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» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 20,29-34 Heilung zweier Blinder in Jericho
Die Blinden haben offensichtlich von Jesus gehört und halten ihn für den Messias (Sohn Davids). Sie trauen ihm das Unmögliche zu. Für sie ist das eine einzigartige Gelegenheit, von der Blindheit und all ihren sozialen Folgen (Armut, Isolierung) befreit zu werden. Danach sehnen sie sich so sehr, dass sie sich nicht einschüchtern lassen und nicht aufgeben, bis Jesus sich ihnen zuwendet.
Das neue Leben, das sie durch die Heilung bekommen, stellen sie sofort Gott zur Verfügung, indem sie Jesus nachfolgen. Sie sind in ihrem Glauben und ihrer Beharrlichkeit Vorbilder.
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Die Volksmenge fühlt sich durch das Geschrei der Blinden gestört im Lauschen auf Jesu Reden oder vielleicht in den Diskussionen über ihn. Die Not der Blinden interessiert sie nicht. Sie haben kein Verständnis für deren Hilferufe. Ihre Herzen sind den Blinden gegenüber kalt und egoistisch.
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Jesus überhört die Hilferufe nicht. Er wendet sich den Armseligen zu und unterbricht
dafür die Belehrungen seiner Jünger oder seine engagierten Gespräche.
Die Not anderer Menschen lässt ihn nicht kalt. Er wurde "innerlich bewegt".
Hier zeigt sich seine Einstellung als Diener (vgl. Mat 20,28 ).
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Gemeinsamkeiten:
• | Zusammenhang: Nach der 3. Leidensankündigung und unmittelbar vor dem Einzug in Jerusalem |
• | Nähe Jericho |
• | Blinde erkundigen sich, rufen Jesus als Sohn Davids um Hilfe |
• | Volksmenge will sie zum Schweigen bringen |
• | Jesus hält an und lässt Blinde zu sich bringen |
• | Jesus fragt, was er tun soll |
• | Blinde wollen sehend werden |
• | Jesus heilt umgehend |
• | Blinder folgt Jesus nach |
Unterschiede:
• | Mat zwei Blinde, Mrk+Luk nur ein Blinder, bei Mrk sogar mit Namen genannt |
• | Mat+Mrk: Als sie von Jericho auszogen, Luk: Als er sich Jericho näherte |
• | Mat: Heilung durch Anrühren der Augen, Mrk+Luk: Jesus sprach: "Geh hin/Sei sehend! Dein Glaube hat dich geheilt." |
Zunächst stellt sich wegen der Unterschiede die Frage, ob es sich um das gleiche Ereignis handelt, das hier in den drei Evangelien berichtet wird. Solche Unterschiede könnten grundsätzlich auch dadurch erklärt werden, dass es sich um verschiedene Ereignisse handelte. Bei der Vielzahl der Gemeinsamkeiten hier, insbesondere bei Ort, Zeit und Dialogen, müssen wir aber wohl davon ausgehen, dass es sich in allen drei Evangelien um dasselbe Ereignis handelt.
Der Unterschied bei der Zahl der Blinden muss kein Widerspruch sein. Möglicherweise wird in Mrk und Luk nur der Wortführer der beiden erwähnt. Möglicherweise war er zur Zeit als Mrk verfasst wurde, den Lesern bekannt und wird deshalb dort mit Namen genannt.
Die Unterschiede bei der Art der Heilung sind auch kein Widerspruch. Jesus kann beides gleichzeitig getan haben, wovon jeweils nur eine Handlung erwähnt wird. Am schwierigsten ist der Unterschied beim Ort, einmal beim Eingang, zweimal beim Ausgang aus Jericho. Eine Erklärung ist, dass "als er sich Jericho näherte" auch übersetzt werden kann mit "als er sich in der Nähe von Jericho befand". Aber unter ca. 20 Übersetzungen verschiedener Sprachen habe ich nur eine Übersetzung gefunden, die das so ähnlich wiedergibt. Die meisten Übersetzer teilen diese Meinung also nicht. Es gibt auch die Deutung, dass das Ereignis sich zwischen einem alten und einem neuen Stadtteil von Jericho abgespielt haben könnte. Aber ob diese so getrennt waren, dass für den Weg dazwischen eine solche Wortwahl in Frage kam, ist zu bezweifeln, so dass diese Deutung nicht überzeugt. Die Frage nach dem genauen Ort des Ereignisses bleibt damit leider offen, es sei denn, man geht doch von zwei verschiedenen Ereignissen aus.
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Es gibt viele Berichte von Heilungen. Die letzten Kapitel des Matthäus-Evangeliums
legten aber den Schwerpunkt auf Lehren für die Jünger. Die letzte Heilung wurde
in Mat 17,14-20 berichtet. Warum wird diese Heilung nun hier erwähnt?
Es fällt auf, dass sowohl hier in Mat 20,30 , als auch im nächsten Abschnitt, beim
Einzug in Jerusalem in Mat 21,9
, der Messiastitel "Sohn Davids" vorkommt. Es geht also
jetzt auf den Höhepunkt zu, wo es zur Entscheidung kommt, ob Jesus als Messias
anerkannt wird und was man vom Messias erwartet. Die Blinden hier und einige der Leute,
die Jesus beim Einzug in Jerusalem folgen, sehen ihn als den Messias an und trauen
ihm deshalb viel zu.
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Natürlich wusste Jesus vorher, was sie wollten. Möglicherweise war ihnen ihre
Absicht, mit der sie nach Jesus riefen, selbst noch nicht ganz klar. Sie glaubten
vielleicht an Jesus als Messias, waren aber noch nicht sicher, ob sie deshalb
eine Heilung erwarten konnten. Normalerweise bettelten Behinderte am Weg um
Almosen, da sie aufgrund ihrer Behinderung ihren Lebensunterhalt nicht selbst
verdienen konnten und es auch keine staatlich organisierte Sozialunterstützung gab.
Jesus wollte sie herausfordern sich über ihren Glauben klar zu werden, indem sie
ihn verbal formulieren. Die Frage Jesu erinnert auch an die Tatsache,
dass Gott trotz seiner Allwissenheit zum Gebet auffordert (vgl. Mat 6,7-13 ).
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Von Jesus als Person geht heilende Kraft aus (vgl. Mrk 5,25-30 ). Er muss nicht
erst wie ein Arzt aufwändige Behandlungen durchführen, sondern heilt sofort
vollständig durch eine einfache, kurze Berührung.
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» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,1-11 Jesu Einzug in Jerusalem
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,1-11 Jesu Einzug in Jerusalem » Mat 21,1-7 Erfüllung der Prophzeihung aus Sach 9,9
Jesus erfüllt die Prophezeihung aus Sach 9,9 und leiht sich dazu einen
Esel. Dabei gibt er in seiner Allwissenheit den Jüngern Anweisungen,
wie sie den Esel besorgen können, und seine Vorhersage trifft ein.
Es gibt noch weitere derartige exakt zutreffende Vorhersagen Jesu (vgl. Mat 17,27
/ Mrk 14,13-16
).
Jesus reitet dann auf dem Fohlen (vgl. Mrk 11,7 / Lk 19,35
), nicht auf dem
ausgewachsenen Muttertier, das ebenfalls mitgebracht wird, vielleicht damit
es nicht unruhig wird, wenn ihm sein Fohlen weggenommen wird.
Jesus präsentiert sich damit als außergewöhnlicher König:
Er reitet nicht auf einem Pferd (Zeichen der Macht), sondern auf einem
Esel (Lasttier der gewöhnlichen Leute), noch dazu auf einem kleinen,
der ihm nicht einmal gehört.
In Sach 9,9 wird er als demütig bezeichnet (vgl. Mat 11,29
).
Schlussfolgerung: Es passt nicht zum Evangelium, sich als Christ, christliche Gemeinde
oder christliche Organisation mit Macht und großer Schau zu präsentieren,
sondern mit Bescheidenheit und Sanftmut aufzutreten.
Das macht auch der Abschnitt über die Bitte der Mutter der Söhne des
Zebedäus kurz vorher deutlich (Mat 20,20-28 ).
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,1-11 Jesu Einzug in Jerusalem » Mat 21,1-7 Erfüllung der Prophzeihung aus Sach 9,9
Der Besitzer der Esel war offensichtlich sofort bereit, sie dem Herrn
zur Verfügung zu stellen, als der Herr sie braucht. Das betonen
die anderen Evangelien (Mrk 11,5-6 / Luk 19,33-35
).
Schlussfolgerung: Unser Besitz ist uns im Grunde von Gott zur Verfügung gestellt. Daher sollte es selbstverständlich sein, diesen auch ihm zu geben, wenn es erforderlich ist.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,1-11 Jesu Einzug in Jerusalem » Mat 21,1-7 Erfüllung der Prophzeihung aus Sach 9,9
Nur in Matthäus ist von zwei Eseln (Eselin und ihr Fohlen) die Rede. Die anderen Evangelien erwähnen nur einen.
Es ist aber nicht davon auszugehen, dass in Sach 9,9 tatsächlich zwei Esel
gemeint sind. Die zwei Teilsätze "auf einem Esel reitend" und "auf einem
Fohlen, einem Jungen der Eselin" bilden einen, in der hebräischen Poesie
häufigen, synonym-synthetischen Parallelismus (z.B. sehr oft in den Psalmen und Spüchen),
wobei die Aussage des ersten Teils durch den zweiten wiederholt und präzisiert wird.
Deswegen fügt die Elberfelder Übersetzung die Worte "und zwar" zwischen den beiden Teilen ein.
In einigen Übersetzungen werden die beiden Teilsätze allerdings mit "und" verbunden,
was schon eher den Eindruck von zwei Eseln vermittelt.
Möglicherweise erwähnt Matthäus, dem die Prophezeiungen aus dem AT für seine jüdischen Leser
immer sehr wichtig sind, das Muttertier um deutlich zu machen, dass Jesus
auf dem Fohlen ritt und damit die Prophezeiung von Sach 9,9 exakt erfüllt wurde.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,1-11 Jesu Einzug in Jerusalem
Hosanna ist hebräisch und bedeutet "Rette doch", "Hilf doch". Das Gefolge von
Jesus ruft: "Hosanna dem Sohn Davids! Gepriesen, der da kommt im Namen des Herrn!". Dies
ist ein Zitat aus Psalm 118,25-26 : "Ach, HERR, hilf doch! Ach, HERR, gib doch Gelingen!
Gesegnet sei, der kommt im Namen des HERRN. ..."
Mit den Kleidern, Zweigen, "Hosanna", "Gepriesen sei der kommt im Namen des Herrn" und "Sohn Davids" verehren sie Jesus als Messias.
Aber die Auffassungen der Volksmenge von Jesus sind offenbar nicht einheitlich.
Einige sehen ihn nur als "Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa", also als jemand
aus der unbedeutenden Provinz, von woher der Messias nicht zu erwarten war (vgl. Joh 1,45-46 ).
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,12-16 Erste Taten Jesu im Tempel
Die ersten Ereignisse nach Jesu Einzug in Jerusalem werden von den Evangelien in unterschiedlicher Reihenfolge berichtet:
Mat 21,12-27 ![]() |
• | Tempelreinigung |
• | Übernachtung in Betanien |
• | Verfluchung des Feigenbaums und Belehrung der Jünger dazu |
• | Frage nach der Vollmacht Jesu |
Mrk 11,11-33 ![]() |
• | Besichtigung des Tempels |
• | Übernachtung in Betanien |
• | Verfluchung des Feigenbaums |
• | Tempelreinigung |
• | Erneute Übernachtung außerhalb |
• | Belehrung der Jünger zum verdorrten Feigenbaum |
• | Frage nach der Vollmacht Jesu |
Luk 19,45 - 20,8 ![]() |
• | Tempelreinigung |
• | Frage nach der Vollmacht Jesu |
Bei Johannes wird von diesen Ereignissen nur der Einzug in Jerusalem erwähnt (Joh 12,12-16 ).
