durch viel Trübsal ins Reich Gottes eingehen (Apg 14,22 )

Die Frage Jesu deutet also an, dass das Leiden mit und für ihn offenbar Voraussetzung dafür ist, in seinem Reich besonders geehrt zu werden.

Ob Jakobus und Johannes die Frage Jesu nach dem Kelch damals schon so verstanden haben, ist nicht sicher. Jedenfalls sahen sie darin eine Leistung, die sie meinten erbringen zu können. Im Leiden haben sie später am Kelch Jesu tatsächlich teilgenommen (Apg 12,1-2  / Off 1,9 ). Aber obwohl sie die notwendigen Voraussetzungen für die Ehrenplätze später erfüllen werden, ist das nicht hinreichend um sie tatsächlich beanspruchen zu können. Sie werden nämlich von Gott souverän vergeben, ohne dass wir darauf direkt Einfluss nehmen können. Auch hier kommt wieder zum Ausdruck, dass die Zuwendungen Gottes reine Gnade sind, wie auch schon der Lohn für die Arbeit im Reich Gottes, wie Jesus unmittelbar vorher im Gleichnis deutlich gemacht hat (Mat 20,1-16 ).

Obwohl Jesus Gottes Sohn ist, und er vieles auch in Souveränität tut, ordnet er sich dem Vater unter, was in einigen Aspekten immer wieder zu Tage tritt, wie auch hier. Für die Vergabe der Ehrenplätze hat er kein Mandat vom Vater.

Mat 20,24-28   Reaktion der anderen Jünger und Belehrung durch Jesus

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Dieses Ansinnen der Zebedäussöhne, sich quasi vordrängeln zu wollen, macht die anderen ärgerlich, wahrscheinlich weil einige von ihnen die Ehrenplätze auch gerne besetzt hätten. Um ein Zerwürfnis zwischen den Jüngern zu verhindern belehrt Jesus sie grundsätzlich darüber, was bei Gott wichtig ist. Und wieder stellt er ihr Weltbild auf den Kopf.

In Vers 25 beschreibt Jesus zunächst, wie es in der von Sünde geprägten, gefallenen Welt, die Gott nicht kennt (Heiden, Nationen), normalerweise aussieht: Mächtige missbrauchen ihre Macht um andere zu unterdrücken.

Wie es unter Jüngern Jesu stattdessen sein soll, formuliert Jesus in Mat 20,26-27  zweimal mit verschiedenen Worten in der Art eines hebräischen Parallelismus, wie er in der hebräischen Poesie immer wieder vorkommt. Die zweifache Wiederholung mit verschiedenen Worten macht den Sachverhalt verständlicher und erleichtert, ihn sich zu merken. Wahrscheinlich will Jesus damit auch die Wichtigkeit betonen. Die Psalmen und Sprüche beispielsweise sind voll von solchen Parallelismen (z.B. Psm 2,5+8  / Psm 119,1  / Spr 1,4-5  / Spr 8,1+5 ).

Die Einstellung, die Jünger haben sollen, charakterisiert Jesus durch zwei Wörter:

Diener (gr. diakonos): Diener, Helfer, Beamter, Diakon; er dient nicht unterwürfig, wie ein Sklave, sondern freiwillig. Dabei liegt der Schwerpunkt nicht auf dem Unterordnungsverhältnis, sondern auf dem Vorteil für den, dem gedient wird.
Sklave (gr. doulos): Einer, der in einem Dauerverhältnis der Unterordnung zu einem anderen steht, im Gegensatz zu einem Freien (Röm 6,20  / 1Ko 7,22  / 1Ko 12,13  / Gal 3,28  / Off 13,16 ).

Das Verhältnis der Jünger untereinander soll also sowohl durch Unterordnung (Sklave) als auch durch Freiwilligkeit und Hilfsbereitschaft (Diener) geprägt sein.

Das fließt später auch in die Lehre der Apostel über die richtige Einstellung von Gemeindeleitern und dem Umgang miteinander in der Gemeinde ein (1Pt 5,1-5  / Php 2,2-8 ). Dieses wichtige Thema greift Jesus angesichts des schlechten Vorbilds der Schriftgelehrten und Pharisäer nochmals auf: Mat 23,6-12 .

Zum Abschluss gibt Jesus in Vers 28 sich selbst den Jüngern als Vorbild. Sich als Diener oder Sklave zu sehen schließt nicht aus, dass jemand auch Führungsverantwortung hat. Das macht Jesus deutlich, als er die Haltung des Dieners bei der Fußwaschung nochmals verdeutlicht (Joh 13,3-17 ). Jesus hat sich gelegentlich auch bedienen lassen (Mat 8,14-15  / Luk 8,1-3  / Luk 10,38-40  / Joh 12,1-2 ). Vielmehr kommt es auf die richtige innere Haltung an, die Motivation für das Handeln ist (vgl. Luk 17,7-10 ). Das Hauptmotiv soll das Dienen und Helfen sein, das für Jesus Anlass war zu seinem Erlösungswerk auf die Erde zu kommen (vgl. Php 2,5-8 ). Jesus wählt dafür in diesem Zusammenhang das Bild vom Lösegeld, das dazu diente einen Gefangenen oder Sklaven freizukaufen. Hier einige Aspekte der Erlösung durch Jesus:

Wer Sünde tut, ist ihr Knecht; wer bei Chr. Wort bleibt, wird freiJoh 8,31-36 
Durch Chr. Tod der Sünde gestorben, frei geworden; vorher Knecht gewesenRöm 6,1-23 
Geist hat frei gemacht von Sünde; an Chr. Urteil über Sünde vollstrecktRöm 8,1-4 
Chr. hat sich selbst dahingegeben, um uns von der bösen Welt zu erlösenGal 1,4 
Chr. hat vom Fluch des Gesetzes erlöst, als er zum Fluch wurdeGal 3,13 
Gal 4,1-7 
In Chr. haben wir die Erlösung, die Vergebung der SündenKol 1,14 
Geschlachtetes Lamm: Mit seinem Blut Menschen für Gott erkauftOff 5,6-10 

Die an Jesus Gläubigen sind also Befreite von der Sünde und deren Folgen und gleichzeitig Sklaven und Diener Christi (Röm 6,16-23  / 1Ko 7,20-23 ).




Kommentar zum Matthäus-EvangeliumRoland Hofmann