Eine Tempelreinigung erwähnt er nur bei einem sehr frühen Besuch in Jerusalem (Joh 2,13-22
).
Die genaue zeitliche Reihenfolge hat wahrscheinlich Markus, der die meisten Details nennt,
während Matthäus die Verfluchung des Feigenbaums und die damit zusammenhängende Belehrung der
Jünger am folgenden Tag offensichtlich zu einem einzigen Ereignis zusammenfasst.
Markus macht auch genauere Zeitangaben: "Und als er umhergeblickt hatte, ging er, da es schon
spät war, nach Betanien" (Mrk 11,11 ); "... am folgenden Tag ..." (Mrk 11,12
).
Matthäus hingegen leitet die Ereignisse meist mit "Und ..." oder "Morgens früh ..." ein, was
nicht unbedingt eine zeitliche Reihenfolge darstellt.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,12-16 Erste Taten Jesu im Tempel
Im Tempel wurden Opfertiere verkauft (z.B. Tauben: 3Mo 1,2+14 / 3Mo 5,5-7
/ 3Mo 14,19-22
/ 3Mo 15,13-15
).
Für freiwillige Gaben und die Tempelsteuer musste Geld gewechselt werden, weil der Tempel
seine eigene Währung hatte. Beim Wechseln wurde auch Gewinn gemacht.
Gegen das Verkaufen von Opfertieren und anderen Dingen, die weit gereiste
Pilger benötigten, ist nichts einzuwenden (5Mo 14,22-26 ).
Nur muss das nicht im Tempelbezirk stattfinden.
Jesus verhält sich im Tempel wie der Hausherr. Dies ist die einzige Situation, von der
berichtet wird, dass Jesus gewalttätig geworden ist. Das zeigt wie wichtig ihm die
Heiligung des Hauses Gottes ist. Dies fiel bei der früheren Tempelreinigung auch
den Jüngern besonders auf (Joh 2,17 ).
Jesus zitiert Jes 56,6-7
, wo beachtlicherweise der Tempel ein Bethaus sogar für alle
Völker, d.h. auch die Nichtjuden, genannt wird.
Auch das Wort von der Räuberhöhle ist ein Zitat, und zwar aus Jer 7,11
. In den Versen davor
verurteilt Gott die Unmoral des Volkes (stehlen, morden, Ehebruch, falsch schwören, Götzendienst),
während es gleichzeitig den Gottesdienst im Tempel ausübt. Das passt nicht zusammen (Jer 7,1-11
).
Wenn die moralische Integrität fehlt, ist Gottesdienst wertlos (Hos 6,6
/ Jak 1,26-27
).
Die Tatsache, dass Jesus das Zitat von der Räuberhöhle bringt, lässt darauf schließen, dass der Kaufhausbetrieb im Tempel Ausdruck mangelnden Respekts vor Gott und von Sünde war, insbesondere wohl von Habgier. Möglicherweise kann man daraus schließen, dass die Preise für Geldwechsel und Opfertiere überhöht waren und deshalb als Beraubung derjenigen angesehen werden konnten, die auf die verkauften Waren angewiesen waren.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,12-16 Erste Taten Jesu im Tempel
Nachdem Jesus die durch ungerechten Gewinn wohlhabenden Leute vertrieben hatte,
kamen diejenigen zu ihm, die sich die verkauften Waren nicht leisten konnten und
aufgrund ihrer Behinderungen als von Gott gestraft und ausgeschlossen galten.
Diese gesellschaftlich Benachteiligten nimmt Jesus an und erweist ihnen
Barmherzigkeit. Er heilt sie und ermöglicht ihnen dadurch wieder die Teilnahme
am gesellschaftlichen Leben und Gottesdienst und den Erwerb ihres Lebensunterhalts.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit hat auch Sündenvergebung oder Befreiung von
Schuldgefühlen stattgefunden (vgl. Mat 9,5-8 / Joh 9,1-3
).
Dies ist das letzte Mal, dass Matthäus von Heilungswundern berichtet.
Während solche offensichtlichen Zeichen des Messias (Jes 35,4-6 ) früher noch
Beobachter zur Verherrlichung Gottes führten (Mat 9,6-8
/ Mat 15,30-31
),
wird diese Wirkung nun nur noch bei Kindern erzielt, die ihre unvoreingenommene Begeisterung
lauthals durch Nennung des Messiastitels "Sohn Davids" zum Ausdruck bringen (vgl. Mat 21,9
).
Sie waren offenbar gut unterrichtet, was die zukünftige Hoffnung Israels angeht.
Vielleicht haben sie nicht voll verstanden, was das bedeutet, aber indem Jesus
Psalm 8,3
zitiert, macht er klar, dass Gott sie dazu bewegt hat.
Die ungläubigen religiösen Führer halten das für unangemessen und fordern Jesus auf,
den Kindern ihren Irrtum zu erklären und sie damit zum Schweigen zu bringen (vgl. Luk 19,37-40 ).
Aber Jesus tut das Gegenteil: Er wirft diesen Theologen vor, die Heilige Schrift nicht richtig
gelesen zu haben und weist darauf hin, dass sich durch das Verhalten der
Kinder eine messianische Prophezeiung in Psm 8,3
erfüllt. Dort beziehen sich die
Worte aus dem Mund der Kinder und Säuglinge sogar auf den Gottesnamen Jahwe (in vielen
Übersetzungen mit HERR wiedergegeben). Indem Jesus diese Aussage aus dem Psalm auf sich
bezieht, akzeptiert er nicht nur die ihm entgegengebrachte Verehrung als Messias, sondern
setzt sich sogar mit Gott gleich.
Matthäus zitiert Psm 8,3 nach der Septuaginta. Dort steht: "... hast du dir Lob bereitet ...".
So steht es auch in der Vulgata.
Der hebräische Text hat hier ein Wort das Macht, Stärke, Festung, Bollwerk bedeutet.
Aber auch das kommt in Psm 8,3
aus dem Mund der Kinder, kann also nur im übertragenen
Sinn gemeint sein.
Entsprechend unterscheiden sich die verschiedenen Übersetzungen in Psm 8,3
. Manche haben
die hebräische Originalbedeutung, andere "Lob". Manche kommunikativen Übersetzungen verbinden
beides.
Möglicherweise musste Jesus dann schnell den Ort verlassen, sonst hätten ihn die religiösen
Führer vielleicht gleich gelyncht (Mat 21,17 ).
Am nächsten Tag dann gehen diese allerdings besonnener vor und verhören ihn erst einmal (Mat 21,23
).
Denn sie dürfen unter der römischen Regierung offiziell keine Todesstrafen vollstrecken (Joh 18,31
/ Mat 26,3-5
).
Wiederholt wird in diesem Abschnitt also die Frage thematisiert wer Jesus ist. Diese Frage muss auch heute jeder Leser des Evangeliums für sich beantworten und die Konsequenzen daraus ziehen.
Die Verachteten und Geringen erkennen Jesus als Messias, aber die theologisch Gebildeten
und Geachteten lehnen ihn ab. Dies wiederholt sich offenbar immer wieder und entspricht auch
später den Erfahrungen, wie Paulus in 1Ko 1,18-31 ausführlich darstellt.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem
12/2019
Jesus übernachtete außerhalb von Jerusalem in Betanien, wahrscheinlich weil
wegen der vielen Pilger, die zum Passahfest gekommen waren, kein Platz in den
Herbergen war. Er hatte ja Freunde in Betanien, bei denen er wahrscheinlich
übernachtete (Joh 11,1-5 / Joh 12,1-2
).
Matthäus fasst die Verfluchung des Feigenbaums und die Reaktion und Belehrung
der Jünger zu einem Ereignis zusammen. Markus geht mehr ins Detail und
beschreibt, dass das Verdorren des Feigenbaums von den Jüngern erst am
nächsten Tag bemerkt wurde, woraufhin Jesus seine Erklärung dazu gibt.
Außerdem ergänzt Markus, dass zu der Jahreszeit gar keine Feigen zu erwarten
waren. (Mrk 11,12-14 / Mrk 11,20-25
)
Dieser Abschnitt wirft viele Fragen auf:
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,17-22 Der verdorrte Feigenbaum und das Glaubensgebet
Eine mögliche Erklärung wäre die, dass Jesus dieses Suchen nach Früchten als Symbol
demonstrieren will. Die symbolische Handlung kann unabhängig davon sein, ob gerade
Erntezeit für Feigen ist, oder nicht. Vor und nach der Feigenbaumaktion ist er mit den ablehnenden
Führern des Volkes konfrontiert. An anderer Stelle benutzt er auch den Feigenbaum
als Gleichnis für den geistlichen Zustand des Volkes (Luk 13,6-9 / vgl. Joel 1,6-7
)
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,17-22 Der verdorrte Feigenbaum und das Glaubensgebet
Jesus tut hier vor seinen Jüngern sein einziges Gerichtswunder. Da er aber einen Feigenbaum verflucht, den man nicht für seine fehlenden Früchte verantwortlich machen kann, dürfte diese Handlung wohl symbolischen, belehrenden Charakter haben. Da Jesus in seiner Antwort an die Jünger nicht auf die symbolische Bedeutung, sondern nur auf den übernatürlichen Aspekt dieses Vorgangs und das Gebet eingeht, muss man zur Deutung danach forschen, wie das Bild von der Frucht und Unfruchtbarkeit normalerweise verstanden wurde. Einige Beispiele:
Israel des HERRN Weinberg; wegen schlechter Frucht, lässt Er ihn zerstören | Jes 5,1-7 ![]() |
Israels Götzendienst: Gottes Strafe: Ich veröde Weinstock und Feigenbaum | Hos 2,8-15 ![]() |
Israel wie Trauben und Feigen; Wegen Götzendienst verhindert Gott Frucht | Hos 9,10-17 ![]() |
Tag des HERRN: Weinstock = Wüste, Feigenbaum zerknickt, verwelkt | Joel 1,1-15 ![]() |
Ich ließ ... Feigen von Heuschrecken fressen; dennoch kehrt ihr nicht um | Amos 4,9 ![]() |
Unfruchtbarer Feigenbaum, der abgehauen wird = Tod, wenn fehlende Buße | Luk 13,1-9 ![]() |
Jesus = Weinstock, Jünger = Reben; wenn nicht am W. bleiben, verdorren sie | Joh 15,1-8 ![]() |
Land, das Disteln bringt, ist unbrauchbar, dem Fluch nahe, der Verbrennung | Heb 6,4-8 ![]() |
Früchte sind also normalerweise die guten Taten, die aus dem Glauben oder
der Umkehr (Buße) kommen sollen (vgl. Mat 3,8-10 / Luk 3,8-9
).
Die von Gott verursachte Unfähigkeit gute Taten tun zu können, kann Resultat
von Gottes Strafe sein, die erfolgt weil der Betroffene zuvor keine guten
Taten tun wollte oder sich von Gott abgewandt hat (Röm 1,18-32
, besonders 24,26,28).
Aber in den Stellen oben kommen Feigenbäume auch ohne symbolische Bedeutung vor. Ihre Zerstörung ist einfach Folge von Gottes Gericht und führt zu ensprechendem Mangel an Nahrungsmitteln.
Da dieses Ereignis zwischen zwei Gesprächen mit den Führern und Schriftgelehrten
des Volkes berichtet wird, kann man annehmen, dass der Feigenbaum als Symbol
auch im Hinblick auf sie gemeint ist. Sie hielten sich für fromm und in Gottes
Gunst stehend, aber ihre Frömmigkeit war nur äußerlich (Mat 15,1-9 ): Bäume mit
vielen Blättern, aber ohne Früchte (vgl. 2Ti 3,4-5
/ Tit 1,16
).
Der Feigenbaum symbolisiert sowohl ihren fruchtlosen Zustand, als auch das
Gericht, das sie erwartet.
Es ist fraglich, ob es korrekt ist, in diesem Ereignis eine symbolische Handlung mit einem solchen prophetischem Inhalt zu sehen, weil Jesus selbst diesen Bezug nicht verbal herstellt. Dagegen spricht auch, dass Jesus das Wunder nicht in Gegenwart der kritisierten theologischen Leiter, sondern nur seiner Jünger tut. Man kann es also nur als Warnung an die Jünger verstehen. Aber selbst das ist unwahrscheinlich, weil Jesus keine Ermahnung an seine Jünger ausspricht. Er benutzt nur das Erstaunen der Jünger, um sie über die großartigen Möglichkeiten des gläubigen Gebets zu belehren.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,17-22 Der verdorrte Feigenbaum und das Glaubensgebet
Einige Ausleger sehen den Berg Zion als Sybmol für Israel und das Meer als die nichtjüdischen Nationen und somit das Werfen des Berges ins Meer als Prophezeiung für die Zerstörung Jerusalems durch die Römer und die anschließende Zerstreuung der Juden unter die Völker.
Diese Interpretation ist allerdings sehr spekulativ und damit abzulehnen, da Jesus selbst keinerlei Andeutung in diese Richtung macht. Er geht lediglich auf die Bedeutung für das gläubige Gebet ein.
Das abwegige Beispiel des Berges benutzt Jesus bereits in Mat 17,20 .
Siehe dazu: | Was ist der richtige Glaube? |
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,17-22 Der verdorrte Feigenbaum und das Glaubensgebet
Die Betonung liegt hier auf dem Glauben: "was immer ihr im Gebet glaubend begehrt ..." Glaube ist in der Bibel nicht nur ein Für-wahr-Halten, sondern umfasst auch die Treue und den richtigen Respekt vor Gott. Somit bestimmt der richtige Glaube auch den Inhalt des Gebets in Gottes Sinn, nicht im Sinn der menschlichen Selbstsucht. Darum ist diese Aussage Jesu über die Gebetserhörung nicht bedingungslos, sondern passt zu allen anderen Aussagen der Bibel über Gebetserhörung, die auch Bedinungen nennen.
Siehe dazu folgende Bibelstellensammlungen: |
• | Das Wesen biblischen Glaubens http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/c0007_das_wesen_bi.htm |
• | Bedingungen für erfolgreiches Gebet http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/f0102_bedingungen_.htm |
Es wird auch die Meinung vertreten, dass diese Verheißung Jesu sich an den begrenzten Kreis der Apostel richtet und auf die Apostelzeit begrenzt ist.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 21,23-27 Frage nach der Vollmacht Jesu
Jesus lehrt öffentlich im Tempel über Themen, die Gott betreffen. Als Mensch ohne offizielle theologische Ausbildung maßt er sich aus Sicht der theologischen Leiter damit eine Autorität an, die ihm nicht zusteht. In einer Kirche kann auch heute nicht irgendjemand kommen und predigen, oder in einer Universität eine Vorlesung halten, wenn er dazu nicht die Berufung und Erlaubnis von einem Gremium hat. Entsprechend fragt die Leitung der Juden Jesus nach seiner Berechtigung.
Jesus überrascht sie mit der Gegenfrage nach der Autorität Johannes' des Täufers. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten von wem die Autorität gegeben wurde, entweder vom Himmel (d.h. von Gott) oder von Menschen. Wenn sie von Gott kommt, dann sind seine Lehren irrtumslos, nicht anzuzweifeln, und man muss ihnen gehorchen, da Gott absolute Autorität hat. Wenn sie von Menschen kommt, dann kann sie fehlerhaft, von Irrtum behaftet oder sogar betrügerisch sein. Dann darf man zweifeln und muss kritisch prüfen und hinterfragen.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 21,23-27 Frage nach der Vollmacht Jesu
Die Tatsache, dass die Leiter Johannes nicht geglaubt haben, macht eigentlich schon deutlich, dass sie seine göttliche Autorität als Prophet nicht anerkennen. Auch Jesus beurteilen sie nicht anders.
Aber sie denken gar nicht daran, die Frage Jesu einfach wahrheitsgemäß zu beantworten.
Stattdessen entwerfen sie ihre Antwort allein auf Grund strategischer Überlegungen.
Ihnen kommt es nicht auf die Wahrheit an, sondern nur darauf, welche Wirkung sie mit
ihrer Antwort erzielen. Diese Heuchelei beschreibt und verurteilt Jesus später
ausführlich (Mat 23,5-28 ). Ihre Strategie zielt nur darauf ab, dass sie zu ihrer
Meinung nicht stehen müssen (vgl. Joh 12,42-43
). Sie wollen weder ihren Ungehorsam gegenüber
der Botschaft des Johannes begründen müssen, noch vor dem Volk begründen, warum Johannes kein
von Gott autorisierter Prophet gewesen ist. Offensichtlich haben sie für beides
keine guten Argumente. Daher verstecken sie sich hinter ihrem angeblichen Nichtwissen
und nehmen die Blamage dafür in Kauf, denn sonst präsentierten sie sich sicher als diejenigen
die alles wussten, was die Theologie betrifft.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 21,23-27 Frage nach der Vollmacht Jesu
Diese Unehrlichkeit und Feigheit wird von Jesus mit der Nichtbeantwortung ihrer Frage bestraft. Aber im Grunde hat Jesus ihre Frage indirekt doch beantwortet: Die Quelle seiner Autorität ist die gleiche, wie die des Johannes.
Sie haben jetzt also ein weiteres Mal die Aufgabe zu entscheiden, ob sie einem Propheten Gottes glauben und gehorchen wollen. Vor dieser Frage steht jeder Mensch angesichts der Botschaft der Bibel und muss entscheiden, ob er ihr glauben will.
Jesus hat die Frage übrigens an anderer Stelle bei einer ähnlichen Gelegenheit direkt
beantwortet: "Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat;
wenn jemand dessen Willen tun will, wird ihm klar werden, ob diese Lehre von Gott ist ..." (Joh 7,14-17 )
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 21,28-32 Gleichnis von den ungehorsamen Söhnen
Von Mat 21,29-31 gibt es verschiedene Überlieferungsvarianten.
Ihre wesentlichen Unterschiede bestehen darin, dass in einigen zuerst der
anfängliche Nein-Sager in den anderen zuerst der lügnerische Ja-Sager genannt wird.
Die Grundaussage bleibt aber immer gleich: Die Hohenpriester und Ältesten
erkennen den anfänglichen Nein-Sager als den Gehorsamen.
Die meisten Übersetzungen wählen die Version mit dem anfänglichen
Nein-Sager zuerst.
Indem Jesus die Hohenpriester und Ältesten auffordert, das Verhalten der beiden Söhne
zu beurteilen, und ihnen erst nachher erzählt, dass sie mit dem lügnerischen Ja-Sager
gemeint sind, bringt er sie dazu, ihr eigenes Verhalten zu verurteilen. Das erinnert
an die Art, wie auch Nathan David von seiner Sünde überführt hat (2Sa 12,1-9 ).
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 21,28-32 Gleichnis von den ungehorsamen Söhnen
Zöllner und Huren waren nach Meinung der Juden die schlimmsten Sünder.
Und natürlich ist ihr anfängliches Verhalten auch nicht zu rechtfertigen,
denn sie verweigern zunächst barsch den Gehorsam Gott gegenüber.
Diejenigen von ihnen, die sich von Johannes dem Täufer zur Umkehr ihres Lebenswandels
haben bewegen lassen (vgl. Luk 3,12 / Luk 18,9-14
/ Luk 19,2-10
), sind aber Vorbilder
für die selbstgerechten Leiter, die Johannes nicht geglaubt haben und nicht umgekehrt
sind (vgl. Mat 21,25
/ Luk 7,28-30
).
Welchen Ungehorsam haben die Ältesten begangen, von dem sie hätten umkehren sollen?
Die Priester waren meist Sadduzäer. Diese waren liberal, d.h. nahmen die Gebote
Gottes nicht so ernst (vgl. Mat 22,23 ), und waren gegenüber hellenistischem,
d.h. heidnischem Einfluss offen. Unter den erwähnten Ältesten waren aber auch
Pharisäer, die das Gesetz vordergründig sehr ernst nahmen (vgl. Mat 22,34-36
).
Ihre Fehler hält Jesus ihnen in Mat 23,1-28
ausführlich vor. Unter den
Schriftgelehrten, die er dort in die Kritik mit einbezieht, können auch
Sadduzäer gewesen sein. Kernpunkt des Vorwurfs ist Heuchelei: Sie erwecken
äußerlich den Anschein gottesfürchtig zu sein, aber in Wirklichkeit missachten
sie den Kern seines Willens.
Weitere Informationen zum Reich Gottes, das die bekehrten Zöllner und Huren eher erreichen als die Ältesten, siehe http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/i0031_reich_gottes.htm
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 21,33-46 Gleichnis von den bösen Weinbergpächtern
Jesus spricht weiter zu den Hohenpriestern und Ältesten (Mat 21,23 ).
Die Geschichte, die Jesus hier erzählt, beginnt zunächst ganz normal.
Ein wohlhabender Herr (Hausherr, Gutsbesitzer, Grundbesitzer) investiert und baut einen kompletten Weinproduktionsbetrieb auf. Er stattet ihn mit allem aus, was damals zu einem solchen Betrieb gehörte. Aus der Wortwahl "pflanzte" (grundtextnahe Übersetzungen) lässt sich wohl schließen, dass auch die Weinstöcke gepflanzt sind und im kommenden Jahr bereits mit Früchten zu rechnen ist. Die weniger wohlhabenden Pächter, brauchen nicht mehr zu investieren und müssen sich um nichts mehr kümmern, als nur die Weinstöcke zu pflegen und zu ernten. Es ist vereinbart, dass die Pacht nicht in Form von Geld, sondern in Form eines Anteils an der Ernte ausgezahlt wird.
Am Zahltag allerdings, wird es sehr skurril. Sowohl die Pächter, als auch der Weinbergbesitzer verhalten sich völlig abnorm, so wie es in der Realität niemals passieren würde. Nicht nur zahlen die Pächter nicht, sondern sie misshandeln und töten sogar die Boten und am Ende den Sohn in der völlig abwegigen Annahme, sie könnten so den Weinberg erben.
Der Weinbergbesitzer dagegen ist so geduldig und gibt ihnen so viele Chancen, wie es ein menschlicher Herr niemals tun würde.
Wieder lässt Jesus durch seine abschließende Frage die Ältesten über sie selbst
ihr eigenes Urteil fällen. Eigentlich hätten sie beim Hören des Geleichnisses
schon sofort an Jesaja denken müssen (Jes 3,14 / Jes 5,1-7
). Hier und an manchen
anderen Stellen im Alten Testament wird Israel mit einem Weinberg verglichen, der
von Gott gepflanzt wurde. Dass die Ältesten des Volkes die Weingärtner sind,
die den Weinberg pflegen, ist sehr nahe liegend.
Trotzdem verstehen sie das Gleichnis erst, als Jesus vom verworfenen
Stein und vom Reich Gottes spricht, das ihnen weggenommen wird.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 21,33-46 Gleichnis von den bösen Weinbergpächtern
Das Zitat vom Eckstein steht in Psm 118,22-23 . Die Ich-Person des Psalms spricht davon,
dass sie von Feinden bedrängt wurde, die versuchten sie zu Fall zu bringen.
Aber der HERR hat sie gerettet und sie will durch die Tore der Gerechtigkeit gehen.
Das darf man wohl so verstehen, dass die Ich-Person der verworfene Stein ist
und die Bauleute die Feinde. Also identifiziert Jesus sich mit dem Stein
und die Ältesten des Volkes mit den Bauleuten.
Bemerkenswert ist Psm 118,25-26
: "Hosanna, ... gesegnet sei, der kommt im Namen des HERRN."
Mit diesem Zitat wurde Jesus in Mat 21,9
beim Einzug in Jerusalem begrüßt und als Sohn Davids bezeichnet.
Man kann also davon ausgehen, dass dieser Psalm damals als messianisch verstanden wurde.
Jesus weist also die Ältesten des Volkes durch das Zitat darauf hin, dass sie dabei sind,
den Messias, den Sohn Gottes (des Weinbergbesitzers) zu verwerfen.
Das Motiv des Ecksteins kommt auch in Jes 28,16 vor.
Dort geht es im Zusammenhang um Ungehorsam und Unmoral der leitenden Leute,
besonders auch der Priester und Propheten.
Jesaja droht die Bestrafung durch ein fremdes Volk an, und kündigt an, dass das Recht wieder
aufgerichtet werden wird durch einen kostbaren Eckstein, der vom HERRN gelegt wird.
Wer an ihn glaubt muss keine Angst haben vor dem Gericht.
Im Neuen Testament wird der Eckstein erwähnt in
• | Apg 4,11 ![]() |
• | Eph 2,20 ![]() |
• | 1Pt 2,4-7 ![]() ![]() ![]() |
Diese Ablehnung des Messias durch die Leiter des Volkes bestraft Gott, indem das
Reich Gottes (der Weinberg) von ihnen genommen wird und einem Volk gegeben wird,
das seine Früchte bringen wird (Mat 21,43 ).
Hier fällt auf, dass die primären Gesprächspartner zwar die Ältesten sind (Mat 21,23+45
),
aber Jesus von Volk/Nation spricht. Er sieht hier schon voraus, dass die
Mehrheit der Bevölkerung ihn ablehnen wird (Mat 27,20-25
).
Das Reich Gottes kann man so verstehen, dass die Gegenwart Gottes, die sich im
Gottesdienst des Tempels und in Jesus selbst zeigt (vgl. Lukas 17,20-21
), weggenommen wird,
indem erst Jesus in den Himmel fährt und im Jahr 70 n.Chr. Jerusalem zerstört und
damit der Tempelgottesdienst beendet wird. Das Volk, dem es gegeben wird,
ist die christliche Gemeinde (vgl. 2Pt 2,9-10
/ Röm 9,22-26
).
Mehr zu dem vielschichtigen Begriff des Reiches Gottes in http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/i0031_reich_gottes.htm
Die vorübergehende Verwerfung Israels und deren Ersatz durch die christliche Gemeinde
wird in Röm 9-11 ausführlich behandelt.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 21,33-46 Gleichnis von den bösen Weinbergpächtern
Jesus gibt dann in Mat 21,44 noch eine besondere Warnung vor einem unangenehmen Kontakt
mit dem Stein (Mat 21,44
).
Was ist mit "wer auf diesen Stein fällt" und "auf wen er fällt" gemeint?
Jesus beschreibt zwei Seiten des Gerichts.
Es könnte sein, dass er dabei Bezug nimmt auf die Praxis der Steinigung, bei der der Delinquent
zuerst hinabgestürzt (vgl. Luk 4,29 ) und anschließend gesteinigt wurde (vgl. Joh 8,59
).
Ein möglicher Bezug könnten auch die Steinschleudern der Römer sein, die bei der
Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 zum Einsatz kamen.
In Jes 8,12-15(-19) wird der HERR selbst zum Stein des Anstoßes für diejenigen
in Israel, die an Aberglaube und Spiritismus festhalten.
In Dan 2,44-45 , der Deutung des Traums Nebukadnezars, in dem eine Statue
am Ende durch einen auf sie fallenden Stein zerstört wird, ist der Stein
das Reich Gottes, das alle menschlichen Reiche ersetzen wird.
Der erste Teil, "wer auf diesen Stein fällt", beschreibt die Ungläubigen und Feinde Jesu,
die an ihm Anstoß nehmen und dadurch schon jetzt zu Schaden kommen.
Der zweite Teil "auf wen er fällt" könnte den Schwerpunkt auf das spätere
Gericht legen. Während seines Aufenthalts auf der Erde ist Christus der Stein über den
Menschen fallen, die ihn ablehnen. Der verherrlichte Christus als Richter wird der Stein sein,
der auf Menschen fällt (Off 19,11-16 / Off 20,11-15
).
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 21,33-46 Gleichnis von den bösen Weinbergpächtern
Allgemeine Prinzipien der Beobachtungen aus dem Text:
• | Gott gibt viele Gelegenheiten, ihn zu erkennen. Er offenbart sich in den prophetischen Schriften
der Bibel und in seinem Sohn (vgl. Heb 1,1-2 ![]() |
• | Gott erwartet angemessenen Respekt und eine entsprechende Reaktion |
• | Die Offenbarung Gottes, insbesondere auch in seinem Sohn, entspricht eventuell nicht unseren Erwartungen, was uns dazu verleiten kann, dass wir an ihm Anstoß nehmen und ihn ablehnen. |
• | Die Ablehnung führt zu schwerwiegendem Schaden für uns, sowohl im irdischen Leben,
als auch im späteren Gericht (Heb 9,27 ![]() |
• | Gott wird sich bei permanentem Ungehorsam irgendwann dazu entschließen, einmal gegebene Segnungen und Privilegien zu entziehen und stattdessen Gericht auszuüben. |
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 22,1-14 Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl
Jesus verdeutlicht den gleichen Sachverhalt jetzt noch mit einem weiteren Gleichnis. Auch hier, wie im Gleichnis von den Weinbergpächtern, verhalten sich die Parteien wieder völlig absurd, wie es im realen Leben nie passieren würde.
Hier wird das Handeln Gottes auf der Erde als Himmelreich bezeichnet, d.h.
wie Gott als König (Psm 10,16 / Jes 44,6
), der im Himmel seinen Thron hat (Jes 66,1
),
auf der Erde wirkt.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 22,1-14 Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl
Aus Vers 3 lässt sich entnehmen, dass die Einladung bereits früher ergangen war,
d.h. die Eingeladenen waren bereits vorher eingeladen worden und wurden hier nur noch
erinnert, dass es jetzt losgeht. Die Form der Weigerung steigert sich immer mehr.
Zuerst wollen sie einfach nicht kommen, d.h. sie lehnen wohl ab, ohne Begründung.
Die zweite, dringliche Einladung, dass das Fest startklar ist und mit vielen Leckereien
aufwartet, wird mit Ignoranz und Fortsetzung der beruflichen Tätigkeiten quittiert,
d.h. hier bekommen die Boten nicht einmal mehr eine Antwort. Die beruflichen
Ambitionen haben Vorrang vor der Einladung Gottes. Schließlich werden die Boten
sogar misshandelt und getötet. Später spricht Jesus auch Klartext,
was er damit gemeint hat (Mat 23,29-39 , vgl. Apg 7,51-53
).
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 22,1-14 Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl
Die Reaktion des Königs ist zunächst verständlich und ähnlich wie beim
Weinbergbesitzer. Es fällt aber auf, dass er "ihre Stadt in Brand steckt".
Man bekommt den Eindruck, dass die Eingeladenen alle in einer fremden
Stadt wohnen, die komplett schuldig ist. Das ist vermutlich nicht unbedingt
eine Form von orientalischer Sippenhaft, sondern deutet schon die
Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 an (vgl. Mat 24,1-2 ).
Auch hier hat der König wieder eine völlig übermenschliche Geduld,
bis er dann Gericht ausübt.
Auch, dass er das Privileg der Einladung dann an andere, würdigere
Leute übergehen lässt, entspricht dem Ende des Gleichnisses von
den Weinbergpächtern.
Dass die Gäste von den Kreuzungen der Landstraßen eingeladen werden,
deutet an, dass hier wohl auch Nichtjuden dabei sind, die auf der
Durchreise sind. Dass Jesus auch Nichtjuden den Weg zu Gott öffnet,
wird in den Evangelien mehrfach thematisiert (Mat 8,5-13 / Mat 12,21
/ Mat 15,21-28
/ Mat 28,18-20
).
Mehr dazu unter: http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/h010404_neuer_bund-_.htm
Es fällt auf, dass unter denjenigen, die die Einladung annehmen und an
der Hochzeit teilnehmen, explizit Böse und Gute sind. Auch Böse werden
also eingelassen, wenn sie die Einladung annehmen. Damit unterstreicht
Jesus erneut die große Gnade Gottes, die er denen zuwendet, die diese
Gnade besonders nötig haben (vgl. Mat 9,11-13 )
und das auch für sich erkennen und vor Gott bekennen (vgl. Luk 18,9-14
).
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 22,1-14 Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl
Das einzige Ausschlusskriterium ist offenbar die fehlende Festkleidung. Was ist damit gemeint?
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 22,1-14 Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl » Mat 22,11-14 Ein Mensch ohne Festkleidung
Die Frage des Königs: "Wie bist du hier hereingekommen?" deutet an, dass die angemessene Kleidung schon am Eingang kontrolliert wurde. Der Gefragte, muss sich irgendwie an der Eingangskontrolle vorbeigeschummelt haben.
Es gibt auch die begründete Annahme, dass die Festkleidung am Eingang
den Gästen zur Verfügung gestellt wurde (vgl. Luk 15,22 ), denn wer auf der staubigen
Landstraße unterwegs ist, hat keine Festkleidung für eine unerwartete
Einladung dabei. Mehrere Kommentatoren erwähnen, dass es damals üblich war,
dass der Gastgeber bei solchen herausragenden Festen den Gästen die Kleider
zur Verfügung stellte. Andeutungen dazu finden sich in 1Mo 45,22
/ 2Kg 10,22
.
Auf die strenge Frage des Königs hat der Gefragte keine Ausrede. Die fehlende Verfügbarkeit der Kleidung oder Armut des Gefragten, ist offenbar nicht der Grund. Er wollte die Festkleidung einfach nicht anziehen.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 22,1-14 Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl » Mat 22,11-14 Ein Mensch ohne Festkleidung
Eine Parallele findet sich in Off 19,6-9 . Hier trägt die
Braut feine Leinwand, die die gerechten Taten der Heiligen
veranschaulicht. Allerdings wird die Braut in Mat 22,1-14
gar nicht
erwähnt. Insofern ist es zu spekulativ die Kleidung der Braut
in Off 19
mit der Festkleidung der Gäste in Mat 22
zu identifizieren.
In Jes 61,10 gibt es sowohl einen Bezug zu einer Hochzeit, als auch zu
einer Kleidung die Gott zur Verfügung stellt: "Gott ... hat mich bekleidet mit Kleidern
des Heils, den Mantel der Gerechtigkeit mir umgetan, wie der Bräutigam ..."
In Psm 132,9-16 : "Deine Priester sollen sich bekleiden mit Gerechtigkeit, ...
mit Heil ...". Auch hier wird Gerechtigkeit und Heil mit Kleidung verglichen.
Noch näher ist Sach 3,1-10 am Thema: "Nehmt ihm die schmutzigen Kleider ab!
Und zu ihm sprach er: Siehe, ich habe deine Schuld von dir weggenommen
und bekleide dich mit Feierkleidern." In Vers 8 kommt sogar ein Bezug
zum Messias: "Ja, siehe, ich will meinen Knecht, Sproß genannt, kommen lassen."
Auch in Luk 15,22 steht das Einkleiden des verlorenen Sohns für das
Ablegen der sündigen Vergangenheit und die Erneuerung der Beziehung zum Vater,
ebenfalls in Verbindung mit einem Festmahl.
In Gal 3,26-27 wird Glaube und Taufe als "Christus anziehen" bezeichnet.
In Mrk 16,16
führt der Unglaube zur Verdammnis.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 22,1-14 Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl » Mat 22,11-14 Ein Mensch ohne Festkleidung
Am relevantesten für das richtige Verständnis sind natürlich die oben aufgeführten, alttestamentlichen Bezüge, weil sie diejenigen sind, die auch die Zuhörer Jesu kannten.
Demnach können wir ziemlich sicher annehmen, dass die Festkleidung
die von Gott geschenkte Sündenvergebung und Gerechtigkeit durch
den Glauben an Jesus Christus ist (Röm 3,20-28 ).
Eigene Gerechtigkeit, die nicht von Gott geschenkt ist, gilt vor ihm nicht
und disqualifiziert für das Reich Gottes.
Im Bereich der christlichen Gemeinde gibt es also Leute, die sich zwar zur Gemeinde halten, denen das Heil der Gerechtigkeit aber fehlt und die eine falsche Haltung haben. Ähnliche Gedanken finden sich in:
• | Mat 13,24-30 ![]() |
• | Mat 13,47-50 ![]() |
• | 1Jh 2,18-19 ![]() |
• | Jud 1,12-13+19 ![]() |
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 22,1-14 Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl
Die "äußere Finsternis" wo "Weinen und Zähneknirschen" sein wird,
kommt auch noch vor in Mat 8,12 (Hauptmann von Kafarnaum), wo
die "Söhne des Reichs", die ungläubigen Israeliten,
in die gleiche Finsternis hinausgeworfen werden.
Heulen und Zähneknirschen kommt insbesondere in Matthäus mehrmals vor:
• | Mat 8,12 ![]() |
• | Mat 13,38-42 ![]() |
• | Mat 13,47-50 ![]() |
• | Mat 24,48-51 ![]() |
• | Luk 13,23-28 ![]() |
Das Wort von den vielen Berufenen, aber wenigen Auserwählten
kommt auch in Mat 20,16 vor, wo es im Gleichnis von den Arbeitern im
Weinberg den ersten Arbeitern gesagt wird, die darüber unzufrieden sind,
dass die späteren aus Gnade den gleichen Lohn bekommen, wie sie.
Berufen sind offenbar alle, an die die Einladung Gottes ergeht. Von denen, die sie rein augenscheinlich annehmen, sind aber nicht alle auserwählt, sondern nur die, die auch die geschenkte Gerechtigkeit durch den richtigen Glauben an Christus annehmen.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern
Die bisherigen Gesprächspartner Jesu seit Mat 21,23 sind die
Hohenpriester und Ältesten. Zu ihnen gehören sowohl Pharisäer,
als auch Sadduzäer (vgl. Apg 23,6-9
).
Beide sind Gegner Jesu, mit denen er schon öfters in Konflikt
kam und vor denen er seine Jünger warnte (Mat 3,7
/ Mat 16,1-4
/ Mat 16,11-12
).
Die vorhergehenden Gleichnisse Jesu kritisieren die Ältesten als Leute,
die ihn als Messias ablehnen. Das haben sie jetzt verstanden.
Die Pharisäer nun, anstatt von ihrer falschen Gesinnung umzukehren, versuchen Jesus mundtot zu machen, indem sie ihn zu einer Aussage verleiten wollen, die ihn als Staatsfeind der römischen Besatzungsmacht erscheinen lässt, damit er von dieser verurteilt wird. Um ihre unredliche Absicht zu verschleiern, stellen sie die Fangfrage nicht selbst, sondern schicken ihre Jünger. Außerdem kooperieren sie sogar mit den Anhängern des Königs Herodes, eines Marionettenkönigs der Römer. Diese Leute sind normalerweise überhaupt nicht ihre Freunde. Sie sollen als Zeugen dienen für die erwartete staatsfeindliche Aussage Jesu. Um ihn dazu anzustacheln, schmeicheln sie ihm und lügen dabei unverfroren. Das, was sie da von Jesus zu wissen behaupten, glauben sie nämlich in Wirklichkeit nicht. Sie wollten die Frage nicht beantwortet haben, um besser Gott gehorsam sein zu können, sondern um Jesus zu schaden. Deshalb nennt Jesus sie Heuchler.
Die Wahrheit "ohne Ansehen der Person" zur Geltung zu bringen,
ist tatsächlich eine Eigenschaft Gottes, die er auch von Gläubigen
fordert (vgl. 3Mo 19,15 / 5Mo 10,17
/ 2Chr 19,7
/ 1Pt 1,17
/ Jak 2,1-9
).
Die Pharisäer erwarten, dass Jesus die Steuer an den römischen Staat
zum Verstoß gegen Gottes Gebot erklärt, denn
der römische Staat hing einer heidnischen, polytheistischen Religion an, in der
sogar der Kaiser als Gott verehrt wurde. Das Zahlen der Steuer an den Kaiser
kann somit als Anerkennung der kaiserlichen Autorität und Verehrung verstanden
werden und damit als Verstoß gegen das erste Gebot (2Mo 20,3-5 ).
Aber auch dann, wenn Jesus die Frage mit ja beantworten würde, hätten seine
Feinde einen Sieg errungen, denn damit hätte Jesus sich als Kollaborateur
der Besatzungsmacht erwiesen und somit als Feind seines eigenen Volkes,
ähnlich wie die verhassten Zöllner. Seinen Anspruch, der Messias und damit
ein König zu sein, hätte er nach dem Verständnis der Pharisäer damit quasi aufgegeben.
Jesus beantwortet die Frage so, dass letztlich die Frager selbst sie
beantworten müssen. Sie haben zu beurteilen, was dem Kaiser und was
Gott zusteht. Beiden steht etwas zu. Und es wird deutlich, dass dem
römischen Staat die Steuer zusteht, weil er die Währung herausgibt und verwaltet.
Das wird auch in den Briefen der Apostel betont, die auf das Thema
eingehen (Röm 13,1-7 / Tit 3,1
/ 1Pt 2,13-17
).
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern
Die Sadduzäer, die nicht an eine Auferstehung der Toten glauben, haben offenbar mitbekommen, dass Jesus die Auferstehung lehrt. Beispiele:
Jeder, der Besitz oder Verwandte verlässt empf. 100-fach, erbt ew. Leben | Mat 19,27-29 ![]() |
Wohltat an Armen wird vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten | Luk 14,13-14 ![]() |
Alle Toten werden hervorkommen zur Auferstehung des Lebens oder Gerichts | Joh 5,28-29 ![]() |
Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben ... | Joh 11,24-26 ![]() |
Nun versuchen sie, diese Lehre Jesu von der Auferstehung als falsch dastehen zu lassen, indem sie nachweisen, dass diese Lehre zum Gesetz Moses in Widerspruch steht. Daher konstruieren sie diese spezielle Situation basierend auf dem Gebot der Schwagerehe.
Die Schwagerehe wurde offenbar schon vor dem Erlass des Gesetzes in der damaligen Kultur
praktiziert (1Mo 38,6-8 ) und war Jahrhunderte später auch ein Gebot im
Gesetz Gottes für Israel (5Mo 25,5-6
).
Wenn der Schwager bereits verheiratet war, würde er dadurch eine zweite Frau bekommen.
Zwar geht aus der Schöpfung die Einehe - ein Mann und eine Frau - hervor. Dennoch war
die Vielehe im AT von Gott toleriert (vgl. 5Mo 21,15-17 / 2Sa 12,7-8
).
Allerdings galt das nur in der Weise, dass ein Mann mehrere Frauen haben
konnte, aber nicht eine Frau mehrere Männer. Unter der Annahme, dass
eine Auferstehung aller beteiligten Personen stattfindet und die Ehebeziehung
dann weiterbesteht, würde also eine von Gott verbotene Situation entstehen.
Deshalb kann die Auferstehung nicht sein, so die Meinung der Sadduzäer.
Jesus nun, anstatt die Frage gleich zu beantworten, bringt das Wichtigste,
was die Sadduzäer wissen müssen, zuerst: Sie sind mit ihrer Auffassung
zur Auferstehung im Irrtum. Mrk 12,18-27 erwähnt sogar, dass Jesus das am Ende
seiner Antwort nochmals betont.
Der erste Vorwurf Jesu an sie lautet: Ihr kennt die (heiligen) Schriften nicht.
Das ist ein schwerer Vorwurf an die Leute, die mehrheitlich Priester waren und deshalb die
Aufgabe hatten, das Volk über die heiligen Schriften zu belehren (3Mo 10,8-11 / Mal 2,4-8
).
Das Alte Testament lehrt an mehreren Stellen eine Auferstehung, zwar nicht systematisch, aber doch mehrfach:
Meine Seele wirst Du nicht im Totenreich lassen | Psm 16,10 ![]() |
Gott aber wird mich erlösen aus Macht d. Todes, denn Er nimmt mich auf | Psm 49,16 ![]() |
Du machst mich wieder lebendig, holst mich heraus aus der Erde | Psm 71,20 ![]() |
Deine Toten werden leben und Leichnahme werden auferstehen | Jes 26,19 ![]() |
Viele werden aufwachen: manche zu ewigem Leben, andere zu ewiger Schande | Dan 12,1-3 ![]() |
Du, Daniel, ruhe, bis du aufstehst zu deinem Erbteil am Ende der Tage | Dan 12,13 ![]() |
Ich will aus dem Totenreich erretten; Tod, ich will dir Gift sein | Hos 13,14 ![]() |
Siehe dazu auch: | http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/d0366_auferstehung.htm |
Interessanterweise zitiert dann Jesus nicht diese Stellen, die alle aus der
Königszeit stammen, sondern geht zurück bis zu Mose, als er seine erste
Begegnung mit Gott hatte (2Mo 3,6 ) und wo Gott sich ihm vorstellt.
Auch Mose, der später das Gebot der Schwagerehe aufgeschrieben hat, wusste also
schon von der Auferstehung.
In Luk 20,38 fügt Jesus noch hinzu: "Denn für ihn leben alle." Die Erzväter -
und wir dürfen von den oben aufgeführten Schriftstellen auch annehmen,
alle Gottesfürchtigen des Alten Testaments - leben also. Das geht auch
aus Mat 17,1-3
/ Luk 16,19-31
/ Joh 8,56
/ Heb 11,13-16
hervor.
Allerdings findet dieses Leben wohl im Himmel statt, denn eine körperliche
Auferstehung ist wahrscheinlich nach Dan 12,1-3+13 und Jes 26,19
noch zukünftig.
Der zweite Vorwurf Jesu an die Sadduzäer ist, dass sie die Kraft Gottes
nicht kennen. Hier geht es wohl um das Bewirken der Auferstehung durch Gott.
Gott hat die Macht, Leben zu geben (5Mo 32,39 / 1Sa 2,6-7
/ Röm 4,17
).
Die Unkenntnis der Sadduzäer über die Kraft Gottes ist eine Folge ihrer
Unkenntnis der Schrift.
Wer die Bibel nicht ausreichend liest, ist über Gott schlecht informiert
und deutet die Ereignisse des Lebens falsch. Die Sadduzäer machen nämlich
noch einen Fehler: Sie nehmen an, dass die Ehe nach der Auferstehung weiter
besteht. Dies ist aber lediglich eine Annahme, die menschlichem
Denken entspringt, aber falsch ist (Mat 22,30
). Es ist sehr wichtig,
zwischen den klaren Aussagen der Heiligen Schrift und den Schlussfolgerungen
menschlicher Logik zu unterscheiden. Erstere ist irrtumslos, letztere
aber mit Irrtümern behaftet. Durch menschliche Schlussfolgerungen aus
der Bibel entstehen Irrlehren und Sekten (Mat 15,3-9
/ Kol 2,6-8
).
Der Verstand des Menschen ist durch die Sünde beeinträchtigt, so dass
er nur bedingt dazu taugt, geistliche Zusammenhänge zu
erkennen (Spr 3,5-7
/ 1Ko 2,12-14
/ Eph 4,17-18
). Daher ist äußerste
Vorsicht geboten bei allen Schlussfolgerungen aus der Bibel, die nicht
auch selbst direkt in der Bibel stehen.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern
Nachdem die Sadduzäer Jesus nicht einer gesetzeswidrigen Lehre überführen konnten, versuchen es die Pharisäer nochmals. Sie legten auf das genaue Einhalten des Gesetzes besonderen Wert. Deshalb haben sie an dieser Frage ein besonderes Interesse.
Ein gewiefter Theologe tritt nun gegen Jesus an. Vermutlich möchte er Jesus nachweisen, dass er falsche Prioritäten setzt oder ein - nach der Auffassung der Pharisäer - wichtiges Gebot vernachlässigt.
Vielleicht würde man nun erwarten, dass Jesus ein Gebot aus den
Zehn Geboten nennt. Aber er nennt zwei andere.
Allerdings steht das erste in 5Mo 6,5 im unmittelbaren Zusammenhang nach
der Wiederholung der Zehn Gebote in 5Mo 5,6-21
. Dort weist Mose darauf hin,
wie mit dem Wort Gottes umzugehen ist: Gebote bewahren (5Mo 6,2-3
), im Herzen haben (5Mo 6,6
),
Kindern einschärfen, davon reden (5Mo 6,7
), als Zeichen anbringen (5Mo 6,8
).
Motivation für all das soll also die Liebe zu Gott sein.
Die ganzheitliche Qualität der erwarteten Liebe zu Gott wird teilweise mit unterschiedlichen Worten beschrieben:
Herz, Seele (= Person, Leben), Kraft | 5Mo 6,5 ![]() |
Herz, Seele, Verstand | Mat 22,37 ![]() |
Herz, Seele, Verstand, Kraft | Mrk 12,30 ![]() |
Herz, Seele, Kraft, Verstand | Luk 10,27 ![]() |
Auch in der Septuaginta stehen drei Wörter: Herz, Seele, Kraft. Für Kraft steht dort Dynamis (= Kraft, Macht, Stärke, Vermögen, Fähigkeit), während in den Evangelien Dianoia (= Denkvermögen, Verstand, Erkenntnisvermögen, Vernunft, Denkart, Gesinnung, Absicht) steht. In Mrk und Luk wird noch Ischys (= Stärke, Kraft) ergänzt.
Die Evangelien wollen wohl das hebräische Wort für Kraft aus 5Mo möglichst genau
wiedergeben und beschränken sich dabei nicht einfach auf das Zitieren der Septuaginta.
Möglicherweise hatte sich die Bedeutung des Wortes Dynamis in den ca. 200 Jahren seit
der Erstellung der Septuaginta bereits so verändert, dass nun zwei andere
griechische Wörter für das hebräische verwendet werden mussten, um dessen Bedeutung
genau genug wiederzugeben. Demnach ist mit der Kraft in 5Mo 6,5 weniger eine körperliche,
sondern eine geistige gemeint.
Die drei bis vier Wörter, mit denen die Liebe hier beschrieben wird, machen deutlich,
dass die ganze Person des Menschen gemeint ist, insbesondere die innere Motivation.
Das steht im Gegensatz zur Glaubenspraxis vieler Pharisäer, bei denen das Halten der
Gebote rein äußerlich war. Jesus geht auf dieses Problem in Mat 23,13-28 ausführlich ein.
Das Gebot der Nächstenliebe, das Jesus nennt, steht in 3Mo 19,18 als
Zusammenfassung am Ende einer Gruppe von Geboten, die sich auf
den zwischenmenschlichen Umgang beziehen (3Mo 19,11-17
). Indem Jesus
die Liebe zu Mitmenschen der Liebe Gottes gleichstellt, widerspricht er einer
falschen Praxis der Pharisäer (Mrk 7,5-15
).
Da diese zwei Liebesgebote also Motivation und Zusammenfassung sind, wird klar,
warum Jesus sagt, dass daran das ganze Gesetz und die Propheten hängen (vgl. Röm 13,10 / Gal 5,14
).
Die vielen anderen Gebote konkretisieren, wie die Liebe zu Gott, bzw. zu Mitmenschen,
praktisch aussehen soll. Die Propheten haben keine neuen Gebote aufgestellt,
sondern nur auf die Einhaltung der bestehenden hingewiesen und die Folgen
des Gehorsams oder Ungehorsams aufgezeigt.
Man könnte natürlich die Frage stellen, warum nicht alle Gebote gleich wichtig sind, da sie ja alle von Gott gegeben wurden. Es ist aber sinnvoll eine Rangordnung zu haben, denn es gibt Situationen, in denen zwei Gebote miteinander in Konflikt geraten, d.h. wenn man das eine einhält, missachtet man das andere. Für solche Fälle ist es notwendig ein Kriterium zu haben, welchem der Gebote der Vorrang zu geben ist. Auch im AT werden schon Rangordnungen angegeben:
Siehe, Gehorchen ist besser als Schlachtopfer | 1Sa 15,22 ![]() |
Gerechtigkeit und Recht üben ist dem HERRN lieber als Schlachtopfer | Spr 21,3 ![]() |
(Gott) zuhören, ist besser, als wenn die Toren Schlachtopfer geben | Pred 4,17 ![]() |
Opfer und Feste sind Sünde, wenn gleichzeitig Unrecht getan wird | Jes 1,11-17 ![]() |
An Güte (Gnade, Liebe, Treue) habe ich Gefallen, nicht an Opfern | Hos 6,6 ![]() |
An Opfern habe ich kein Gefallen, sondern Recht ergieße sich | Amos 5,22-24 ![]() |
Darauf weist Jesus mehrfach hin, indem er Hos 6,6 zitiert (Mat 9,13
/ Mat 12,7
).
Im Matthäus wird uns nicht berichtet, wie die Zuhörer, insbesondere der
Fragesteller, auf die Stellungnahme Jesu reagieren.
In Mrk 12,32-34 allerdings wird überliefert, dass der Schriftgelehrte
die Antwort Jesu anerkennt und bestätigt, indem er auf Hos 6,6
Bezug nimmt.
Jesus bescheinigt ihm daraufhin, dass er nicht fern vom Reich Gottes ist.
Er hat mit seinem richtigen Verständnis von den Geboten gute Voraussetzungen,
ins Reich Gottes zu kommen. Allerdings sagt Jesus damit wohl auch, dass
er noch nicht dort ist.
Siehe mehr dazu in: | http://www.ro-ho.de/bibel-pfadfinder/i003103_das_reich_go.htm |
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern
Nachdem die Pharisäer Jesus durch ihre Fragen nicht in Verlegenheit bringen konnten, fordert nun er sie heraus. Sein Ziel ist es sicher nicht, sie bloßzustellen oder ihnen Inkompetenz vorzuwerfen, sondern ihr Denken auf Zentrales zu lenken und sie damit geistlich weiter zu bringen.
Die Frage, die Jesus stellt, beantworten sie nach der allgemeinen Meinung,
dass der Christus ein Nachkomme Davids ist. Der Titel "Sohn Davids" war praktisch ein Synonym für
den Christus geworden (vgl. Mat 9,27 / Mat 12,23
/ Mat 15,22
/ Mat 20,30-31
/ Mat 21,9
).
Diese Antwort ist zwar
korrekt (2Sa 7,12-17 / 1Ch 17,11-15
/ Jer 23,5-8
/ Jer 30,8-10
/ Jer 33,14-16
/ Luk 1,32
),
aber nicht vollständig. Um das zu verdeutlichen,
zitiert Jesus aus dem messianischen Psalm 110,1
.
Die Beurteilung dieses Psalms durch Jesus ist zunächst bemerkenswert.
Jesus erkennt diesen Psalm Davids als vom Heiligen Geist inspiriert
an (vgl. Mrk 12,36
/ 2Ti 3,16
/ 2Pt 1,19-21
).
Dieses Zitat scheint auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein. David nennt den Christus seinen Herrn. Ein Vater würde aber niemals seinen eigenen Sohn als seinen Herrn bezeichnen. Stattdessen ist in der damaligen patriarchalischen Gesellschaft der Vater Herr seiner Söhne. Die Frage Jesu ist nun, wie dieser Widerspruch aufzulösen ist, denn es muss eine Auflösung geben, da ein von Heiligen Geist inspiriertes Wort nicht widersprüchlich sein kann.
Weder die Zuhörer noch Jesus geben eine Antwort auf dieses Problem. Vermutlich ist es Jesus wichtiger, dass die Zuhörer zum tiefen Nachdenken über dieses Thema kommen, als dass er ihnen die Antwort sofort gibt und sie dadurch möglicherweise wegen ihrer kritischen Haltung ihm gegenüber sich nur zum Widersprechen herausgefordert sehen. Dieses Prinzip offengelassener Fragen könnte auch für uns heute in Evangelisation und Apologetik manchmal eine Strategie sein, um Menschen zu tieferer Erkenntnis zu führen.
Was ist nun die Antwort auf diese Frage?
Der Christus ist nicht nur Sohn Davids, sondern auch Sohn Gottes (2Sa 7,12-17 / 1Ch 17,11-15
/ Psm 2,7
/ Mat 4,3+6
/ Mat 8,29
/ Mat 21,37
/ Mat 22,2
/ Luk 1,30-35
/ Luk 22,27
/ Joh 1,34
/ Joh 10,36
/ Joh 20,31
), und damit natürlich Herr, wie der ganze Psalm 110
deutlich macht.
Das war offensichtlich auch damals allgemein bekannt (Mat 14,33
/ Mat 16,16
/ Mat 26,63
/ Mat 27,40+43+54
/ Joh 1,49
/ Joh 11,27
). Die Frage hätten also die Schriftgelehrten und sogar das gewöhnliche Volk
beantworten können.
Die Frage Jesu ruft hingegen offenbar verschiedene andere Reaktionen hervor. Die Pharisäer
und Schriftgelehrten wagen danach nicht mehr, ihn zu fragen (Mat 22,46 ). Die Volksmenge
hörte ihn allerdings gern (Mrk 12,37
). Die Mehrheit kam aber offenbar nicht zu der Erkenntnis,
dass Jesus der Sohn Davids und der Sohn Gottes ist (Mat 27,20-25
).
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 23,1-12 Warnung vor Schriftgelehrten und Pharisäern
Den Pharisäern und Schriftgelehrten sind die Lehren Moses anscheinend sehr wichtig.
Aber sie beschäftigen sich nicht deshalb damit, um Gott angemessen zu ehren, sondern
um sich selbst Ehre durch andere zu verschaffen (Joh 12,42-43 ).
Das wichtigste Gebot, Gott und die Mitmenschen zu lieben (Mat 22,36-40
), vernachlässigen
sie zugunsten solcher Gebote die öffentlichkeitswirksam ihre vermeintliche Frömmigkeit
demonstrieren. Das führt Jesus in Mat 23,16-28
anhand mehrerer Beispiele aus.
Nach außen etwas anderes zur Schau zu tragen, als wirklich im Herzen ist, das ist
Heuchelei. Die Motivation guter Werke ist nicht um Gott zu dienen, sondern gesehen
und geehrt zu werden. Wenn aber niemand zusieht, dann missachten sie Gottes Gebote.
Ihre Lehre und ihr Leben passten deshalb nicht zusammen (vgl. Jak 2,14-26
).
Als Beispiele für die zur Schau getragene Frömmigkeit nennt Jesus die extrabreiten
Gebetsriemen und langen Quasten. Gebetsriemen sind lederne Bänder mit Kapseln,
die vier Pergamentstreifen mit Schriftstellen aus 2. und 5. Mose enthielten.
Sie wurden beim Gebet an Stirn und linkem Arm getragen, wohl wegen 2Mo 13,9+16 und 5Mo 6,8
.
Die Quasten sollten die Israeliten an die Gebote Gottes erinnern (4Mo 15,37–40), sie waren
also in erster Linie für den Träger der Kleidung gedacht, weniger für die anderen, die ihn sehen.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 23,1-12 Warnung vor Schriftgelehrten und Pharisäern » Mat 23,1-7 Was Schriftgelehrte und Pharisäer falsch machen
Die Aufforderung Jesu, alles zu tun, was die Schriftgelehrten sagen, bezieht sich auf die unmittelbar vorhergehende Aussage, dass sie die Lehre Moses vertreten. Alles, was sie im unmittelbaren Bezug auf das Gesetz Moses lehrten, musste Jesus offenbar nicht beanstanden. Er kritisierte hingegen folgendes:
• | Die Diskrepanz zwischen Lehre und Taten (Mat 23,3 ![]() |
• | Eigene Zusatzgesetze, die über das Gesetz Moses hinausgingen, ihm teilweise sogar widersprachen und
vorrangig der eigenen Ehre dienten (Mat 23,4 ![]() ![]() ![]() |
• | Die Ehrsucht (Mat 23,5 ![]() |
• | Außerlich zur Schau getragene Frömmigkeit, die nicht von Herzen kommt (Mat 23,25-28 ![]() ![]() |
Die Lehre eines Menschen, dessen Worte und Taten nicht zusammenpassen, muss also nicht unbedingt falsch sein.
Sie hat aber ein hohes Potenzial dafür. Das machen Jesus (Mat 7,15-18 ) und Paulus (Tit 1,10-16
) deutlich.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 23,1-12 Warnung vor Schriftgelehrten und Pharisäern
Ehrentitel sollen unter Jüngern Jesu nicht verwendet werden. Weder sollen sie sich damit nennen
lassen (Mat 23,8+10 Rabbi, Lehrer, Meister), noch sollen sie andere so nennen (Mat 23,9
Vater).
Sowohl passive als auch aktive Verwendung von Ehrentiteln soll also unterbleiben.
Damit ist aber nur die Verwendung im übertragenen Sinn als Titel gemeint, denn aus der Tatsache, dass Jesus von nur einem einzigen Vater spricht, nämlich dem im Himmel, lässt sich schließen, dass der leibliche Vater hier nicht berührt ist, und seinen Titel behalten darf.
Grundsätzlich darf und muss es die Funktion von Lehrern unter Christen aber
geben (Apg 13,1 / 1Ko 12,28-29
/ Eph 4,11
/ 1Ti 2,7
). Jesus wendet sich lediglich gegen
das Streben nach eigener Ehre und eigner Erhöhung (Mat 23,12
), das sich in solchen Titeln ausdrückt.
Gegen diese Selbsterhöhung wird Gott Maßnahmen ergreifen.
Schon im Alten Testament ist Stolz und Überheblichkeit eine Sünde, gegen die Gott streng
vorgeht: 3Mo 26,19
/ Psm 101,5
/ Spr 16,18
/ Spr 29,23
/ Jes 2,17
/ Jes 13,11
Wir müssen auch selbst gegen unsere Ehrsucht vorgehen. Jesus nennt zwei Maßnahmen dagegen:
• | Ehrentitel ablehnen, bzw. nicht verwenden (Mat 23,8-10 ![]() |
• | Anderen dienen (Mat 23,11 ![]() ![]() |
Siehe mehr dazu: | Thematischer Pfadfinder zur Bibel - Stolz und Hochmut |
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern
Dieser Abschnitt ist die ausführlichste Beschreibung der Sünden der Schriftgelehrten und Pharisäer. In sieben Weherufen beschreibt Jesus ihre falschen Gesinnungen und falschen Handlungen.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 23,13-36 Weherufe gegen Schriftgelehrte und Pharisäer
Warum gehen die Schriftgelehrten und Pharisäer nicht ins Himmelreich?
Ins Himmelreich kommen nur
• | Gerechte (Mat 5,20 ![]() ![]() |
• | Gläubige (Mat 8,5-12 ![]() ![]() |
• | Leute, die von Sünde umkehren und ihre geistliche Unzulänglichkeit einsehen (Mat 3,2 ![]() ![]() ![]() ![]() |
• | Neugeborene (Joh 3,3-5 ![]() |
• | Gerettete (Kol 1,13 ![]() |
Die Sünden, die Jesus den Schriftgelehrten und Pharisäern in diesem Abschnitt vorwirft,
zeigen, dass sie keine Gerechten waren. Da sie die Botschaft Johannes' des Täufers und Jesu
ablehnen (Mat 21,31-32 ), sind sie auch nicht gläubig. Sie sehen ihre Schuld nicht ein, kehren
nicht um, sondern sind selbstgerecht (Luk 18,9
). Diese ersten drei Punkte, die sie nicht erfüllen, sind
Vorbedingung für die letzten zwei. Damit erfüllen sie die Bedingungen für den Eingang ins
Himmelreich also alle nicht. Durch ihr schlechtes Vorbild verführen sie andere Menschen
zu ähnlich falschen Haltungen und hindern sie damit ebenfalls ins Himmelreich zu
gehen (vgl. 2Pt 2,1-3
).
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 23,13-36 Weherufe gegen Schriftgelehrte und Pharisäer
Dieser Vers ist in den ältesten Handschriften nicht enthalten. In manchen späteren Handschriften kommt er an dieser Stelle, in anderen vor Vers 13. Die textkritische Forschung hält es für sehr sicher, dass dieser Vers im Original nicht enthalten war. Deshalb erscheint er in den meisten Übersetzungen nicht oder nur in einer Fußnote.
Möglicherweise haben Abschreiber diesen Vers später
aus Mrk 12,40 und Luk 20,47
ergänzt, um eine möglichst vollständige Liste zu erhalten.
An diesen Stellen ist die Überlieferung eindeutig. Dort kommt die Aussage mit den
Häusern der Witwen und Scheingebete jedoch nicht in der Anrede der Schriftgelehrten vor,
sondern in der Warnung vor den Schriftgelehrten im Rahmen der Lehre Jesu im Tempel.
Sie erscheint dort ohne vorangehendes "Wehe ...".
Grundsätzlich ist diese Aussage Jesu über die Schriftgelehrten also authentisch.
Sie zeigt ihre Scheinheiligkeit sehr drastisch und ist ein Beispiel für Mat 12,25 .
Witwen waren oft arm und schutzbedürftig. Sie waren deshalb durch das Gesetz beonders
geschützt (2Mo 22,21-23 / 5Mo 10,17-18
/ 5Mo 24,17
/ 5Mo 24,19-21
/ 5Mo 26,12-13
).
Witwen zu benachteiligen war offenbar eine oft praktizierte Sünde und wird
von Gott scharf verurteilt (5Mo 27,19
/ Jes 10,1-2
/ Mal 3,5
).
Wenn Jesus sagt, dass die Pharisäer die Häuser der Witwen verschlingen, dann meint er damit,
dass sie die Witwen durch irgendwelche Tricks um ihren Besitz brachten und ihn sich aneigneten.
Möglicherweise geschah dies durch juristische Mittel (vgl. Jes 1,17+23 / Jes 10-1-2
/ 5Mo 27,19
)
oder durch Verleihen von Geld auf Zinsen, die die Witwen in ihrem Leben nicht mehr zurückzahlen
konnten (vgl. 2Mo 22,24
/ 3Mo 25,35-37
/ Hes 22,12
).
Trotz dieser Sünde der Habgier (Eph 5,5 / Kol 3,5-9
/ 1Ti 6,6-10
) und
Unbarmherzigkeit (Röm 1,28-32
/ Sach 7,8-12
) gegenüber Hilfsbedürftigen präsentieren
sich die Schriftgelehrten und Pharisäer als fromm, indem sie lange Gebete verrichten.
Gebet war hoch angesehen (Mat 6,5
) und als Gottesdienst anerkannt (Luk 2,37
).
Bei Gott allerdings hat Barmherzigkeit höhere Priorität als gottesdienstliche
Handlungen (Mat 12,7-14 / Mrk 12,28-34
).
Man kann auch nicht eine Sünde durch Gutestun wieder ausgleichen (Jak 2,8-13
).
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 23,13-36 Weherufe gegen Schriftgelehrte und Pharisäer
Die Pharisäer und Schriftgelehrten bemühten sich offenbar mit viel Eifer darum, Menschen aus nichtjüdischen Völkern vom Judentum zu überzeugen. Wenn sie zum Judentum konvertierten, wurden sie Proselyten (Elberfelder), bzw. Judengenossen (Luther 1984), Glaubensgenossen (Menge), genannt.
Dazu hier die Erklärung aus dem Lexikonteil der "Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel - Das Neue Testament revidierte Fassung", 1994 R. Brockhaus Verlag Wuppertal:
"proselytos
Ausländer, Fremder, jmd., der von seinem Volk zu einem anderen kommt; von proseleutho, kommen zu.
So ist es in der LXX verwendet (2Mo 22,20 ; 2Mo 23,9
). Es wird in der LXX auch dazu gebraucht, um einen Fremden oder Ausländer zu bezeichnen, der zu den Israeliten kam und auch ihre Religion annahm (2Mo 12,48-49
; 3Mo 17,8
; 4Mo 9,14
u. ö.).
Im NT bezeichnet es jmd., der vom Heidentum zum Judentum konvertierte oder sich bekehrte, und bedeutet Proselyt, Konvertit (Mt 23,15
; Apg 2,11
; Apg 6,5
; Apg 13,43
). Dazu muß ein Heide das Gesetz anerkennen, die Proselytentaufe an sich vollziehen lassen und - sofern er männlich ist - sich beschneiden lassen. Dann ist er kein Heide mehr, sondern gehört zum Volk Israel.
Die Worte Jesu in Mt 23,15
beziehen sich auf den Eifer der Juden, selbst in Rom Heiden für das Judentum zu gewinnen. Dieser Eifer war so auffällig zur Zeit Jesu, daß er unter den Römern sprichwörtlich wurde.
Daher kamen auch Einwohner von Rom zum Pfingstfest nach Jerusalem, die entweder Juden oder Proselyten waren (Apg 2,10
). Im syrischen Antiochien gab es ebenfalls eine Anzahl Proselyten (Apg 6,5
; Apg 11,20
).
Eine Vorstufe zum Proselyten ist der Gottesfürchtige (sebomenos, Partizip von 4410, vgl. dort). Ein Gottesfürchtiger übernimmt den Glauben an den einen Gott Abrahams, läßt sich aber nicht beschneiden bzw. in das Volk Israel aufnehmen.
Eine gewisse Schwierigkeit bietet Apg 13,43
, wo von anbetenden oder gottesfürchtigen Proselyten die Rede ist. Möglicherweise meint Lukas mit diesem Ausdruck beide Gruppen, die Gottesfürchtigen und die Proselyten."
Schriftgelehrte und Pharisäer haben das Gericht der Hölle zu erwarten (Mat 23,33 ) wegen
ihrer Heuchelei und der in diesem Abschnitt genannten Sünden. Die Proselyten nehmen
sie als ihre Lehrer zum Vorbild und eifern ihnen nach. Vielleicht versuchten viele
von ihnen ihre fehlende jüdische Abstammung durch besonderen Eifer in ihrer religiösen
Praxis auszugleichen.
So wurden sie zu Söhnen der Hölle, genau wie ihre Lehrer, und schlimmer. Die Formulierung
"Sohn des ...", "Sohn der ...", die sich nicht auf einen Menschen bezieht, bezeichnet
eine Zuordnung oder enge Verbindung mit dieser Sache, bei negativen Dingen eine
Verfallenheit (Hes 44,9
/ Apg 4,36
/ Joh 17,12
/ Apg 13,10
/ 2Th 2,3
)
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 23,13-36 Weherufe gegen Schriftgelehrte und Pharisäer
Mit einem Schwur verpflichtete sich der Schwörende ein Versprechen
einzuhalten (z.B. 1Mo 24,3 / 1Mo 25,33
/ 1Mo 50,5
/ 1Sa 24,22
).
Als weitere Bekräftigung sollte beim Namen des HERRN geschworen werden (5Mo 6,13
/ 5Mo 10,20
).
Damit wird Gott explizit zum Zeugen der Versprechung, was die Hemmschwelle erhöht,
das Versprechen zu brechen.
Die Gültigkeitsregeln von Schwurformeln, die Schriftgelehrte aufgestellt hatten,
waren offenbar ein Mittel zum legalen Betrug (vgl. Jes 8,7-9 ). Gegenüber jemandem, der die Regeln
nicht kannte, konnte man ein Versprechen brechen, ohne sich schuldig zu fühlen.
Dabei wurden auch noch heilige Gegenstände für diese Betrugsmasche missbraucht.
Falsch zu schwören war aber schon immer Sünde, unabhängig von der verwendeten
Formel (3Mo 5,4-6 / 3Mo 19,12
/ 4Mo 30,3
/ Jer 7,9
/ Mal 3,5
).
Um der Inflation von Schwurformeln, die Betrug rechtfertigten,
entgegenzuwirken, verbietet Jesus seinen Jüngern das Schwören (Mat 5,33-37 ),
was auch Jakobus bekräftigt (Jak 5,12
).
Das Versprechen eines Jüngers Jesu soll zuverlässig sein, auch ohne Schwur.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 23,13-36 Weherufe gegen Schriftgelehrte und Pharisäer
Der zehnte Teil der Ernte und der geborenen Nutztiere gehörte Gott (3Mo 27,30-33 / 5Mo 14,22-29
/ 4Mo 18,21-24
).
Dieses Gebot nahmen die Schriftgelehrten so genau, dass sie sogar die geringen Mengen
von Gewürzkräutern mit einbezogen. Wichtigere Gebote aber missachteten sie.
Als Beispiele zählt Jesus folgende Punkte auf:
• | Recht: Entgegen dem Gesetz beuteten sie die Armen aus, wie oben unter Mat 23,14 ![]() ![]() |
• | Barmherzigkeit: Hier zeigten sich ihre falschen Prioritäten besonders bei der Interpretation
des Sabbatgebots (Mat 12,1-12 ![]() ![]() ![]() |
• | Glauben, bzw. Treue (je nach Übersetzung, das gr. Wort pistis kann beides bedeuten):
Sie taten sich hervor durch Unglaube gegenüber Johannes dem Täufer (Mat 21,23-25 ![]() ![]() ![]() ![]() |
Mit den Metaphern von Mücke und Kamel verdeutlicht Jesus wie krass ihre falschen
Prioritäten waren: Kleine Sünden vermeiden sie, aber große begehen sie.
Das Kamel war ein unreines Tier und durfte deshalb nicht gegessen werden (3Mo 11,4 ).
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 23,13-36 Weherufe gegen Schriftgelehrte und Pharisäer
Nach dieser Liste von Beispielen falscher Verhaltensweisen der Schriftgelehrten und Pharisäer fasst Jesus mit zwei Bildern ihren schlechten geistlichen Zustand zusammen:
• | Becher und Schüsseln: Äußerlich gereinigt, aber innen voll Raub/Plünderung/Raffsucht (gr. harpagä)
und Unenthaltsamkeit/Ummäßigkeit/Maßlosigkeit/Gier (gr. akrasia), je nach Übersetzung.
Nach außen versuchen sie sich gottesfürchtig und heilig zu präsentieren, im Herzen aber
sind sie geprägt von Habgier, die auch nicht davor zurückschreckt, sich Dinge
gewaltsam anzueignen, wie wir oben bei Mat 23,14 ![]() ![]() |
• | Gräber: Äußerlich schön weiß, aber innen tot. Die Berührung von Leichen und Gräbern machte
kultisch unrein, schloss vom Heiligtum aus und erforderte eine besondere Prozedur,
um wieder rein zu werden (4Mo 19,11-20 ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
In Mat 23,28 fasst Jesus nochmals im Klartext zusammen, was er mit diesen beiden
Bildern ausdrücken will. Die Pharisäer achteten nur auf das Äußere, aber für Gott
zählt das Innere, das "Herz" (1Sa 16,7
/ Luk 16,15
/ 1Th 2,4
).
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 23,13-36 Weherufe gegen Schriftgelehrte und Pharisäer
Dieses Thema hatte Jesus schon vorher im Gleichnis von den bösen
Weinbergpächtern angespochen (Mat 21,33-46 ).
Die Schriftgelehrten und Pharisäer brüsten sich, besser zu sein,
als ihre Vorfahren, indem sie nicht wie diese die Boten Gottes verfolgen.
Aber das Gegenteil trifft zu. Sie verfolgen sogar den Sohn Gottes.
Daher sind sie nicht nur biologische Nachkommen ("Söhne") der Verfolger, sondern
auch in ihrer falschen Gesinnung mit ihnen verwandt.
Das Fehlverhalten, das Jesus hier kritisiert, ist also eine moralische Überheblichkeit
und gleichzeitiges falsches Selbstbild (vgl. Mat 7,3-5 ).
Sie laden dadurch besondere Schuld auf sich, dass sie das Verhalten ihrer Vorfahren als falsch anerkennen, aber es selbst noch schlimmer machen. Während man den Vorfahren vielleicht noch mildernde Umstände zugestehen könnte, weil sie es nicht besser wussten, fällt diese Entlastung für ihre Nachfahren weg. Sie sündigen wider besseres Wissen, trotz des schlechten Beispiels ihrer Vorfahren. Deshalb machen sie deren Schuldenmaß voll. Ihre Väter waren vielleicht "nur" zu etwa 95% schuldig, sie jedoch sind es zu 100%.
Indem Jesus sie mit Schlangen vergleicht (vgl. Mat 3,7 ) macht er deutlich, dass
sie mit dem Teufel verbunden sind (Joh 4,44
/ Off 12,9
). Deshalb können sie, genau wie der Teufel,
dem Urteil der Hölle nicht entkommen (Mat 25,41
/ Mat 18,9
/ Off 20,10-15
/ Off 21,8
).
Die Ankündigung, dass die führenden Theologen die Boten Jesu
verfolgen werden (vgl. auch Mat 10,17 ), hat sich schon bald erfüllt, wie die
Apostelgeschichte erzählt. Saulus war zunächst einer von denen,
die Christen von Stadt zu Stadt verfolgt haben (Apg 8,1-3
/ Apg 9,1-2
/ Apg 22,4-5+19
/ Apg 26,10–12).
Nach seiner Bekehrung wurde er selbst verfolgt, gegeißelt und gesteinigt (Apg 9,13-16
/ 2Ko 11,23-25
).
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 23,13-36 Weherufe gegen Schriftgelehrte und Pharisäer
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 23,13-36 Weherufe gegen Schriftgelehrte und Pharisäer » Mat 23,35-36 Ankündigung des Gerichts
Die Formulierung, dass Blut über jemanden kommt oder gebracht wird, bedeutet,
dass er für den Tod von jemandem verantwortlich ist und zur Rechenschaft gezogen
wird (vgl. 2Sa 1,14-16 / Mat 27,22-25
/ Apg 5,26-28
/ Apg 18,5-6
).
Der Betreffende hat die Todesstrafe verdient oder entsprechende Bestrafung durch
Gott zu erwarten.
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern » Mat 23,13-36 Weherufe gegen Schriftgelehrte und Pharisäer » Mat 23,35-36 Ankündigung des Gerichts
Entscheidend ist hier wohl der Begriff des Geschlechts (gr. genea) in Vers 36.
Das Wort bezeichnet von einem Ahnherrn Abstammende, eine Sippe, Rasse, Generation, Zeitgenossen, Zeitalter.
Die Bedeutung des Wortes ist also sehr vom Zusammenhang abhängig. Vielleicht kann man sie
allgemein zusammenfassen als eine Gruppe von Menschen, die eine Gemeinsamkeit verbindet, um die
es im Zusammenhang geht.
Hier bezieht es sich auf die Gruppe von Menschen, die von Jesus kritisierte Gesinnungen
haben: Heuchelei, Überheblichkeit, Egoismus, Habgier, Verachtung, Missachtung des Willens Gottes.
Diese Gesinnungen sind die Ursache fast aller Morde an unschuldigen Menschen ("gerechtes Blut").
Deshalb ist die Gruppe der so gesinnten Menschen für den Tod aller durch sie ums Leben gekommenen
verantwortlich. Deshalb haben sie das Gericht der Hölle zu erwarten (Mat 23,33 ).
Jesus nennt stellvertretend für viele nur zwei Beispiele von Ermordeten, die im Alten Testament festgehalten sind:
1. | Abel (1Mo 4,3-8 ![]() ![]() |
2. | Secharja oder Sacharja: Wer hier gemeint ist, ist nicht eindeutig. Die Beschreibung seiner
Ermordung passt zu Secharja, dem Sohn Jojadas (2Ch 24,18-21 ![]() ![]() ![]() ![]() |
» Matthäus » Mat 20,29 - 23,39 Taten Jesu um und in Jerusalem » Mat 21,23-23,39 Auseinandersetzung mit Kritikern
Die Metapher von der Henne und den Küken bringt die Beziehung zu Israel zum Ausdruck,
die Gott sich wünscht: Er möchte seinem Volk Geborgenheit geben, das ihm vertraut.
Aber die Ermordung der Boten Gottes bringt zum Ausdruck, dass das Volk dieses Vertrauen
vermissen lässt und sich von Gott fern hält. Dieses Beziehungsproblem - Ablehnung trotz
von Gott entgegengebrachter Liebe - wird auch an anderen Stellen
beklagt (Jes 63,7-10 / Jes 65,1-2
/ Hos 11,1-7
/ Luk 13,34-35
/ Luk 19,41-44
/ Joh 1,9-11
/ Joh 5,37-40
).
An seine Klage fügt Jesus zwei Gerichtsprophezeiungen an:
1. | Euer Haus wird euch öde/verwüstet gelassen werden: Verwüstung war stets ein Zeichen
von Krieg, Eroberung und Zerstörung (1Kg 9,6-9 ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
2. | Ihr werdet mich von jetzt an nicht mehr sehen, bis ...: "Jetzt" fasst die letzten
Tage Jesu bis zu seiner Kreuzigung zusammen. Seine Auferstehung und seine Erscheinungen
danach haben nur noch die Gläubigen erlebt, nicht die hier angesprochenen Pharisäer
und Schriftgelehrten (Apg 10,38-41 ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Kommentar zum Matthäus-Evangelium | Roland Hofmann |